Samstag, August 04, 2007

Eine weitere Nacht

B"H

Viele Leute aus aller Welt, vor allem aus den Staaten, lesen meinen engl. Blog, wenn ich ueber die Teilnahme an chassidischen Tischen berichte. Vor allem, weil viele amerik. Juden selbst Erfahrungen mit Tischen in New York haben und sich einfach einmal ueber die israelische Seite und die hiesigen Gruppen informieren wollen.

Meiner Freundin und mir macht die Teilnahme an solchen Tischen unglaublichen Spass und wir koennen schon gar nicht anders. Jeden Freitag Abend machen wir uns immer wieder aufs Neue auf und werden jedesmal fuendig.

Fuer diejenigen, die es noch nicht wissen: Ein chassidischer Tisch wird von dem Rebben der jeweiligen Gruppe abgehalten. Meistens Freitag abends nach dem Shabbatessen. Der Rebbe versammelt seine Chassidim um sich, sie essen, singen und tanzen. Jeder Tisch und jede Gruppe sind anders. Die Leute und die Gaeste sind anders und seitdem wir daran teilnehmen, haben wir unendlich viele, meistens positive, Erfahrungen gemacht, die wir nicht mehr missen moechten.

Man fragte mich in auf meinem engl. Blog, ob ich mir ein chassidisches Leben vorstellen koenne. Soweit ja und je mehr wir teilnehmen und Leute kennen lernen, denke ich darueber nach. Vielleicht nicht zum jetzigen Zeitpunkt, da ich noch lange nicht meine endgueltige Entscheidung gefaellt habe, doch in Zukunft koennte es eine Perspektive sein.

Auch gestern war es wieder soweit. Freitag Abend, fast Mitternacht, nach dem Shabbat - Essen bei Rabbi Mordechai Machlis.
Wir hatten die ganz ganz grosse Hoffnung, dass unsere beiden Favoriten, die Toldot Aharon und Toldot Avraham Yitzchak wieder einen Tisch abhalten. Ehrlich gesagt fiebern wir dem auf unbeschreibliche Art und Weise entgegen. Nicht nur aus dem Grund, dass ich ueber beide Gruppen schreibe.

Schon von Weitem hatte ich kein gutes Gefuehl, denn in der Toldot Aharon - Gegend waren nicht viele Leute unterwegs. Vor dem Fraueneingang trafen wor auf ein litvish - haredisches Ehepaar, wovon der Ehemann loszog, um zu fragen, ob ein Tisch stattfindet.
Ich muss dazu erklaeren, dass es bei Chassidim so ist, dass fast grundsaetzlich Maenner nur mit Maennern sprechen und Frauen nur mit Frauen. Immer wieder, wenn wir irgendwo neu sind, muessen wir von daher Frauen finden, die wir fragen koennen. Allerdings gibt es auch viele Ausnahmen und wer Glueck hat oder die Chassidim naeher kennt, der findet auch gespraechige Maenner.

Toldot Aharon sowie Avraham Yitzchak waren immer noch nicht aktuell und so entschieden wir uns, zur weiter entfernten Chassidut Dushinsky zu gehen. Dushinsky ist eine kleinere Gruppe, die sehr aktiv in der anti - zionistischen Dachorganisation Edah HaCharedit ist.
Als wir bei Dushinsky ankamen, bot sich uns das immer wieder aufkommende Problem bei neuen Tischen. Wo ist der Fraueneingang ?
Bei Chassidim benutzen Frauen und Maenner aus Anstandsgruenden nie denselben Eingang. Der Fraueneingang befindet sich meistens einige Meter weiter weg oder auf der Rueckseite des Gebaeudes.

Wir standen vor Dushinsky und keine Frau zum fragen war in Sicht. Ploetzlich kam eine litvish - amerik. Family auf uns zu und fragte, ob sie uns helfen koennen.
Sie fragten fuer uns zwei Chassidim von Dushinksy und die beschrieben und den Eingang. Der allerdings stellte sich an diesem Shabbat fuer die Frauen als geschlossen heraus und so entschlossen wir uns, wieder zur Chassidut Kretchnif zu gehen.

Kretchnif war unten auf der Maennerseite fast vollkommen ueberfuellt. Sogar 15 oder mehr Chassidim von Toldot Aharon befanden sich dort und oben auf der Frauenempore waren auch einige Damen der Gruppe anwesend.
Bei den Frauen von Kretchnif ist es anscheinend so, dass fast immer eine kleine eingeschworene Clique dort ist und jeder Neuankoemmling wird etwas misstrauisch beaeugt. Wir auch, aber das Eis war nach zwei Minuten gebrochen.

Fast zwei Stunden verbrachten wir bei Kretchnif und waren sauer, keine Maenner zu sein. Die naemlich labten sich unten an einem grossen Fruechteteller und kuehles Bier wurde aufgefahren. Was haetten wir fuer einen Schluck davon gegeben.
In der Zwischenzeit gingen zwei Toldot Aharon Frauen auf den Ausgang zu und ich stuermte hinterher. Endlich wollte ich einmal Gewissheit haben, wann deren Rebbe wieder einen Tisch gibt.
Eine der Frauen schaute mich dermassen erstaunt an, dass ich sie als Toldot Aharon erkannte, dass sie fast in Ohnmacht viel. Besonders jene Gruppen sind oft der Ansicht, dass Aussenstehende absolut nichts ueber sie wissen.
Erstaunt gab sie zurueck, dass es schon noch einige Wochen dauert und wir Geduld haben muessten. Schwerer gesagt als getan.
Anscheinend dauert es noch bis Ende August, ehe dort wieder der erste Tisch anlaeuft.

Kurz darauf machten wir uns auch auf den Heimweg. Im Treppenhaus von Kretchnif trafen wir auf einen jungen litvishen Amerikaner. Oh Schreck, ein Mann im Frauentrakt. Naja, mit uns kann man es ja machen und jede Scham war von uns genommen, denn wir sahen, dass nicht nur wir immer in die falschen Eingaenge laufen.
Der Litvishe stotterte, dass er die Frauenempore fuer seine Schwester suche, und so fuehrten wir die Schwester und deren Freudin zu den Frauen.

Es war eine herrliche Nacht bei sommerlich warmem Wetter. Leute suchten Tische und gingen von Gebaeude zu Gebaeude. Bei den Shomrei Emunim wurde einfach die Tuer aufgerissen. "Ist hier ein Tisch", riefen ein paar Maenner hinein. "Nein", droehnte die Antwort heraus und sogleich wurde die Tuer wieder zugeknallt.
Wir lieben diese Tisch - Atmosphaere und beschlossen, soviele Leute wie moeglich kennen zulernen, um mitgezogen zu werden.

Bis zum naechsten Shabbat dann.....

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