Mittwoch, August 15, 2007

What does it mean to be Jewish ?

B"H

What does it mean to me to be Jewish ? - Diesen Satz las ich vor kurzem in einer juedisch - orthodoxen Zeitung. Der Autor des Artikels war ein religioeser Jude und bezog seine Ansichten nur auf die Religion. Aber ist das Judesein nur gleichzusetzen mit der Religion ?

Als ich die Ueberschrift las, fiel mir die beruehmte Diskussion zwischen Golda Meir und Henry Kissinger ein. Kissinger, der zu seiner Zeit als US - Aussenminister nicht unbedingt als Freund Israels galt, antwortete Golda Meir Folgendes als sie ihn bat, Israel zu helfen: "Als allererstes bin ich Amerikaner, dann Jude und dann Israeli". Worauf Golda anmerkte, dass wir in Israel von rechts nach links lesen. Eine brilliante Antwort, wie ich finde.

Und was sagt uns ein Brainstorming ? Ausser selbstverstaendlich der Thora heisst Judesein auch weitere Verpflichtung zu haben. Vor allem anderen Juden zu helfen, wenn sie in Not sind. Aber nicht nur Juden, sondern auch Nichtjuden.

Oft werden die Begriffe Jude und Israeli verwechselt oder gleichgesetzt. Beide Begriffe oder besser Zugehoerigkeiten / Identifikationen haben vollkommen unterschiedliche Bedeutungen. Israeli kann auch jemand sein, der kein Jude ist. Dagegen gibt uns unsere juedische Identitaet eine viel engere Bindung an das eigene Volk. Eine Tatsache, die uns leider manchmal viel zu selten bewusst wird. Und zwar immer dann, wenn etwas passiert. Sobald ein Terrorattentat geschieht oder ein Krieg in unserem Land ausbricht, beginnt das Rotieren. Ein immenses Mitgefuehl und eine ungekannte Hilfsbereitschaft kommen sofort ins Rollen.
Doch Moment, passiert das nicht auch unter anderen Voelkern ? Ich bin in meinem bisherigen Leben in einigen Laendern gewesen, doch solch ein "Yiddishe Mamme - Verhalten" ist mir nie zuvor begegnet.

Jude zu sein bedeutet auch einen gewissen Stolz zu haben, welchen Rabbi Soloveitchik immer so gerne hervorhebt. Einmal fuhr ich mit meiner Ulpanklasse aus dem Kibbutz auf einen Trip nach Jerusalem und der Reiseleiter erwaehnte ueberfluessigerweise, dass wir uns jetzt in Ein Kerem befinden, dem ehemaligen Wohnort Johannes des Taeufers. Einer meiner Klassenkameraden, ein Suedafrikaner, stand auf und fragte laut, was das hier eigentlich solle. Er sei in Israel und fuehle seinen juedischen Stolz. Wozu das Gelaber ueber andere Religionen, was uns hier nicht interessiert.
Keiner sagte etwas, doch insgeheim stimmte ich ihm zu.

Zugegeben, unser Stolz scheint immer nur ausgerechnet in Israel aus uns herauszustroemen. Obwohl die Mehrheit der Juden der hebraeischen Sprache nicht maechtig sind, steigen sie doch mit einem gewissen stolzen Gefuehl aus dem Flugzeug. Hier gehoere ich her und dies ist mein Land. Auch wenn ich hier gerade nicht unbedingt wohne. Dennoch gehoeren wir in dieses Land. Ueberall sind wir bereit den Antisemitismus als etwas Alltaegliches zu akzeptieren, doch in Israel ist alles anders. Hier darf ich Jude sein und muss mich nicht rechtfertigen. Alle sind so wie ich. Auslaendische Juden fuehlen sich in Israel oft juedischer als die Israelis.

Juedisch sein heisst also auch einen eigenen Nationalstolz zu haben. Und was haben wir ausserdem ? Ganz wichtig und nicht zu vergessen, den juedischen Humor natuerlich. Fuer Aussenstehende oft unverstaendlich, bersten wir dagegen vor lachen aus. Wir haben unsere eigene Mentalitaet und unseren manchmal bitterboesen Sarkasmus. Wer neu ins Judentum kommt, sprich konvertiert, der muss sich erst einmal an alle diese Eigenarten gewoehnen und kann das meiner Meinung nach nur in einer wirklichen juedischen Umgebung tun. Was nicht immer heisst, dass ein jeder sofort ueber Woody Allen lachen muss.

Kurz gesagt, wir sind ein eigenes Volk, trotz vieler Staatsbuergerschaften. Unsere Eigenheiten haben wir uns immer bewahrt und sind stolz darauf. Humor, Poesie, Lieder, Sprachen (Hebrae. + Yiddish), etc. all das gehoert dazu. Und Hollywood darf natuerlich auch nicht fehlen. Ehrlich, wer ertappt sich nicht dabei, bei Kinofilmen nach den Namen juedischer Schauspieler zu suchen. Ah, sagen wir dann, ein Jude spielt auch mit. Und glauben wir nicht sogar, etwas Juedisches an ihm gesehen zu haben. "Oh, that's so Jewish".

Selbst der Schauspieler Jeff Goldblum in "Independece Day" was so Jewish und eine Bemerkung darueber durfte im Film nicht fehlen. Uebrigens wurde der Satz in arabischen Laendern aus dem Film herausgeschnitten.

Jemand sagte: "Oh, I am not Jewish".

Die juedische Antwort darauf lautete: "Nobody is perfect".


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So, let us be proud of our perfection.:-)

4 Kommentare:

  1. Anonym4:07 PM

    Hallo Miriam,

    ich wollte Dich/Deine Leser auf den Wiki-Eintrag "Wissenschaft des Judentums" aufmerksam machen.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft_des_Judentums

    Gruesse aus Portugal
    Ralf (dein treuer dankbarer Leser)

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  2. B"H

    Hi Ralf,
    danke fuer den Link, denn de Wikipidia - Artikel war mir noch unbekannt.

    Allgemein halte ich es mit Rabbi Samson Raphael Hirsch. Erklaerungen von rabbin. Literatur, Talmud, etc. koennen nur aus dem GELEBTEN Judentum kommen. Wenn ich es nicht lebe und ueber keine richtige Ausbildung verfuege, wie ich etwas lernen soll, dann werde ich nie die Tragweite der Schriften begreifen. Und ich glaube kaum, dass Heinrich Heine etwas begriff.:-)

    Zu Gershom Sholem: Ich kenne seine Mitarbeiterin Etti Liebes aus der hiesigen Nationalbibliothek. Sholem war kein rabbinischer Gelehrter, sondern Philosoph und Historiker, was seine Veroeffentlichungen zeigen. Ich meine, dass sie nicht von einem Religioesen verfasst wurden.

    Dass, was ich ihm zugute halte sind seine Zeitzuordnungen kabbalistischer Schriften. Allgemein herrschte ein Wirrwarr in den Schriften bis Sholem kam und fast alle zuordnete und identifizierte.
    Weiterhin stimme ich mit Sholem ueberein, dass nicht der gesamte Zohar von Rabbi Shimon Bar Yochai verfasst wurde, was mich jetzt in jued. - orthod. Kreisen zum Apikores (Skeptiker) abstempelt. :-)

    Ich selbst finde es immer wieder schrecklich, wenn Nichtreligioese, Uniprofessoren, usw. versuchen, irgendwelche menschliche Logik in alles hineinzu interpretieren. Da werden oft haarstraeubenden Behauptungen aufgestellt, ohne dass sich jemand einige Jahre mit dem Material beschaeftigte.
    Ich sehe das immer wieder bei mir, wie lange die Recherche dauert und mit wievielen Rabbis ich manchmal sprechen muss.

    Viele Gruesse nach Portugal.:-)

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  3. Anonym10:16 AM

    Hi Miriam:

    Wie geht es Dir? Alles ok? Hier war
    gestern super Wetter mit Sonne und
    Hitze. Und gleichzeitig war auch
    arebeitsfrei :-). Seltsam dass es
    sowas auch mal gleichzeitig gibt ;-)

    Etwas wollte ich Deinem Artikel noch
    hinzufügen, nämlich dass Du auf der
    ganzen Welt kein einziges Volk finden
    wirst, dass sich einer seits nach
    außen so gut anpassen kann aber
    gleichzeitig nach innen mit soviel
    Kraft seine Essenz bewahrt.

    So etwas findest Du nicht zweimal.

    Jacobo

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  4. B"H

    Hi Jakob,

    ich brauche Dir ja nicht zu sagen, dass wie hier auch Sonne haben.:-)
    Sonst geht es sehr gut, ich kann nicht klagen.

    Das mit dem Intergrieren ist richtig. Wir passen uns immer jedem Land an, machen aber unser eigenes Ding.:-)

    Hoffe, Ihr habt heute auch noch Sonne !!!

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