Donnerstag, August 23, 2007

Parashat Ki Teitze

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Die dieswoechige Parasha besteht aus einer unendlich langen Liste von Halachot (Gesetzen). Gleich die erste Halacha langweilte mich jahrelang. Immer wenn ich zu einem Thora - Shiur ging und der Rabbiner ueber die Parashat Ki Teitze sprach, wusste ich, was garantiert zur Sprache kommen wird. Auch ich will das Thema hier zur Sprache bringen, allerdings etwas anders erklaert und ich hoffe, dass keiner sich langweilen wird.

Laut Thora muessen juedische Maenner, wenn sie in den Krieg ziehen, sich in eine weibliche Kriegsgefangene verlieben und sie heiraten wollen, diese mit heimnehmen. Zuhause angekommen muss sie sich ein altes Kleid anziehen, ihr Kopfhaar wird geschoren und ihre Fingernaegel sollen wachsen. Auch soll sie um ihre im Krieg umgekommenen Eltern trauern. Gesetz des Falles das diese nicht umkamen und noch leben, soll sie wegen der Trennung von ihren Eltern trauern. Der Thorakommentator Ibn Ezra erklaert hierzu, dass uns dies aufzeigt, dass wir immer unsere Eltern ehren sollen. Im Leben sowie im Tod. Die Thora spricht von EHREN und nicht von LIEBEN. Rabbi Meir Weiner aus Jerusalem sagte einmal bei einem Thora - Shiur, dass wir unsere Eltern nicht lieben muessen, sollten sie ihre Kinder misshandeln. Dennoch sollen wir sie zumindest ehren.

Warum kann ein juedischer Soldat nicht einfach die Kriegsgefangene mit heimnehmen und sie sofort heiraten ? Wieso gibt uns die Thora so komplizierte Gesetze und laesst den Soldaten einen Monat lang auf seine Angebetete warten ?
Der juedische Soldat verliebte sich in eine Kriegsgefangene, die er auch gegen ihren Willen mit heimnehmen konnte und sie dort der in der Thora vorgeschriebenen Prozedur aussetzt. Sie soll sich absichtlich haesslich machen, denn nach einem Monat koennte der Soldat sein Interesse an ihr verlieren. Wenn er sie zum ersten Mal sieht, mag sie Miss World sein, aber mit geschorenem Kopf und langen Fingernaegeln, wer weiss….Die Thora faehrt fort, dass, sollte er kein Interesse mehr zeigen, er sie wegschicken kann.

Rashi sowie der Ramban verstehen den Thoratext so, dass der Soldat die Frau auch gegen ihren Willen mitnehmen kann. Vor Beginn der in der Thora beschriebenen Prozedur darf er einmal sexuelle Beziehungen mit ihr haben, danach aber nicht mehr (siehe Talmud Traktat Kiddushin 22a). Erst wieder nach der Hochzeit, wenn diese stattfinden sollte.

Soweit die allgemeinen Erklaerungen aus der Thora und auch aus meinem Shiurim. Aber wie wir wissen, will uns die Thora noch ganz andere tiefere verborgene Dinge lehren und nach denen muessen wir suchen. Der Thorakommentator Kli Yakar gibt uns seine Idee eines tieferen Insights.
Den Auszug in den Krieg betrachtet er als unseren alltaeglichen individuellen Krieg mit uns selbst. Taeglich kaempfen wird aufs Neue mit der schlechten Seite (Charaktereigenschaft) in uns. Unsere Yetzer HaRah (schlechte Seite) versucht uns Dinge einzureden, die wir im Grunde genommen nicht bereit sind zu tun. Ploetzlich kommen uns Gedanken in den Kopf wie, es sei ja nicht so schlimm und wir machen es auch nie wieder. Unsere Yetzer versucht uns auf alle moeglichen Arten zu ueberreden, etwas Negatives zu tun.

Genau das sieht der Kli Yakar als den Krieg, indem wir gegen einen inneren und einen aeusseren Feind ankaempfen. Der innere Feind sind wir selbst und der aeussere sind die materiellen Einfluesse auf uns.
Der Soldat sieht eine schoene Frau und ist voll von ihr besessen. Die will er heiraten und keine andere. Mit dem Verhalten folgt er seiner Yetzer HaRah und verliert jedes logische Denken. Da wir jedoch in G - ttes Ebenbild erschaffen worden sind, heisst, wir besitzen wie Er eine Moral und einen Verstand, koennen wir uns nicht einfach so von unseren Gefuehlen verleiten lassen. Deswegen gab G - tt das Thoragesetz, dass die Kriegsgefangene sich haesslich zu machen hat. Wird der Soldat jetzt auch noch seiner Yetzer folgen ? Sobald sie erst einmal haesslich und vernachlaessigt ausschaut, mag er ganz anders denken und zur Besinnung kommen. Der Kommentator Ibn Ezra schreibt, dass dann erst der richtige Tikun (Reparatur der Seele) des Soldaten einsetzt. Auf Hebraeisch nennen wir es Cheshbon Nefesh, naemlich darueber nachzudenken, was wir eigentlich getan und verursacht haben. In anderen Worten ausgedrueckt, Bilanz zu ziehen.

Sollte der Soldat trotz allem immer noch Interesse an der Frau haben, so darf er sie heiraten und sie muss zum Judentum konvertieren und all ihre anderen vorherigen Goetter und jeglichen Goetzendienst ablegen. Will der Soldat sie aber absolut nicht mehr, kann er sie wegschicken.

Der Thorakommentator Ohr HaChaim kommentiert, dass ein aufrichtiger Konvertit zum Judentum das Schlechte in seiner Seele ablegen muss um das Gute zum Vorschein zu bringen. Der Alter Rebbi (Rabbi Shneur Zalman von Liadi, Gruender der chassidischen Gruppe Chabad) schreibt in seinem Buch TANYA ausfuehrlich ueber das Thema der Kelipot(Seelenschalen). Unsere Seele ist unterteilt in gute und schlechte Teile und dazwischen befindet sich die Klipa Nogah, welche Gut von Boese trennt, aber dennoch beides enthaelt. Ein Konvertit muss sich auf das Gute in seiner Seele besinnen und das Negative ablegen. Heisst im Klartext, dass er seinen vorherigen Goetzendienst nicht mehr ausfuehren darf und sich bereit erklaert, dem EINEN G - tt und Seinen Thoragesetzen zu folgen.

Allgemein gefasst besteht unsere taeglich Aufgabe darin, den Kampf gegen unsere negativen Charaktereigenschaften zu gewinnen und die Mitzwot (Gesetze) einzuhalten.

Ein weiteres interessantes Gesetz ist, dass wir beauftragt werden, ein Gelaender um jedes Dach zu bauen. In Israel sehen wir es sehr haeufig, dass es kleine Gelaender um die Hausdaecher gibt, damit niemand hinunterfaellt.
Aber auch zu diesem Gesetz gibt es natuerlich wieder tiefere Gruende, die uns, unter anderem, der Rambam erklaert. Nicht nur, dass sich Menschen auf einem Dach in Gefahr geben und durch das Gelaender vor dem Fall beschuetzt werden wollen. Nein, der Rambam betrachtet das Thoragesetz als eine Art Vorbeugung gegenueber allen Gefahrensituationen. Es ist uns absolut verboten, uns selbst ueberfluessiger Gefahr auszusetzen. Autoraser, Bungie - Jumping und all das in der Art. Die Thora verbietet uns, unser Leben achtlos aufs Spiel zu setzen, denn wir bringen nicht nur uns, sondern auch andere in Gefahr.

Um nochmals auf die Kriegsgefangene und den Soldaten zurueckzukommen. Warum erwaehnt die Thora zuerst sie, und danach einen Ehemann mit zwei Frauen, einer ihm verhassten und einer, die er liebt. Sollte die von ihm verhasste Frau den aeltesten Sohn gebaeren, so ist er verpflichtet, diesen als den Haupterben anzuerkennen.
Gleich nach der Episode folgt ein aufruehrerischer Sohn, der seinen Eltern und der Stadt Schande macht. Die Eltern koennen ihn dann vor ein rabbinisches Gericht bringen, welches ein Todesurteil faellen kann. Bestes Beispiel hierfuer sind Goetzendienst oder wenn der Sohn alle, incl. G - tt, verflucht.
Warum sind diese drei Episoden nacheinander aufgefuehrt ? Rashi sieht es als eine Kettenreaktion. Zuerst bringt der Mann eine Nichtjuedin aus dem Krieg mit heim und danach ergibt sich der Rest. Bestes Beispiel sind Koenig David und dessen Sohn Avshalom. Avshalom hatte eine nichtjuedische Mutter, welche ihn ganz in ihrem Sinne erzog und der Sohn spaeter gegen seinen Vater rebellierte.

Und die Lehren, die wir ganz persoenlich aus diesen Punkten in der Parasha ziehen koennen sind, uns nicht immer von unseren Gedanken verleiten zu lassen. Und seien sie auch noch so ueberzeugend. Jeder von uns hat die Kraft, sich dagegen aufzulehnen und dem Verstand zu folgen und nicht nur den Gefuehlen. Das ist es, was uns in G - ttes Ebenbild erscheinen laesst und uns vom Tier unterscheidet.

Auch sollten wir gerade jetzt im Monat Elul vor Rosh HaShana die beruehmte Cheshbon Nefesh ueben. Ueber unsere Vergehen nachdenken und wie wir es beim naechsten Mal besser machen koennen. Eine ernsthafte Reue und mit der gleichzeitigen Absicht alles besser machen zu wollen, sind eine Grundvoraussetzung fuer das anstehende Neujahrsfest (Rosh HaShana), an dem G - tt die ganze Welt richtet.

Shabbat Shalom

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen