Sonntag, Dezember 02, 2007

Der spirituelle Rebbe

B"H

Manchmal kommt es vor im Leben, dass jemand sich anstrengt, eine bestimmte Sache zu erreichen und irgendwie nie ans Ziel zu kommen scheint. Jegliche Versuche scheitern und dann steht man wieder mit leeren Händen da. Genauso erging es mir und meiner Freundin am Erev Shabbat (Freitag Abend).
Aber der Reihe nach.

Zuerst waren wir beim Abendessen bei Rabbi Mordechai Machlis, wo es äußerst hoch her ging, denn der älteste Sohn Mosche hatte sich am Abend zuvor verlobt. So war dann Rabbi Machlis besonders stolz auf den an der berühmten MIR - Yeshiva studierenden Sohnemann. Bald übrigens wird auch Mosche Machlis zum Rabbiner gekürt und wird hoffentlich genauso erfolgreich wie sein Vater. Bei MIR gilt Mosche als hochangesehen und Talmid Chacham (hervorragender Schüler). Seine Hochzeit wird innerhalb der kommenden zwei - drei Monate stattfinden und wir alle werden hintraben.

Nach dem Feierspektakel ging ich mit meiner Freudin zur 10 Min. entfernten Chassidut Dushinsky zum Tisch. Jedenfalls wurde mir berichtet, dass ein Tisch stattfindet, denn der Rebbe sei aus dem Ausland zurückgekehrt. Ich habe keine Ahnung, ob wirklich ein chassidischer Tisch stattfand, denn als wir ankamen, befanden sich die meisten Chassidim draussen auf der Straße.

Wir gingen hinauf zur Frauenempore und standen vor verschlossener Tür. Nicht zum ersten Mal, denn immer wenn wir bei Dushinksy auftauchen, geht alles grundsätzlich schief. Ohne uns groß aufzuregen, gingen wir weiter zur Chassidut Avraham Yitzchak (einer Abspaltung von Toldot Aharon).

Dort war schon High Life, denn Rebbe Shmuel Yaakov Kahn war in seiner höchsten spirituellen Stimmung und dirigierte seine Chassidim mit den Armen. Letztere aber wollten erst nicht so recht. Der Rebbe war gut drauf, seine Chassidim weniger, was sich aber später noch zum Positiven entwickelte.

Ganz rechts im Bild: Rebbe Shmuel Yaakov Kahn


Erst planten wir nur ein oder zwei Stunden zu bleiben um zur Chassidut Toldot Aharon weiterzuziehen. Allerdings fanden wir zwei tolle Sitzplätze auf dem oberen Rang und beschlossen bei Avraham Yitzchak zu bleiben. Immer mehr Frauen strömten herein und erzählten sich sämtliche Stories über ihre Kinder und wer gerade wieder wen heiratet. Frauenthemen halt.

Immer mehr wird uns bewußt, wie sich die Frauen bei den extremsten chassidischen Gruppen Toldot Aharon und Avraham Yitzchak soziologisch untereinander aufteilen. Wer gehört zu welchem Grüppchen, was allein schon die Kleidung zeigt. Manche Frauen ziehen sich absolut anständig an, heisst, ihr Nacken ist bedeckt, und andere wiederum gehen etwas "moderner". Obwohl alle nach wie vor die Regeln der Gruppe einhalten und nicht daran denken, zu rebellieren, gibt es hier und da schon einmal ein Anzeichen von mehr Offenheit. So kann es passieren, dass der Rock nicht mehr ganz so lang ist.

Bisher hatten wir noch nicht das Gefühl, dass die Gruppen derlei Leute ausstossen. Irgendwo findet jeder seine passende Clique und Nische innerhalb der eigenen Gruppe, was sehr gut ist und mehr Flexibilität zeigt.

Rebbe Kahn dagegen war in einem spirituellen Freudentaumel und schien am Ende des Tisches, bei seinem Tanz, in einer anderen Welt aufzugehen. So dachten wir erst, sein Kopf müsse jeden Moment auf den Tisch krachen, was aber nicht geschah. Nur tanzte er so wild, dass seine Chassidim ihn festhalten mussten und er auch noch neben seinen Stuhl fiel, weil der weiter weggeschoben worden war. Aber keine Sorge, dem Rebben ist nichts passiert und er erholte sich schnell, nur um wieder weiterzutanzen.

Bei seinem Fall konnten sich die Frauen auf der oberen Empore ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. Aber Rebbe Yaakov Shmuel Kahn weiss solche "Fälle" schon zu meistern.

Bis zum nächsten Male, welches wir wohl wieder bei Toldot Aharon verbringen werden. Die Chanukkah - Woche ist auch in Mea Shearim vollgespickt mit Ereignissen und die chassidischen Gruppen zünden die Chanukkah - Leuchter in ihren Synagogen. Ich werde darüber ausführlich berichten, denn wir wollen dabei sein. Vorausgesetzt die Türen sind offen und nicht abgesperrt wie bei Dushinsky.

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