Donnerstag, Dezember 20, 2007

Parashat Vayechi

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

In dieser Parasha sterben zwei unserer Vorväter und aus dem Grund möchte ich näher auf das Thema "Tod und dessen Bedeutung im Judentum" eingehen.

Es ist eine Mitzwa (Gebot) am Shabbat nicht zu trauern und ich will hier niemanden in Depressionen stürzen. Dennoch will ich zu diesem wichtigen Thema einige Erklärungen geben.

Seit Yaakovs Ankunft in Ägypten sind 17 Jahre vergangen. Diese 17 Jahre werden als die Blütezeit seines Lebens gesehen. Die 17 steht laut der hebräischen Zahlenbedeutung der Buchstaben (Gematria) für das Wort TOV (gut). In den 130 Jahre zuvor hatte Yaakov alles andere als ein erfülltes Leben gehabt; die Streitereien mit Esav, das Exil bei Lavan, seine Tochter Dinah wurde vergewaltigt, seine geliebte Frau Rachel starb und schließlich der angebliche Tod Yosefs.

In den Segen die Yaakov den 12 Stämmen Israels hinterliess, wird eine messianische Botschaft gesehen. Eigentlich wollte Yaakov seinen Söhnen noch mitteilen, wann genau die Diaspora in Ägypten beendet sein wird, aber urplötzlich verlor er dieses Wissen.
Yaakob starb im Alter von 146 Jahren und Yosef im Alter von 110 Jahren. Beide wurden vor ihrer Beerdigung einbalsamiert und beide bestanden darauf, in Eretz Israel beigesetzt zu werden. Sowohl Yaakov als auch sein Sohn Yosef sahen zu keinem Zeitpunkt Ägypten als ihre Heimat an, sondern nur als zeitweiligen Wohnsitz. Ihre Herzen waren immer in Israel (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Genauso sollten auch heute alle Diasporajuden denken. Der Wohnsitz im Ausland ist nur zeitweilig, doch die wahre Heimat ist Israel.

Yaakov bat Yosef ihn in Israel in der Höhle der Machpelah in Hebron zu bestatten. Warum bat er gerade Yosef darum und nicht seine anderen Soehne ? Yosef war der Mächtigste von allen und nur er allein würde von Pharao eine Erlaubnis erhalten (Zohar).
Sobald Yaakov verstarb, begann für das Volk Israel die wahre Diaspora. Plötzlich mussten Steuern gezahlt werden und die Privilegien begannen nach und nach zu verschwinden (Rokeach).

Yosef selbst wurde in Ägypten beerdigt, liess aber seine Nachfahren schwören, seine Leiche beim Auszug aus Ägypten mitzunehmen. Sein Wunsch wurde später von Moshe (Moses) erfüllt.
Den Ägyptern war nicht unbekannt, dass eines Tages die Israeliten ausziehen würden. Abergläubisch wie sie waren dachten sie, dass solange Yosefs Leiche bei ihnen im Land ist, Ägypten reich und erfolgreich sein wird. Aus diesem Grund beerdigten sie Yosef im Nil und nicht auf dem Land. Nach einigen Generationen würde sich eh keiner mehr an die genaue Stelle im Nil erinnern und keiner könne dann seine Leiche entfernen (Rabbeinu Bachya). So glaubten sie.

Sobald jemand stirbt läuft sein gesamtes Leben nochmals vor seinen Augen ab (Zohar). Es gibt unterschiedliche Interpretationen darüber, ob die Seele fuer 12 weitere Monate im Körper bleibt (Zohar) oder gleich nach dem Tod den Körper verläßt (der Maharsha zum Talmud Traktat Berachot 17a). Allerdings ist die Seele während dieser 12 Monate immer noch mit dem Körper verbunden und sieht dessen Verfall. Auch sieht die Seele die Leiden der Angehörigen, doch schreitet nicht ein (Zohar).
In kabbalistischer sowohl als auch talmudischer Literatur gibt es Interpretationen, wie lange und ob der Verstorbene noch weiss, was um ihn herum geschieht. Überhaupt nicht, bis zu seiner Beerdigung oder eventuell noch für die 11 Monate in denen wir täglich das Kaddish - Gebet sagen. Im skelettierten Körper aber bleibt immer noch ein Teil der Seele zurück welches bei der Wiederauferstehung der Toten den Körper reaktiviert. Auch hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen, wer denn genau wiederaufersteht. Alle oder nur gerechte Leute (Zaddikim).

Die Wiederauferstehung findet nach dem Kommen des Meschiach statt. Die Gemara im Talmud Traktat Ketubot 111a lehrt hierzu:
"Nur jene, die in Eretz Israel beerdigt sind, werden wieder auferstehen. Alle anderen, so heißt es weiter, werden nach Israel "rollen": Ihre Knochen werden metaphorisch betrachtet durch Tunnel nach Israel rollen. Diese Theorie der Gemara ist allerdings metaphorisch zu verstehen und keinesfalls wörtlich zu nehmen. Tatsache ist, daß G - tt offensichtlich einen Weg bestimmen wird, die Gebeine der Toten außerhalb Israels ins Land zu bringen.
Warum dann wollten Yaakov und Yosef unbedingt in Israel beerdigt werden ? Beide befürchteten nicht würdig zu sein, durch diese Tunnel zu rollen (Yalkut Shimoni).

Rabbi Shneur Zalman von Liadi schreibt in seinem Buch Likutei Amarim, Kapitel 36: Die messianische Zeit und besonders die Zeit der Wiederauferstehung der Toten ist die Zweckerfüllung der Erschaffung der Welt.

Zum Schluss möchte ich noch eine kurze persönliche Geschichte erzählen:

Am Abend des 19. August 2003 sprengte sich ein palästinensischer Selbstmordattentäter in der Jerusalemer Buslinie 2 in die Luft und tötete dabei 22 Menschen. Am darauffolgenden Shabbat passierte ich zusammen mit Rabbi Machlis und einigen weiteren Leuten diese Stelle. Wir waren auf dem Weg zum Haus des Rabbis und es stellte sich die Frage, ob wir einfach weitergehen oder an jener Stelle Psalmen (Tehillim) sagen sollten. Eigentlich ist es am Shabbat verboten zu trauern, doch kamen Rabbi Machlis und ein weiterer Rabbiner zu dem Entschluß, daß die Seele eines Toten immer mir dem Sterbeort verbunden ist. Somit sagten wir an der Stelle Psalmen.

Dieses war die letzte Parasha aus Bereshit (Genesis). Am kommenden Shabbat beginnen wir mit dem Buch Shemot (Exodus).

Shabbat Shalom

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