B"H
Das Wetter war optimal; zwar kalt, aber kein Regen. Ideal zum herumlaufen am Erev Shabbat (Freitag Abend, Shabbatbeginn).
Schon beim Shabbat - Dinner bei Rabbi Mordechai Machlis ging es hoch her. Die Machlises war die erste halbe Stunde busy, all die gekommenen Gäste im Wohnzimmer unterzubringen. Es waren garantiert fast 100 Leute gekommen und zur Vorsicht hatte die Familie schon einmal drei Tische draußen auf der Veranda aufgestellt.
Normalerweise sitze ich jedesmal mit einigen Freunden zusammen und wir hatten gestern Abend Glück, einen Tisch für uns allein gefunden zu haben. Gleich neben der Eingangstür. Auch ein Chabad - Ehepaar ? (ich bin mir nicht sicher, ob die beiden verheiratet oder sonst irgendwie miteinander verwandt waren) ließ sich neben uns nieder. Die Frau sprach Deutsch und erzählte mir sofort von einigen Chabad - Aktivitäten in Deutschland. Mit dem Mann dagegen diskutierte ich die Chabad Chassidut und chassidische Aspekte an sich. Eigentlich wollten wir das Paar später noch zum chassidischen Tisch mitnehmen, doch beide verschwanden ganz plötzlich.
Relativ spät machten wir uns auf zu den bekannten chassidischen Tischen im ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim. Geplant war ein anderer Ablauf als die zig Male zuvor. Begannen tat der späte Abend dann auch mit einigen positiven Überraschungen. Zuerst landeten wir nur zehn Minuten entfernt vom Machlis - Haus. Nämlich bei der chassidischen Gruppe Dushinsky. Nur ein einziges Mal hatten wir bisher Glück gehabt, an deren Tisch mit dem Rebben teilnehmen zu können. Und gestern dann klappte es. Ganz wieder Erwarten. Ein Tisch bei Dushinsky und wir waren begeistert.
Wer sich als Frau für einen Tischbesuch bei Dushinsky entscheidet, hat es nicht leicht. In chassidischen Synagogen ist die die absolute Regel, dass es zwei getrennte Eingänge gibt; einen nur für die Männer und einen für die Frauen.
Bei Dushinksy muss man als Frau ganz um das Gebäude herumlaufen, um zum Fraueneingang zu gelangen. Danach folgen die Treppen bis in den dritten Stock hinauf.
Die Frauenempore ist relativ klein. Dushinsky hat im Untergeschoss zwei Säle. Einmal den grossen Raum, wo der Rebbe fuer seinen Chassidim den Tisch gibt und ein weiterer neugebauter Raum beinhaltet die Synagoge. Wer eine tolle Synagoge sehen will, der sollte Dushinsky nicht auslassen. Es gibt einen beeindruckenden Aron HaKodesh (Thoraschrein) zu sehen. Links davon befinden sich zwei extra verzierte Holzstühle: eine für den Rebben selbst und der andere für den zweiten Mann bei Dushinsky, Rabbi Avraham Yitzchak Ullmann. Rabbi Ullmann ist ein wichtiger Rabbi in der anti - zionistischen Dachorganisation Edah HaCharedit. Jemand von Dushinsky liest diesen Blog und wäre in der Lage, mir ein Gespräch mit Rabbi Ullmann zu vermitteln. Leider aber spricht der Rabbi NUR mit Männer, außer seiner Ehefrau und den Töchtern.
Dushinksky beindruckt mit tollen Lieder beim Tisch. Die Melodien werden sogar im Kanon gesungen. Insgesamt aber wollten wir schnell weiter, denn wir hatten noch einiges vor uns.
Der derzeitige Rebbe der Chassidut Dushinsky: Rabbi Yosef Zvi Dushinsky (mit Gebetbuch in der Hand)
Weiter ging es die Yoel - Street hinauf nach Mea Shearim hinein. Unser Ziel waren die "geheimen" Mischkenot HaRoim. Eine kleine Gruppe aus der Edah HaCharedit, von der eigentlich niemand so recht etwas weiss. Zugegeben, wir erwarteten nichts Gutes und liefen erst einmal an dem Gebäude vorbei. Eine Gruppe junger litvisher Haredim hatten den gleichen Gedanken wie wir und wollte in die Synagoge treten. Links im Gebäude befindet sich der Männereingang und rechts davon offensichtlich der Fraueneingang. Beide Türen standen weit offen.
Ein Chassid trat hinaus und wies die Litvishen ab; sie können hier nicht rein.
Wir sahen das und dachten, dass dies dann wohl auch auf uns zutreffe und wir gingen weiter. Nach etwa 100 Metern jedoch meinte meine Freundin, dass wir uns in den Fraueneingang schleichen sollen. Wenn man uns ertappt, können wir so tun als ob wir jüdische amerik. Seminarleute von der Yeshiva seinen und von nichts wüssten.
Ich rate keinem einzigen das zu tun, was wir dann taten. Als erstes trafen wir auf einen Chassid, der aus dem Männereingang kam. Ich sprach ihn einfach an und fragte, ob die zweite offene Tür der Fraueneingang sei. Er schaute mich an und sagte, dass es hier keinen chassidischen Tisch gebe. Dies sagte er freundlich, ohne auf uns loszugehen. Er sagte es und verschwand. Wir nahmen all unseren Mut zusammen und stiegen die Treppe hinauf. Kurz gesagt, niemand ertappte uns, aber wir waren beim Hinaufstieg nicht sicher, ob das Gebäude wirklich für Frauen gedacht ist. Im Hausflur sahen wir Männerkleidung und Hüte hängen und so gingen wir zurück zum Ausgang.
Auf alle Fälle werden wir zu den Mischkenot HaRoim zurückkehren und mehr in Erfahrung bringen. Allerdings offensichtlich und nicht durch ein Schleichen im Gebaeude. Ausserdem bin ich mir nicht sicher, ob Frauen dort überhaupt teilnehmen und es nicht nur eine Art Männerriege ist. Eines aber sahen wir; nämlich dass sämtliche Chassidim der Edah (egal, welcher Gruppe) dort ein uns ausgehen.
Die chassidischen Gruppen Toldot Avraham Yitzchak sowie Toldot Aharon gaben gestern keine Tische. Wir hoerten, dass der Rebbe der Avraham Yitzchak, Rabbi Shmuel Yaakov Kahn, auf einige Monate wieder im Ausland weilt. Angeblich in Mexico.
Ich frage mich jedesmal, wie ausgerechnet ein Rebbe einer kleinen Chassidut seine Chassidim solange alleine laesst, um ewig in der Welt herumzukutschieren. Wäre ich dort Mitglied, wuerde ich gehen und mir eine andere Gruppe suchen. Als Rebbe hat jemand Verantwortung und sollte sich um seine Gruppe / Leute kümmern. Andere Rebben wie die von Belz, Slonim und Kretchnif Jerusalem oder Gur sind auch nicht ständig unterwegs.
Spontan entschlossen wir uns um Mitternacht zu einigen Synagogenbesuchen bei den chassidischen Gruppen Sadigora, Kaliv und Tschernobyl. Leider hatten wir Pech, denn überall waren die Fraueneingaenge abgesperrt. Ueberhaupt war gestern Abend kaum etwas los in den Gebieten Mea Shearim und an der Bar Ilan - Street. Total tote Hose und alles schien frueh ins Bett gegangen zu sein. Bei Tschernobyl herrschte Trubel, aber leider nur im Männereingang.
Also müssen wir am Tage zurückkehren, um in die Synagogen zu gelangen. Allerdings heisst es, dass wer die Anstrengung unternimmt, zu einem Tisch zu kommen, der dann nicht stattfindet oder wer in eine Synagoge gehen will, die sich dann als abgesperrt herausstellt, diese Art der Mitzwah angerechnet bekommt. Vertane Zeit ist es nie und für uns war es dies gestern gewiss nicht. Wir genossen jede Minute, auch wenn wir total müde waren, weil wir ewig lange herumliefen. Bergauf, bergab, wie das in Jerusalem nun einmal so ist.
Diesen kommenden Freitag Abend gehen wir vor dem Shabbat - Essen in eine Synagoge, in der wir auch noch nicht waren. Sie wird offen sein und es werden dort mehrere Tausend Chassidim beten. Die Synagoge der Chassidut GUR.
Wer kommt, der muss anstaendig angezogen sein.
Samstag, Dezember 22, 2007
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