B"H
Die aktuelle Ausgabe der "Jewish Press" spricht ein Thema an, was mich seit Dienstag wieder einmal mehr beschäftigt.
Eine engl. Dame, die meistens zu einem der Shiurim (Vorträge) des Rabbi Machlis kommt, hat sich jetzt im Alter von 44 Jahren das erste Mal verlobt. Die Hochzeit soll noch vor Pessach (vor April) stattfinden. Ihren Verlobten traf sie bisher insgesamt erst zehn Mal.
Aber ich will hier nicht ihren Fall darstellen, sondern die jüdisch - relig. Praktik des "Schidduch".
In der relig. Welt trifft man nicht so einfach jemanden, startet eine Bezieuhung und heiratet dann irgendwann. Alles geht gesittet zu und Freunde, Bekannte oder ein Heiratsvermittler bringen einen mit Gleichgesinnten zusammen, die auch gerade einen Ehepartner suchen.
Jede einzelne relig. Gruppe im Judentum hat da ihre eigenen Verfahrensweisen. Nationalrelig. sind wesentlich offener als die Haredim (Ultra - Orthod.) und die Chassidim sind wieder verschlossener als die Litvishen. Jeder halt nach seiner Einstellung. Das Thema gebe genügend für ganze Romane her.
In einem aber sind sich die jüdisch - relig. sowie unzählige andere Männer auch auf der Welt einig: Die Frau sollte nicht allzu intelligent sein.
Natürlich soll das jetzt keine Verallgemeinerung sein, aber dennoch gibt es viele Herren der Schöpfung, die ein "Dummchen" bevorzugen. In der jüdisch - religiösen Welt wird das "Dummchen" etwas anders definiert als vielleicht in anderen Religionen.
Wichtig ist vielen Männern, dass die Frau in erster Linie die jüdischen Traditionen aufrechterhält. Heisst, den Haushalt versorgt und die Kinder erzieht.
Was oftmals nicht gerne gesehen wird ist, wenn die Frau anfängt, sich für höhere jüdische Studien zu interessieren. Besonders das Talmud - Studium der Frau lehnen viele relig. Männern von vornherein ab. Davon in erster Linie sephardische Männer genauso wie Teile der aschkenazischen ultra - orthod. Gesellschaft.
Die "Jewish Press" stellte die sakastische Frage, wie dumm denn eine Frau sein muß, um den idealen Schidduch zu finden. Und wenn sie zu den Treffen mit dem eventuellen Zukünftigen geht und es doch tatsächlich wagt, intelligent zu ist, sei es da nicht vorteilhafter sich einfach erst einmal dumm zu stellen, um den Bewerber nicht gleich zu schocken ?
Die erstaunliche Erkenntnis lautete, dass tatsächlich viele orthod. Frauen dieses Spiel mitspielen. Sie wollen zuerst einmal sehen, wer da so kommt und inwieweit sich der Mann als tolerant zeigt. Man muß ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und von kabbalistischen Studien erzählen.
Wie immer habe ich mir da so meine eigenen Gedanken gemacht, die da lauten, dass ich diese Art der Partnersuche namens Schidduch eh ablehne. Jeder kann machen, was er will, aber für mich wäre soetwas nichts. Ich habe dafür vielerlei Gründe, akzeptiere aber, wenn jemand auf diese Weise eine Ehe eingeht.
Was ich ebenso nicht begreife ist, warum Frauen sich so kooperativ der Männerwelt gegenüber zeigen. Besonders bei sephardischen Frauen ist mir das aufgefallen. "Na, dann lernen wir halt keinen Talmud. Ist ja eh nichts für uns", kriegte ich unendliche Male zu hören.
Die Frage ist nicht unbedingt, was die Frau lernen will oder nicht, sondern vielmehr die mittelalterliche Einstellung der Männer, dass die Frau halt nun einmal bestimmte Themen nicht begreift. Dazu sei sie nicht imstande und folglich müsse sie sich den Themen zuwenden, welche sie geistig in der Lage ist, zu verstehen. Den Haushalt zum Beispiel. Nebenbei kann sie dann ein paar Psalmen sagen und damit hat es sich. Reicht doch, oder etwa nicht ?
Ein Rabbiner erzählte irgendwo auf einem Vortrag, dass als er seine Frau durch den Heiratsvermittler zum ersten Mal anrief, diese ihm sagte, sie lerne gerade Talmud und ob er später noch einmal anrufen könne. Der Rabbiner, ein litvisher Haredi, trug es mit Fassung und fragte sie hinterher, ob das ein Test gewesen sei.
Mit diesem Beispiel will ich zeigen, dass es wirklich auch anders geht und es Männer gibt, die eine gebildete Frau vorziehen. Auch das Talmud - Studium sei akzeptabel.
Anscheinend beziehen sich die ablehnenden Aspekte zur intelligenten Frau auf jene Männer, die einfach nicht in der Lage sind, solch eine Frau akzeptieren zu können. Wahrscheinlich fände die dann schnell heraus, dass der Herr Gemahl gar nicht so toll intelligent drauf ist, wie er immer behauptete.
Wer mit etwas Verstand durchs Leben geht, der weiß, dass eine intelligente Frau nicht unbedingt einen etwas minderbemittelten Gatten sucht, sondern jemanden Gleichwertiges. Anders herum mag das anders sein.
Dass sich aber die Frau beim ersten Treffen unbedingt auf Dumm stellen will, finde ich schrecklich. Man sollte keine Beziehung mit einer Lüge beginnen und gleich von Beginn mit offenen Karten spielen. So sieht man zumindest, ob man zueinander passt.
Donnerstag, Dezember 27, 2007
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