Freitag, Dezember 28, 2007

Neuer Ausschuss beim Oberrabbinat

B"H

Die horrende Zahl weist auf nichts Gutes hin. In Israel fanden in diesem Jahren 30.000 Abtreibungen statt und nun will das Oberrabbinat (Rabbanut) Jerusalem eingreifen. Es wurde beschlossen, einen extra Ausschuss bezüglich der massenhaften Abtreibungen einzurichten.

Unter anderem beschuldigt das Rabbanut das Gesundheitsministerium bei jeder Antragstellering sofort eine Abtreibung zu genehmigen. Das Ministerium hält dagegen, das sehr wohl alles mit rechten Dingen zugehe. Man prüfe die gesetzlichen Bestimmungen sehr genau, nach denen einer Frau eine Abtreibung bewilligt wird.

Die gesetzlichen Bestimmungen für eine Abtreibungsbewilligung:

1. Wenn ein akuter Fall der Verarmung der Familie vorliegt.

2. Bei Vergewaltigung.

3. Bei Krankheit oder Medikamenteneinnahme.

Aber nicht nur in sekulären Kreisen wird abgetrieben; die Welle hat auch die haredische (ultra - orthod.) Welt erreicht. Die Armut nimmt überall zu und es ist anzunehmen, dass finanzielle Notsituationen bzw. Arbeitslosigkeit die Hauptgründe sind.

6 Kommentare:

  1. Anonym7:24 PM

    Ist Abtreibung im Judentum eigentlich "grundsätzlich" erlaubt oder verboten? Ich bin diesbezüglich etwas verwirrt, weil ich von mir bekannten Orthodoxen bislang mehrere unterschiedliche Meinungen gehört habe - manche bezeichnen Abtreibung als "Mord", vergleichen sie mitunter sogar mit der Shoa, andere hingegen haben viel Verständnis für die betroffenen Frauen und lehnen staatliche Abtreibungsverbote ab. Wie verhält es sich nun tatsächlich?

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  2. B"H

    Halachisch betrachtet ist die Abtreibung nicht erlaubt, es sei denn, das Leben der Mutter ist in Gefahr. Eine Ausnahmeregel gibt es zusaetzlich noch, denn theoretisch kann eine Abtreibung vor der eigentlichen Entstehung eines Menschen stattfinden. Sprich, bevor sich der Koerper des Babies, Arme, Beine, etc. so richtig bilden. Ich habe vergessen, ab welcher Woche der Schwangerschaft dies genau stattfindet. Sobald der Wachstum des Embryos einsetzt und er sich als Mensch formt, ist Abtreibung generall verboten. Jedenfalls halachisch.

    Der Staat Israel gewaehrt Abtreibung bei akuter Armut, Medikamenteneinnahme oder Vergewaltigung.

    Bei den Relig. zeigen sich unterschiedliche Meinungen und insgesamt legt die haredische Gesellschaft WErt auf Fortpflanzung, was auch mit der Shoah zu tun hat. Man will die 1,5 Mio ermordeten Kinder in der Shoa wieder wettmachen.

    Manche zeigen Verstaendnis, manche wieder nicht. Kommt immer auf jede Person individuell an.

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  3. Anonym12:54 PM

    Danke für die ausführliche Antwort!
    Und wie sieht es mit Verhütungsmitteln aus? Sind diese gestattet? Kondome wohl nicht, nehme ich mal an...

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  4. B"H

    :-)

    Normalerweise nimmt die Frau die Pille doch hier kommt es sicher auf die private Zugehoerigkeit an. Bei diversen chassidischen Gruppen geben ggf. die Rebbes die Erlaubnis (oder auch nicht). Ich kann mir vorstellen, dass viele Nationalrelig. sowohl als auch die Haredim ihren Rabbiner zu dem Thema befragen.

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  5. Anonym5:00 AM

    Ist es im orthodoxen Judentum erlaubt, dass die werdenden Eltern bereits während der Schwangerschaft - durch vorgeburtliche Untersuchungen - erfahren, welches Geschlecht der Fötus hat oder ob er Behinderungen aufweist?

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  6. B"H

    Sehr gute Frage ! Normalerweise soll das Ehepaar nicht wissen, welches Geschlecht das Baby haben wird. Ueberraschung sozusagen.

    Dennoch, die Mehrheit der Paare, die ich kenne, kannte das Geschlecht des kommenden Babies aufgrund von Ultraschalluntersuchungen. Wenn nicht der Mann, dann aber zumindest die Frau. Allerdings hielten es die Frauen dann geheim.

    Wenn solch eine Untersuchung stattfindet, wird der werdenden Mutter natuerlich mitgeteilt, ob das Kind schon im Vorfeld eine Behinderung aufweist. Ob dann ggf. abgetrieben wird oder nicht, dass entscheidet jedes Paar individuell.

    Mein Rabbi, Rabbi Machlis, hat ein behindertes Kind, und ich glaube bei der Familie behaupten zu koennen, dass eine Abtreibung gar nicht zur Debatte stand. A la "Wenn G - tt es nun mal so bestimmt hat ..."

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