B"H
Selbst wenn die Nässe uns manchmal auf die Nerven geht, der Regenfall in Israel ist von besonderer Relevanz. Während der Sommermonate fällt gewöhnlich kein einziger Tropfen Regen und so muß der Winter den Verlust ausgleichen. Sollte es einmal einen regenarmen Winter geben, so wie es in den letzten Jahren der Fall war, ist dies eine Katastrophe für unser Land. Wasser wird zur Mangelware und automatisch immer teurer.
Regen in Israel ist nichts Selbstverständliches, denn wir Juden sind gezwungen, für den Regen in Israel zu beten. Außerdem verpflichtet uns die Thora die Mitzwot einzuhalten und solange wir dies tun, geht es uns gut. Die Mitzwoterfüllung hat also folglich auch mit einem ausreichenden Regenfall zu tun (siehe hierzu das "Shema Israel - Gebet").
Außer dem "Shema Israel" fügen wir ein extra Gebet für den Regen in der Winterzeit in das "Shemona Esrei (Amidah) - Gebet" ein:
"Maschiv HaRuach u'Morid HaGeshem - Er (G - tt) läßt den Wind aufkommen und Er (G - tt) verursacht den Regenfall".
Die Talmud Traktate Berachot 33a und Taanit 2 gehen detaillierter auf den Regen sowie das Gebet für den Regen in der "Shemonah Esrei" ein und es kommt Erstaunliches zum Vorschein.
Das zusätzliche Gebet für den Regen wird in den Wintermonaten an jener Stelle in der "Shemonah Esrei" eingefügt, an welcher wir für die Auferstehung der Toten beten. Der berühmte Kommentator Rashi merkt an dieser Stelle an, dass wir mit dem Zusatzgebet G - ttes Macht den Regen herbeizuführen anerkennen und nicht direkt für Regen beten.
Was aber hat der Regen mit der Auferstehung der Toten zu tun ? Wieso fügen wir das "Regengebet" gerade an dieser Stelle ein ?
Aber nicht nur der Regen hat eine Verbindung zur Auferstehung der Toten, sondern auch der Tau, für den wir in den Sommermonaten beten.
Wo aber liegt die Verbindung, fragt die Gemara in Talmud Berachot und Taanit.
Der Talmud - Kommentator Maharsha und die Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Taanit 2a antworten brilliant auf diese Frage:
G - tt hält die alleinige Macht über das Leben inne. Nur Er ist imstande Totes zum Leben zu erwecken. Der Mensch dagegen kann Leben zerstören, doch nur G - tt kann es wieder zum Leben erwecken.
Die g - ttlichen Kräfte drücken sich im Regen und in der Erschaffung der Welt aus. Nur Er kann jegliche Vegetation anhand des Regens zum wachsen bringen. Die Phänomene der Welterschaffung und des Regenfalls liegen jenseits unseres Fassungsvermögens, da unser menschlicher Verstand nur bedingt in der Lage ist, G - ttes Handeln nachzuvollziehen bzw. zu verstehen.
Rabbi Yochanan sagt in derselben o.g. Gemara:
"Drei Schlüssel liegen allein in G - ttes Hand, die Er keinem Stellvertreter anvertraut. Der Schlüssel zum Regen, der Schlüssel zur Geburt eines Menschen und der Schlüssel zur Wiederauferstehung der Toten".
Kleine Anmerkung nebenbei:
Für all diejenigen, die sich nun wundern, wie G - tt denn immer noch den Schlüssel zur Geburt in der Hand halten kann, wenn es doch heutzutage künstliche Befruchtungen gibt.
Erst einmal ist es trotz allem menschlichen Fortschritts nach wie vor G - ttes Entscheidung, ob der Mensch Erfolg haben wird oder nicht. Heißt, wird die künstliche Befruchtung erfolgreich verlaufen und es zu einer Geburt kommen oder nicht. Genauso sehen es die Tosafot (Zusätze zum Rashi - Kommentar) zum Talmud Niddah 16: Die Referenz der Gemara ist auf die Empfängnis bezogen und hierfür ist allein G - tt zuständig. Ansonsten kann jede künstliche Befruchtung auch scheitern.
Die Gemara in Taanit 2a besagt, dass G - tt der alleinige Besitzer der drei Schlüssel ist, doch andererseits wird im Talmud Sanhedrin 113a erwähnt, dass Eliyahu HaNavi (der Prophet Elijah) den Schlüssel für den Regen bekam und diesen zu einem späteren Zeitpunkt gegen den Schlüssel der Wiederauferstehung der Toten eintauschte. Ebenso beschreiben die Tosafot (Nachfolger Rashis) diesen Vorfall. Rashi und der Maharsha halten dagegen mit dem Statement, dass die Schlüssel niemals den Besitzer wechseln, sondern immer bei G - tt bleiben.
Warum beten wir nicht auch während des Sommers für den Regen, wenn wir ihn in Israel doch so dringend benötigen ? Wird nicht die Wiederauferstehung der Toten auch das ganze Jahr über erwähnt ?
Alles auf der Welt geschieht zu dem Zeitpunkt, den G - tt dafür vorgesehen hat und so auch der Regen und die Wiederauferstehung der Toten. Der Regenfall soll nach dem Laubhüttenfest Sukkot stattfinden, aber wer dennoch das ganze Jahr über für den Regen beten will, mag das tun. Eine richtige Mitzwah wird jenes Gebet aber erst an dem dafür vorgesehenen Zeitpunkt nach Sukkot (siehe die Gemara im Talmud Taanit 2b). Andere Kommentatoren widersprechen dieser Meinung und behaupten das genaue Gegenteil.
Rabbi Yehoshua nennt in der Gemara den einleuchtensten Grund: "Alles zu seiner vorbestimmten Zeit. Jeder Tag ist ein potentieller Tag für die Wiederauferstehung, aber nicht jeder Tag ist ein potentiell vorgesehener Regentag".
Zu gewissen Zeiten kann sich der Regen sogar als Fluch erweisen, wie am Sukkot selbst. Und im Sommer könnte der Regen die Ernte zerstören.
Zum Schluß noch ein äußerst interessanter Gedanke aus der Gemara in Taanit 7a:
"Ein Regentag ist besser als der Tag der Wiederauferstehung der Toten".
Worauf begründet sich diese Aussage ?
Vom Regen profitieren alle, doch die Auferstehung der Toten ist nur für die Gerechten (Zaddikim) und nicht für alle vorgesehen.
Ein paar Dinge will ich noch festhalten:
Die hier aufgeführten talmudischen Ausführungen finden anhand von Metaphern statt. Zum Beispiel sind die genannten Schlüssel eine davon. Das Wichtigste, was wir hieraus lernen ist, dass es Dinge auf der Welt gibt, über welche die Menschen keinerlei Macht haben und nur G - tt allein etwas bewirken kann. Gerade im heutigen Zeitalter der Technik und des Fortschritts übersehen wir diese Tatsachen nur allzu leicht und zu gern. Niemand soll mehr über uns stehen und alles liegt allein in unserer Hand. Hinterher stoßen wir nur allzu schnell auf unsere Grenzen und sind dann frustriert, weil nicht immer alles nach unserem Willen verläuft.
Mittwoch, Dezember 12, 2007
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