Donnerstag, April 24, 2008

Chabad schlägt zurück

B"H

Noch nicht einmal ein Ephraim Kishon kann sich das ausdenken, was sich am gestrigen späten Abend in der Jerusalemer Fußgängerzone Ben Yehudah abspielte. Aber bevor ich von meinem Erlebnis berichte, will ich betonen, dass nicht alle Mitglieder der chassidischen Gruppe Lubawitsch (Chabad) so sind, wie jene Bewohner des Chabad - Hauses in der Ben Yehudah Street Nummer 5. Dort nämlich sind die Meschichisten unter ihnen ansässig. Jene Chabadnikkim, die vehement daran glauben, dass der letzte im Jahre 1994 verstorbene Rebbe Menachem Mendel Schneerson am Leben ist und der Meschiach sein wird. Es muss ganz klar gesagt werden, dass jene Meschichisten nicht die gesamte Chassidut Chabad repräsentieren !!!


Rebbe Menachem Mendel Schneerson (verstorben im Juni 1994)




Der Ort des Geschehens war der Platz vor dem Chabad - Haus in der Ben Yehudah.



Seit einigen Wochen tritt genau an dem Platz, gleich zu Beginn der Ben Yehudah, eine junge amerikanische Sängerin auf. Sie trällert zur Musik der Songs anderer bekannter Sängerinnen und dies nicht schlecht. Singen kann sie, das muss man ihr lassen.
Andererseits erscheint es mir, dass sie doch zu sehr auf Ruhm aus ist, denn als normaler Strassensänger hat meine keine Bodyguards dabei, wie sie. Ständig sind mindestens zwei Leute anwesend, die sich im Hintergrund aufhalten und sobald etwas Unvorhergesehenes geschieht, eilen sie der Sängerin unverzüglich zu Hilfe. Beliebt ist sie allemal und auch gestern Abend war es wieder soweit. Sie postierte sich auf ihrem Stammplatz, unter dem Chabad - Haus und gegenüber vom total überlaufenen Eiscafe. Trotz der Menschenmassen von Hunderten oder sogar Tausenden von Leuten fand sie gerade gestern wenige Zuhörer, denn die Leute schleckten bei der Hitze von 37 Grad lieber an ihrem Eis.

Ich sass an der Seite und hörte der Sängerin zu und dann tauchte plötzlich Chabad auf. Vier Chabadnikkim kamen herunter und tanzten singend vor der Sängerin auf und ab. Nun kann man dies als Frechheit sehen, doch sollte man die Religion nicht außer Acht lassen. Orthodoxe Juden gehen nicht gerade tolerant mit der Singsang - Stimme einer Frau um, denn dies ist halachisch verboten. Eine Frauenstimme könnte bei den Männer diverse Gefühle erwecken und daher ist es unüblich, wenn eine Frau laut singt bzw. vor Männer tanzt.

Die Sängerin reagierte genervt, dass Publikum war jedoch begeistert. Endlich gab es was zu sehen und alle strömten herbei. Leider gab Chabad nach einer Viertelstunde auf, da sie keine Chance gegen das Mikrofon und die Lautsprecher der Sängerin hatten. Die vier Chabadnikkim tanzten zwar wild mit ihren gelben Meschiach - Flaggen und sangen, dass der Lubawitscher Rebbe der Meschiach sei, doch es half nichts; die Sängerin übertrumpfte sie. Daraufhin Chabad rollte die Meschiach - Flaggen zusammen und stieg in den ersten Stock des Chabad - Hauses hinauf. Nur um kurz darauf ein Verlängerungskabel über den Balkon nach unten zu werfen. Und dann ging es erst richtig los. Die Vier schleppten zwei riesige Lautsprecher nach unten und stellten diese neben der Sängerin auf. Die ahnte nichts Gutes und nach einem kurzen Soundcheck legte Chabad so richtig los. Die Meschiach - Musik wurde auf volle Pulle gestellt und um genau 22.00 Uhr wackelte die Ben Yehudah. Die Sängerin musste passen und drehte fast durch. Ihre Fans gingen auf die Chabadnikkim los, die sich jedoch nicht stören liessen. Sie tanzten mit zwei gelben Meschiach - Flaggen auf und ab und zuerst machte die Sängerin auf cool, obwohl sie mit den Nerven am Ende war. Sie sang und tanzte mit, um die Chassidim zu ärgern. Dann kam auch noch die Polizei, da ein Passant zu sehr auf einen Chabadnik losging. Sängerin samt Fangemeinde wollten die Polizei zum Einschreiten bewegen. Die Chabadnikkim sollten weg !!!

Mittlerweile aber hatten sich mindestens 200 Leute im Halbkreis versammelten und viele wollten die Show sehen. Den Krieg zwischen Chabad und der Sängerin. Endlich war was geboten und sogar die Leute aus der Eisdiele kamen gelaufen. Chabad liess sich nicht stören und sang "Der Lubawitscher Rebbe ist der Meschiach". Die Sängerin drehte fast durch und selbst die Bodyguards waren machtlos. Chabad tanzte mit Kind und Kegel, wobei viele Passanten mitmachten. Die Polizei schaute dem Treiben nur zu, vereinbarte jedoch mit den Chassidim, dass diese nach einer gewissen Zeit aufhören. Und das tat Chabad auch. Nach ca. 40 Minuten wurden die Meschiach - Flaggen wieder eingerollt und es wurde abmarschiert. Sofort legte die Sängerin wieder los, doch der Menschenauflauf verdünnisierte sich schnell. Dann stand die Sängerin wieder fast allein da. Mal schauen, ob Chabad heute Abend wieder zurückschlägt.

Viele Leute filmten die Szenen und sobald etwas im Internet auftaucht, stelle ich es in den Blog !!!

3 Kommentare:

  1. Anonym9:05 PM

    Was mir daran gut gefällt ist, dass eine friedliche Lösung gewählt wurde und mit den gleichen "Waffen" geantwortet wurde... ;-)

    Das hätte ich mir auch angesehen!

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  2. B"H

    Die Meinungen des Publikums waren eher auf der Seite Chabads. Wohl auch, weil wir uns gerade inmitten der Zeit des OMER befinden und man da keine Parties feiern sollte. Und viele Religioese sahen nicht gerne eine Frau dort stehen und singen. Lt. der Halacha sollte dies nur ein Mann tun.

    Wie auch immer, Donnerstag abend hatte Chabad wieder alles eingenommen und die Saengerin war erst gar nicht erschienen. Einen ihrer Bodyguards sah ich spionieren kommen und dem gefiel ganz und gar nicht, was er da sah; naemlich Chabad.:-))))

    Jetzt darf in der Zeit des Omer selbst Chabad nicht mehr herumtanzen und sobald die Saengerin das spitzkriegt, ist sie wieder auf Position.:-)))))

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  3. B"H

    Na, wer sagt es denn ?

    Nach einer Woche steht heute die Saengerin wieder in der Ben Yehudah und singt. Ein paar Meter weiter weg vom Chabad - Haus, aber immer noch in naher Sicht - bzw. Hoerweite.

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