Dienstag, April 29, 2008

Yehi Adoneinu ...

B"H

Wenn ich an dieser Stelle einen ganz bestimmten Satz erwähne, bedeutet dies noch lange nicht, dass ich mit dem Konzept übereinstimme. Ganz im Gegenteil - ich finde es furchtbar, was sich dort abspielt.

Die Rede ist von den Meschichisten unter den Chabadnikkim. In anderen Worten, denjenigen innerhalb der Chassidut Chabad (Lubawitsch), welche glauben, dass der letzte und im Juni 1994 verstorbene Rebbe Menachem Mendel Schneerson der Meschiach ist.

"Yehi Adoneinu Moreinu veRabbeinu - Melech HaMeschiach - LeOlam vaEd" - so lautet es da in jedem Gebetszusatz bei den Chabad - Meschichisten. Und wehe dem, der öffentlich etwas anderes behauptet. Sogar im Haus des Rebben, in New York - Crown Heights - Eastern Parkway 770, oder einfach nur kurz "770" genannt, gibt es Krieg. Offiziell verwalten die "Nicht - Meschichisten" das Wohnhaus des verstorbenen Rebben, aber inoffiziell herrschen die Meschichisten.

Persönlich kenne ich unzählige Chabadnikkim (meistens Nicht - Meschichisten), welche mir bestätigten, dass in 770 auch schonmal die Fetzen fliegen, wenn diverse Counterparts aufeinanderstoßen. Wer darf heute noch das "770" betreten und wer nicht ?
Im israelischen Kfar Chabad (bei Rischon LeZion) hingegen geht es wesentlich kompromißbereiter zu. Beide internen Chabad - Gruppen halten einen Waffenstillstand.

Aber wieso schreibe ich darüber ? Um einmal wieder gegen Chabad zu hetzen ?
Keineswegs, denn persönlich machte ich fast nur gute Erfahrungen mit der Gruppe und ich lernte sogar einige Jahren bei ihnen.
Warum ich darüber schreibe hat einen ganz anderen Grund.
Wer am Kibbutz Galuyiot vorbei nach Tel Aviv hineinfährt, der sieht den Lubawitscher Rebben riesengroß von einer Plakatwand herunterlächeln. Und was steht unter seinem Gesicht auf dem Poster geschrieben ? Nein, nicht "Yehi Adoneinu...", sondern "Meschiach ose Nissim veNifla'ot - Meschiach vollbringt Wunder und tut wunderbare Dinge".

Nun, was auch immer das heissen mag, ich zumindest habe noch in keinem relig. Kommentar, und sei es der Talmud, gelernt, dass der Meschiach Wunder vollbringen wird. Der Einzige, der Wunder vollbringt ist G - TT selber und kein menschliches Wesen wird diesen Wunder - Status jemals erreichen. Lubawitscher Rebbe oder Meschiach hin oder her, es sollte auf dem Teppich geblieben und zwischen G - tt und Meschiach unterschieden werden. Beide Identitäten sind zwei völlig unterschiedliche Instanzen !!! G - tt ist NICHT der Meschiach und der Meschiach ist NICHT G - tt !!!

Dass der Meschiach sicher wunderbare Dinge tun wird, ist unbestreitbar. Aber schon im Hebräischen wird zwischen Wundern und wunderbaren herausragenden Dingen sprachlich unterschieden. Selbst innerhalb der Meschichisten scheint es Meinungsverschiedenheiten zu geben, denn in New York ist auf vielen ihrer Poster zu lesen, dass der verstorbene Lubawitscher Rebbe nicht nur der Meschiach, sondern zugleich auch G - tt ist. Ein Konzept, dem selbst viele Meschichsten abgeneigt sind, denn das sei ja nur doch viel zu übertrieben.
Des Weiteren vertreten einige die Ansicht, dass der Lubawitscher Rebbe niemals verstarb; andere wiederum sagen, er komme als Meschiach zurück bzw। sei schon da. Letzteres hörte ich am vergangenen Donnerstag abend von den Jerusalemer Meschichisten in der Ben Yehudah Street. "Öffnet Eure Augen und ihr seht den Meschiach (Rebbe Menachem Mendel Schneerson)".

Jedesmal frage ich mich aufs Neue, was das für Menschen sind, die wirklich an dieses Rebbe - Meschiach - Konzept glauben. In der Psychologie würde es sicher heissen, dass diese Leute vielleicht eine Vaterfigur suchen. Einen Halt im Leben. Bei den ganz wenigen Meschichisten, die ich kenne, ist dies mit Sicherheit der Fall. Aber da es sich hierbei nur um ganz wenige mir Bekannte handelt, will ich nichts verallgemeinern.

Wie wäre es, wenn ich sage, dass es vielen Menschen an der Akzeptanz der Realität fehlt ? Okay, Rebbe Menachem Mendel Schneerson verstarb und da es keinen Nachfolger gab, steht die chassidische Gruppe führungslos da. So what ? Geht es nicht anderen Gruppen wie Breslov genauso ? Wieso können einige bei Chabad diese Tatsache nicht oder kaum akzeptieren ? Und einen neuen akzeptablen Nachfolger suchen ? Hierzu scheint es zu spät, denn mittlerweile sind alle So hoffnungslos zerstritten, dass man kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommt, der da heißt "ein neuer Rebbe für alle Chabadnikkim".

Und so werden wir weiter Meschiach - Songs hören und hoffen, dass der wahre Meschiach bald erscheinen wird.

Link:
Die Armee des Rebben

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