Mittwoch, April 16, 2008

Mea Shearim und Ge'ulah vor Pessach

B"H

Mea Shearim und das nebenan liegende Ge'ulah sind die zwei bekanntesten ultra - orthodoxen Stadtteile Jerusalems. Darüber hinaus gibt es viele weitere solcher Stadtteile, die ich aber eben etwas außer Acht lassen will, denn gestern befand ich mich nur in den beiden Erstgenannten.

Um 21.00 Uhr waren sämtliche Läden in den Stadtteilen noch geöffnet. Eine Hitzeglocke von weit mehr als 30 Grad lag über der Stadt, aber dennoch, vor Pessach macht sich alles mit Kind und Kegel zum Einkauf auf. Ob neues Geschirr, die letzten Putzmittel, neue Schuhe oder Klamotten, alles findet reissenden Absatz. Die Straßen waren voll Menschenmassen und teilweise gab es kein Durchkommen mehr. Der Auto - bzw. Busverkehr kam manchmal sogar zum Erliegen und es trat ein wildes Gehupe ein. Passanten hatten auf den Gehsteigen keinen Platz mehr und so wich man halt auf die Straße aus.

Gegen 23.30 Uhr waren immer noch viele Läden geöffnet. Passanten liefen auf und ab und auf den Balkonen sah man Frauen noch wie vor groß reinemachen. Alles wurde auf und abgeschleppt. Auch sah ich mehrere Tische vor den Hauseingängen stehen. Bis zum Sederbeginn am Samstagabend wird der Eßtisch nach draußen verlegt. Drinnen im Haus ist bereits alles "koscher für Pessach" geputzt und da will man unnötiges Herumgebrösele von Brot oder Keksen verhindern. Bei Kleinkindern kann man eh nie genug aufpassen und ehe man sich versieht, verschwinden da schnell die Brotkrümel im Teppich. Nun wird also draußen gegessen.

Gravierend wird die Angelegenheit am Freitag abend (Erev Schabbat), denn dann muß nochmals Brot gegessen werden. Schabbatbrote (Challot) gibt es dann aber nicht mehr, sondern die Mehrheit verwendet Pita - Brot. Auch deshalb, weil die Bäckereien ihren Betrieb schon bis nach Pessach eingestellt haben.
Wer Freitag abend Brot ißt, der muß dies äußerst vorsichtig tun, denn die Wohung ist bereit für Pessach und viele verwenden schon Essen "kascher le'Pessach" sowie Geschirr "kascher le'Pessach".
Was also tun, wenn das Brot nicht mehr auf den regulären Teller gelegt werden darf ?

Manche behelfen sich so, dass sie ein paar Bissen vom Brot über einem Waschbecken zu sich nehmen. Andere wiederum essen auf dem Balkon oder gleich ganz draußen im Hof.

Und wie ich zuvor berichtete, bleibt aschkenazischen Juden an Pessach aufgrund der vielen Restriktionen wenig zu essen. Nicht wenig, aber halt ein recht eingeschränktes Sortiment. Und von daher stehen vor den Lebensmittelläden in den haredischen Stadtteilen Endlosschlagen von Paletten mit Kartoffelsäcken darauf. Kartoffel, Zwiebeln und Karotten - dies wird wohl oder über unsere Hauptnahrung an Pessach sein.

Aber keine Sorge, viele Restaurants bzw. Kaffeehausketten haben an Pessach geöffnet. So unter anderem "Cafe Hillel" und der "English Cake".

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