Donnerstag, April 10, 2008

Parashat Metzorah - פרשת מצורע

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Die vorherige Paraschat Tazriah lehrte unter anderem, wie sich ein Jude das Tza'arah (Lepra) einhandeln kann. Der berühmte Auslöser hierfür ist "Laschon HaRah - üble Nachrede" und wer sich dessen in biblischen sowie Tempelzeiten schuldig machte, der wurde aus dem inneren Zirkel der Juden verbannt und war gezwungen, außerhalb einer Ortschaft zu leben. Jedenfalls solange, bis es zu einem vorgeschriebenen Reinigungsprozeß kam und die "Tza'arah" wieder verschwand.

Das biblische "Lepra" ist jedoch keinesfalls gleichzusetzen mit jenem Lepra, welches wir heutzutage kennen. Bei der Tza'arah handelte es vielmehr um ein Hautausschlag, der fast auschließlich die Verunreinigung (Tumah) der eigenen Seele (Neschama) zum Ausdruck brachte. Ein Vergehen gegen die Thora, und in diesem Falle das Sprechen von Laschon HaRah, kann nur durch Teschuva (Umkehr zu G - tt) und diverse Opferungen wieder gutgemacht werden. Es reicht nicht, wenn versucht wird, den Hautausschlag zu heilen; die Ursache dafür liegt viel tiefer und der Mensch sollte in sich kehren und sich zu besseren Wegen entschließen.

Der große chassidische Gelehrte Rabbi Elimelech von Lejanks schreibt in seinem Buch "Noam Elimelech", dass wir uns in unseren Zeiten insbesondere durch das Thorastudium sowie der Umkehr zu G - tt, "Teschuva" reinigen. Je mehr Thora wir sprechen, desto besser. Nicht nur, weil deren Inhalte heilig sind, sondern weil wir ebenso die heiligen hebräischen Buchstaben positiv verwenden so und sie zurück an ihren Ursprungsort, nämlich die oberen spirituellen Welten führen.

Die Erklärung für dieses äußerst wichtige chassidische Konzept, würde wohl besser in meinen Kabbalah - Blog passen, aber ich will es einmal hier versuchen.

G - tt erschuf die Welt mit zehn Aussagen: "Es werde Licht", etc.
Somit sprach G - tt und verwendete hierbei die hebräischen Buchstaben. Vor allem in der Kabbalah spielen diese Buchstaben eine ganz besondere Rolle und es gibt unzählige Buchbände zum Thema "Die hebräischen Buchstaben und deren Bedeutung".

Nur kurz nebenbei bemerkt: G - tt sprach nur metaphorisch betrachtet und Er tat dies keineswegs real. Die Sprache der Thora ist symbolisch und wir müssen uns genauer mit der Materie auseinandersetzen, um den eigentlichen Sinn zu verstehen und nicht einfach drauflos lesen und alles wörtlich nehmen.

Als G - tt Adam und Eva (Chava) erschuf, war alles ganz anders geplant gewesen. Die Beiden sollten eine einzige Mitzwah (Gebot) einhalten; nämlich nicht vom "Baum der Erkenntnis - Etz HaDa'at" zu essen. Aber wie das nun einmal so ist, die Aufgabe mißlang und alles kam anders. Adam und Chava fielen von ihrem fast perfekten Level herab und wurden sterblich. Des Weiteren verloren sie einen gehörigen Teil ihrer absoluten Weisheit (Chochmah), die ihnen von G - tt gegeben worden war. Spätere Vergehen, wie die Generation Noachs oder der Turm von Bavel, liessen die Menschen in immer tiefere Level fallen. Die spirituelle Weisheit nahm ab und ich will gar nicht davon beginnen, wo wir uns heute befinden. Unsere Aufgabe ich jedoch anch wie vor, alles wieder in den Ursprung (vor Adam und Chavas Vergehen) in eine Perfektion zurückzuführen.
Wenn wir also Vergehen begehen, dann reparieren wie die oberen spirituellen Welten mit unserer Umkehr zu G - tt (Teschuva). Zu Tempelzeiten taten wir dies zusätzlich anhand unserer Opferungen und wie uns der Talmud berichtet, gab es zur Zeit des Mischkan (Tabernakels) sowie des Ersten Tempels eine direkte Verbindung vom Altar und dem Himmel. Der Rauch der Tieropferungen stieg in einer Linie direkt in den Himmel auf. Dies war eines der vielen Wunder, welches mit der Zerstörung des Ersten Tempels verloren ging.

Teschuva sowohl als auch die Tieropferung (welche wir derzeit ohne Tempel nicht haben, sie aber jedoch nach dem Kommen des Meschiach sowie dem Bau des Dritten Tempels wieder einführen werden) müssen von einem wichtigen Faktor geprägt sein: nämlich der vollkommenen Absicht. Die Intension und der Wille des Einzelnen muß stimmen und es sollte deswegen nicht nur halbherzig gehandelt werden. Ohne hundertprozentige Intension wird das Opfer von G - tt nicht angenommen und die Teschuva schlägt fehl (u.a. Rabbi Samson Raphael Hirsch). Ferner muß die eigentliche Opferung auf dem Tempelaltar wie vorgeschrieben durchgeführt werden. Fehlt auch nur die kleinste Zutat, ist die Opferung umsonst (siehe Talmud Traktat Menachot 27a).
Wenn alles stimmt, ist der Opferbringer in der Lage, seinen vorherigen Level bzw. seinen Reinheitsstatus (Tahor) wiederzuerlangen.

Andererseits heißt es im Talmud Traktat Nedarim 35b, dass es jedoch im Falle bezüglich der Opferung der Wiedererlangung des Reinheitsstatuses sehr wohl Ausnahmen gibt. Diese sei die einzige Opferung, welche auch ohne besondere Intension angenommen wird und sie kann sogar von einem Dritten im Auftrage der betreffenden Person ausgeführt werden. Rabbi Samson Raphael Hirsch gibt hierzu die Erklärung ab, dass die Unreinheit einer Person uns alle angeht, denn alles, was er anfasst, wird unrein. Wohin gegen die regulären Opferungen den Individualfall und dessen Vergehen betreffen.

Einmal hörte ich an einem Rosch HaSchana (jüd. Neujahrsfest) einen Schiur (Vortrag), bei dem der Rabbi Folgendes zu bedenken gab:
Wer sich gerade auf einem bestimmten relig. Level befindet und ein Vergehen begeht, der fällt erst einmal.

Übrigens nenne ich jedesmal mit Absicht das Wort "Vergehen" und nicht "Sünde". Das Wort "Sünde" gibt es im Judentum nicht. Leider übersetzen viele das hebräische Wort "Chet - חטא" mit Sünde, was falsch ist. Chet (חטא) bedeutet lediglich, dass jemand sein Ziel verfehlt hat.

Wer also laut des Rabbis sein Ziel verfehlt, der rutscht hinunter von seinem bisherigen Level. Besinnt er sich eines Besseren und begeht Teschuva, so steigt er automatisch wieder auf. Und zwar höher als sein vorheriger Level. Niemals im Leben befinden wir uns nur auf ein und demselben Level.

Bedeutet diese Aussage also, dass es theoretisch besser wäre, einmal sein Ziel zu verfehlen, dann Teschuva zu machen und folglich auf einem höheren Level zu sein als zuvor. Sicher nicht, denn ich kann nicht das Eine mit dem Anderen aufbauen.
Im chassidischen Buch "Degel Machane Ephraim" heißt es, dass wir unsere eigene Kelipah (negative Schale um die Seele) durch Teschuva ausschalten sollen, um diese in der Ursprungslevel der "Keduscha - Heiligkeit" zurückzubringen. Die "Kelipah" ist ein Konzept aus der Kabbalah genauso wie aus der Chassidut. Leute, die bei Chabad den "Tanya" lernen, kenne sich vielleicht einigermassen mit dem Thema aus. Aber ich will hier nicht zu sehr auf das Chabad - Konzept der g - ttlichen und der tierischen Seele in uns eingehen.

Die Aufgabe einer "Kelipah - Schale" besteht darin, Negatives in uns zu bewirken. Ähnlich wie die Yetzer HaRah - die schlechte Seite in uns. Die Kelipah will uns also immer dazu bewegen, das Ziel zu verfehlen. Zum Beispiel enthält die sogenannte "Kelipah Nogah" Gutes und Böses und unsere Aufgabe wiederum ist es, das Gute siegen zu lassen. Diese Vorgänge samt Kelipah spielen sich einzig und allein in unsere Seele (Neschama) ab. So schrieb der chassidische Rabbiner Avraham Yehoschua Heschel von Apta (1748 -1825) in seinem Buch "Ohev Israel", dass die Israeliten deshalb vierzig Jahre durch die Wüste wandern mußten, um ihre negativen inneren Kelipot zu besiegen und in etwas Gutes umzuwandeln.

Vielleicht gelingt es uns ja auch immer häufiger, unsere negativen Verlangen zu besiegen und sie damit in etws Positives umzuwandeln. Auf diesem Wege reparieren wir gleichsam die oberen Welten und bringen den Meschiach näher.

Schabbat Schalom an alle Leser und ich hoffe, dass diese Parascha nicht zu chassidisch / kabbalistisch ausgefallen ist.

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