B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
In diesem Jahr geht die Parashat Acharei Mot Pessach voraus. Gleich anschliessend nach dem Schabbatende am Samstag abend beginnt Pessach und somit die Seder. Aufgrunddessen verschieben sich sie vorherigen Vorbereitungen für Pessach und heute Abend (Donnerstag) begehen wir schon das sogenannte "Bedikat Chametz - Das traditionelle Suchen des letzten sich im Haushalt befindenen Chametz - Getreideprodukte". Dieses findet symbolisch statt und vor der eigentlichen Suche werden zehn kleine Beutelchen mit Chametz in den Zimmern versteckt. Für die Kinder ist die Suche jedesmal ein riesen Spaß. In Israel sollte die Suche heute Abend gleich nach 19.30 Uhr beginnen. Normalerweise nimmt man dazu eine Kerze und schaut in alle Ecken. Findet man eines der kleinen Beutelchen, nimmt man eine Feder und schiebt es in eine Tüte. Was viele hierbei vergessen ist, dass die Suche mit der Kerze bei eingeschaltetem Licht erfolgen sollte und nicht nur bei Kerzenlicht. Außerdem ist Vorsicht beim Umgang mit der Kerze geboten, denn immer wieder kommt es durch Unachtsamkeit zu Bränden.
Die Feder hingegen muß nicht sein und jeder kann die Beutelchen auch normal in die Tüte werfen.
Die "Verbrennung des letzten Chametzes - Bi'ur Chametz" findet morgen (Freitag) früh statt.
Bevor wir dann abends die Schabbatkerzen anzünden, sollte eine 24 - Stunde - Kerze angezündet werden, damit wir gleich nach dem Schabbatausgang die Kerzen für den Feiertag anzünden können. Wie bekannt, dürfen Juden an einem Feiertag von einem bestehenden Licht ein weiteres Licht anzünden und somit auch kochen.
Leider wünschen sich die Leute derzeit immer "nur" "Chag Sameach - einen fröhlichen Feiertag" und vergessen dabei das "Schabbat Schalom". Immerhin findet der Schabbat noch vor Pessach statt und daher auch gleich hinein in die Parashat Acharei Mot:
Gleich zu Beginn heißt es, dass G - tt nach dem Tode der zwei Söhne Aharons (Nadav und Avihu) zu Moshe sprach. In einer der vorherigen Parashot (Schemini) starben die zwei als sie ein fremdes Feuer im Kodesh HaKedoshim (dem Allerheiligsten) opfern wollten. In Acharei Mot wird Moshe von G - tt beauftragt, seinem Bruder Aharon auszurichten, dass er als Hohepriester (Kohen HaGadol) nicht zu jeder Zeit in das Allerheiligste (Kodesh HaKedoshim) treten darf, sondern nur am Yom Kippur (Versöhnungstag). Aber auch an diesem Tag darf der Kohen HaGadol (Hohepriester) nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Allerheiligste treten. Nämlich dann, wenn er den Opferdienst ausführt (Sifra).
Sechs Wochen nachdem die Juden am Berg Sinai die Thora erhielten, bauten sie das Goldene Kalb. Moshe zerbrach die ersten Gesetzestafel, stieg nochmals auf den Berg Sinai, bat für die Juden um Vergebung und bekam ein zweites Paar Gesetzestafeln. Mit diesen kam er, nachdem G - tt den Juden vollkommen vergeben hatte, am 10. des jüdischen Monats Tishrei (gewöhnlich im Oktober) hinunter vom Berg Sinai. Somit wurde dieser Tag,Yom Kippur, zum höchsten jüdischen Feiertag. Jedes Jahr an Yom Kippur bitten wir G - tt für unsere Vergehen um Vergebung und bitten Ihn ebenso, uns in das "Buch des Lebens - Sefer HaChaim" einzuschreiben.
G - tt schaut bei unseren Gebeten am Yom Kippur auf unsere Intension, in Zukunft keine Sünden mehr begehen zu wollen oder zumindest Versuche zu starten, alles besser zu machen. Er richtet uns nach dem Augenblick und schaut nicht in unsere Zukunft, in der wir voraussichtlich abermals sündigen werden. Es kommt allein auf unsere Absicht und Ernsthaftigkeit in unseren Gebeten am Yom Kippur an.
Woher wissen wir, dass G - tt oft Menschen nach gewissen Augenblicken richtet ? Auch dann, wenn sie sich in der Zukunft als Katastrophen für das Jüdische Volk erweisen könnten.
Die Midrasch verweist auf den berüchmten Vorfall mit Ishmael, dem Sohn Hagars und Avrahams. Als Hagar mit Ishmael in der Wüste saß und er dem verdursten nahe war und weinte, wurde Hagar Wasser gezeigt. G - tt hatte Mitgefuehl mit dem weinenden Kind, obwohl Er wusste, dass von Ishmael einmal die Araber abstammen werden, welche in der Zukunft eine ständige Bedrohung für die Juden darstellen.
Wenn wir den ersten Satz in Acharei Mot lesen, meinen wir, dass G - tt Moshe bzw. Aharon nach dem Tode Nadav und Avihus beauftragte, nicht zu jeder Zeit ins Allerheiligste zu treten, um nicht zu sterben wie die beiden Söhne. Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 53a stellt jedoch eine andere These auf. Die Warnung nicht zu jeder Zeit einzutreten bekam Moshe schon vor dem Tod der beiden. Die Art der Strafe für das Vergehen wurde ihm aber erst nach deren Tod mitgeteilt. Woher wissen wir das, fragt die Gemara und antwortet: Daraus das der Satz "…mit einer Wolke werde Ich erscheinen" grammatikalisch in der Zukunftsform geschrieben steht. Als G - tt den Satz aussprach, war Er noch nicht in einer Wolke erschienen.
Im Judentum haben wir das Konzept der Teschuva, der Umkehr zu G-tt. Wie weit wir auch von unserem Level hinabgefallen sind und welche Vergehen wir begangen haben, es gibt immer eine Chance zur Reue und Umkehr (Baer Moshe). Chassidischer Literatur zufolge ist es manchmal besser in niedrigere Level hinabzufallen, um danach viel höher aufzusteigen. Wir müssen nur den niedrigen mit dem hohen Level verbinden und sind dann somit in der Lage wieder zu einem hohen Level aufzusteigen (der Baal Shem Tov sowie sein Schüler und späterer Nachfolger Rabbi Dov Baer, der Maggid von Mezritch).
Was hiermit jedoch nicht gemeint ist und viele leider mißinterpretieren ist, dass ich mich nicht absichtlich in niedrigere Level fallen lassen. Sprich, Vergehen mit Absicht begehen, um hinterher zu bereuen und folglich in hohe Level aufzusteigen. Dieses war eines der wichtigen Konzepte des Schabtai Zvi, der da zum Islam konvertierte, nur um sich angeblich fallen zu lassen und hinterher höher aufzusteigen. In Wahrheit wurde Schabtai Zvi vor die Wahl gestellt zum Islam zu konvertieren oder hingerichtet zu werden. Aus Angst zog er den Islam vor und behauptete später alles mit Bedacht getan zu haben. Dieses idiotischen Handels wurden später die Chassidism beschuldigt, denn litvische Juden sahen in ihnen die Verhaltensmuster des G - tteslästerers Schabtai Zvi.
Der Kohen HaGadol (Hohepriester) erhält den Auftrag, seinen Service am Yom Kippur nur in weisser Leinenkleidung durchzuführen. An anderen Tagen trägt er dazu seine "Bigdei Zahav - seine goldenen Kleidungsstücke". Die Farbe weiß am Yom Kippur repräsentiert die Vergebung. Zum Thema Kleidung schreibt der Gründer der chassidischen Gruppe Toldot Aharon, Rebbe Aharon Roth, dass anständige Kleidung den Menschen vor Vergehen bewahrt, denn die Kleidung erinnert ihn immer daran, wer er ist.
Die Thora fährt fort mit einer ausführlichen Beschreibung des Yom Kippur Services. Ein wichtiger Teil war die Auslosung der zwei männlichen Ziegen. Die Auslosung nahm der Hohepriester vor und es wurde entschieden welche Ziege G - tt geopfert wurde und welche zum Azalzel, in die Wüste geschickt wurde. Übrigens stammt daher der Ausdruck "Sündenbock". Rabbi Samson Raphael Hirsch betrachtet die zwei männlichen Ziegen als eine Metaphor für das Jüdische Volk. Jeder von uns hat die freie Wahl G - tt zu dienen oder auch nicht. Wenn wir G - ttes Willen erfüllen, kommen wir metaphorisch gesehen in das Allerheiligste. Die Entscheidung, unseren eigenen Interessen zu folgen, hat dagegen keinen Platz im Allerheiligsten.
Aus dem Vorfall mit Nadav und Avihu lernen wir, wie gewissenhaft wir die Gesetze einhalten müssen, um keinen Schaden zu erleiden. Wir können nicht einfach eigene Initiativen entwickeln, sondern müssen das tun, was uns aufgetragen wurde, denn nur so können wir eine Perfektion (Schlemut) erreichen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Der Mensch sollte immer danach streben, seinen ihm gegebenen freien Willen positiv einzusetzen.
Jeder von macht die Erfahrung, dass er am Yom Kippur ernsthaft beabsichtigt, sich zu bessern. Realität ist, dass wir spätestens beim Neilah - Service am Ende ständig auf die Uhr schauen, wann es denn jetzt endlich etwas zu essen gibt. Dann wird Havdalah gemacht und alles stürzt sich aufs Essen. Unser Verhalten ist nur allzu menschlich.
Zum Schluss noch eine Story aus der Gemara im Talmud Sanhedrin 101a, 102b und 103a. Dort wird uns von dem bösartige Koenig Menasche, Sohn des König Chizkiyahu, erzählt, der es zum Schluß doch noch schaffte, einen Platz in der kommenden Welt (Olam Habah) zu bekommen.
Menashe war 12 Jahre alt als er König wurde und regierte 55 Jahre lang in Jerusalem. Sein Vater Chizkiyahu war g-ttesfürchtig und hielt die Gebote ein (er hatte den Level vom Meschiach), doch sein Sohn Menasche war das genaue Gegenteil und betete Götzen an. Erst als die Assyrer Menasche gefangennahmen und nach Babylon brachten, begann er zu G - tt zu beten. G - tt erhörte seine Gebete und brachte ihn zurück nach Jerusalem.
Laut Midrash Devarim Rabbah waren die Engel bei Menasches Tod dagegen, ihn aufgrund all seiner Sünden in die kommenden Welt (Olam Habah) zu lassen, doch G - tt vergab ihm, da Menasche ernsthafte Reue gezeigt hatte und ließ ihn doch noch ein. Dem Talmud - Kommentator Yad Ramah zufolge sah G - tt, dass König Menasche niemals Olam Habah erreicht, sollte er streng gerichtet werden. Da aber Menasches Gebete ernst gemeint waren, ließ G-tt Gnade vor Recht ergehen. Auch wir sollten daher niemals aufgeben.
Schabbat Schalom - Chag Sameach - Pessach Sameach ve'Kascher - ein frohes und koscheres Pessach - פסח שמח וכשר !!!
Da in die gesamte kommende Woche aus den Zwischenfeiertagen von Pessach besteht und am Schabbat von Pessach (nächste Woche) eine extra Pessach - Lesung erfolgt, gibt es die gewohnte Parasha erst wieder in zwei Wochen !!!!!
Donnerstag, April 17, 2008
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