Donnerstag, April 10, 2008

Die Laune macht es aus

B"H

Niemals sollte die Religion von einer Laune abhängen. Ich kann nicht heute vollkommen religiös leben und morgen nicht. Heute habe ich halt mal eben Lust und morgen wieder nicht.
Warten wir ab, was das Übermorgen bringt.
Viele Leute konvertieren aus einer Laune heraus, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Egal, welche Religion - alles scheint einmal IN zu sein und da ist man halt dabei.

Mein eigentliches Thema sind jedoch nicht solche verantwortungslosen Fälle. Eher ist die Rede von jenen religiösen Juden, denen manchmal alles zuviel wird; zuviel Druck von der relig. Umwelt und / oder zuviel Druck bzw. Erwartungen von sich selbst - an sich selbst.

Ist es möglich, eine Auszeit von der Religion zu nehmen und sich, wenn auch nur auf absehbare Zeit, anderen Dingen zu widmen ?
Diese Frage stelle ich mir jedesmal bewußt oder unbewußt, sobald ich Jerusalem verlassen. In Jerusalem lebend ist ein relig. Jude üblicherweise eingebunden in seine Umwelt. Je nach dem wie relig. er ist (ob Haredi - Ultra - Orthod. oder Nationalreligiös), seiner Gesellschaft kann er kaum entkommen. Wenn er noch dazu verheiratet ist, gibt es im eigenen Heim erst recht kein Entfliehen. Wie schaue denn das aus, wenn Mann oder Frau vor den Augen des Ehepartners plötzlich auf relig. Abstand macht ?

Ein wichtiges chassidisches Konzept ist es, die Mitzwot (Thoragesetze) mit Freude zu erfüllen. Die Kabbalah sieht sogar verschiedene Level bei der Mitzwoterfüllung. So wird unterschieden, ob ich die Thoragesetze nur aus Zwang (weil G - tt es mir befiehlt), aus einem Gefallen heraus, aus Gewohnheit oder aus Liebe zu G - tt erfülle; und den höchsten Level nimmt hierbei, wie könnte es anders sein, die Mitzwoterfüllung aus Liebe zu G - tt ein.
Rabbi Nachman von Breslov (1772 - 1820) sagte, dass derjenige, der heute einmal nicht besonders gut drauf ist und lieber auf alles verzichten würde, sich zur Mitwoterfüllung mit Freude zwingen soll. Wer sich zur guten Laune zwingt, dem kann es schnell passieren, dass sich seine schlechte Laune tatsächlich zum Positiven wendet.

Was aber, wenn einem wirklich einmal alles zuviel wird ? Nicht dauerhaft, sondern zeitweilig. Soll ich dann an mir herumzwingen oder lieber doch einmal Abstand gewinnen ?
Beides trifft hier zu und meiner Meinung nach kommt es auf die jeweilige Situation an. Grundsätzlich ist ein Abstand immer von Vorteil und er ist nicht automatisch gleichzusetzen mit G - tt entfliehen zu wollen. Wer an den Strand geht, kann trotzdem seine Berachot (Segen) über das Essen sagen. Und wer einmal nicht pünktlich zum Gebet geht, rutscht nicht sofort in säkulere Tiefen ab. Vielleicht wäre eine ständige Ausgewogenheit überhaupt das Allerbeste. Aber eben diese Ausgewogenheit ist in vielen relig. Bereichen, vor allem im streng chassidischen, kaum zu verwirklichen. Es gibt relig. Gesellschaften, in denen das Mitglied 24 Stunden nonstop eingebunden ist. Ausgewogenheit zwischen Yeshiva (relig. Schule) und Familie ? In der Realität nur ein Traum.

Meine persönliche Lösung mag ziemlich kontrovers klingen, aber ich denke, dass es manchmal wirklich besser ist, sich in einer kurzen Auszeit neu zu orientieren und einfach einmal in relig. Hinsicht weniger zu tun. Das Ergebnis ist, zumindest bei mir, dass man daraufhin der Mitzwoterfüllung mit neuem Elan und intensiver Freude begegnet. Es war zwischendurch wichtig, den Kopf freizubekommen, um wieder zu sich selbst und seinem eigentlichen Ziel zu finden. Es kann aber auch durchaus passieren, dass sich jemand, wie Rabbi Nachman von Breslov vorschlägt, zur Mitzwoterfüllung und zur Freude daran zwingt, nur um dies dadurch tatsächlich in die Realität umzusetzen. Dies jedoch hängt oft von der jeweiligen Situation ab und funktioniert nicht immer.

Eine Erfahrung, die mir immer wieder neu wiederfährt:
Je weiter man sich bei der Auszeit auch entfernt, ein vollständiges Entkommen ist so gut wie nie durchzusetzen. Bei zuvielen Gelegenheiten gehen mir relig. Gedanken sowie die Mitzwot durch den Kopf. Dies geschieht automatisch, ohne dass ich groß dagegen angehen kann oder will.

9 Kommentare:

  1. Anonym11:19 AM

    hi, Miriam:
    Wie geht es Dir? Ich hab ja jetzt
    schon ewig nicht mehr bei dir
    vorbeigeschaut oder geschrieben.
    Ich hoffe es geht dir gut. Was
    meine umzugspläne betrifft habe
    ich mich nicht besonders bewegt.
    Dafür habe ich meine eigene art
    zu reisen indem ich zwischen meinen
    vielen jobs rumpendle und in jede
    welt mal kurz vorbeistoße und mal nach acht oder mal nach vier stunden
    wieder abreise.

    ich bin auf eine diskussion gestoßen wo viel über den gegensatz
    zwischen fromm und sekulär
    geschrieben wird. ich hab aber oft
    den eindruck das der unterschied
    zwischen diaspora und israel größer
    ist. Einfach von der art zu denken und sich zu verhalten. wie siehst
    du das?

    Und auch wenn ich dein thema lese
    und das nehme was ich von dir
    kenne. ich habe den eindruck das
    die frage eigentlich nicht ist wie
    religiös willst oder kannst du sein
    da frage ist vielleicht mehr ob du
    bereit bist die diaspora zu beenden
    und irgenwo anzukommen und dort zu
    bleiben. Vielleicht liege ich ja
    falsch, es ist ein eindruck.

    Jakobo

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    Hallo Yaakov,

    ich muss sagen, Du hast einen grandiosen Kommentar abgeben.

    Aber zuerst:
    Ich pendele seit zwei Wochen hin und her. Tel Aviv - Bnei Brak und Jerusalem. Heute frueh bin ich erst wieder aus Tel Aviv nach Jerusalem zurueckgekehrt und ich bin platt. Den Schabbat ueber bin ich in Jlm.

    Die Pendelei macht Spass und hat etwas. Nie bin ich lange hier oder dort. Nur weiss ich manchmal nicht mehr, wo ich gerade bin.:-)
    Und ewig aus dem Koffer leben ist auch doof und platt bin ich noch dazu. Heute frueh nahm ich um 8.00 Uhr den Bus aus Tel Aviv und habe mich darin erst einmal 45 Minuten ausgeschlafen.:-)
    Aber dennoch ist die Fahrerei es aufregend.:-))))

    Du hast einen wichtigen Punkt angesprochen, den ich immer wieder vergesse, zu erwaehnen.

    Und zwar sollte es allen klar sein, dass ich mich fast immer auf israelische Verhaeltnisse konzentriere. Wenn ich schreibe, dann kann es sein, dass viele Leser, egal ob jued. oder nicht, den Ueberblick verlieren, weil sie diese Art zu denken und die Art der Probleme aus Deutschland nicht gewohnt sind. Ganz einfach, weil es sie dort nicht gibt.

    Sicher schreibe ich zu haeufig vielleicht nur aus der israel. orthod. relig. Sichtweise heraus und manche Leser aus Europa moegen denken, ich habe sie nicht alle.

    Vielleicht sollte ich auch oefters an die europ. Leser denken und ihre Themen ansprechen. Dieses versuche ich immer mit relig. Erklaerungen wie aus dem Talmud oder der Thoralesung wettzumachen.

    Leider G - ttes werden israel. oder jued. relig. Themen aus dem Privatbereich der Religioesen oder gewisse Philosophien vor allem in Deutschland nie abgehandelt. Dabei sind sie ein so wichtiger Bestandteil.

    Klar, haben die Juden in deutschen Gemeinden andere Probleme, aber ich finde es wichtig, besonders auf Israel oder die Relig. in den USA aufmerksam zu machen. Wobei es sicher vorkommt, dass ich mittendrin zu sehr davonschwebe und andere kaum mehr mitkommen.

    Der Unterschied zwischen der Diaspora und Europa ist enorm, und je mehr man sich damit beschaeftigt, desto offensichtlicher wird es.

    Bei mir ist es tatsaechlich so, dass ich nie weiss, wie weit ich in der Religion gehen will. Die Diaspora spielt dabei keine Rolle bei mir. Daran habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht.:-)

    Aber das Problem hier im Blog ist, Aussenstehenden gewisse Welten zu erklaeren, ueber die sie sonst nichts hoeren. Themen, die in Deutschland nicht angesprochen werden.

    Miriam

    AntwortenLöschen
  3. Anonym1:07 PM

    "die Art der Probleme aus Deutschland nicht gewohnt sind. Ganz einfach, weil es sie dort nicht gibt.
    (...)
    Sicher schreibe ich zu haeufig vielleicht nur aus der israel. orthod. relig. Sichtweise heraus und manche Leser aus Europa moegen denken, ich habe sie nicht alle."

    naja, ganz so ist es nicht.
    erstens gibt es in europa genügend juden, die in orthodoxen verhältnissen leben - in der schweiz, frankreich, belgien oder england - und selbst in deutschland kann man die probleme finden, die du beschreibst. auch wir haben hier ja inzwischen, zumindest in frankfurt im ansatz und definitiv in berlin - gemeinden, in denen viele chosrei b'tshuva orthodox bzw. ultraorthodox leben möchten. dort gibt es hin und wieder eine ähnliche problematik, schliesslich haben die leute "vorher" alle andere leben gelebt (d.h. hier geht es weniger ums "aussteigen" als ums "einsteigen"), und die "akkulturation" dauert lange und ist manchmal mit schwierigkeiten verbunden.
    ich denke, es ist sehr wichtig, in einer atmossphäre des vertrauens zu leben, ansprechpartner zu haben, auch für probleme, die es gerade mit dem einhalten von mitwes - wie, warum, ob, weshalb - geben kann. gerade vor pessach kann man so manche konfusion wieder erleben, wenn die leute chumres nicht von mitzwes unterscheiden können und alles dreimal so schwer erscheint als es ist.
    sicher kann so mancher die themen deines blogs nicht ganz nachvollziehen, aber das finde ich nicht so tragisch. nicht auf die quantität kommt es an, sd. auf die qualität.
    was mir immer auffällt, ist, dass du oft über konversionen schreibst. ist das deine eigene thematik oder warum beschäftigt dich das so besonders?

    ich wünsche dir pessach kascher we'sameach,
    schoschana

    AntwortenLöschen
  4. B"H

    @Schoschana

    Ehrlich gesagt dachte ich mir so manches Mal, dass mir eventuell die Leute nicht immer folgen koennen, weil ich manchmal vielleicht zu sehr aus der israel. Sichtweise schreibe und alles andere um mich herum vergesse.:-)

    In der Schweiz, Antwerpen, etc. gibt es sicher solche Probleme, eben weil dort diverse Gruppen leben, ueber die ich berichte. Allerdings darf man nicht vergessen, dass gerade israel. Chassidim diejenigen in der Diaspora Glaubensbrueder aus der eigenen Gruppe als offener oder manchmal zu offen ansehen. In Israel kann man sich halt mehr in die eigene Gruppe zurueckziehen und von der Aussenwelt fernhalten.
    Als Beispiel nehme ich jetzt einmal die Belzer Chassidim in Jerusalem, in Antwerpen und in London.
    Obwohl Belz recht offen ist, gibt es dennoch Unterschiede zu den Israelis in der Gruppe. Und ein Belzer Chassid kann sich im Jerusalemer Kiryat Belz vollkommen von der Aussenwelt abschotten, wohin gegen ein Londoner mit der nichtjued. Aussenwelt konfrontiert wird und sogar gezwungen ist, mit ihr zu kommunizieren (auf dem Amt oder Aehnliches).

    Selbst wer in Deutschland relig. wird (Baal Teschuva), hat genuegend Moeglichkeiten, Abstand zu gewinnen. Ausserdem kommt es immer darauf an, wo er sich hingezogen fuehlt; zu Chabad, zu den Litvischen oder so.

    In Jerusalem ist es schwerer, Distanz zu gewinnen, eben weil man immer wieder auf seine relig. Mitmenschen aus der Gruppe trifft. Klar, kann man nach Tel Aviv fahren, aber selbst dort sind die Gedanken fast immer schon bei der Heimfahrt.

    Dass viele an Pessach uebertreiben und durchdrehen ist klar. Vor allem die relig. Newcomer, denn sie wollen sich und allen zeigen, wie perfekt sie sind. :-)

    Eine Vertrauensperson beim Einstieg zu haben ist enorm wichtig und genau das wird an Jerusalemer amerik. Yeshivot wie AISH oder Ohr Sameach extrem kritisiert. Die dortigen Rabbiner taeten die Schueler su sehr in die Religion hetzen. Und der Vorwurf stimmt teilweise.

    Mein Punkt ist aber, dass ein Religioeser im Ausland es leichter haben kann. In Europa sicher, in New York wahrscheinlich weniger, denn wer dort zum Beispiel in Kiryat Yoel oder Williamsburgh bei Satmar oder in Monsey bei Vishnitz haengt, der findet kein leichtes "eben mal Entkommen".

    In Deutschland ist garantiert auch weniger Druck , denn dort sind ja fast alle irgendwie Baalei Teschuva und muessen sich somit nicht in einer alten bestehenden Gesellschaft etablieren.

    Meine beste Freundin ist konvertiert und das Thema ist in Israel staendig present. Daher schreibe ich darueber recht haeufig; auch, weil es mich oft stoert, was die Leute so fuer Vorstellungen von Konversionen haben. Jedenfalls nachdem man dt. jued. Online - Foren liest.:-)

    Dir auch Pessach Sameach veKascher !!!

    AntwortenLöschen
  5. Anonym2:44 PM

    HI, Miriam und hi schoschana :-)

    wie gehts dir schoschana? lange
    nicths mehr gehört :-)

    Miriam, ich denke nicht dass du
    an deinem blog etwas ändern solltest.
    Du lebst ja in israel und bist from.
    Also über was solltest du sonst
    schreiben? Über sekuläre Juden
    in Hong Kong? Ich glaube nciht das
    das sehr autentisch wäre. Eher im
    gegenteil, du schreibst aus deiner
    perspektive und ich lese es mit meinen nicht besonders frommen
    augen aus der diasporah. :-)

    Was mir zum beispiel aufgefallen ist, bei dem was schoschana
    geschrieben hat. ich denke zum
    beispiel das ein unterschied ist,
    dass in der diasporah fromme und
    "sekuläre"* Juden zwar vielleicht in den selben grenzen leben, aber doch in zwei verschiedenen "ländern" und
    es gibt nicht unbedinngt viele
    berührungspunkte. In israel ist
    das wohl anders.

    *(was bedeutet eigentlich
    sekulär in der diasporah, was
    bedeutet assimiliert in der
    diasporah?? oder vielleicht ist
    für einen juden beides nur in
    Israel möglich? Gibt es jüdische
    weltlcihe belange außerhalb israels? kann sich ein jude an
    eine gesellschaft assimilieren die
    nicht ide israelische gesellschaft
    ist? usw. fragen fragen fragen)

    ich merke gerade ich muss gleich
    los.

    jakobo

    AntwortenLöschen
  6. B"H

    Hallo Yaakov,

    ich habe nicht vor, an meinem Blog etwas zu aendern, dennoch interessiert es sich immer, ob ich fuer Aussenstehende auch verstaendlich schreibe.
    Deswegen frage ich immer gerne Leser, die ich in Jerusalem treffe.

    Allzu viele Leser habe ich noch nicht getroffen.:-)))
    Nur den Grenzgaenger, eine weitere Leserin aus dem Rheinland, den Moench aus Bayern und neulich eine Mutter mit ihrem Sohn aus Luxemburg. An Pessach kommt eine weitere Leserin aus Hamburg hinzu.

    Insbesondere der Moench aus Bayern versicherte mir, dass ich sehr verstaendlich schreibe und das will etwas heissen.:-)))

    Die typischen Diasporabegriffe wie "Saekuler" oder so sagen mir nicht viel und ich muss mich immer konzentrieren, diese in einem richtigen Zusammenhang zu verwenden. In Israel haben wir anderes Vokabular und da ich schon fast acht Jahre nicht mehr in Deutschland war, habe ich mich fast total "israelisiert".:-)))

    In IL unterscheiden wir nicht zwischen Ultra - Orthod. oder so. Im Deutschen oder Englischen hingegen schon. Hier gibt es Begriffe wie "Dati - relig." oder "Chiloni - Saekuler". Wobei Chiloni manchmal nicht selten eine gewisse relig. Tradition beinhalten kann.
    "Mesorati - traditionell" gilt nicht nur allein. Viele Leute lassen sich halt nicht immer in eine Schublade stopfen.

    Klar, haben hier alle Gruppen miteinander Kontakt und es kommt nicht selten vor, dass Haredim (Ultra - Orthod.) mit Saekuleren diskutieren.

    Assimilation gibt es automatisch, doch kommt es immer darauf an, wie das jeder handhabt. Eine gewisse jued. Tradition sollte schon aufrecht erhalten bleiben und wenn Du ehrlich bist, dann gibst Du zu, dass nichtjued. Freunde in bestimmten Belangen halt doch nicht so sind wie jued. Freunde. Die Erfahrung machte ich in Deutschland immer wieder.

    Juedische Belange gibt es ueberall, aber man kann halt nur in Israel wirklich jued. Leben. Erstens muss man sich nicht seiner jued. Religionszugehoerigkeit wegen rechtfertigen und zweitens ist ein Jude nur in Israel in der Lage, die Mitzwot zu erfuellen. Viele von ihnen gelten in der Diaspora nicht (aktuelles Beispiel: das Schemittah - Jahr).

    Insgesamt koennte ich mir ein Diasporaleben nicht mehr vorstellen und ich bedauere alle, die sich das antun. Auch, weil ich anscheinend in Deutschland in der falschen jued. Gemeinde gelebt habe. Aber Israel bleibt halt doch immer Israel und ist durch nichts zu ersetzen.:-))))

    AntwortenLöschen
  7. Anonym2:54 PM

    Hi, Miriam:
    Ich muss dir ehrlich sagen dass
    ich wirklich von herz diaspora
    jude bin. und ich glaube dass
    alle meine sinne und meine
    instinkte auf die diaspora abgestimmt
    sind. sogar sehr fein und scharf
    abgestimmt. Du musst dir ja überlegen
    du pendelst viel und weist schon
    gar nicht mehr wo du bist. das kann
    mir in der diaspora nicht passieren.
    die diaspora ist die diaspora und
    der geografische ort wo sie ist
    spielt keine große rolle. dafür
    gibt es andere "orte" und jeder
    ort hat sogar eine eigene sprache
    und das reicht schon um diese orte
    von einander zu unterscheiden.
    deutsch als sprache des alltags,
    spanisch für die freunde, iwrit
    zum dawenen, englisch.. naja
    englisch für alle fälle ;-)
    Die familie hat keine einheitliche
    sprache da wird halt geprochen.

    Im gegensatz dazu weist du aber zum
    beispiel immer welcher wochentag
    gerade ist. ich glaube nciht dass
    du irgendwie da etwas verwechseln
    würdest. du bist ja in israel und
    da weis man immer welcher tag
    gerade ist und spätestens shabes
    weist du es dann wieder. Das fehlt
    mir zur zeit shcon etwas.

    Ich hab in den letzten zwei monaten
    so viel gearbeitet dass ich nie
    wusste was für ein tag gerde war.
    Und genauso wie du bin ich immer
    zwischen meinen 3-4 jobs gependelt.
    immer schon mit dem fahrrad damit
    der übergang von einer welt in die
    nächste ncith so drastisch wird.

    Was mir auch auffällt bei diesen
    diskussionen zwischen diasporah
    und israel, sekulär - fromm ist
    dass immer über die... oder die..
    gesprochen wird, aber selten über
    die familie in israel oder die
    familie in der diaspora. selten
    über den sekulären cousin dem
    das judentum anscheinend egal ist
    oder über den frommen cousin, der
    ständig allen auf die nerven geht
    meit seinem meigst ja meigst
    nisch.. vielleicht sind wir ja
    für solche diskussionen im internet
    viel zu paranoid? ;-) dann doch
    lieber weiterpendeln ;-).

    ich mein was ist denn die
    diasporah? nicht in einer jüdischen
    gesellschaft zu leben? seine
    familie in der ganzen welt verteilt
    zu sehen? sich nicht mal innerhalb
    der familie auf eine sprache zu
    einigen? sich mit seinem frommen
    oder sekulären cousin zu streiten?
    Jemand der eine familie gründet
    beendet auch seine diaspora und
    zwar auf eine viel tiefgehendere
    weise als dadurch einen staat zu
    gründen. das aber ohne israel in
    frage zu stellen, versteh mich ncith falsch.

    ich finde es schön dass du dich
    mit deinen lesern triffst. ich denke da gibt es bestimmt ein paar
    sehr treue darunter. (nicth so wie
    ich der mal kommt und dann wieder
    verschwindet ;-)).

    Ok.. lass mich mal überlegen...
    wenn ich den "ort" besuchen möchte
    an dem du "angekommen" bist.. was
    müsste ich dann tun.. ah.. ich weis
    schon.. ich setzte mich einfach in
    jerusalem in der fusgängerzone auf
    eine bank und warte bis du
    vorbeikommst ;-)

    git shabes

    Jakobo (der zur zeit wieder weis
    was für ein tag gerade ist :-))

    AntwortenLöschen
  8. Anonym4:29 PM

    ah... ps.:
    hier kannst du gleichzeitig
    über katholiken und über sekuläre
    juden lachen :-)

    http://www.youtube.com/watch?v=eFWIyv22qoE&feature=related

    Jakobo

    AntwortenLöschen
  9. B"H

    Fuer mich klingt es fremd, wenn ein Jude sagt, er fuehle sich in der Diaspora wohl oder er sei durch und durch Diasporajude. Seitdem ich dort nicht mehr lebe, kann ich mir solch ein Leben ausserhalb Israels nicht mehr vorstellen.

    Jerusalem und Tel Aviv sind ein himmelweiter Unterschied, aber manchmal kommt mir der Wechsel sehr gelegen. Es ist gut Abwechselung zu haben und etwas anders zu sehen.
    Obwohl viele Tel Aviver stolz auf ihre Saekularismus sind, erlebe ich oft anderes. Und wenn ich sage, ich komme aus Jerusalem, sind nicht wenige begeistert und erzaehlen sofort, wann sie das letzte Mal an der Klagemauer waren. Mittwoch zeigte mir eine Frau sogar Photos wie sie davor steht.

    Bei Chassidim erlebe ich es unendliche Male, dass sie mir von den Verwandten in der Diaspora berichten, denn viele haben halt dort Verwandte. Auch ihre saekulere Verwandtschaft, falls eine vorhanden ist, wird nicht verborgen. Wahrscheinlich berichten sie mir davon, weil ich selber aus der Diaspora komme. Sobald sie hoeren, wo ich geboren wurde, beginnen sie zu erzaehlen.

    Von den Lesern, mit denen ich bisher traf, hoerte ich eigentlich nie wieder etwas. Nicht, dass sie mich nicht mehr lesen oder so....Aber sobald sie wieder daheim sind, melden sie sich eigentlich nicht mehr.
    Uebrigens liegst Du mit Deiner Vermutung richtig. Wir trafen uns in Ben Yehudah oder in der naeheren Umgebung.:-)))))

    Shavua Tov

    AntwortenLöschen