Dienstag, Dezember 16, 2008

Humus aus der Mülltonne

B"H

Schauplatz: Downtown Tel Aviv

Zeitpunkt: 14:30 Uhr am Nachmittag

Ein älterer Mann stöbert neben einer belebten Bushaltestelle im Zentrum von Tel Aviv in einer grünen Mülltonne. Er hält drei bunte Plastiktüten in der Hand und während ich zu ihm hinüberschaue, denke ich mir, dass er nach leeren Plastikflaschen oder Dosen sucht, um sich ein paar Agorot hinzu zuverdienen.

Der Mann sucht durch einige sich in der Abfalltonne befindenen Tüten und schließlich wird er fündig. Er zieht eine größere Plastikbox voll Humus (Kichererbsenbrei) hervor und freut sich ganz offen. Anscheinend hat er Hunger und nicht genügend Geld, sich allzu viel zu leisten. Er lächelt und will davongehen.

Niemand der umherstehenden Passanten schenkt ihm Beachtung bis auf eine Frau, die ihm die ganze Zeit zugeschaut hat. Sie ist um die 50 Jahre alt und hat ihr Haar knallblond gefärbt.
Als der Mann davongehen will, hält sie ihn an. Er hört ihr kurz zu und wehrt dann schnell ab. Die Frau redet weiter, doch der Mann eilt davon.

Zuerst dachte ich, dass da endlich jemand ist, der den Mann in ein Gespräch verwickeln will. Eigentlich nett, so dachte ich. Da kümmert sich ja doch noch jemand. Leider stand ich zu weit entfernt, um das Gespräch mitanhören zu können.

Der Mann war davongeeilt und die Frau starrte ihm kurz nach. Dann kam sie in meine Richtung und als sie an mir vorbeiging sah ich erst ihr großes goldenes Kreuz an einer Halskette hängen.
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Manchmal sind die Leute, die auf den ersten Blick so nett und hilfreich erscheinen, das genaue Gegenteil. In dem Moment war ich stolz auf den Mann, denn offensichtlich widerstand er einem christlichen Missionsversuch. Missionare sind dafür bekannt, sich auf bedürftige Israelis zu stürzen und ihnen Essen gegen Religionstausch (Mr. J.) anbieten.

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