Mittwoch, Dezember 10, 2008

Wissen als "Take away"

B"H

Kann sein, dass ich mir das alles oder zumindest nur teilweise einbilde.

Manchmal kommt es mir tatsächlich so vor als wollen die Leute heute eine Religion oder Mystisches nur so dahingeknallt haben. Schnell mal eben so in einen Vortrag schlüpfen und einige Inhalte a la "Ex und Hopp" herausangeln.

Wer will sich heute in unserer schnelllebigen Zeit noch hinsetzen und stundenlang oder ggf. jahrelang etwas lernen, wenn es viel bequemer geht ? Was sollen all die komplizierten Erklärungen, wenn Wikipedia oder andere Sites ein schon regelrechtes "Fast Food Wissen" parat halten. Hier lese ich mich schnell durch und dann ist mir alles klar. Und leider nehmen sich auch immer mehr Buchautoren und Referenten dieser "Kundennachfrage" an.

Relig. Kurse, in denen Detailarbeit geleistet wird, finden derzeit weniger Anklang. Zumindest bei einigen Instituten in Jerusalem. Dafür sind die "Fast Food - Vorträge" gut besucht, ohne dass dort jemand auf die Idee käme, spezifische Fragen zu stellen. Man nimmt das Vorgetragene erst einmal so mit nach Hause und damit hat es sich meistens.

Neulich erebte ich einen Rabbiner, der offensichtlich Ahnung vom Fach hatte. Er kritisierte den Redner, welcher sich als "Historiker" darstellte. In Wahrheit jedoch steckt die "Wikipedia - History" dahinter.
Die Kritik jedenfalls brachte nichts ein und dem nächsten Vortrag blieb der Rabbiner fern.

Nein, es steckt kein Neid dahinter, nur der heimliche Wunsch, dass die Interessenten wieder zum Detail zurückfinden und so einiges mehr mit heim nehmen als wage Andeutungen und ggf. Ausflüchte in "Ich habe heute keine Zeit, dass richtig zu erörtern, denn ich habe soviel anderen Stoff zu besprechen".

Gibt es heute noch Menschen, die bereit sind, etwas für das Wissen zu tun oder kauft man lieber kleine Enzyklopedien und liest eben schnell so durch, um ein wenig Spiritualität aufzusaugen ?

Dasselbe im Bereich der jüdischen Religion, welcher immer mehr Nichtjuden beitreten wollen. Wenn es aber zu konkreten Andeutungen auf die Halacha kommt, sind nur wenige Konvertiten tatsächlich bereit, die jüdischen Gesetze aktiv zu befolgen.
Auch hier machen sich die Bequemlichkeit und das "Ex und Hopp" breit.

Wer mitgelesen hat, der wird festgestellt haben, dass es auch mich ab und zu zum "Fast Food" zieht. Ich versuche Positives herauszuziehen und meistens hole ich mir Ideen über Themen, über die ich zu schreiben beabsichtige. Allerdings mit der Absicht, mich eingehend mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen.

Ich gebe zu, dass derlei Schnellkurse den Zuhörer anspornen können, mehr zu tun. Das ist der Vorteil dieser Art von Vorträgen, den hoffentlich tatsächlich einige nutzen werden.

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