Montag, Mai 16, 2011

Parashat Bechukotai - פרשת בחקותי


 Photo: Miriam Woelke

B”H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Wortdefinierung BECHUKOTAI: “Meine Gesetze”

אם בחקתי תלכו ואת מצותי תשמרו ועשיתם אתם

 “Wenn Ihr meinen Gesetzen folgt (im Thoratext lautet es wörtlich “Wenn Ihr in meinen Gesetzen geht”).

Der Thorakommentator Ohr HaChaim sieht im Wort “gehen” den Hinweis darauf, dass wir die Thora auch während des Gehens im Kopf haben sollten. Dieser Kommentar erinnerte mich sogleich an das “Shema Israel” – Gebet, welches die Juden ebenso dazu aufruft, G – tt stets im Hinterkopf zu haben. Laut dem Ramban Nachmanides) werden wir an dieser Thorastelle genaus so aufgefordert, G – ttes Willen immer gedanklich bei uns zu tragen.

Der erste Satz dieser Thoralesung lautet, dass wenn die Juden G – ttes Gesetzen folgen, Er ihnen genügend Regen geben wird, damit Getreide, Obst und Früchte wachsen. 

Erscheint das nicht ein wenig seltsam, wenn G – tt ausgerechnet ZUERST die Belohnung des REGENS anführt ? Sind “ein Leben in Frieden” oder dass "Juden von G – tt einen besonderen Schutz erhalten” nicht vorrangiger als Regen ? Wieso also setzte G – tt bei all den “Belohnungen” den Regen an erster Stelle ?

Der Ramban (Nachmanides) schreibt in seinem Kommentar, dass Regen zur rechten Zeit die Luft reinigt und er die Ursache für unser Wohlergehen ist. Der Regen wässert die Pflanzen und diese wiederum geben uns unsere Nahrung. Saubere Luft fördert die Gesundheit und somit hat alles seinen Vorteil fü Körper und Seele.

Ferner betrachten wir uns das allererste Wort der Parashat Bechukotai, welches da “IM – WENN” lautet. “Wenn Ihr (die Juden) meinen Gesetzen folgt, dann tue Ich (G – tt) alles Mögliche für Euch. In Bechukotai (Sefer Vayikra – Leviticus) 26:15 aber dreht G – tt den Spiess um und verkündet wieder mit dem Wort “IM – WENN”, was geschieht, wenn wir (die Juden) Seine Gesetze nicht erfüllen. Auch dazu folgt eine erneute Auflistung.

Was ich persönlich aus dem “WENN” herauslese ist der “Freie Wille”, den der Mensch hat. Ein freier Wille, den G – tt für uns Menschen erschuf und so Seine erschaffene Welt imperfekt kreierte. Wie ich an anderer Stelle häufig erwähnte, kann eine perfekte Welt lediglich perfekte Dinge enthalten. So auch nur perfekte Menschen. G – tt jedoch wollte bei der Welterschaffung sowie bei der Erschaffung des Menschen keinen Perfektionismus, sondern der Mensch wurde stattdessen mit einem freien Willen ausgestattet. Somit kann er tun, was G – tt verlangt oder auch nicht. Nichtjuden können den Sieben Noachidischen Gesetzen folgen oder nicht. Die Juden können der Thora folgen oder auch nicht. Jeder von uns hat die Wahl.

Was das Judentum jedoch von anderen Religionen weitgehend unterscheidet, ist die Tatsache, dass Juden nicht gleich bei Nichterfüllung einer Verdammung ausgesetzt sind, doch jederzeit Teschuva (Umkehr zu G – tt) begehen können. Es gibt fast immer einen Weg zurück und wer einmal gegen ein Thoragesetz verstößt, darf sich niemals aufgeben, sondern muss versuchen, weiter an sich zu arbeiten.

Der Me’am Lo’ez, Rabbi Yaakov Culi, stellt die brilliante Frage, warum G – tt uns nach all den Auflistungen nicht auch unsere Belohnung in der “Kommenden Welt” auflistete. Warum gab G – tt den Juden lediglich eine positive sowie eine negative Liste bezogen auf diese Welt und nicht die Zeit nach dem Tod oder nach der Ankunft des Meschiach ? Wäre die Folge davon nicht, dass wesentlich mehr Juden die Thora einhalten ?


Kommentar des Me'am Lo'ez

Photo: Miriam Woelke

Gleichzeitig antwortet der Me’am Lo’ez, dass die Absicht G – ttes keieneswegs darin besteht, dass wir nun nach allen möglichen G – ttesbelohnungen hinterher hetzen, nur damit wir sämtliche Pluspunkte ergattern. Einzig und allein erfüllen wir die Mitzwot, wenn, dann um G – ttes Willen auszuführen und keine Abhandlung von Geschenken zu betreiben.

Genau so verhält es sich mit den eventuellen Bestrafungen in der “Kommenden Welt”. Ein Jude soll nicht vor lauter Angst die Mitzwot ausführen, sondern seinen freien Willen nicht verlieren.

Der mittelalterliche Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria, fügt noch hinzu, dass jeder Jude sein eigenes Päckchen zu tragen hat und anhand dessen seine Seele perfektioniert oder auch nicht.
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Die dieswöchige Thoralesung einmal früher wie gewohnt, denn am Schabbatausgang (Samstag abend) begehen die Juden ihren Feiertag “Lag Ba’Omer – den 33. Tag des Omer” und dazu folgen in diesen Tagen noch einige Details.

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