Montag, August 27, 2007

Der juedische Drang nach Assimilation

B"H

Es war noch zu meiner Zeit in Deutschland als ich den Film "Sonnenschein" sah. Soweit ich mich erinnere, handelte es sich um eine deutsch – ungarische Co - Produktion, die offensichtlich nur in kleineren Kinos gezeigt wurde.

Der Film portraetierte die juedische Familie Sonnenschein ueber mehrere Generationen hinweg. Da war zuerst der Urgrossvater Sonnenschein, ein Chassid, der ueber ungarische Doerfer zog und selbstgebrannten Alkohol verkaufte.
Die naechste Generation der Sonnenscheins war schon nicht mehr chassidisch, sondern hatte sich stattdessen assimiliert. Kipa und Bart hatten ausgedient und mittlerweile braute man den Alkohol in einer Fabrik. Einer der Sonnenschein – Fabrikanten wollte in die Politik und um Erfolg bei der Waehlerschaft zu haben, legte man ihm nahe, den juedischen Namen in einen christlich – ungarischen zu aendern. Gesagt, getan und schon befand sich der Fabrikant im Parlament. Ueberfluessig zu erwaehnen, dass kurz darauf auch noch die Konvertierung zum Christentum folgte. Alles des Erfolges wegen, versteht sich.

Worauf der Film immer wieder aufmerksam machte war das was die Sonnenscheins auch unternahmen, um sich zu assimilieren und Erfolg zu haben, sie jedesmal aufs Neue von ihrer nichtjuedischen Umwelt auf ihre juedische Herkunft aufmerksam gemacht wurden. Auch als Parlamentarier musste sich der Herr Ex – Sonnenschein bissige Bemerkungen seiner Kollegen anhoeren.

Der darauffolgenden Generation erging es noch schlechter. Die Familie war zwar komplett assimiliert, aber die Deutschen besetzten Ungarn und somit wurden auch ploetzlich die Sonnenscheins wieder zu Juden wider Willen. Die Rassegesetze griffen und einer der Sonnenschein Soehne wurde in einem KZ ermordet.
Danach kamen die Russen und auch hier verspuerte die Familie den Drang, sich anpassen zu muessen. Man kommt auf den Kommunismus, der einen Juden jedoch auch nicht haben will. Zum Schluss besinnen sich die Sonnenscheins wieder ihres Judentums.

Der Drang nach Assimilation ist uralt. Schon einige Jahre nach der Besetzung des Landes Canaan durch Joshua bin Nun und den Israeliten, beginnen sich einige zu assimilieren. Warnte G – tt noch vor der Einnahme des Landes in der Thora vor Assimilation, begannen Jahre darauf schon die ersten Zweifel. Warum koennen Juden nicht so sein wie alle anderen Voelker auch ? Diese Frage stellen sich nicht nur die anderen Voelker, sondern auch die Juden selbst. Und das bis heute.

Ich habe nicht mitgezaehlt, wie haeufig ich die Frage in Deutschland hoerte. "Kannst Du nicht auch dies und das essen und wieso must Du immer eine Ausnahme bilden "? So reagierten nicht wenige meiner nichtjuedischen deutschen Freunde. Allerdings waren sie der Fragen schnell ueberdruessig und irgendwann akzeptierten sie einfach alles. Das Witzige ist, dass, falls ich einmal etwas vergass, ich von ihnen darauf aufmerksam gemacht wurde. Manche kannten die Halachot dann ploetzlich besser als ich.
Ich koennte jetzt nicht mit Gewissheit sagen, dass es irgendwo geschrieben steht, doch bestehen verschiedene juedische Ansichten, dass Nichtjuden einen Juden mehr anerkennen, wenn wir unsere Gesetze einhalten. Wahr oder nicht, erlebt habe ich diese Behauptung schon des oefteren bei Moslems.
In Israel gibt es keinen Religionskrieg zwischen Juden und Moslems, denn der Konflikt hat politische Ursachen. Allerdings reagieren Moslems oft positiver auf relig. Juden, wenn es um Religion geht. Beispiel: Die Kaschrut – Koschergesetze. Mit einigen Moslems hatte ich schon Diskussionen darueber, wie andere Voelker nur Schweinefleisch essen koennen. Das zweite beruehmte Beispiel ist die anstaendige Kleidung der Frau. Hierbei ging es in unserer Diskussion uebrigens nicht um irgendwelche Schleier oder die Unterdrueckung des Feminismus. Es ging ganz normal darum, dass eine Frau nicht gerade im knappen Mini herumlaufen soll. Ein zusaetzlicher Punkt, der mir noch einfaellt, sind die Fastentage. Bei den Moslems steht der Ramadan an, der manchmal in die Zeit des wichtigsten jued. Fastentages Yom Kippur faellt. Auf meinem Weg zur Kotel (Klagemauer) hoerte ich vor einem Jahr positive Bemerkungen von Moslems, die wissen wollten, wie wir diesen Tage begehen. "Oh fasten, hiess es da, fasten tun wir auch gerade". Dass wir allerdings 24 Stunden lang fast, fiel auf Erstaunen, denn im Ramadan wird nur tagsueber gefastet.

In Israel zeigt sich der Drang nach Assimilation auf verschiedene Art und Weise und bei unterschiedlichen juedischen Bevoelkerungsgruppen. Da sind zum einen viele nichtreligioese Juden in Tel Aviv. Wahrscheinlich das beruehmteste Beispiel ueberhaupt. Tel Aviv nennt sich gerne die "Stadt ohne Pause" und wer will da schon Religion ? Traditionen ja, die sollten sein bis zu einem gewissen Grad. Aber in Tel Aviv sind wir europaeisch und muessen uns halt auch so benehmen. Kleidung, Essen und Lebensstil. Wer als Tourist kommt, der meint wirklich in einer europ. Stadt zu stehen.

Viele Jerusalemer stehen dem Verhalten nicht nach. Die Traditionen sind manchmal strenger, doch will man auch europ. oder noch besser, amerikanisch sein. American Way of Life, trotzdem die Amerikaner bei uns als recht daemlich angesehen werden. Und auch die religioese Bevoelkerungsschicht bleibt nicht von allen aeusseren Einfluessen verschont. Vielleicht nicht oder nur kaum in Mea Shearim, aber bei litvishen und nationalreligioesen Juden gibt es definitiv Einfluesse. Vor allem bei der Bekleidung stehen die litvishen Juden ganz oben. Obwohl nur schwarze Hosen und weisse Hemden akzeptiert sind, stammen diese nicht selten von Armani oder anderen Modedesignern. Litvishe Yeshiva Studenten legen Wert auf Stil, was sie oft herumlaufen laesst wie einen Pfau und allgemein ist bekannt, in welcher Yeshiva sie lernen. Jede Yeshiva hat so ihren Ruf und es darf gelaestert werden. Ob in Israel oder in New York, ob Lakewood oder MIR.

Aber sind wir realistisch gesehen ueberhaupt faehig, uns zu assimilieren ? Im Ausland sicher eher als in Israel. Manche assimilierten Israelis kommen mir immer wieder nur vor wie schlechte Kopien der Europaer.

Das Leben ist genauso wie das der Sonnenscheins. Was auch immer wir tun, stets werden wir an unsere Herkunft erinnert, und sei es nur eine noch so winzige Bemerkung. Sollte ueberhaupt ein Krieg gegen Israel ausbrechen oder es geschieht ein Bombenattentat gegen Juden, dann halten wir auf einmal alle wieder zusammen. Jedenfalls die Mehrheit, die sich noch nicht vollkommen entfernt hat.
Europaeisch sein hin oder her, ploetzlich spielt das alles keine Rolle mehr, denn es wird sich um Israel gekuemmert. Egal, ob jemand religioes ist oder nicht. Wir koennen gar nicht anders, was man ironisch einen Fluch nennen koennte. Am Ende bleiben doch alles zusammen und die Thora behaelt recht.

2 Kommentare:

  1. Anonym5:34 PM

    Ein klasse Film, den man sich auf jeden Fall zulegen sollte:

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    etc..

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  2. B"H

    Da gebe ich Dir recht.

    Persoenlich finde ich "GLOOMY SUNDAY" noch besser.:-)

    http://home.arcor.de/joachimkrol/Kino/GS.HTM

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