Sonntag, April 11, 2010

Joseph Albo und der kirchliche Missionswahn




B"H


Im frühen Mittelalter und sogar schon zu Zeiten des Rabbi Saadia Gaon (verstarb im Jahre 942) legten Rabbiner sowie jüdische Philosophen die Grundregeln des jüdischen Glaubens schriftlich fest:


Wer ist G - tt ? Wie agiert Er gegenüber uns Menschen und wie nehmen wir Ihn wahr, wenn Er weder Form noch Gestalt besitzt ? Was will Er uns sagen und existiert das G - ttesprinzip der "Belohnung und Strafe" ?

Rabbiner sowie Philosophen diskutierten diese Themen in aller Bandbreite, aber die Frage ist, warum geschah dies alles im frühen Mittelalter und danach ?


Hierauf gibt es mehrere mögliche Antworten:

1. Der Kult der Karaiten war zu bestimmten Zeiten eine Gefahr für das Judentum. Die Karaiten behaupteten, dass nur die schriftliche Thora und nicht die mündliche Überlieferung, der Talmud, Gültigkeit besitzten. Alles in der Thora verfasste wurde von den Karaiten wörtlich genommen. Einer der vehementesten Gegner der Karaiten war Rabbi Saadia Gaon.


2. Jüdische Religionsgrundsätze im Kampf gegen die christliche Mission der katholischen Kirche in Europa.


3. Jüdische Grundsätze sollten nach der Zweiten Tempelzerstörung aufrechterhalten bleiben. Dies vor allem bei den Diasporajuden, die bis heute fremden Einflüssen (z.B. Religionen) ausgesetzt sind.

Jüdische Glaubensinhalte finden wir u.a. bei Saadia Gaon, Rabbi Yehudah HaLevi (wurde im 12. Jahrhundert von einem Araber ermordet, bekannt durch sein Buch "Der Kuzari"), dem Rambam (Rabbi Moshe Ben Maimon, 1135 - 1214) bis hin zum jüdischen Philosophen Joseph Albo, 1380 - 1444, welcher in Spanien lebte. Erneut sehen wir, welchem immensen Einfluss das spanische Juden - bzw. Gelehrtentum auf das allgemeine Judentum besass.


Albos Hauptwerk ist das Buch "Sefer Ha - Ikkarim". Er selbst lernte bei einem der berühmtesten Philosophen der Zeit, nämlich Chasdai Crescas, 1340 - 1410). Crescas verfasst, u.a., eindeutige Philosophien gegen das Christentum aus jüdischer Sicht.


Immer und immer wieder organisierte die katholische Kirche Spaniens aggressive Tribunale. Päpstliche Abgesandte trafen sich mit jüdischen Gelehrten zu öffentlichen Religionsdisputen. Die Kirche wollte den Juden beweisen, dass das Christentum die richtige und herrschende Religion sei. Das Problem allerdings bestand darin, dass die Juden derlei Dispute immer gewannen und die Kirchenoberen mächtig sauer, sprich mit Pogromen aller Art, reagierten. Die Kirche wollten unter allen Umständen den Talmud als FALSCH deklarieren, was ihr jedoch bis heute niemals gelang !


Die berühmteste Auseinandersetzung dürfte jene zwischen Pablo Christiani und dem Ramban (Rabbi Moshe Ben Nachman, 1194 – 1270) gewesen sein. Dies war im Jahre 1263 in Barcelona. Der Ramban gewann die Diskussion, musste jedoch letztendlich vor den christlichen Herrschern flüchten, denn die fanden eine erneute Niederlage gar nicht lustig.


Im dritten Band seines Buches "Sefer Ha – Ikkarim" setzt sich Joseph Albo in Kapitel 25 mit dem Christentum auseinander. Gewappnet war er, denn nahm er doch selber an einigen Disputen mit Kirchenoberen teil. So geschehen im Jahre 1413.


In Kapitel 25 beschreibt Joseph Albo eine Diskussion mit einem Christen, in welcher Letzterer das Gesetz Moses als imperfekt ansieht. All das Abschlachten der Tiere für die Opferungen. Beim christlichen Meschiach J. sei alles spiritueller und reiner, denn man trinke / esse halt Wein und Brot. J. predigte die Reinheit des Herzens und das allein täte den Menschen vor der Hölle bewahren.


Albos Antwort:

All die Statements des besagten Christen basieren auf Unwahrheiten und dem Wissensmangel bezüglich der Thora. Ein Mensch kann G – ttes Wunder (Beispiel: die Spaltung des Roten Meeres) glauben oder auch nicht. Unser Verstand zumindest kann sich solch ein Event vorstellen. Was aber, wenn es heisst, dass ein Körper an zwei Orten gleichzeitig auftritt. Was passiert dann mit unserem Verstand ? Kann er dieser Theorie noch folgen ? Nein.



Kein einziges Wort in der Thora ist überflüssig ! Alles hat seinen Platz und will uns etwas lehren. J. dagegen gab keine Gesetze weiter, sondern er befahl seinen Anhängern den Gesetzen Moses (der Thora) zu folgen. Die Gospel enthalten keine Gesetze, sondern nur die Beschreibung des Leben des J. Insgesamt bewegen sich die Inhalte in Parabeln und Metaphern, welche für eine Gesetzgebung untauglich sind.


Die Thora stellt sehr klar dar, dass die Menschheit das innere Wesen G – ttes nicht in der Lage ist, zu erfassen, zu definieren oder zu begreifen. Was die Thora nicht tut ist, eine eventuelle Dreifaltigkeit zu erwähnen. Aus dem einfachen Grund, weil das Konzept einer Dreifaltigkeit unwahr ist und die Thora keine Unwahrheiten erwähnt. G – tt ist EINS und teilt sich nicht in drei einzelne Wesen auf. G – ttes Perfektion besteht in Ihm und hängt von keinem andere Wesen ab.


Joseph Albo weiter:


Christen besitzen keine einzige Bestätigung dafür, dass ihr Glaube der richtige ist; Juden schon. Der Talmud Traktat Yoma 39a berichtet uns, wie sich einst im Zweiten Tempel am Yom Kippur (Versöhnungstag) ein rotes Band weiss färbte.


Das Wohlbefinden einer Nation ist kein Beweis für den Glauben innerhalb einer Nation. Für die Juden gehen die Wunder bis heute weiter. Allein schon das Überleben des jüdischen Volkes über Tausende von Jahren in der Diaspora und den Pogromen.
Hierbei ist der Glaube die Grundlage, doch der Glaube an unvorstellbare Wunder allein liefert keinerlei Perfektion der eigenen Seele !


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