Montag, April 26, 2010

Orthodox JA, aber wieviel ?

B"H

Wie weit soll man sich der jüdischen Orthodoxie hingeben ? 
Darüber macht sich seit geraumer Zeit der New Yorker Blogger von "Rebbe Stories" so seine Gedanken. Sein Blog begann mit den Stories chassidischer Rebben und mittlerweile berichtet Y. von seinen persönlichen Erfahrungen als ein Baal Teshuva (später im Leben relig. geworden) in der litvisch haredischen Welt New Yorks und Umgebung. Die Yeshiva, die er oft erwähnt ist "Lakewood" bei New Jersey. Neben MIR oder Brisk eine Hochburg litvischer männlicher Ultra - Orthodoxer.

Y. zeigt sich aufgrund von Korruptionsskandalen in der Orthodoxie verbittert. Insbesondere der Skandal des Rebben der Chassidut Spinka (in den USA) erschütterte vor mehr als einem Jahr die chassidische Welt in den USA. Der Rebbe wurde wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung verhaftet. Manche sehen in ihm dem Unschuldigen, andere einen Kriminellen.

Wer sich zum relig. Leben innerhalb des haredischen (ultra - orthodoxen) Judentums entschliesst, der muss förmlich mit privaten bzw. emotionalen Rückschlägen rechnen. Nicht alles ist so rosarot wie man es gerne hätte und nicht immer funktioniert der Übergang nahtlos.
Und was noch hinzu kommt: Nicht jeder Rabbiner ist so toll, wie der Anfänger vielleicht annimmt. Auch bei mir läuft nicht alles nahtlos und manchmal steckt man geradezu in einem Wust von Hin und Her.

Zwei unterschiedliche Sichtweisen in englischer Sprache, die manchem Leser vielleicht einen klitzekleinen Einblick in die Gefühlswallungen geben.


7 Kommentare:

  1. Die Argumente, die Y. vorbringt, scheinen mir sehr stichhaltig.

    Auch mich stört, dass Verbrechen und sonstige Schweinereien unter dem Deckmäntelchen "es ist ja für einen guten Zweck" oder "dass nur ja niemand draufkommt, sonst haben wir eine schlechte Presse" vertuscht oder gar gerechtfertigt werden.

    Auch mich stört es sehr, dass chareidische Zeitschriften wie "Mishpacha" oder auch die DJZ auf Deutsch eine Zensurpolitik betreiben, auf die ERich Honecker stolz gewesen wäre.

    Herman Wouk schreibt dass eine der wichtigsten Lehren des Judentums ist "Der Zweck heiligt die Mittel NICHT".

    Insofern hat Y. recht, dass er sich von Personen und Gruppen distanziert, die diesem Grundsatz nicht nachleben. Offensichtlich muss er seinen eigenen Weg finden und gehen, wenn ihm wirklich an der Torah und Halacha liegt.
    L'habit ne fait pas le moine...

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  2. B"H

    Er hat recht, doch sollte man die negativen Taten nicht auf alle umschichten und sich anderen Richtungen zuwenden. Wenn mir jemand sagt, es gefaellt ihm auf der und der Yeshiva nicht und deswegen wendet er sich einer anderen Richtung zu, naja ...
    Es muss jeder seinen eigenen Weg finden, doch darf er sich nicht abwenden, nur weil sich einige Rabbanim wie Idioten benehmen. Man ist doch relig. fuer G - tt und nicht wegen eines Rabbiners.

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  3. Er sagt ja nicht, dass er aufhören will, religiös zu sein. Im Gegenteil. Er sagt, dass ihm nach wie vor sehr viel an Torah und Halacha liegt.
    Er stellt nur fest, dass die "chareidim" heute nicht das ideale Milieu sind, um eine Torah-treues zu leben, weil zu viele Sachen gemacht, geduldet, gefördert werden, die der Torah diametral widersprechen.
    Das kann ich verstehen.

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  4. B"H

    Direkt aufhoeren meinte ich bei ihm nicht, sondern eher das "sich anderweitig umsehen". Ich finde, selbst wenn es Hindernisse gibt, sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.

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  5. "Flinte ins Korn werfen": er hört ja nicht auf, religiös zu leben.

    Er stellt nur fest, dass er sich getäuscht hat, als er dachte, die verschiedenen chareidischen Gemeinden seien das Milieu, wo er der Torah am nächsten kommt.

    Es bestehen in diesen Gemeinden viele strukturelle Mängel, die für die Umsetzung eines Torah-treuen Lebens nicht gerade förderlich sind.

    Ich verstehe, dass jemand enttäuscht ist, wenn er das entdeckt.

    Das positive an dieser Feststellung ist jedoch: ich kann auch ohne sie religiös leben.

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  6. B"H

    Du hast mich immer noch nicht verstanden:

    Nicht, dass er aufhoert, relig. zu leben, sondern sich von einer Richtung abwendet, nur weil ihm einige Rabbanim nicht passen. Man kann die Richtung beibehalten, nur sucht sich halt andere Rabbanim darin.

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  7. "Man kann die Richtung beibehalten, nur sucht sich halt andere Rabbanim darin."

    Wie gesagt: die Probleme, die er beschreibt scheinen STRUKTURELLER Natur zu sein.

    Es geht nicht darum dass Rabbi X kleinen Jungen zu nahe tritt, also wende ich mich halt an Rabbi Y, der das nicht macht.

    Es geht darum, dass diese Gesellschaft sich wie ein Mann hinter gewisse Leute stellt, die etwas auf dem Kerbholz haben und alle "Abweichler" (=die, die laut sagen, dass da was nicht in Ordnung ist) anprangert, rausekelt, etc.

    Das ist eine Verkehrung dessen, was die Torah vorschreibt. In der Torah steht "we biarta et hara mekirbecha".

    Y schliesst richtig, dass eine GEsellschaft, die diesen Grundsatz nicht mehr umsetzen kann, keine Torah-treue Gesellschaft ist. Also sucht er sich lieber eine andere, wo er mit seiner Rechtsauffassung auf Verständnis hoffen kann.

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