B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
An diesem Schabbat lesen wir wieder einmal zwei Thoraparashot auf einmal:
Acharei Mot und Kedoschim.
In all den vorherigen Parashot wie Vayikra, Zav, Schmini, Tazria, Metzorah und Acharei Mot gab uns G - tt Unmengen von Gesetzen (Mitzwot) wie wir uns REIN (Tahor) zu halten haben. Jetzt in Kedoschim sagt G - tt den Juden, dass sie heilig sein sollen, weil Er heilig ist.
Rabbi Samson Raphael Hirsch kommentiert, dass die Juden die Regeln erhalten mussten, um sich danach zu richten und somit ihr moralische Ziel in dieser Welt zu erreichen. Das Fundament des jüdischen Lebens an sich.
Die Parashat Kedoschim bereitet uns eine Fülle von Gesetzen; insbesondere des sozialen Spektrums wie das Verhalten zu den Mitmenschen und nicht nur zu G - tt.
Worauf ich jedoch ganz besonders eingehen will, ist das Thema "ORLAH", welches in Vayikra (Leviticus), Parashat Kedoschim 19:23 - 25 angeschnitten wird. "Orlah" hat neben dem Thorakonzept eine zweite Bedeutung: Die Vorhaut eines Mannes.
Hier in der Thoraparasha aber handelt es sich um die Obstbaumernte und die Ausführungen dazu werden uns auf eine kleine Reise führen.
Und Du sollst in das Land kommen und jeden möglichen Baum, welcher der Ernährung dient, pflanzen. Während der ersten drei Jahren nach der Baumpflanzung ist es verboten, dessen Früchte zu verzehren.
Hierbei sei anzumerken, dass das Verbot der Orlah nur für Obstbäume gilt und nicht etwas für Bäume, die als Hecken oder ähnliches dienen.
Im vierten Jahr nach der Baumpflanzung wurde die Obsternte nach Jerusalem in den Tempel gebracht und dort, in Anwesenheit G - ttes, gegessen. Dies geschah mit festlichen Aktivitäten und die Leute freuten sich über ihre Ernte. Es wurde G - tt gedankt, denn Er war es, welcher die Ernte und die Bäume erst hervorbrachte. Die Ernte rief den Juden ins Bewusstsein, wie sehr die Welt von G - tt abhängig ist.
Im fünften Jahr darf jeder unbegrenzt die Früchte eines Baumes verzehren. Aus der Thora lernen wir, dass diese Mitzwah nur für Israel gilt.
Warum aber das Gesetz der Orlah und dem Nichtessen des Obstes in den ersten drei Jahren nach der Pflanzung eines Baumes ? Was ist der Grund hierfür ? G - tt zu danken, dass er uns eine reiche Obsternte zukommen liess ? Danken wir Ihm nicht schon in dem Segen, welchen wir vor und nach dem Essen des Obstes sagen ?
Eine Idee auf die Frage des WARUMS fand ich bei Rabbi Moshe Sofer oder auch Chatam Sofer, 1762 - 1839, genannt.
Die Orlah finden wir schon in Zeiten von Adam HaRishon und Chava (Eva) im Paradies (Gan Eden). Wie wir alle bereits wissen, scheiterte Adam daran, am Baum des Wissens (Etz HaDa'at) einen Tikun (Seelenkorrektur) zu begehen. G - tt hatte ihm aufgetragen, nicht von dem Baume zu essen, doch von ALLEN anderen Bäumen im Paradies. Und was macht Adam ? Er konnte sich nicht beherrschen und aß. Somit verpasste es das erste Ehepaar in der Menschheitsgeschichte in die Unendlichkeit einzugehen und wurde sterblich. Ihre extrem hohen Seelenlevel wurden ihnen genommen und nichts mehr war es mit der Unsterblichkeit. Zusätzlich flogen sie auch noch aus dem Paradies.
Der Chatam Sofer zitiert an dieser Stelle einen bedeutenden und wichtigen Raschi - Kommentar zu Genesis (Bereschit) 1:11 - 12. Dort nämlich trägt G - tt der Erde (dem Boden, Land, wie man es auch nennen will) auf, Bäume wachsen zu lassen. ETZ PRI - so verlangt G - tt es von der Erde - sollen wachsen. Raschi sieht in ETZ PRI einen Obstbaum, dessen Stamm, Zweige und Blätter genauso schmecken wie seine Früchte.
Man stelle sich einen Kirschbaum vor, bei dem man in den Stamm beisst und dieser schmeckt, wie die Kirschen selbst !
Genauso hatte es sich G - tt ursprünglich gedacht, doch die Erde hielt sich nicht an G - ttes Wunsch. Im nächsten Satz dann lautet es:
VATOZE HAARETZ = Und die Erde brachte hervor …
ETZ OSSEH PRI = Bäume, die Früchte tragen …
VE LO HAETZ PRI = Aber der Baum an sich war keine Frucht …
Deswegen wurde bei der Bestrafung Adams auch die Erde mit einbezogen (siehe Bereschit 3:20). Auch die Erde hatte einstmals gesündigt als sie sich nicht an den Willen G - ttes hielt und absichtlich die falschen Bäume hervorbrachte.
Die Erde also sündigte zuerst und von ihre wurde der erste Mensch (Adam HaRishon) geformt. Unwillkürlich ging somit das Fehlverhalten bzw. die Neigung dazu von der Erde in den Menschen über.
Adam hätte widerstehen können, tat es aber nicht.
Der Chatam Sofer zitiert den kabbalistischen ZOHAR (veröffentlicht im Jahre 1290 in Spanien): Erst drei Jahre nach einer Obstbaumpflanzung bringt die Erde "Keduscha - Heiligkeit" hervor. Zuvor befindet sich in ihr noch zuviel "Koach HaChizoni" - äußere und eventuell negative Einflüsse, die durch das Essen der Frucht auf den Menschen übertragen werden können. Aus diesem Grunde heraus essen wir in den ersten drei Lebensjahren eine Obstbaumes dessen Früchte nicht.
Eine brilliante Schlussfolgerung des Chatam Sofer, wie ich finde.
"Schabbat Schalom"
Achrei mot - kedoschim : Nachdem sie gestorben sind, sind alle heilig... (vorher wird man nach belieben beschimpft)
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