B"H
Rosh HaShana, das juedische Neujahrsfest, welches an diesem Mittwoch Abend beginnt, beinhaltet soviel mehr als nur den weiteren Beginn eines neuen Jahres im juedischen Kalender.
Dieses Rosh HaShana wird ueber seine eminente Bedeutung hinweg gleichzeitig der Beginn des Monat Tischrei sowie eines Shemittah – und Schaltjahres einleiten. Da wir Rosh HaShana zwei Tage lang feiern, beginnt im Anschluss daran gleich am Freitag Abend der Shabbat.
Am vergangenen Shabbat (25. Elul) feierten wir den Jahrestag der Welterschaffung, wohingegen Rosh HaShana, der erste Tishrei, die Erschaffung von Adam und Chava (Eva) repraesentiert. Beide wurden am sechsten Tag (folglich an Rosh HaShana) erschaffen (siehe Talmud Rosh HaShana 8a, RIF, Tosafot, Maharsha, Sefat Emet).
Nun stellt sich automatisch die berechtigte Frage, warum wir das Neujahrsfest nicht am Tage der Welterschaffung, sondern am Tage der Erschaffung von Adam und Chava begehen ?
Weil die Welt erst mit der Erschaffung der Menschheit ihren eigentlichen Sinn und ihre Perfektion erreichte. Der Mensch ist die Kroenung des Erschaffungsprozesses, denn nur er ist in der Lage, G – d zum Koenig zu kroenen und Seine Mitzwot (Gesetze) auszufuehren (Talmud Rosh HaShana 8a, Shaarei HaMoadim von Chabad).
Gleich zu Beginn des Talmud Traktates Rosh HaShana gibt es eine Diskussion darueber, ob die Welt am 1. des Monats Nissan (ca. April) oder am 1. Tischrei erschaffen wurde. Der Thorakommentator Ohr Chaim schrieb, wie ich finde, den besten Kommentar zu diesem Streitpunkt. Er kommentiert, dass G – tt am 1. Nissan an die Erschaffung der Welt dachte und die tatsaechliche Aktion, sprich die Erschaffung selbst, erst am 1. Tischrei vornahm.
Die Mishna im Talmud Rosh HaShana 16a lehrt uns, dass G – tt an Rosh HaShana die Menschheit richtet. Zu Beginn des Morgengebetes Shacharit am ersten und zweiten Feiertag beten wir das Gebet "HaMelech – Der Koenig". G – tt sitzt auf Seinem Thron und richtet uns und gleichzeitig kroenen wir Ihn zum Koenig, denn Er allein hat die Welt und uns erschaffen.
Wie sitzt G – tt und richtet ?
Das Sitzen ist an dieser Stelle metaphorisch gemeint und heisst, Er beugt Sich zu uns hinab. Er ist uns naeher als sonst. Ausserdem laesst uns der Talmud Rosh HaShana wissen, dass G – tt, wieder metaphorisch betrachtet, drei Buecher vor Sich liegen hat (Rosh HaShana 16b). In das Erste traegt Er jene Menschen ein, welche kaum Vergehen begangen haben und deshalb sofort in das Buch des Lebens fuer das kommende Jahr eingeschrieben werden koennen.
Das zweite Buch ist fuer jene Suender, die im Buch des Lebens aufgrund ihrer Vergehen keinen Platz mehr haben und das dritte Buch ist fuer all jene, die irgendwo dazwischen liegen. Allgemein wird angenommen, dass Letzteres auf uns zutrifft.
Laut juedischer Tradition richtet G – tt an Rosh HaShana die gesamte Welt sowie die ganze Menschheit. Egal, ob Jude oder Nichtjude.
Bei Juden allerdings zieht sich der Urteilsprozess bis zum Yom Kippur, zehn Tage nach Rosh HaShana, hin. Erst dann gibt es ein endgueltiges Urteil (Talmud Rosh HaShana 16a).
Einigen chassidischen Kommentatoren zufolge wird das endgueltige G – ttesurteil erst zu Chanukkah gesprochen.
Rosh HaShana wird ausserdem Yom HaDin (Judgment Day), Yom HaZikaron (Day of Remembrance) sowie Yom Teruah (Day of Sounding) genannt. Die Bezeichnung Rosh HaShana finden wir nicht in der Thora, denn dort heisst es lediglich, dass wir am ersten Tag im siebten Monat einen "Day of Sounding" haben sollen. Der Talmud Traktat Rosh HaShana gibt schriftliche Beispiele, woran wir erkennen, dass jener Tag "Judgment Day" ist.
Nun koennte man meinen, dass das Neujahrsfest ein extrem ernster Feiertag ist und wir unser Buessergewand anziehen muessen. Teilweise stimmt dies, doch ist Rosh HaShana auch vor allem ein froehlicher Festtag, was viele Leute vergessen. Unter anderem sollen wir festliches Essen servieren und uns freuen.
Aber der 1. Tischrei repraesentiert nicht nur die Erschaffung der Menschheit, sondern auch unsere Vorvaeter Avraham und Yaakov wurden an dem Tag geboren. Da ein Zaddik (Gerechter) immer an seinem Geburtstag stirbt (siehe das beruehmte Beispiel des Koenig David an Shavuot beschrieben im Talmud Rosh HaShana 11a), starben Avraham und Yaakov auch an diesem Tag. Und es war an Rosh HaShana, dass G – tt sich an unsere Vormuetter Rachel und Sarah sowie an die Mutter des Propheten Samuel (Shmuel) erinnerte. An dem Tag beschloss G – tt, dass diese drei bis dahin unfruchtbaren Frauen Kinder haben werden.
Wir sitzen also in den Synagogen und G – tt soll entscheiden, ob wir fuer das Neue Jahr ins Buch des Lebens eingetragen werden. Buch des Lebens heisst nicht nur Leben, sondern auch alle unsere Lebensverhaeltnisse werden bestimmt. Sei es nun unser Arbeitsleben, Freundeskreis, werden wir genuegend Geld verdienen, ein Dach ueber dem Kopf haben und und und. All das gehoert dazu.
Es ist anzunehmen, dass jeder von uns mit den allerbesten Vorsaetzen in die Synagoge geht. Wir kommen an, beten und versprechen alles Moegliche im kommenden Jahr besser zu machen. Andererseits weiss jeder irgendwie, dass der Wille zwar stark ist, aber das Fleisch schwach. Ich will damit sagen: Was passiert, wenn ich am Rosh HaShana alles Moegliche verspreche, es aber nicht einhalte und schon zwei Tage spaeter in den alten Trott verfalle.
Hierauf gibt uns die Thora Antwort. Als Avraham seine zweite Frau Hagar und den gemeinsamen Sohn Ishmael fortsandte, ritten die beiden durch die Wueste und liessen sich spaeter erschoepft nieder. G – tt hoerte das Weinen des Kindes Ishmael und beschloss in dem Moment, ihn nicht verdursten zu lassen, obwohl er wusste, dass spaetere Generationen Ishmaels das juedische Volk vernichten wollen.
Hieraus lernen wir, dass G – tt einen Menschen in einem Augenblick richtet, obwohl Er natuerlich weiss, dass derjenige wieder suendigen wird (siehe Talmud Rosh HaShana 16b) .
Wie begehen wir also Rosh HaShana ?
Normalerweise gehen die Maenner einige Stunden vor dem Beginn des Neujahrsfestes in die Mikwe (Ritualbad). Allgemein gibt es zusaetzlich noch den Brauch, Friedhoefe zu besuchen oder Zedakah (Spenden) zu geben (siehe Shulchan Aruch – Orach Chaim – Hilchot Rosh HaShana 581).
Die Super – und Wochenmaerkte werden alle hoffnungslos ueberfuellt sein, denn es gilt die sogenannten Simanim zu besorgen (Karotten, Granataepfel, Fisch – bzw. Schafskopf, Honig und dergleichen).
Kurz vor Beginn des Festes beten wir ein bestimmtes Gebet (siehe Machzor fuer Rosh HaShana), anhanddessen wir Schwuere, welche wir waehrend des ausklingenden Jahres ausgesprochen haben, fuer Null und Nichtig erklaeren (Bitul Nedarim). Haeufig im Leben kommt es vor, dass wir G – tt gegenueber etwas versprechen, dies kurz darauf wieder vergessen und es nie und nimmer einhalten. Allerdings vergisst G – tt unsere Schwuere nicht und koennte sie theoretisch bei der "Urteilsfaellung" gegen uns verwenden. Aus dem Grunde sagen wir das spezielle Gebet.
Da diesmal dem Neujahrsfest sofort der Shabbat folgt, sollte jeder juedische Haushalt ein "Eruv Tavshilin" machen. Siehe dazu das Machzor Rosh HaShana.
An Feiertagen sind uns zwei Dinge erlaubt, die am Shabbat verboten sind:
1. Wir duerfen ohne Eruv tragen. Dieses Nichtstragenduerfen am Shabbat stellt sich fuer Israelis nicht, denn fast in jedem Ort haben wir in Eruv.
2. Am Feiertag duerfen wir von einem brennenden Feuer eine Flamme entzuenden und so kochen. In der Praxis schaut das so aus, dass wir vor dem Feiertag eine 48 – Stunden Kerze anzuenden und von jener dann mit einem Streichholz jederzeit eine Flamme entnehmen koennen. Auf diese Art und Weise duerfen wir einen Herd anzuenden (in Israel gibt es ueberwiegend Gasherde) und kochen.
Da wir jedoch am Feiertag Essen fuer den Shabbat vorbereiten muessen und die Vorbereitung somit nicht unter die Kategorie "Essen fuer den Feiertag, sondern fuer einen anderen Tag" faellt, muss ein Eruv Tavshilin ausgesprochen werden. Die Prozedur hierfuer kann jeder seinem Machzor entnehmen.
Ueblicherweise geht es nach dem Kernzenanzuenden in die Synagogen zum Abendgebet Maariv. Beim Kerzenanzuenden nicht den zweiten Segen "She Hechianu" vergessen.
Zum Beginn des Rosh HaShana wird waehrend des Maariv kein Shofar geblasen. Dies findet erst zum Morgengebet Shacharit an beiden Tagen statt.
Auch sagen wir kein HALLEL an Rosh HaShana. Einer der Gruende dafuer, dass wir kein Hallel sagen ist, dass wir uns daran erinnern, dass G – tt ueber uns richtet und wir keine uebermaessige Freude zeigen sollen.
Nach dem Abendgebet wird zur festlichen Tafel geschritten. Normalerweise findet nach dem Kiddush (Segnung des Weines) die Zeremonie der Simanim statt. Simanim heisst uebersetzt "Zeichen" und es handelt sich hierbei um bestimmte Essenszubereitungen, welche wir in einer vorgeschriebenen Reihenfolge essen. Mit dabei sind natuerlich der Aepfel, welcher in Honig getaucht wird und ein suesses gutes Neues Jahr repraesentiert.
Jedem einzelne kleine Menu geht ein speziellen Segen voraus, der eine eigene Bedeutung hat. Die Simanim sind u.a. ein Symbol dafuer, dass jeder Jude sein eigenes Schicksal aendern kann.
Eines der Simanim – Menus faellt jedes Jahr auf allgemeine "Begeisterung", denn es soll etwas Fleisch aus einem Fisch oder Schafskopf gegessen werden. Der Kopf liegt auf einem Teller und als ich vor Jahren bei Chabad den Schafskopf sah, fiel ich fast vom Stuhl. Vor allem weibliche Teenies kriegen da ihren Kreischanfall. Man kann sich auch weigern davon zu kosten, was viele tun. Das Fleisch aus dem Fischkopf symbolisiert, dass wir am Beginn von etwas stehen wollen und nicht nur am Ende.
Eine aeusserst wichtige Rolle spielt der Honig. Das ganze Jahr ueber verteilen wir auf die Challot (Shabbatbrote) etwas Salz, aber an Rosh HaShana tauchen wir alles in Honig. Vor allem Chassidim essen ihr Brot mit Honig bis mindestens Hoshana Rabbah.
Nach dem Essen bzw. des nachts gibt es den Minhag (Brauch), Auszuege aus dem Talmud Traktat Rosh HaShana zu lernen. Bei mir befinden sich jene Auszuege (Pesukkim) im Machzor, aber ich weiss nicht, wie es damit bei anderen Leuten in der Diaspora ausschaut.
Am darauffolgenden Morgen geht es zurueck in die Synagoge, wo ein langer G – ttesdienst auf uns wartet. Bei den Chassidim noch laenger als anderswo ueblich.
Der Morgeng – ttesdienst Shacharit beginnt mit dem HaMelech – Gebet, indem wir, wie zuvor beschrieben, G – tt zum Koenig kroenen. Nur Er allein ist der Herrscher der Welt.
Bei Ashkenazim folgt das "HaDin" – Gebet und danach Avinu Malkeinu. Die Thoralesung am ersten Tag erzaehlt uns, wie Avraham seine zweite Frau Hagar fortsandte und G – tt ihr spaeter eine Wasserquelle zeigte. Was wir ausser dem Richten in jenem speziellen Moment lernen ist, dass Hagar die Quelle erst sah als G – tt sie ihr zeigte. Wahrscheinlich aber war die Quelle schon die ganze Zeit dagewesen und Hagar hatte sie uebersehen.
Dies zeigt uns den tieferen in Situationen, wo wir meinen, es gebe keine Loesung fuer uns. Wir suchen und suchen und sehen vor lauter Baeumen den Wald nicht. Haetten wir dagegen genau hingeschaut, dann haetten wir die perfekte Loesung sofort erkannt. Eine Loesung, welche gleich neben uns steht, wir sie aber nicht sehen.
Der Maftir am Ende der Thoralesung erfolgt aus Sefer BaMidbar (Numeri) 29:1, wo uns G – tt auftragt, einen Day of Sounding (Yom Teruah) zu haben.
Die anschliessende Haftarah (Lesung aus den Propheten) erzaehlt und von Channah, der Mutter des Propheten Samuel (Shmuel).
In der Synagoge, in die ich gehe, wird nach der Haftarah jedesmal an dieser Stelle ein Kiddush (Segnung des Weines) gemacht und es gibt ein paar Kuchenstuecke zu essen.
Im Anschluss darauf folgt das Blasen des Shofars. Im darauffolgenden Mussaf wird das Schofar nochmals geblasen.
Am zweiten Tag verlaeuft der Morgeng – ttes fast gleich. Allerdings lesen wir aus der Thora die "Akeidat Yitzchak", die Opferung des Yitzchak. Der Maftir ist der gleich dem Vortag.
Die Haftarah (Lesung aus den Propheten) erfolgt aus Yirmeyahu (Jesaja) 31:1 – 19. Hier verspricht G – tt den Juden, ewig an sie zu denken und sie zurueckzufuehren in das Land ihrer Vorfahren.
Die wichtigste Mitzwa am Rosh HaShana ist, dass ein jeder das Schofar hoert.
Des weiteren gibt es noch einige Minhagim (Braeuche) wovon der bekannteste wohl ist, dass man am Rosh HaShana sich nachmittags nicht hinlegt und schlaeft. Ausser des nachts soll jeglicher Schlaf vermieden werden, denn G – tt richtet ueber uns und da macht ein Mittagsschlaefchen keinen guten Eindruck.
Ausserdem essen wir keine Nuesse, denn das hebraeische Wort fuer Nuss "Egoz - אגוז" hat die gleiche Gematria (Zahlenwerte hebraeische Buchstaben) wie das Wort Vergehen - חטא (Chet).
Am ersten Feiertag ist es ueblich (Minhag) nach dem Nachmittagsgebet Mincha zu einem Fluss oder Meer zu gehen und das Taschlich – Gebet zu sprechen. Der Brauch des Taschlich begann im Mittelalter und steht symbolisch fuer G – ttes Vergebung unserer Vergehen am Judgment Day. Wer Taschlich verpasst, was mir oft passiert, der kann dies noch waehrend der zehn Tage bis Yom Kippur nachholen und bei vielen Chassidim sogar noch bis Hoshana Rabbah. Wer keinen Fluss in der Naehe hat, der kann sich an einen Brunnen oder einen Wasserhahn stellen (nicht im Badezimmer !!!) und und spricht bei laufendem Wasser das Gebet (siehe Machzor).
Sollte der erste Rosh HaShana – Feiertag auf einen Shabbat fallen, so findet das Taschlich am zweiten Tag statt. Aber in diesem Jahr sind wir von der Regel befreit und Taschlich findet ganz normal am ersten Tage statt.
Wer in Israel nicht gerade am Meer wohnt, hat es schwer, denn nicht ueberall fliesst ein Fluss vorbei. Zu Tempelzeiten war es in Jerusalem anders, doch heute ist der Gichon ausgetrocknet. Es gibt Quellen, zu denen man gehen kann, jedoch befinden sich diese im oder nahe des arab. Dorfes Silwan (gegenueber des Tempelberges) und nicht immer ist der Gang dorthin ohne Sicherheitsrisiko.
Wer sich in Jerusalem befindet und dennoch ein gutes Taschlich haben will, der kann sich Jeff Seidel und seiner Gruppe anschliessen. Getroffen wird sich vor der Kotel (Klagemauer) um ca. 15.30 Uhr (Zeit kann auf www.jeffseidel.com) abgerufen werden.
Frauen und Maenner muessen der jued. Tradition gemaess anstaendig gekleidet sein. Kipa fuer den Mann und langen Rock fuer die Frau !!!
Rosh Chodesh Tishrei – Der Beginn des juedischen Monat Tischrei
Rosh HaShana ist zugleich der Beginn des Monats Tischrei und diesbezueglich fasse ich mich nur kurz. Da mich viele um die kabbalistischen Bedeutungen eines jeden Monats baten, hier die Kurzfassung fuer den Monat Tischrei.
Jeder juedische Monat symbolisiert ein Sternzeichen, einen der israelitischen Staemme, einen hebrae. Buchstaben, einen der menschlichen Sinne und ein Organ.
Das Sternzeichen ist die Waage, da G – tt uns richtet und unsere Vergehen gegenueber unseren guten Taten aufwiegt.
Bei dem israelitischen Stamm handelt es sich um Ephraim, die Farbe des Tischrei ist rot – violett, der Buchstabe ist das Lamed ל, das Organ ist die Galle und der menschliche Sinn ist das Anfassen.
Zom Gedaliah – Der Fastentag des Gedaliah
Den Fastentag des Gedaliah begehen wir am 3. Tischrei gleich anschliessend an Rosh HaShana. Der Vorteil ist, dass viele eh eine Diaet nach all dem Festtagsessen brauchen und da kommt der Fastentag gerade recht.
In diesem Jahr allerdings wird der Zom Gedaliah auf Sonntag verlegt, da Rosh HaShana vom Shabbat gefolgt wird und es am Shabbat verboten ist, zu fasten. Eine Ausnahme hierfuer bildet der Yom Kippur, welchen wir naechste Wochen begehen und der diesmal auf einen Shabbat faellt. Wenn Yom Kippur auf den Shabbat faellt, wird gefastet !!!
Zom Gedaliah ist fuer nicht wenige ein Fastentag, zu dem sie keinen persoenlichen Bezug finden und ich bilde da keine Ausnahme. Man sagt sich, naja, eigentlich sollte man fasten, aber tut es dann doch nicht. Zum Zom Gedaliah habe ich einige Ausfuehrungen im Talmud Rosh HaShana 18b gefunden, die so mancherlei Ansicht vielleicht aendert.
Wie erwaehnt, findet er normalerweise am 3. Tischrei statt und ist ein Halbfastentag. Gefastet wird von morgens (ca. 5.00 Uhr) bis ca. 20.00 Uhr am Abend.
Wer war Gedaliah ueberhaupt und was hat er mit mir zu tun ?
Gedaliah war der vom babylonischen Koenig Nebuchadnezzar eingesetzte juedische Gouverneur ueber Eretz Israel (nach der Ersten Tempelzerstoerung). Er wurde von seinem Landsmann Ishmael ben Nethaniah umgebracht. Eine Schreckenstat, die wenig spaeter zur voelligen Ausloeschung juedischen Lebens in Israel fuehrte (siehe Yirmeyahu – Jeremiah 39 – 41).
Der Zom Gedaliah war schon zu Zeiten des Zweiten Tempels ein Fastentag und wir sollen uns bewusst machen, dass der Tod eines Zaddik (Gerechten) der einer Tempelzerstoerung gleicht.
Besonders erinnert wurden wir an das Ereignis als der ehemalige Premier Yitzchak Rabin ermordet wurde. Nicht, dass Rabin so ein grosser Zaddik war, doch toetet kein Jude einen anderen Juden.
Rabbi Nachman MeUman
Bis auf den heutigen Tag haelt sich die Tradition, dass die Breslover Chassidim das Neujahrsfest in Uman (Ukraine) feiern. Genau dort befindet sich naemlich das Grab ihres einzigen Rebben, Rabbi Nachman von Breslov, dem Urgrossenkel des Baal Shem Tov. Und jener Rabbi Nachman beauftragte seine Chassidim vor seinem Tod im Jahre 1810, jedes Jahr an Rosh HaShana zu seinem Grab nach Uman zu kommen und vorgegebene Psalmen zu beten. Hierbei handelt es sich um zehn Psalmen und wer Interesse hat, dem kann ich die genauen Psalmennummer mitteilen.
Aber nicht nur Breslover Chassidim befinden sich gerade auf dem Weg nach Uman. Tausende anderer Juden aus Israel machen sich jedes Jahr auf. Aschkenazim und Sephardim zugleich. Auch der ehemalige Vorsitzende der sephardisch – haredischen SHASS – Partei Aryeh Deri sowie der israel. Entertainer Dudu Topaz.
Die Mehrheit der Rabbiner lehnt den Nachman – Kult an Rosh HaShana ab. Da fliegen mehrere Sonderfluege vom Ben Gurion Flughafen aus nach Uman und Ehemaenner lassen ihre Frauen und Kinder allein zuhause. Gestern erst regte sich der ehemalige sephardische Oberrabbiner, Rabbi Ovadiah Yosef, erneut auf, dass Rabbi Nachman zwar ein aufrichtiger Rabbi war, aber eine Familie an Rosh HaShana nach Israel gehoert und gefaelligst zusammen am Tisch sitzt.
Aber aller Ablehnung zum Trotz, die Breslover sind auf dem Weg, um am Grabe von Rabbi Nachman zu tanzen. Mit ihrem traditionellen weissen Streimel (Pelzmuetze) oder ohne.
Diejenigen Daheimgebliebenen tanzen am Erev Rosh HaShana, Mittwoch Abend, wirld vor der Kotel (Klagemauer). Immer ganz witzig anzusehen.
Und was macht man in Jerusalem ?
Zuerst einmal in die Synagogen gehen und daheim reichlich essen.
Hier ein paar Tipps:
Fuer die Grosse Synagoge in der Keren Hayessod muessen im voraus Plaetze reserviert werden. Kostenpunkt: 400 Shekel – ca. 80 Euro. Ob das Ticket fuer beide Tage gueltig ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Wer alles umsonst haben will, der gehe nach Mea Shearim oder Nachlaot. Die Carlebach – Synagoge Kol Rina in Nachlaot wird aus allen Naehten platzen, aber Freunde von mir berichten immer wieder von der tollen Atmosphaere dort.
Wer es ganz einfach will, der gehe an die Kotel, wo Rabbi David Aaron eine Carlebach – Minyan zelebriert. Zeiten haengen in der Juedischen Altstadt aus !!!
Weiterhin in der Juedischen Altstadt befindet sich einer der Speisesaaele der Yeshiva Aish HaTorah, gegenueber Bonker's Bagels. Dort findet ein ganzes Rosh HaShana – Programm statt. Synagoge incl. Shiurim (Vortraege). Zu beachten sei, dass nur Juden an diesem Programm teilnehmen koennen !!! Ausserdem folgt das Programm litvish - haredischer Tradition.
Was ich empfehlen kann und selbst mit einigen Leutchen tun werde ist, ein Synagogen – Shopping in Mea Shearim. Wir gehen von Synagoge zu Synagoge. Ein Kollegin lud uns ausserdem in die grosse Breslov – Synagoge ein, was sicher interessant wird. Aber auch zu Toldot Aharon werden wir gehen, genauso wie in die Altstadt.
Zum Essen bin ich bei Belz und Rabbi Machlis.
Rabbi Mordechai Machlis im Stadtteil Maalot Dafna organisiert saemtliche Mahlzeiten, einschliesslich des folgenden Shabbat:
Mittwoch Abend: 20.45 Uhr
Donnerstag Mittag: 14.30 Uhr
Donnerstag Abend: 20.45 Uhr
Freitag Mittag: 14.30 Uhr
Freitag Abend (Erev Shabbat): 20.45 Uhr
Shabbat Mittagessen: 13.30 Uhr
Die genaue Anschrift findet Ihr auf seiner Website:
http://machlis.org/
Dieser Beitrag ist aussergewoehnlich lang, aber den Feiertag Rosh HaShana laesst sich nicht so einfach Ex und Hopp abhandeln. Ich hoffe, dass ich keine oder kaum Infos vergessen oder uebersehen habe, zu erwaehnen. Natuerlich haben Gemeinden oft unterschiedliche Braeuche (Minhagim) und nicht jeder feiert es so, wie hier beschrieben.
Auf alle Faelle wuensche ich jetzt schon einmal allen Lesern ein
Gutes und Gesundes Neues Jahr 5768 und das alle ins Buch des Lebens eingeschrieben werden !!!!
Chag Sameach, Shana Tova ve' Chatimah Tova !!!!
Montag, September 10, 2007
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