Samstag, September 08, 2007

Erev Shabbat in Mea Shearim

B"H

Der ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim war gestern Abend komplett ueberfuellt. Menschen suchten nach chassidischen Tischen und wurden schnell fuendig, denn ausgerechnet an Tischen herrschte am letzten Shabbat in diesem Jahr kein Mangel.

Zuerst waren wir, wie gewoehnlich, bei Toldot Aharon. Es waren Hunderte von Maennern anwesend und alle draengelten sich auf den Stehplaetzen. Auf der Frauenempore war etwas mehr Luft, denn die Sitztribuenen waren wegen Rosh HaShana entfernt worden. Statt der Tribuenen werden Sitzbaenke fuer den Rosh HaShana - Gottesdienst montiert.

Also wurde gestern bei den Frauen nur gestanden. Toldot Aharon Frauen waren kaum anwesend und so draengelten sich Gaeste an die Mechitza (die Trennungswand zur Maennerseite, bei Toldot Aharon besteht die Mechitza aus grossen Fenstern).
Ich sprach eine der wenigen Toldot Aharon Frauen auf spezielle Braeuche (Minhagim) fuer das kommende Neujahsfest an. Nein, meinte sie, die Gruppe hat keine besonderen Minhagim zum Fest, ausser das der Synagogeng - ttesdienst etwas anders ist.

Die Toldot Aharon haben ihr eigenes Sidur (Gebetbuch). Das rotfarbige "Beracha u'Tehillah" enthaelt, wie andere chassidische Sidurim auch, Zusaetze aus der Kabbalah. An bestimmten Feiertagen benutzen wir im Judentum anstatt des Sidur ein Machzor. Allerdings fuegen chassidische Gruppen vielerlei Gebete zum regulaeren G - ttesdienst hinzu. So auch Toldot Aharon.

Nach etwas mehr als einer Stunde suchten wir noch einen weiteren Tisch auf. Der Tisch fand in einer winzigen Synagoge statt, in der wir schon zuvor einmal waren, doch nie ein Tisch stattfand. Gemeint sind die Shomrei Emunim, eine Abspaltung der Toldot Aharon.

Wer durch Mea Shearim geht, der wird ganz selten auf jemanden stossen, der die Shomrei Emunim naeher kennt und so waren wir auch die einzigen Gaeste dort am gestrigen Abend. Schon von draussen hoerten wir laute Gesaenge und kletterten ueber wackelige Treppen im Hinterhof der Synagoge hinauf in die Frauenempore.
Dort ist man keine Gaeste gewoehnt und wir wurden erst einmal begutachtet. Dauern tat dies nicht lange, der im Erdgeschoss begann der Rebbe zu singen.

Trotz seiner 84 Jahre hat Rebbe Avraham Chaim Roth eine kraeftige laute Stimme. Seine Chassidim, einschliesslich der Frauen, waren mucksmaeuschenstill und alle lauschten ihm.
Im Erdgeschoss war es voll bis auf den letzten Platz. Nicht nur die wenigen Mitglieder der eigenen Gruppe waren anwesend, sondern man sah Mitglieder saemtlicher anderer chassidischer Gruppen.

Rebbe Avraham Chaim Roth wohnt in Bnei Brak und kommt nur manchmal nach Jerusalem, um einen Tisch zu geben. Und genau diese Chance nutzten alle um dabei zu sein. Zu den Feiertagen befinden sich fast alle Rebben in Jerusalem.

Leider ist die Mechitza bei den Shomrei Emunim fast ganz geschlossen. Ineinander verschlungene Metallstaebe verbergen die Sicht und wir mussten uns schon sehr anstrengen, um einen Blick auf den Rebben werfen zu koennen. Aber es lohnte sich und wir hatten eine tolle Zeit.


Der Rebbe der Shomrei Emunim, Rabbi Avraham Chaim Roth

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