Freitag, September 07, 2007

Neid, Missgunst und Empfehlungen

B"H

Momentan bin ich es so leid, mich mit potentiellen Konvertiten zum Judentum zu unterhalten. Ist es wirklich heute der Fall oder treffe ich immer nur die auf die falschen Leute ? Jedenfalls reden die Faelle, welche mir bekannt sind, nur ueber ein Thema: Warum konvertiert der oder die, aber nicht ich ?
Ich, ich ich…
Ich bin doch soviel besser und religioeser als dieser oder jener. Warum sieht denn das keiner beim Beit Din (rabbinisches Gericht).

Genau diese Aussagen haben ich so satt und sie kommen mir zu den Ohren heraus. Ich kann nicht mehr. Hilffeeee…..

Wie Ihr Euch sicher erinnert, berichtete ich vor wenigen Wochen ueber eine Freundin von mir, die ihren Giurkurs beendete, aber das Beit Din sie ewig hinhaelt und nicht konvertieren laesst. Es kann sein, dass ich hier jetzt meinen Dampf ablasse, aber heute Abend werde ich es ihr genauso persoenlich uebermitteln.
Obwohl ich insgeheim weiss, dass besagte Person nicht unbedingt super religioes ist, war ich dennoch der Meinung, dass sie es mit der Zeit schon irgendwie schaffen koennte. Nicht haredi oder so, aber schon traditionell.
Ich sollte vielleicht erwaehnen, dass sie ueber 50 Jahre alt ist und schon Enkelkinder hat. Und genau an diesem Punkt beginnt schon das erste Problem. Wer konvertieren will und Enkelkinder hat, der ist kaum mehr in der Lage seiner eigenen nichtjuedischen Familie beizubringen, dass er jetzt ein anderes Leben fuehrt.

Viele Konvertiten scheitern nach ihrem Giur schon allein an der Tatsache, dass sie sich bei ihren nichtjuedischen Eltern daheim an den Tisch setzen und essen. Nicht koscher versteht sich.
"Ich kann das doch meinen Eltern nicht antun", heisst es dann ploetzlich.

Solche gravierenden Eingriffe in sein Leben sollte man sich vorher ueberlegen und klarmachen. Einen orthod. Giur hinter sich zu bringen setzt eine gewisse Bereitschaft voraus, sein Leben zu aendern. Nicht Hopplahopp, von heute auf morgen, aber im laufe der Zeit schon.

Bei meiner Freundin war es so, dass sie im Mai dachte, sie bekaeme ihren lang ersehnten Termin beim Beit Din. Eigentlich hatte sie vor, zu der Zeit fuer ein paar Wochen in ihr Heimatland zu fliegen, entschloss sich aber, ihren Flug auf den 1. September zu verlegen. Kostenpunkt: 500 Dollar Gebuehr.
Bis heute tat sich nichts beim Beit Din, aber derzeit kann sie Israel nicht verlassen, da nicht klar ist, ob man sie wieder ins Land lassen wuerde, sobald sie es einmal verlaesst. Die Visafrage ist ungeklaert und sie liess ihr Ticket sausen. Noch vor zwei Wochen schwaermte sie mir vor, wie toll religioes sie doch sei und das sie mehr als zwanzig Empfehlungsbriefe von verschiedenen Leuten hat. Alle bestaetigen darin schriftlich, dass sie religioes sei und bestimmt waere das Beit Din entzueckt.
Ich sagte ihr, dass solche Empfehlungsschreiben alles andere als die Realitaet wiederspiegeln. "Was machst du, wenn du einmal stirbst, fragte ich sie. Zeigst du G – tt dann deine Empfehlungsschreiben und erzaehlst Ihm, dass du so heilig warst" ?
Sie verstand meine Anspielung nicht.

Am letzten Shabbat kam es fast zum Eklat. Nebenbei beim Essen erzaehlte sie mir, dass sie sich ja eigentlich schon ueber dem Ozean befinden muesste, denn heute waere ihr Flug gewesen, den sie aber hat verstreichen lassen. Nun muesse das Beit Din sie konvertieren, denn das verlorene Geld sei ein Beweis fuer ihre Ernsthaftigkeit.

Mich haute es fast vom Stuhl. Wie kann sich jemand mit all den Schreiben bruesten und fremden Leuten Empfehlungen abringen, aber gleichzeitig fuer den Shabbat einen Flug buchen ? Hat derjenige ueberhaupt ein Gewissen ?
An Rosh HaShana hat sie gleich gar nicht gedacht, denn fuer den Fall, dass sie geflogen waere, haette sie die Zeit ganz normal mit ihren Kindern und Enkeln verbracht. Statt Synagoge gibt es dann Ausfluege in die Berge.

Der Vorfall mit dem Flugticket ist nur ein kleines Beispiel von vielen weiteren. Nicht nur die Taten, sondern vor allem das unentwegte Gerede geht mir total auf die Nerven. Warum ich nicht, warum ich nicht……
Andererseits ist sie kein Einzelfall, denn ich traf schon auf viele solcher Ueberfrustrierten.

Ueber die Feiertage und darueber hinaus brauche ich Abstand. Ich habe zwar Null Empfehlungsschreiben und bin keine Heilige, aber Rosh HaShana ist fuer mich ein emotionaler Tag, an dem ich auch alleine sein will, ohne das jemand an mir klebt und mich permanent volljammert. Vor allem nicht von verstrichenen Flugdaten.
Sie wird heute Abend furchtbar beleidigt sein, wenn ich ihr sage, dass ich Abstand brauche, aber das ist mir egal. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Mit ein paar Freunden versuchte ich die richtigen Worte zusammenzusuchen. Wie man es ihr sagen kann etc.
Meine Freunde wiederum meinten, dass es den wenigsten Konvertiten bewusst ist, dass sie von ihrem Umfeld beobachtet werden. Sei das Umfeld nun religioes oder nicht, aber auf die potentiellen Konvertiten wird halt geachtet. Wie religioes sie sind und sie sich benehmen. Aktionen wie meine Freundin sie startet, schrecken viele Juden ab und dann kommt die logische Frage auf: Brauchen wir das alles ? Wieso bleiben die Leute nicht in ihren Heimatlaendern und nerven uns hier ?

Wo sind eigentlich die ernsthaften Konvertiten zum Judentum geblieben ? Kuemmert sich heutzutage nur jeder um sich selbst und verpetzt seine Klassenkameraden im Kurs auch schon einmal bei den Rabbinern, um sich selber ins bessere Licht zu ruecken ? Wieso der und ich nicht ?

Leute, erkennt ihr gar nicht, wie sehr ihr allen Juden damit auf die Nerven geht ?

10 Kommentare:

  1. Anonym12:31 PM

    Hi Miriam:

    Für mich ist ein Jude ein Jude, das
    ist keine Frage.

    Aber wenn ich ehrlich sein soll ich
    verstehe nicht jemanden der konvertieren
    will. Das ganze warum und weshalb und
    auch das ganze darum ist für mich
    sehr unverständlich und schleierhaft.

    Aber gut, man muss ja nicth alles
    verstehen, oder?

    Jacobo

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  2. B"H

    Ich verstehe ueberhaupt nichts mehr und haette saemtliche Hoffnungen schon aufgegeben, wuerde ich nicht Blogreaktionen von Leuten bekommen, die in israel. Haredikursen konvertiert sind. Es tut richtig gut, auch einmal von solchen Faellen zu hoeren.

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  3. Anonym1:09 PM

    bs''d

    liebe miriam, ich vermute, diesen kommentar wirst du nicht veröffentlichen. aber ich muss dir einfach sagen: dass was du hier produzierst, ist allenfalls laschon ha'ra. was erhebst du dich über menschen, und seien sie in deinen augen noch so schwach?
    die einzigste, die die ganze zeit hier von sich redet bist du. im grunde bespiegelst du dein eigenes ego.
    selbst wenn diese frau (noch) keine jüdin ist, gibt das (oder irgendein anderes motiv) dir nicht das recht, dich so über sie zu äussern - gegenüber menschen, die dich und dein leben nicht kennen, diese frau nicht kennen und vielleicht nicht einmal vom judentum viel ahnung haben. das ist in der tat missgunst.
    meinst du, du tust dir und anderen damit etwas gutes?

    ktiva tova,
    schoschana

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  4. Ich erinnere mich an deine Aufregung ,als deine Bekannte nicht zum Bet Din zugelassen wurde.
    Offensichtlich spielt da Haschgacha pratit eine Rolle und die Rabbinen hatten Recht bei ihrer Entscheidung.
    Wie gut, müssen w i r diese schwere Verantwortung nicht auf die Schulter nehmen.Nicht wahr?

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  5. Anonym3:00 PM

    Hallo,

    ich lese jetzt schon ziemlich lange deine Seite und finde sie sehr gut und interessant und für mich sehr informativ.

    Leider verstehe ich nicht sehr viele Ausdrücke(wie z.B.:Haredikurse u.s.w.),aber das macht ja nichts.

    Ich freue mich schon auf deinen nächsten Eintrag.
    lg
    Marion

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  6. B"H

    @Schoschana

    Warum sollte ich Deinen Kommentar nicht veroeffentlichen ? Ich mache keine Zensur, ausser bei Rassismus.

    Als Laschon HaRah (Klatsch) sehe ich die Sache nicht, denn ich nenne grundsaetzlich keine Namen. Ausserdem muessen gewisse Angelegenheiten zur Sprache gebracht werden, was nicht unter die Laschon Harah faellt. Vielleicht nicht gerade im Internet, sondern an anderer Stelle. Aber wie gesagt, ich nenne keine Details.

    Du hast Recht damit, dass die Leser wirklich keinen naeheren Einblick haben und die Personen nicht kennen. Aber ich spiele hier nicht nur auf eine einzige Person an, sondern auf ein allgemeines Thema, welches in den letzten Zeit an Aktualitaet zunahm.

    Du kannst ueber meinen Beitrag denken, was Du willst. Das ist dein gutes Recht.
    Allerdings ist es mein Recht, die Dinge anders zu sehen.

    Dir auch Shabbat Shalom und Chatimah Tova.


    @Rachel
    Meine Aufregung war eher darueber, dass man sich weigerte, ihr ein neues Visum auszustellen. Nicht so sehr, dass sie nach wie vor keinen Termin beim Beit Din hat.

    Mit der Hashgacha Pratit gebe ich Dir vollkommen recht. Ich moechte solch eine Entscheidung, wie das Beit Din, nicht faellen wollen.
    Ehrlich gesagt wuerde ich, wenn ich Rabbiner in einem Beit Din waere, jegliche Empfehlungsschreiben in den Muelleimer werfen.
    Der ganze Giur ist zum Problem geworden und leider verliert man immer mehr den Durchblick. Selbst das Beit Din.


    @Marion

    - Haredikurse = ultra - orthod. Kurse

    - Laschon HaRah = Klatsch, Geruechte verbreiten, schlecht ueber jemanden reden

    - Hashgacha Pratit = G - tt wacht und richtet ueber jeden Menschen ganz individuell und entscheidet so den Lebensverlauf desjenigen.

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  7. Anonym4:16 PM

    miriam,

    das problem ist, dass du hier über einen konkreten fall verhandelst, und diese frau vermutlich nicht einmal ahnt, dass du hier ihren geschichte(wie krumm sie auch immer sein mag) gegenüber fremden ausbreitest.
    sie hat also noch nicht einmal die chance, etwas dazu zu sagen.
    insofern fallen beiträge dieser art definitv unter laschon ha'ra, selbst wenn du nicht ein einzigstes mal einen namen nennst. wird hier doch jemand zum objekt degradiert und der öffentlichkeit preisgegeben.
    DAS ist halachisch ebenso keinesfalls erlaubt.
    ich denke auch nicht, dass "gewisse dinge zur sprache gebracht werden MÜSSEN" - wen willst du schützen? oder willst du nur deiner persönlichen empörung luft machen?
    zu schützen ist niemand, alle müssen ihre eigenen erfahrungen machen. und kritik sollte man allerhöchsten gegenüber dem betroffenen selbst machen, aber auch hier gilt in allererster linie zurückhaltung...

    ich denke, jede/r von uns hat genug damit zu tun, vor der eigenen tür zu kehren - allemal in diesen tagen.

    nichts für ungut, ich denke, du verstehst, was ich meine und dass ich dir nicht böse will.

    ktiva tova gam lach,
    schoschana

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  8. B"H

    @Schoschana

    Man kann Laschon HaRah auslegen wie man will und jeder hat da so seine eigenen Vorstellungen.
    Als ich noch auf der Yeshiva war oder jetzt zu einem Shiur gehe, werden konkrete Beispiele von Leuten genannt. Keine Namen, aber ganz konkrete Faelle.
    Reale Faelle werden jedesmal beschrieben, um reale Situationen zu schildern. Was glaubst Du, was ich bisher schon alles gehoert habe.

    Ich will niemanden schuetzen und verstehe gar nicht, wie Du auf solche Ideen ueberhaupt kommst. Hier geht es nur darum, negatives Verhalten in einem Giur - Kurs darzustellen. Keineswegs geht es darum, die gesamte Persoenlichkeit zu degradieren.
    Vielleicht interessiert es Dich, dass wir staendig mit ihr reden und nach wie vor gut befreundet sind.
    Aber vielleicht lernen andere Leute aus solchen Beispielen und darum geht es.

    Insgesamt finde ich, dass Deine Kritik ziemlich uebertrieben ist und Du mir hier persoenliches Interesse unterstellst. Ich wolle Leute schuetzen oder so....
    Es gibt Halachot, die genauso besagen, dass gewisse Dinge ueber eine Person gesagt werden muessen.
    Nicht alles kann man als Laschon HaRah abtun und schweigen.
    Du hast nicht verstanden, was ich ueberhaupt ausdruecken wollte.
    Aber zur Verdeutlichung ein Beispiel:

    Eine Frau heiratete jemanden und nach der Hochzeit begann der Ehemann, seine Frau zu misshandeln. Niemand der Freunde / Bekannten hatte die Frau gewarnt oder ihr gesagt, dass ihr zukuenftiger mehrere Male in die Psychiatrie eingeliefert worden war. Man liess hinterher verlauten, dass man keine Laschon HaRah ueber den Mann reden wollte.

    Fazit der Rabbiner: Die Frau haette gewarnt werden muessen.

    Genauso ist bei bei anderen negativen Handlungen.

    Mein genanntes Beispiel ist eine wahre Storie, die uns ein Rabbiner sehr ausfuehrlich erzaehlte.

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  9. Anonym1:20 AM

    miriam,

    ich habe mit keine wort erwähnt, dass du jemanden schützen sollst oder willst. du müsstest meine beiträge schon genauer lesen...

    laschon hara kann man nicht "auslegen, wie man will". das lernt man so sicher an keiner yeshiva.
    was das lernen über konkrete fälle an yeshivot an sich angeht - sie werden in einem bestimmten kontext gelernt und von einem rav vermittelt. wenn ich mich nicht täusche, haben wir hier weder einen rav (oder bist du einer ;)), noch eine (virtuelle) yeshiva.

    ansonsten empfehle ich dir - besonders als ehemalige yeshiva-schülerin -, noch einmal genau nachzulernen, wie das geht mit dem "aussprechen von dingen" geht.
    so wie du das hier praktizierst, ist es gegen alle regeln.

    das ist alles, was ich sagen wollte und für mich ist damit die diskussion beendet.

    kol tuv,
    schoschana

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  10. B"H

    @Schoschana

    Ich habe meinen Standpunkt deutlich gemacht und wenn Du einige Dinge falsch verstehst, dann ist das Deine Sache. Ich bin kein Online - Forum, wo jeder Endlosdiskussionen startet.
    Fuer mich ist die Diskussion schon lange beendet und ich fragte mich, wieso Du ueberhaupt hier mitliest. Musste ich doch schon vor Monaten von Dir hoeren, dass Du alles besser weisst.

    In Zukunft bitte keine ueberfluessigen Kommentare mehr von Dir !!!

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