Samstag, September 08, 2007

Naomi Ragen meldet sich zurueck

B"H

Sie ist wieder da und ruehrt gleich mit grossem Aufschrei die Werbetrommel. Aber ein Buch der amerik. - israel. Schriftstellerin Naomi Ragen ist immer eine Zeile wert.

Ich war noch in der Yeshiva als ich ihr erstes Buch an einem Shabbat - Nachmittag in die Haende bekam. "The Sotah - Die Hure" hiess es. Ich begann zu lesen und legte das Buch bis zum Ende nicht mehr aus der Hand.
Schon damals besuchte ich regelmaessig eine chassidische Satmar - Familie in Mea Shearim und Naomi Ragen beschreibt in "The Sotah" eben jenes Leben in dem Stadtteil. Ein junges Maedchen wird mit dem fuer sie falschen Mann verheiratet und es kommt zur Katastrophe.

Das Buch ist wunderbar realistisch bis auf das recht kitschige Ende. Real stellt die Autorin das chassidische Leben dar und scheut sich nicht, Negatives anzuprangern.
Das Buch machte sie weltberuehmt und seither verfasste sie mehrere Buecher. Meistens ueber die Rolle der Frau in der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft.
Viel Kritik handelte sie sich ein, doch respektierte man Naomi weitgehend.

Traurige Beruehmtheit erlangte sie mit ihrer Anwesenheit im Park - Hotel, welches an Pessach 2002 von einem Selbstmordattentaeter in die Luft gesprengt wurde. Naomi befand sich mit ihrer Familie in einem der oberen Stockwerke und ihrer ganzen Depression darueber machte sie spaeter in einem Buch Luft.

Nun ist sie nach einer Pause wieder zurueck und diesmal prangert sie nicht die Haredim an, sondern die Kipot Serugot, die Nationalreligioesen. Vor allem jene in den USA. Mitzwot und Religion spiele fuer sie kaum eine Rolle, denn sie beschraenkten sich darauf, dem Geld zu dienen und nicht G - tt.

Die Neuerscheinung "The Saturday Wife" erschien in den Staaten schon vor einigen Wochen und kommt jetzt auch auf den israel. Buchmarkt unter dem Titel "עזר כנגדו".
Allgemein erwartet sie sehr viel Kritik von nationalreligioeser Seite und ein Rabbiner griff sie auch schon im Vorfeld an. Naomi Ragen schreibt jeden Klatsch um sich auf Kosten der Religioesen zu bereichern.
Naomi selber ist der Meinung, dass sich heutzutage die Mehrheit der Nationalreligioesen genauso verhaelt, wie sie es in ihrem neuen Buch darstellt.

Ihre ersten drei Buecher habe ich sehr genossen und sie waren mehr als wahrheitsgetreu. Andererseits hatte Naomi immer Probleme, ein passendes Ende zu finden und alles endete immer im Kitsch.

Ihr neues Buch werde ich mit Gewissheit lesen, obwohl ich nicht mit ihr uebereinstimme, dass sich die Mehrheit der Nationalreligioesen dem Materialismus verschrieben hat. Vielleicht gewisse Leute in New York oder den Jerusalemer Stadtteilen Talbiyeh, Rehavia oder die German Colony. Geht man dagegen in den Stadtteil Kiryat Moshe, lernt man vielfach das genaue Gegenteil kennen.

Mit ihrer Familie im Jerusalemer Stadtteil Ramot lebend und selber nationalreligioes macht sich die 58 - Jaehrige auf grosse Kritik gefasst. Schlagzeilen macht sie derweil aber auch anderweitig, da zwei israel. Autorinnen sie vor Gericht ziehen wollen und sie beschuldigen, deren Buchideen geklaut zu haben.

Alle drei Autorinnen begehen meiner Meinung nach immer den gleichen Fehler: Sie schreiben ueber Shidduchim (geplante Ehen) und die Ehen selbst. Gibt es keine anderen Themen in der Orthodoxie ?

Naomi Ragen ist eine aeusserst wichtige Autorin, eben weil sie nichtreligioesen Juden genauso wie Nichtjuden das Leben der Haredim naeher gebracht hat. Allgemein herrscht ein grosser Mangel an Aufklaerung ueber jene ultra - orthodoxe Gesellschaft, welche oft als weltfremd und fanatisch dargestellt wird. Naomi Ragen ist es gelungen, dass Klischee etwas zu brechen, auch wenn sie negative Seiten eben jener Gesellschaft aufzeigte.

Als ich vor Jahren einmal in der Berliner Rachel Salamander - Buchhandlung war, war Naomi Ragen der Buchhaendlerin zwar ein Begriff, aber die Buecher selber wurden nicht gefuehrt. Vielleicht habt Ihr heute mehr Glueck.
Ansonsten koennt Ihr ueber AMAZON bestellen.


Naomi Ragen

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