B"H
Ein Leser fragte mich, warum G - tt das Opfer des Abel (Hevel) akzeptierte und das des Kain nicht.
Die beiden Charaktäre Kain und Hevels zu verstehen, ist gewiß nicht einfach. Schon allein über ihre Abstammung ranken sich viele Kommentare. Dem kabbalistischen Buch Zohar zufolge, hatte Eva (Chava) eine sexuelle Beziehung zu der Schlange. Dies geschah im Moment der Verführung vom "Baum der Erkenntnis - Etz HaDa'at Tov veRah" zu kosten.
Nun ist zu beachten, dass kein Mensch auf dieser Welt genau erklären kann, was dieser Sachverhalt bedeutet. Wer oder was war die Schlange, was der Baum und was bedeutet hier eine sexuelle Beziehung ?
Wie wir wissen, verwendet die Thora nur allzu oft eine symbolische Sprache. Gehen wir einmal weiter auf den Zohar ein, dann handelte es sich keinesfalls um eine richtige lebendige Schlange, sondern um eine innere Stimme, die Chava überredete, doch von dem Baum zu essen. Die "Yetzer HaRah", unsere eigene innere negative Veranlagung, die uns täglich dazu überreden versucht, gegen unseren menschlichen Verstand zu handeln. Wir wissen, dass etwas negative Folgen haben kann, aber tun es dennoch.
Bei der Schlange handelte es sich also um eine innere Überredung, gegen G - ttes Willen zu handeln. "Naja, wird ja schon nicht so schlimm sein", wägte die Chava vielleicht ab.
In dem Moment, indem sie und ihr Gatte Adam vom Baume aßen, erweckten beiden die Yetzer HaRah in einem Menschen zum Leben. Der Unterschied zwischen Gut und Böse kam zum Vorschein. Bis zu ihrer Tat gab es nur GUT und danach war alles anders.
Nicht, dass Adam nur aus GUT bestand und erst das Böse erfand. Nein, dieses (das Böse) gab es von Beginn an, denn G - tt hatte es ja eigens erschaffen. In Adam und Chava war der uns G - tt gegebene freie Wille vorhanden und die Beiden entschieden sich, gegen G - ttes Willen zu handeln. Eine Tat, die sie später ihr Leben lang bitter bereuten. Die Kabbalah läßt uns außerdem wissen, dass Avraham die Tat des Adam wieder reparierte, indem Adams Seels in Avraham reinkarniert worden war.
Nach dem Vergehen am Baum waren in Adam und Chava also negative innere Seiten freigesetzt und somit wurde das erste Kind, welches direkt nach dem Vergehen geboren worden war, mit einem großen "Seelenschaden" geboren. Hierbei handelte es sich um Kain, welcher der Ältere der beiden Brüder war. Kain wurde sofort nach dem Vergehen gezeugt und bekam, spirituell gesehen, die volle Ladung der Yetzer HaRah der Chava ab. Bei Hevel (Abel) fiel diese schwächer aus. Daher stammen letztendlich auch die unterschiedlichen Charaktäre der Brüder; zwei Brüder, die nie besonders gut miteinander auskamen.
In der Regel wird Kain immer als der Bösewicht betrachtet und Hevel als das arme Opfer. Aber da auch Hevel von der Yetzer HaRah der Chava angesteckt worden war, war auch er gewiß nicht das Unschuldslamm, für das ihn alle halten. Die Midraschim "Sefer Adam HaRishon" sowie "Sefer Seder HaDorot" lehren, dass Kain sein Opfer zuerst brachte. Warum ? Anscheinend verstanden beide Brüder das eigentliche Geheimnis der Opfergabe an G - tt.
Kain brachte sein Opfer, welches die Midrasch Tanchuma als Leinsamen festlegt, auf dem gleichen Altar, auf welchem schon Adam geopfert hatte; nämlich auf dem späteren Jerusalemer Tempelberg.
Die Thora beschreibt uns Kain als jemanden, der das Feld (die Erde) bearbeitete. Daher brachte er also Früchte oder, wie die Midrasch Tanchuma sagt, Leinsamen dar. Der Thorakommentator Raschi meint, dass Kain eigentlich nur zusammengeklaubtes Obst opferte. Fallobst oder anderweitige schlechte Qualität. Es war ihm egal, obwohl wir angewiesen sind, G - tt nur das Beste zu opfern.
Hevel sah seinen Bruder die Opferung darbringen und wurde neidisch. "Was der kann, das kann ich schon lange". Und so brachte Hevel auch ein Opfer dar. Er arbeitete als Hirte und brachte ein Tier dar. Ein Tier guter Qualität und somit wurde sein Opfer von G - tt akzeptiert. So lautet es jedenfalls in den meisten Kommentaren. Aber was ist mit Hevels Neid auf Kain ? Erbrachte er nicht nur das Opfer, weil er es seinem Bruder gleichtun wollte ?
Der Thorakommentator Kli Yakar (Shlomo Ephraim ben Aaron Luntschitz, 1550 - 1619) macht ein interessantes Statement, welches meines Wissens nach überall akzeptiert ist.
Als in Hevel der Neid aufkam, so handelte es sich um einen "positiven Neid".
Was ist "positiver Neid"?
Alles Negative auf dieser Welt kann in etwas Positives umgewandelt werden und so auch der Neid. Sagen wir, ich bin gerade zu faul, um in die Synagoge zu gehen, sehe aber einen anderen eifrig loslaufen. Dann kann es passieren, dass in mir der positive Neid aufkommt. Neid, der bezeugt, dass auch ich jetzt G - tt dienen will. Wieso nur der andere und warum nicht ich ?
Genau dies geschah mit Hevel als er seinen Bruder bei der Opferung sah. Kain war alles mehr oder weniger egal und er opferte halt. Gut.
Aber Hevel erbrachte erstens ein qualitativ hervorragendes Opfer und zweitens hatte ihn die Tat Kains so angespornt, dass er sein Opfer mit allergrößter Bereitschaft (Kavanah) erbrachte. Und deswegen wurde sein Opfer anerkannt und das des Kain nicht.
Der Kommentator Onkelos ist hier der gleichen Meinung.
Warum jedoch ist der Neid immer noch der Knackpunkt ?
Beide Brüder besassen immer noch die hohen spirituellen Seelen ihres Vaters Adam und hätten demnach in der Lage sein sollen, anders zu handeln. Hevel hätte nicht erst auf seinen Neid warten, sondern das Opfer lieber gleich erbringen sollen. Ohne die passive Mithilfe seines Bruders.
Warum aber mußte Hevel sterben ?
Die einfachste Lösung wäre natürlich zu sagen, dass jetzt der Kain neidisch und sauer war. Verschiedene Midraschim jedoch halten noch weitere Schlußfolgerungen bereit. Die Midrasch Tanchuma als auch die Midrasch Rabbah berichten, dass die Brüder schon voreilig die gesamte Welt unter sich aufteilen wollten und sich nicht einigen konnten. Daraufhin brannte bei Kain die Sicherung durch.
Eine viel anerkanntere Meinung besteht jedoch auch in der Kabbalah sowie in der Midrasch.
Beide Brüder wurden zusammen mit Zwillingsschwestern geboren. Eine mit Kain und zwei mit Hevel (Abel). Und dies verursachte den Neid bei Kain. Wieso sollte Hevel zwei Frauen (dessen Zwillingsschwestern) haben und er nur eine ?
Kain wollte die zweite Schwester Hevels, der sie ihm nicht geben wollte. Und deswegen ermordete Kain seinen Bruder Hevel. Die Kabbalah führt all die Vorkommnisse noch viel weiter aus und berichtet von Reinkarnationen der Seelen aller hier Beteiligten. So war in Moshe ein Seelenteil des Hevel (Abel) vorhanden und in jenem Ägypter, den er erschlug, war ein Teil des Kain. Abermals ging es um eine Frau, denn der ägyptische Aufseher sollte ein Verhältnis mit einer Jüdin gehabt haben. Die Kabbalah sieht hier eine Zusammenhang zwischen dem Kampf des Kain und Hevel, welche um die zweite Zwillingsschwester des Hevel kämpften. Im ersten Kampf unterlag Hevel und nun, bei Moshe, unterlag Kain. Somit war die Seele des Hevel repariert; man könnte es theoretisch auch "gerächt" nennen.
Einige Generationen später wurde Kain von einem seiner Nachkommen mit einem Pfeil erschossen. Dies geschah aus Versehen, denn man befand sich auf der Jagd und als sich etwas bewegte, dachte man, es sei ein Tier. Doch es war Kain und dieser verstarb.
Allen seinen Nachkommen werden schlechte Charaktereigenschaften nachgesagt. Allesamt kamen bei der Flut des Noach um und danach gab es keine Nachkommen des Kain mehr. Es gibt Quellen im Internet, die behaupten, dass Kains Nachkommen Atlantis bauten und alles zerstört wurde, weil die Leute halt ihre negativen Eigenschaften walten liessen. Bewiesen ist das nicht und es ist nur eine Theorie, die vielleicht ganz interessant klingen mag.
Die Midraschim besagen ebenso, dass weder Hevel noch Kain richtige menschliche Züge besassen, sondern sie halb Mensch und halb "Tier" waren. Erst mit dem dritten Sohn Adams, mit Seth (Schet), kam die eigentliche Nachfolge in Gang und von ihm stammen wir alle ab.
______________________
Dies sind gewiß nicht alle Resourcen, die es zu dem Thema gibt, sondern nur ein kleiner veranschaulichender Bruchteil !
Mittwoch, September 17, 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen