B"H
War jemand von der Leserschaft eventuell schon einmal im Jerusalemer "Petra - Hostel" am Jaffa Tor in der Altstadt ?
Nun, wer dort eincheckt, der könnte auf einen farbigen Amerikaner treffen, der dort seit Jahren an der Rezeption jobbt. Er heißt Gabriel und läuft immer in selbstgenähten Kleidern herum. Er betrachtet sich als der einzig noch lebende Jude (alle anderen seien in Ägypten umgekommen) und er (Gabriel) besitze als einziger einen "wahren jüdischen Kalender". Mit Hilfe eines Taschenrechners habe er ermittelt, dass ja der ursprüngliche jüdische Kalender total verändert worden ist und daher habe er (Gabriel) jetzt seinen richtigen privaten erstellt. Wer will, der kann Gabriels Ideen in dessen Buch nachlesen.
Als mir Gabriel die Fragen nach dem jüdischen Kalender stellte, gab ich zu, dass dies absolut der Fall sei. Der Kalender wurde im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende einige Male geändert und es heißt, dass uns erst Meschiach wieder den wahren Kalender verkündet. Daher wurde auch nach der Tempelzerstörung kein offizielles Yovel (das 50. Jahr) mehr eingehalten. Die Gemara (rabbinische Diskussionen) lehren uns den gleichen Inhalt. Der ursprüngliche Kalender unterlag einigen Neuerungen; eine Tatsache, die kein Rabbiner abstreitet. Obwohl Gabriel dachte, er sei der Einzige überhaupt, der dies herausfand, mußte ich ihn enttäuschen, denn all die Fakten wurden schon vor fast 2000 Jahren im Talmud festgehalten.
Wie schaut er aber aus, der jüdische Kalender ?
In Israel sowie in weltweit jüdisch - relig. Kreisen werden oft zwei unterschiedliche Daten angegeben. Da ist zum einen das Datum des weltlichen Kalenders und zum anderen das Datum des jüdischen Kalenders. Der weltliche Kalender unterliegt der Sonne, denn die Erde dreht sich in 365,25 Tagen einmal vollständig um die Sonne. Der jüdische Kalender hingegen richtet sich nach dem Mond, wobei jeder neue Vollmond einen neuen Monat darstellt. Der Mond dreht sich in östlicher Richtung um die Erde und eine vollständige Umrundung steht für einen Monat (siehe Talmud Rosh HaShana 20b). Schon vor ewigen Zeiten lautete es in jüdischen Schriften, dass der Mond kein eigens Licht besitze, sondern lediglich das Sonnenlicht reflektieren (siehe den Zohar, Rambam - Maimonides, oder Rabbenu Bachya).
Laut dem Rambam (in Sefer HaMitzwot) ist es die Aufgabe eines Beit Din (rabbinisches Gericht) festzulegen, wann ein neuer jüdischer Monat beginnt. Der Beginn eines jeden Monats heißt "Rosh Chodesh". Außerdem besteht für uns die Mitzwah, den ersten Tag des neuen Monat zu ehren. Zu früheren Zeiten mußten zwei Zeugen die Umlaufbahn bzw. den Stand des Mondes bestätigen und danach wurde entschieden, wann genau der neue Monat beginnt. Heutzutage verfügen wir jedoch über jede nur mögliche technische Hilfe, was das verfahren wesentlich vereinfacht.
Die usprüngliche Methode der Kalkulation war bis zum Jahre 358 nach Beginn der Zeitrechnung im Einsatz. Danach befanden sich die Juden Israels in Gefahr, von ihren Feinden fast niedergemetzelt zu werden, woraufhin Rabbi Hillel (die 13. Generation nach dem ersten Rabbi Hillel) das Kalenderverfahren änderte. Rabbi Hillel war das Oberhaupt des Beit Din und er war es auch, der das uns bekannte heutige Rosh Chodesh System einführte. Von der Zeit an wurde der neue Monat nicht mehr aufgrund von Mondbeobachtungen abhängig gemacht. Und wie ich schon erwähnte, der Meschiach wird das richtige System nach seiner Ankunft wieder einführen.
Da der Mond ca. 29,5 Tage benötigt, um einmal die Erde zu umrunden, besteht das Jahr aus 354 Tagen (12 x 29,5). Damit ist der Mondkalender 11 Tage kürzer als der Sonnenkalender. Um eine zu hohe Diskrepanz zwischen dem jüdischen Kalender und den Jahreszeiten zu vermeiden, legt das Beit Din alle paar Jahre ein Schaltjahr fest, in welchem ein extra Monat mit 30 Tagen eingeschoben wird (siehe Talmud Rosh HaShana 19b ff). Dies geschieht gewöhnlich mit dem Monat Adar und Adar Beth im März oder April. Der eingeschobene Monat verlängert so das Jahr auf 384 Tage, also 19 Tage länger als der Sonnenkalender. Diese Prozedur sichert, dass die jüdischen Feiertage jedes Jahr in ihren von der Thora vorgeschriebenen Zirkel fallen.
Moslems richten sich ebenso nach dem Mondkalender, doch haben keinen Ausgleich durch einen zusätzlichen eingeschobenen Monat.
Dienstag, September 16, 2008
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