B"H
Manchmal kommt es mir so vor als ob es nur ich bin, die da meint, dass plötzlich viele Juden ihre Meschiach - Prophezeihungen ablassen. Besonders in der letzten Zeit und gerade vor den Rosh HaShana Feiertagen meinen viele wieder einmal die Zeichen für eine bevorstehende Ge'ulah (Erlösung, messianisches Zeitalter) erkannt zu haben.
Dass mich niemand falsch versteht - selbstverständlich will auch ich, dass Meschiach kommt; aber irgendwie erscheinen mir die Behauptungen der letzten Zeit etwas zu übertrieben.
Es ist nicht immer nur die chassidische Gruppe Chabad, die da vom Meschiach redet. Im Talmud Sanhedrin heißt es, dass der Meschiach so um das Jahr 6000 (nach dem jüdischen Kalender) kommt. Andererseits lehrt der gleiche talmudische Traktat, dass wir von jeglichen Zeitspekulationen Meschiach und die Ge'ulah betreffend Abstand nehmen sollen. Im Talmud Sotah sowie in Sanhedrin wird uns eine ganze Liste mit Ereignissen gegeben, welche besagt, wie und wann Meschiach kommt. Muß alles tatsächlich so hoffnungslos auf der Welt ausschauen ? Müssen erst bestimmte Kriege geführt werden oder kommt Meschiach selbst dann, wenn wir alle wunschlos glücklich sind ? Mit Sicherheit aber können wir gar nichts festlegen.
Ich jedenfalls bin in der letzten Zeit der Meinung, dass sich manche zu sehr in zeitlichen Spekulationen verirren. In einer Woche feiern wir das neue jüdische Jahr 5769 und bis zum Jahre 6000 ist es dann theoretisch nicht mehr lange hin. Und was, wenn wir uns eh schon im messianischen Zeitalter befinden ? In der Vorzeit sozusagen. Kriege, Antisemitismus, Iran und Europa, Gog & Magog, etc. Sind das etwa keine Hinweise ?
Durch die Geschichte hindurch dachte jede Generation, dass der Meschiach nun komme. Alle schauten auf spezielle Weltereignisse und flugs sahen sie die passenden Anzeichen. "Seid bereit, denn Meschiach ist schon auf dem Weg !"
Selbst ehemalige bekannte chassidische Rabbiner waren mit bei der Sache. Wir denken nur an den Seher (Chozeh) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz, 1745 - 1815, der sich zum Ziel gemacht hatte, den Meschiach zu bringen. Und in jenen Zeiten interpretierten relig. Juden die Kriege des Napoleon als Zeichen für ein baldiges Eintreffen des Meschiach. Heute sind es nach wie vor die Kriege, der Zunami, Erdbeben und anderweitige Katastrophen, die anscheinend den Meschiach ankündigen.
Der Meschiach kommt dann, wenn G - tt es will.
Bedeutet das, wir sollen geduldig warten und nichts weiter tun als Thora lernen und beten ? "Alles liegt in G - ttes Händen und ich habe keinerlei Einfluß darauf".
Nichtsdestotrotz, es gibt nicht wenige relig. Juden, die da meinen, wir alle sollten eine aktivere Rolle spielen und so G - tt "zwingen", uns den Meschiach zu schicken.
"Action anstatt des Nichtstun".
Was kann ich aktiv dazu beitragen, damit Meschiach kommt ?
Rabbi Mordechai Machlis machte bei einer Se'udat Shlishit (dritte Schabbatmahlzeit) einen seltsam klingenden Vorschlag. Wir sollen uns auf den Meschiach vorbereitet und uns sogar eine extra Empfangskleidung zulegen. Würde diese Geste nicht zeigen, dass wir wirklich auf Meschiach warten anstatt alles nur für ein Konzept zu halten. Wollen wir Meschiach tatsächlich und denken wir daran ? Oder lehnen wir uns nur gemütlich im Sessel zurück und lassen man alles gut sein ?
All diese Vorschläge mögen recht seltsam klingen, aber dennoch sehe ich eine Bedeutung darin. Zumindest begann ich mich ernsthaft zu fragen, was ich mir persönlich unter Meschiach vorstelle. Andererseits will ich mich auch wieder keinen übertriebenen Spekulationen hingeben, denn ich bin nicht jemand, der die Nachrichten nach Meschiachanzeichen durchforstet und alles irgendwie in dem Sinne analysiert.
Obwohl ich den Meschiach genauso will wie andere Leute auch, fällt es mir dennoch schwer mir vorzustellen, wie es nach dessen Eintreffen ausschauen könnte. Aber vielleicht sollte ich versuchen, eine aktivere Rolle einzunehmen anstatt nur auf Konzepte sowie andere Leute und G - tt zu vertrauen.
Dienstag, September 23, 2008
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