Sonntag, Juni 28, 2009

Ausschreitungen gehen weiter

Gestern in Mea Shearim
Photo: Walla


B"H

Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat öffnete am gestrigen Schabbat bereits um 7.00 Uhr früh das Parkhaus Karta am Jaffa - Tor. Drei Wochen zuvor als der Bürgermeister sich entschloss, das städtische Parkhaus am Safra Square kostenlos zu öffnen, um dem Touristmus am Schabbat Herr zu werden, kam es zu Demonstrationen und Ausschreitungen. Jene haredischen (ultra - orthodoxen) Richtungen, welche der antizionistischen Edah HaCharedit von Mea Shearim angehören, sehen es als eine Schande an, dass ausgerechnet der Bürgermeister der Heiligen Stadt besonders israelischen Touristen hilft, den Schabbat besser zu brechen, sprich sorglos mit dem Auto herumzufahren. Man stelle am Schabbat keine öffentlichen Parkhäuser zur Verfügung.

Nir Barkat wurde im vergangenen November nur Bürgermeister, weil der Gerrer Rebbe (Chassidut Gur) eine Privatfehde mit dem haredischen Bürgermeisterschaftskandidaten Me'ir Porush abzog und um sich an Porush zu rächen, stimmten die Gerrer Chassidim, sowie viele weitere (darunter auch Belz) für den säkuleren Barkat. Seither steht die Chassidut Gur bei der Edah HaCharedit sowie bei vielen haredischen Gruppierungen auf der Abschußliste. Besonders auch in diesen Tagen, denn mit einem Bürgermeister namens Me'ir Porush wäre das ganze Chaos um offene Parkhäuser am Schabbat niemals aufgetaucht.

Vor drei Wochen warfen die Haredim Steine auf die Polizei und danach war zwei Wochen lang Ruhe. Nir Barkat hatte entschieden, die Parkhäuser am Safra Square sowie Karta geschlossen zu halten. Mitte der vergangenen Woche hatte es Verhandlungen mit den Haredim gegeben und Barkat gab bekannt, dass er Safra geschlossen halte, dafür jedoch das einige Hundert Meter weiter entfernte Karta - Parkhaus am Schabbat öffne. Daraufhin kündigte die Edah HaCharedit ein gemeinsames öffentliches Gebet am Erev Schabbat (Freitag abend) in der Bar Ilan Street an. Mehr als 35,000 Menschen nahmen daran teil. Unter anderem wurden dort folgende chassidische Rebbes gesichtet: Der Rebbe der Toldot Aharon, der Rebbe der Chassidut Dushinsky, der Rebbe der Chassidut Karlin - Pinsk und viele weitere rabbinische Persönlichkeiten. Nach dem Gebet versuchten einige Haredim die Zufahrt zur Sderot Herzl, an der Stadteinfahrt, zu blockieren.

Am gestrigen Mozzaei Schabbat (Schabbatausklang), kam es zu einer Großdemonstration an der Kreuzung Shivtei Israel - HaNevi'im Street. Genau in Mitte zwischen Mea Shearim und dem Safra Square samt Rathaus. Beide Lokalitäten liegen nahe beieinander. Die Haredim warfen Steine, Flaschen und (faules ?) Obst. Sie versuchten, den Safra Square zu erreichen, was aber wiederum die Polizei mit Wasserwerfern verhinderte. Zuletzt hieß es in den Meldungen, dass 24 Haredim verhaftet worden seien. Ein sechsjähriges Kind war verletzt worden, ein 20 - jähriger war von einem Zaun gefallen und schwer verletzt worden. Die Polizei wies im letzten Fall jede Verantwortung von sich. Auf Seiten Polizei wurden vier Beamte verletzt.

In der säkuleren israelischen Presse kommt es nie richtig zur Sprache, doch auf haredischen Sites sah es anders aus. Viele Haredim bemängelten das äußerst brutale Vorgehen der Polizei. Die Polizisten jagten alles, was sich bewegte, selbst Passanten bekamen Prügel.

Ich selbst erlebte das vor ein paar Jahren einmal in der Jerusalemer Agrippas Street mit. Die mit Motorrädern ausgerüstete Polizeieinheit "Yassam" fuhr mitten in eine haredische Menge ohne Rücksicht auf Verluste. Ich fühlte mich als sei ich in dem Moment mit einer Zeitmaschine in Nazideutschland gelandet. Damals schritten die Passanten ein und schrien aufgebracht die Polizisten an, was ihnen einfiele, in die Haredim hineinzufahren.
Vor mehr als zwei Jahren fast das gleiche Bild als es zu einer Demonstration gegen ein Chabad - Konzert in der Jerusalemer Channah Street kam. Es versteht sich von selbst, dass auch Steinewerfen kein leichtes Delikt ist, doch mit Knüppeln um sich schlagen oder in Menschenmengen hineinfahren, ist keine richtige Reaktion und sorgt für neue Gewalt. Laut haredischen Meldungen, bekam die Polizei Rückendeckung (von Nir Barkat ?) ohne jegliche Gnade vorzugehen.

In dieser Woche soll es zu erneuten Verhandlungen zwischen der Edah HaCharedit und dem Bürgermeister kommen. Des Weiteren drohen der ehemalige sephardische Oberrabbiner Ovadiah Yosef, der Gerrer Rebbe, Rabbi Yaakov Aryeh Alter sowie auch das geistige Oberhaupt der litvischen Haredim, Rabbi Yosef Shalom Eliyashiv mit dem Abzug der haredischen Stadträte aus Barkats Koalition. Dies wiederum würde den Bürgermeister zu Fall bringen.

Zur gleichen Zeit demonstrierten auf dem Safra Square Vertreter der extremen Linkspartei Meretz für ein "freies Jerusalem" und gegen die Haredim. Meretz ist überall zu finden, wo es gegen die Religion und gegen Rechte geht.

Das Video beschreibt die Demos beider Seiten und entstand in einer Nachrichtensendung des israelischen TV von gestern abend.
Die Frau im Interview ist eine Russin und sie sagt, dass man nach Jerusalem kam und mit Leichtigkeit einen Parkplatz fand.
Eine etwas merkwürdige Situation, denn man hätte nicht gerade eine russische Neueinwanderin befragen sollen, da in Israel 80 - 90 % der Russen überhaupt keine halachischen Juden sind.
Was also hätte die Frau antworten sollen ?
Dass der Schabbat heilig ist und man ihn einhält ?



2 Kommentare:

  1. komisch12:51 PM

    Was hat ein 6-jähriges Kind bei einer Demo zu suchen?

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  2. B"H

    Die Presse machte keine naeheren Angaben darueber, wie das Kind zu Schaden kam. Kann sein, dass es einfach nur dastand und zuschaute und dabei etwas abbekam. Viele Passanten standen um die Demo herum, wie der 20 - jaherige, der auf einen Zaun geklettert war und herunter fiel.

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