Donnerstag, Juni 04, 2009

Warum zählen Frauen nicht zu einer Minyan ?

B"H

Jemand aus der Leserschaft fragte mich, warum in jüdisch - orthodoxen Kreisen Frauen nicht zu einer MINYAN gezählt werden, sondern ausschließlich nur Männer. Ich fand dazu eine interessante Antwort und ein Karlin - Stoliner Chassid empfahl mir diesbezügliche Literatur. Allerdings bin ich bisher noch nicht sämtliche halachischen Kommentare zum "Schulchan Aruch - Code of Jewish Law" durchgegangen und beschränke mich vorerst auf zwei interessante Perspektiven.

Um bestimmte Gebete beten zu können, benötigen wir im Judentum eine MINYAN. Die Minyan besteht aus ZEHN MÄNNERN, wobei die Reformbewegung hierbei auch Frauen anerkennt. Die jüdische Orthodoxie tut dies NICHT und es werden, wie halachisch vorgeschrieben, nur Männer mit einbezogen. Sind keine zehn Männer vorhanden, wird zwar genauso gebetet, doch einiges vom Ritus fällt dann weg.

Warum werden in der Orthodoxie keine Frauen zur Minyan zugelassen, wenn sie doch theoretisch die fehlende Männeranzahl wettmachen könnten ?

Aus dem Halacha - Buch "Or HaMizrach" erfahren wir, dass eine Minyan aus gleichwertigen Personen bestehen muss. Demzufolge sind Männer gleich und Frauen gleich, aber beides darf nicht vermischt werden, denn dann geht die Gleichheit verloren.
Die Gleichheit bezieht sich darauf, dass Frauen und Männer unterschiedliche Arten der Mitzwoteinhaltung unterliegen. Zum Beispiel sind Frauen von gewissen Thoramitzwot befreit, denn sie müssen sich um die Familie kümmern und sind in ihrer Zeit eingeschränkt. Diese Art der Mitzwot nennt man üblicherweise "Mitzwot she HaZman Grama - Zeitbegrenzte Mitzwot" - von denen Frauen befreit sind.
Männer hingegen sind zu all den erforderlichen Mitzwot verpflichtet und hierin liegt der Unterschied zur Frau. Der eine ist verpflichtet, der (die) andere nicht und demnach ist keine "Gleichheit" gegeben.

Der Jerusalemer Chabad - Rabbiner Adin Steinsaltz kommentiert zu dem Thema in seinem Buch "A Guide for Jewish Prayer":

Das Gebet einer Frau besteht nur aus einem Aspekt: G - tt mit ganzem Herzen zu dienen. Der Mann hingegen betet nicht nur aus einer privaten direkten Verbindung zu G - tt heraus, sondern ebenso für die Gemeinde. Schon allein aus dem Grund heraus, weil die Frau eben nicht Teil der Minyan ist. Seit der Zeit der Niederschrift der Mischna (Teil des Talmuds und zugleich die mündliche Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe auf dem Berg Sinai) beten Frauen in Synagogen. Dies betrifft so ungefähr die Zeit von 70 - 200 Jahre nach Beginn der Zeitrechnung. Verpflichtet zum Synagogenbesuch waren sie jedoch nicht. Noch heute gibt es einige orthodoxe Synagogen (meist bei den sephardischen Juden), in denen es gar keine Frauenempore gibt und nur Männer zu den G - ttesdiensten gehen. Mir ist eine solche Synagoge im Jerusalemer Stadtteil Nachlaot bekannt.

Nicht, dass jetzt alle denken, die Frauen tun nichts und sind irgendwo zum spirituellen Trübsal verdammt. Im Gegenteil, denn wie schon an anderer Stelle berichtet, sind Frauen wesentlich spiritueller veranlangt als Männer und in der heute teilweise existierenden "Modern - Orthodox" - Gesellschaft gibt es Frauengruppen, die sich zum Gebet zusammentun. Oftmals verlacht als irgendwelche spirituellen Hippies und Anhänger des Hippie - Rabbis Shlomo Carlebach, doch nicht immer ist dies der Fall. Frauen beten anders als Männer. Privater und emotionaler. Und es ist keine Seltenheit, wenn es heutzutage spezielle Gebete nur für Frauen gibt. Nicht, dass die im Sidur (Gebetbuch) verankerten festen Gebete ausgelassen werden; zusätzlich gibt es aber noch spezielle Frauengebete und sogar ein Frauensidur ist auf dem Markt.

All das nur einmal nebenbei erwähnt und es stellt sicherlich ein breiteres Spektrum des Grundes dar, warum Frauen nicht den Männern gleichzusetzen sind. Ich selbst bin kein konservatives Hausmütterchen, jedoch auch keine übertriebene Emanze. Wir alle sollten eines nicht aus den Augen lassen: Jeder wurde mit einer ganz bestimmten Aufgabe erschaffen und deswegen sollten wir in der Lage sein zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die der eine macht, der andere jedoch nicht. Damit meine ich alle Lebenslagen und nicht nur den Unterschied zwischen Mann und Frau.

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