Donnerstag, Juli 16, 2009

Parashat Mattot - Masei

"Just passing By" - Eine Aussage, welche sehr genau unseren Aufenthalt in dieser Welt beschreibt !

Photo: Breslov + Breslov.Org


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Die beiden Parashot Mattot - Masei sind die beiden letzten im Sefer BaMidbar (Book of Numbers). Am Shabbat der kommenden Woche beginnen wir mit dem Sefer Devarim (Deutoronomy, 5. Buch Mose).

Beide Parashot enthalten eine Vielzahl von Themen, von denen ich mich auf zwei beschränken will. In der ersten Parasha, in Mattot, geht es um einen Schwur (Neder) in G - ttes Namen und in der zweiten Parasha, in Masei, werden uns die 42 Stationen der Israeliten in der Wüste aufgelistet.

Ich bin kein halachischer Experte auf dem Gebiet des Eides in G - ttes Namen und wer sich damit näher beschäftigen will, der kann den Talmud Traktat Nedarim lernen. Kein leichtes Unterfangen übrigens.


Vielmehr möchte ich meine Erklärungen darauf richten, was solch ein Schwur in G - ttes Namen bewirkt. Die besten Ausführungen dazu fand ich bei chassidischen Rabbinern.

Zuerst einmal stellt sich die Frage, warum jemand einen solchen Schwur in G - ttes Namen ablegen will. Überwiegend handelt es sich dabei um Themen wie, dies und das nicht mehr zu essen oder eine bestimmte Handlung nicht mehr zu begehen. Aber kann ich das nicht auch ohne Schwur sowie ohne Benutzung von G - ttes Namen tun ?


Sicherlich ja, doch sind u.a. der Sefat Emet und der Koznitzer Maggid (Rabbi Israel Hofstein) der Meinung, dass die Ablegung eines Eides unter G - ttes Namen der Person mehr Motivation gibt, den Schwur auch einzuhalten. Außerdem verbindet solch ein Schwur die Seele (Neschama) mit G - tt (Rabbi Moshe Alshich). Andererseits sollte sich jeder im Klaren darüber sein, was solche ein Schwur für Folgen haben kann und nicht jeder verfügt über das nötige Wissen (Bina) diesbezüglich.


G - tt will nicht, dass jeder so einfach in Seinem Namen schwört. Man muss nicht unbedingt Seine Namen benutzen, um Ihm näher zu kommen (Devekut erreichen), sondern kann dies auch anhand vom Thorastudium erreichen (Midrasch Rabbah). Ein Beweis dafür bieten die Chassidut und die Kabbalah wo es heißt, dass die gesamte Thora nur ein einziger Name G - ttes darstellt.

Vor allem der Sefat Emet (ein früherer Rebbe der Chassidut Gur) geht sehr ausführlich auf das Thema Schwur (Neder) ein. Eine Person sollte nur einen Schwur in G - ttes Namen ablegen, wenn er sich auf einem hohen religiösen Level befindet. Vornehmlich ein Zaddik (Gerechter). Der Schwörende hat die Absicht, G - tt näher zu kommen und vor allem sich selbst zu perfektionieren und nur noch den Willen G - ttes zu tun. Aber nicht jeder von uns ist ein Zaddik und kaum jemand ist ein Spezialist für solche Schwüre. Sich einfach so Dinge aufzuerlegen, davor warnt auch Rabbi Zadok HaCohen von Lublin.

Die nächste Frage lautet, warum ausgerechnet der Vater oder der Ehemann einer Frau die Macht haben, ihren Schwur (soweit er diesen bekannt ist) zu anullieren. Hierzu kommentiert Rabbi Samson Raphael Hirsch, dass ein Schwur nur auf sich genommen werden soll, wenn dieser keine negativen Auswirkungen auf das Umfeld mit sich bringt. Aufgrund eines Schwures kann jemand sein Leben sehr bitter machen und sich jegliche Lebenslust nehmen. Niemals sollte soetwas spontan und ohne Überlegung getan werden. Auch Rabbi Naftali Zvi Horowitz von Ropshitz sagt etwas Ähnliches. Durch einen Schwur ist die Seele eingeschränkt und es wird uns eine Portion Freiheit genommen.

Von daher also vorsicht mit solchen Schwüren ! Jeder sollte auf seinem Level bleiben und sich nicht übermässig viel selbst auferlegen. Wer unbedingt etwas tun will, der beginne mit dem Thorastudium bevor er sich auf Höheres konzentriert.

Der Ishbitzer Rebbe, Rabbi Mordechai Yosef Leiner, fragt, warum diese beiden Parashot zusammen gelesen werden. Eine seiner Erklärungen lautet, dass die erste Parasha uns von Schwüren erzählt und die zweite beschreibt die 42 Stationen der Israeliten in der Wüste. An jedem Ort haben wir eine bestimmte Lebensaufgabe und wir sollten immer vorsichtig sein, uns nicht von negativen äusserlichen Einwirkungen beeinflussen zu lassen. Genauso ist es mit den Schwüren, denn wir sollten die gleiche Vorsicht walten lassen.

Womit wir auch gleich bei den 42 Stationen in der Wüste angekommen sind.
Warum wird uns in Parashat Masei nochmals jede einzelne Station aufgelistet ?

Rabbi Yaakov Yosef von Polonoye (Schüler des Baal Shem Tov) vergleicht die Liste der Stationen mit Avraham. In der Parashat Lech Lecha befahl G - tt Avraham in ein anderes ihm auserwähltes Land zu gehen. Lech Lecha (לך לך) heisst wörtlich übersetzt: "Geh zu dir selbst".
Suche deinen eigenen Weg und deine Lebensaufgabe. Die 42 Stationen sind auch unsere Lebensstationen. Auch wir bewegen uns in unserem Leben von Level zu Level und bleiben nie irgendwo stehen. Es gibt immer Ups und Downs, die wir bewältigen müssen.

Unser Endziel sollte sein, sich einigermassen vom Materialismus loszusagen und sich auf mehr Spiritualität zu konzentrieren. Wir haben die Macht, unseren Level selbst zu bestimmen, indem wir richtige oder falsche Entscheidungen treffen. G - tt stattete uns mit einem eigenen Willen aus und wir müssen am besten wissen, wie wir diesen unseren umsetzen wollen.

Schabbat Schalom

2 Kommentare:

  1. Anonym4:17 PM

    Ich fände es gut, wenn du Zitate aus der schriftlichen Torah anführst und die Lehren und Kommentare aus der mündlichen dazu in Beziehung setzt.

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  2. B"H

    Ich gebe zu, manchmal ist das hilfreich, doch dann gibt es wieder Themen, die ausgiebig erklaert werden muessen, damit ein Einblick entworfen wird und im weiteren Verlauf keine Missverstaendnisse aufkommen.

    Deswegen ist es gerade mit Schwueren sehr aufwendig, alles Erklaerungen in eine Thoraparasha zu packen. Wenn ich Zeit habe, gehe ich auf das Thema gesondert ein.

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