B"H
Mit kräftigen Schritten nähern wir uns dem Einbruch der Trauerperiode vor dem Tisha Be' Av (9. des jüd. Monat Av), welcher in diesem Jahr auf den 29. Juli fällt. Aus diesem Anlaß, und auch weil am Donnerstag der Halbfastentag des 17. Tammuz bevorsteht, werde ich einige Berichte zum Thema "Tempel in Jerusalem" in den Blog stellen.
Hier ein älterer Artikel, doch weitere mit talmudischen Inhalten zum Thema werden folgen ! Gefolgt von einem Artikel bezüglich der Meinung des Rambam (Maimonides, 1135 - 1214) zur Ankunft des Meschiach.
Wie weiter ohne Tempel ?
Im heutigen Ausland herrschen oft seltsame Vorstellungen darüber, wie das Judentum nach den Tempelzerstörungen auszusehen hat. Aber was sage ich "Ausland" ? Eher sollte ich von den säkuleren Juden außerhalb Israels sprechen, denn die relig. betrifft es weniger.
Vor ein ca. einem Jahr schrieb der Berliner Gemeindevorsitzende Andreas Nechama (oder wurde er schon abgewählt ? ich bin nicht mehr auf dem laufenden), dass es ja offensichtlich sei, dass sich das Judentum dem Fortschritt nicht entziehen kann. Immerhin hätten die Rabbiner von Yavne nach der Zweiten Tempelzerstörung das Judentum in die Moderne umprogrammiert.
Eine solche Fehlinterpretation talmudischer und jüdischer Geschichte kommt einem nicht allzu häufig unter und Andreas Nechama sollte sich zumindest vorher informieren, bevor er historische Details verdreht.
Die Rabbiner von Yavne bezweckten das genaue Gegenteil von dem, was Nechama meint; nämlich die Erhaltung des Judentums nach der Tempelzerstörung durch die Römer. Um die Thora und Halachot nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde alles niedergeschrieben und interpretiert. So entstand die schriftliche Version des Talmuds. Außerdem mußte das für das Judentum so wichtige eigene Kalendersystem aufrecht erhalten werden und die Rabbiner von Yavne kümmerten sich ausgiebig darum.
Ohne Tempel werden keine Opfer mehr dargebracht und es mußte umdisponiert werden. In der Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Taanit 27b kommt seitens Avraham die Frage auf, was denn nach der Tempelzerstörung aus dem Opferservice wird.
Avraham war die weiterführende jüd. Geschichte bekannt und er wollte G - tt dazu bewegen, die Juden bei eventuellen Vergehen nicht zu hart zu bestrafen. G - tt antwortet auf Avrahams Frage, dass es zwar nach der Tempelzerstörung keine Opferungen mehr geben wird, doch eben jener Service durch einen bestimmten Teil während unserer Gebete ersetzt wird. Zum Beispiel dient der Mussaf - Service eben jenem Zweck. Gebet können durchaus den Opferservice ersetzen. Jedenfalls solange, wie wir noch nicht im Besitz des Dritten Tempels (nach der Ankunft des Meschiach) sind.
Der Talmud (u.a. der Traktat Taanit 5a) und die Kabbalah messen Jerusalem ganz besondere Bedeutungen zu. Ganz zu schweigen vom Tempel, denn die Prophezeihung des Yechezkel bezieht sich auch auf den Tempel. In seiner Prophezeihung sah er den irdischen Tempel (in unserer Welt) und den himmlischen Tempel (in der oberen Welt G - ttes). Wie uns insbesondere die Chassidut lehrt, hat jegliche Existenz in dieser Welt ihren spirituellen Gegenpart in der Oberen Welt; so auch der Tempel.
Tatsache ist, dass Juden keinen Tempel benötigen, um die Thoragesetze zu vollfüllen. Selbst die Opferungen können durch Gebete ersetzt werden. Dennoch darf niemals außer Acht gelassen werden, dass wir nach der Ankunft des Meschiach einen Dritten ewigen Tempel bekommen werden, indem der Opferservice wieder aufgenommen wird.
Dienstag, Juli 07, 2009
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"Vor ein ca. einem Jahr schrieb der Berliner Gemeindevorsitzende Andreas Nechama (oder wurde er schon abgewählt ?"
AntwortenLöschenSchon lange.
Yael
B"H
AntwortenLöschenIch meine mich zu erinnern, diesbezueglich einmal etwas auf "Juedisches Berlin" gelesen zu haben, doch steige ich durch die deutsch - jued. Gemeindepolitik nie durch. Meine damit "deren Seilschaften".