Montag, Februar 08, 2010

Designer Babies



B"H


Vor einigen Jahren sah ich einmal einen Kinofilm, in dem es um "Menschenzüchtung" ging. Ein haargenaues Abbild eines reichen Menschen wurde künstlich erzeugt, damit das Original, falls einmal ernsthaft krank, einen passenden genetischen Organspender hat. Natürlich wussten die zu diesem Zweck erschaffenen Duplikate nichts und fanden erst immer zu spät heraus, worin der eigentliche Sinn ihres Lebens besteht.


Kaum hätte ich mir erträumt, dass diese Vorgehensweise legal existiert, doch da habe ich mich anscheinend etwas geirrt. In den "Torah Tidbits" des Jerusalemer "Israel Center - Orthodox Union" fand ich einen höchst interessanten und zugleich alarmierenden Artikel zum Thema. Verfasst wurde er vom örtlichen "Puah Institute", von dem ich schon einmal berichtete. "Puah" gibt halachische Ratschläge an jüdische Paar, die keine Kinder bekommen können bzw. an jene Frauen, welche Probleme haben, schwanger zu werden. Alles im Einvernehmen mit der jüdischen Religion und der Halacha.

PUAH schreibt:

Im Jahre 2004 wurde das Buch "My Sister's Keeper" in den USA zum Bestseller. Bei dem Buch handelte es sich ursprünglich um einen Science Fiction. Die Hauptprotagonistin des Buches war ein Kind, welches Eltern geboren wurde, die versuchten, ihr leukämiekrankes Erstgeborenes mit Nabelschnurblut zu versorgen und dies dem zweiten Kind entnehmen wollten. Kurz gesagt, dass zweite Kind sollte zur Heilung des Erstgeborenen dienen.


Pre - implantation Genetic Diagnosis (PGD) wird dies in der englischen Fachsprache genannt. Eine deutsche Übersetzung habe ich nicht, doch konnte ich immerhin in Erfahrung bringen, dass das medizinische Verfahren in Deutschland gesetzlich verboten ist. Embryone werden nicht "ausgeschlachtet", um als Ersatzteillager für Verwandte zu dienen. In anderen Ländern, so auch in Israel, ist PGD durchaus erlaubt.


Bei "PGD" handelt es sich um eine medizinische Technologie, bei der ein Kind nur erzeugt wird, um einer anderen Person das Leben zu retten. Dies geschieht z.B. anhand von Organspenden oder Nabelschnurblut.


Das Jerusalemer Shaarei Zedek Hospital feierte vor einiger Zeit das 100. Kind, welches unter den gegebenen Voraussetzungen erschaffen worden ist.


Wie aber schaut es da mit der Ethik, Moral sowie der jüdischen Halacha aus ?


Das PUAH INSTITUTE schreibt hierzu weiter in den "Thora Tidbits":


Bei der zehnten alljährlichen Puah Konferenz der Medizin und Halacha im vergangenen Monat sprach der Oberrabbiner von Ramat Gan, Rabbi Yaakov Ariel, eine Reihe von Themen und Fragen an. Wie sieht das PGD - Verfahren aus der Sichtweise der Mutter / den Eltern und der des ungeborenen Kindes aus ?


Normalerweise bekommen Ehepaare Kinder, um die biblische Mitzwah des P'RU URVU (Seid fruchtbar und mehret Euch) zu erfüllen. Das Ziel des Paares ist dabei, eine Familie zu gründen und in diesem Zusammenhang ist es der Frau erlaubt, sich in eine potentielle Gefahr (die Schwangerschaft) zu begeben. Eine Schwangerschaft birgt stets medizinische Risiken für die Mutter sowohl als auch den Embryo.


Wer jedoch ein Kind erzeugen will, um bestimmte Körperteile des Embyros zu nutzen, um damit eine andere Person zu heilen, der vollbringt die Mitzwah anscheinend nicht. Hierbei wird keine Familie gegründet bzw. es besteht erst gar keine Absicht dazu. Und darf sich die Mutter daher in Gefahr begeben ? Immerhin ist die PGD - Behandlung mit Risiken (Spritzen, Eieinpflanzung, etc.) verbunden. Außerdem kann niemand garantieren, dass der Embryo nur für eine einzige Behandlunsgreihe innerhalb der Familie benutzt wird. Wer kann schon gewährleisten, dass die Ärzte ihm nicht noch weitere Körperteile entnehmen ?


Rabbi Yaakov Ariel hob hervor, dass eine Mitzwah nur dann erfüllt ist, wenn der eigentliche Akt mit Absicht ausgeführt worden sei. In diesem Falle mit der Absicht "Seid fruchtbar und mehret Euch".


Andere Meinungen wie die des Minchat Chinuch, besagen, dass ein Kind zu empfangen, die Schwangerschaft zu durchleben und dann gebären kein Bestandteil der Mitzwah sei. Hier wird darauf hingewiesen, dass die eigentliche Mitzwah in der Existenz des Kindes liegt.


Daraus ergibt sich, dass die Motivation der Eltern ein Kind zu produzieren halachisch gesehen irrelevant ist. Obwohl die Eltern in Sorge um ihr krankes Kind handeln, ist die wahre Mitzwah die weitere Existenz des kranken Kindes.

Kein leicht verdauliches Thema, aber ich finde es sehr interessant. Keineswegs bin ich irgendein Medizinexperte, sondern betrachte wohl eher alles von einem humanen Blickwinkel heraus. Die Halacha spielt sicherlich ebenso eine Rolle und ich versuche die rabbinischen Ansichten zu begreifen. Kurz gesagt, fast jeder Punkt macht einen Sinn und es fällt schwer, eine genaue Position zu beziehen. Vielleicht tut Deutschland ja etwas Positives, indem es diese medizinische Methode verbot.


In der kommenden Woche wird die Artikelreihe in den "Thora Tidbits" fortgesetzt und ich werde darüber berichten ! 



Das Puah Institute zeigte sich sehr hilfsbereit und gab mir auf Nachfrage, u.a., folgende Antwort:


Technically, PGD is done on a fertilized egg. It isn’t even called an embryo yet. They extract cells from the egg and the material is tested for genetic issues to identify what is in the genes. We can tell if it is a boy or a girl.


PGD is done in conjunction with IVF. That is, the eggs and sperm are mixed
outside the body. Any fertilized egg that has a disease (such as tay sachs)
is discarded.


Halachically, until the 40th day the gemara says that a fertilized egg or an embryo is considered to be the equivalent of water. So there is no problem with discarding the undesired eggs AND, if a woman is pregnant and has no interest in having further children, in disposing of frozen eggs.


Links:

Das PUAH INSTITUTE

Interview mit Rabbi Gideon Weitzman vom Puah Institute

Wikipedia on Pre - implantation Genetic Diagnosis (PGD)

Stellen Sie sich vor, ein krankes Kind braucht dringend eine Stammzellspende. Doch den passenden Spender zu finden ist extrem schwierig, die Eltern selbst eignen sich fast nie. Geschwister könnten dagegen helfen, wenn denn ihr Erbgut dem des Kranken in einigen Punkten genug ähnelt. Und jetzt stellen sie sich vor, dass die Eltern dieses Geschwisterkind gezielt durch eine künstliche Befruchtung erzeugen - den perfekte Spender einfach aus einer Reihe Embryonen auswählen. Ein Wunder für die Eltern und das kranke Kind? Oder ein Albraum für die Gesellschaft, weil der jüngere Nachwuchs nicht um seiner selbst willen, sondern zum Spenderzweck gezeugt wird?
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