Dienstag, Februar 23, 2010

Spenden oder Gerechtigkeit ?

B"H

Ohne auf gewisse aktuelle Begebenheiten anzuspielen stelle ich die Frage, was wichtiger ist: Sollte man lieber den Mund halten und über einige negative Taten eines Rabbiners, einer relig. Organisation / Institut hinwegsehen, um deren eingehenden Spendenfluss zu sichern oder sollte die Öffentlichkeit über diverse Unregelmässigkeiten informiert werden ? Insbesondere dann, wenn es um Taten kriminellen Inhalts geht.

Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, wieviele e - mails ich auf meinen englischen Blog hin erhalte. Derzeit werde ich häufig zu haredischen Events eingeladen, um darüber zu berichten. Nebenbei erreichen mich auch einige Mails mit dem folgenden Inhalt:

Ob ich unbedingt diesen oder jenen Rabbiner und seine "Taten" erwähnen muss ? Wäre es nicht besser angebracht zu schweigen ? Besagter Rabbiner / Institut / Organisation sei ja eigentlich toll und fromm und wenn Negatives zum Vorschein kommt, dann laufen keine Spenden mehr auf und was dann ? Klar, habe der Rabbiner auch seine Yetzer HaRah (die negative Seite in uns allen), doch insgesamt sei er ja ein Zaddik (Gerechter). Muss man daher unbedingt die Behörden oder das Oberrabbinat (Rabbanut) durch breite Berichterstattungen aufmerksam machen ?

Persönlich bin ich der Ansicht, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf besitzt, über diverse Tatbestände aufgeklärt zu haben. Niemand besitzt einen Freischein, mit dem er machen kann, was er will. Und wer denkt an die Opfer, wenn es welche gibt ? Haben die kein Recht, angehört zu werden ? Und was über zukünftige potentielle Opfer, die auf den Rabbiner etc. hereinfallen könnten ?

Tatsache ist, heutzutage benötigt fast ein jeder Spenden. Wer jedoch als Rabbiner oder Verein negativ bzw. kriminell handelt, der muss sich über eventuelle Konsequenzen im voraus klar sein. Hinterher den Berichterstatter oder die Öffentlichkeit zu beschuldigen ist weder angebracht noch fair. Alle seien schuld, nur der eigentliche Täter nicht.

Vor fast einem Jahr passierte es mir, dass mich jemand auf meinen englischen Blog hin übelst per e - mail beschimpfte. Ich sei schuld, wenn der oder die keine Spenden mehr bekommen und das gesamte Unternehmen werde zerstört. Hinterher stellte sich heraus, dass derjenige, der mir da so wild schrieb, Provisionen auf die eingehenden Spendensummen kassierte und er sich mehr über sein eigenes Einkommen Sorgen machte als um die Sache selbst.

Geld oder Gerechtigkeit ?

Diese Frage muss jeder Einzelne für sich selbst entscheiden !

3 Kommentare:

  1. befremdet5:58 PM

    >Tatsache ist, heutzutage benötigt fast ein jeder Spenden.

    Und die vernünftigere Alternative, besonders als Mann mit Verantwortung für eine Familie, einfach arbeiten zu gehen und sich sein Geld zu verdienen, steht dabei wohl überhaupt nicht zur Debatte? Du lebst ja schließlich auch nicht von Spenden.

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  2. Anonym7:04 PM

    Selbstverständlich darf man über Verfehlungen von Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, vor allem die moralisch ein Vorbild sein sollen und wollen, nicht hinwegsehen. Wieso sollen sie anders beurteilt werden als der normale Bürger. Im Gegenteil! Ihnen muss bewußt sein, dass gerade bei Ihnen ein Skandal ein gefundenes Fressen für die Presse ist. Vertuscht man Fehltritte, ist es umso schlimmer. Wir decken ja gerade in Deutschland diverse sexuelle Mißbräuche von Priestern auf, die man seit etwa 20 Jahren versucht hat, geheim zu halten. Das ist eine schlimmere Situation, als wenn man dem Mißbrauch gleich nachgegangen wäre. Und als letztes Jahr massive Geldverschwendungen des UNICEF-Kinderhilfswerks ans Licht kamen, riß der Spendenstrom aus verständlichen Gründen ab, obwohl die betroffenen Projekte keine Schuld trugen. Es lag an der Verwaltung. Spenden sammeln dient ja schließlich nicht zur Selbstbedienung.
    Margot

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  3. B"H

    @ Befremdet

    Zumeist sind Organisationen von Spenden abhaengig. Fast alle uebrigens; auch das Simon - Wiesenthal - Center.


    @ Margot

    Leider ist es in Israel gerade so, dass die Schueler desjenigen Rabbi, der der sexuellen Verfuehrung einiger seiner Schueler beschuldigt wird, zu ihm halten und fast alles als "dumme Geruechte" abtun, obwohl eindeutige Beweise vorliegen. An der Schuld Mordechai Elons zweifelt kaum ein normal denkender Mensch und der Rabbi gab es indirekt zu. Allerdings betonte er, dass der Sex auf gegenseitiger Zustimmung beruht und deswegen leitete die Polizei jetzt keine allzu grosse Untersuchung ein.

    Was ich damit sagen will ist, dass es mich erstaunt, wieviele Leute nach einer "Tat" immer noch zu den Taeter halten und die Tatbestaende ignorieren.

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