B"H
Ein jeder hat beim Erlernen des Judentums so seine persönlichen Präferenzen. Meine liegen breit gefächert aus und ich kann nicht genau sagen, wenn ich jetzt am liebsten mag. Welchen Kommentatoren oder welche biblische Gestalt. Welches Konzept oder welche Halacha. Im Grunde beschäftige ich mich mit allem und einer der herausragenden Gestalten ist selbstverständlich der Rambam (Maimonides), 1135 - 1204.
Seine Herangehensweisen in seinen Schriften ist ausgesprochen logisch und rational. Eigentlich fast nur, denn für ihn gab es kein kabbalistisches Herumschweben, sondern pure Rationalität. Er blieb selbst auf dem Boden als darüber diskutiert wurde, wie denn das Leben bzw. die Welt nach dem Kommen des Meschiach aussehen wird. Der Rambam kommentierte, dass sich gar nichts ändere. Wir seien nach wie vor gewöhnliche Sterbliche, die arbeiten und ein normales Leben führen. Wunder der Natur würden von daher ausbleiben.
Die einzige Stelle innerhalb seiner Schriften, in denen der Rambam so richtig kabbalistisch wird, ist das erste Kapitel der Mischna Thora. Und zwar gleich zu Beginn auf den ersten Seiten des Traktates "Hilchot Yesodei HaThora . Dort nämlich wird er in der Beschreibung unseres Sonnensystem mystisch. Ansonsten überragt das Rationale.
Besonders in seinem "philosophischen" Werk "Moreh Nevuchim - Der Führer der Unschlüssigen" vertritt der Rambam unzählige Male die Ansicht, dass nur ein Mensch ausgestattet mit einer besonderen Intelligenz G - tt näherkommen kann. Wenn man seinen Intellekt bis dahin noch nicht entwickelt hat, dann ist hier der Zeitpunkt gekommen oder es gibt keine Beziehung zu G - tt.
Und somit kommt der Rambam zu der Schlußfolgerung, dass zum Beispiel behinderte Menschen keine Beziehung zu G - tt eingehen können. Gesetz des Falles sie sind geistig behindert und daher nicht in der Lage ihren Intellekt zu nutzen oder zu erweitern.
Und genau unzählige Male fragen wir uns, wie der Rambam zu dieser Schlußfolgerung kommen kann. Er, ein relig. Jude, der doch da eigentlich Toleranz G - ttes Schöpfung gegenüber zeigen sollte. Geistig behinderte Menschen haben sich ja schließlich ihr Schicksal nicht selbst ausgesucht. In der Kabbalah heißt es, dass diese Menschen zwar abwesend wirken, ihre Seele (Neschama) hingegen keinesfalls krank, sondern genauso intakt ist wie bei jedem gesunden Menschen. Das, was wir also sehen, beschränkt sich auf die Äußerlichkeiten und hat nichts mit dem inneren Wesen der Seele zu tun. Der Körper ist krank, die Seele nicht.
Und weiter lautet das Konzept im Judentum, insbesondere in der Chassidut, dass alles Erschaffene oder jeder erschaffene Mensch einen bestimmten einzigartigen Zweck in dieser Welt ausübt. Welchen Zweck ? Dies ist unsere private Aufgabe herauszufinden.
Demnach jedoch haben auch behinderte bzw. geistig behinderte Menschen ihren Zweck in dieser Welt, denn gemäß des Chassidismus ist niemand umsonst oder überflüssig. Und alles von G - tt Erschaffene muß von daher automatisch in der Lage sein, eine Verbindung bzw. Beziehung zu G - tt aufzubauen, wenn er diese nur will. Bei einem geistig behinderten Menschen stellt sich hier natürlich die Frage nach dem Willen und inwieweit er sich dessen bewußt ist. Aber selbst falls nicht, so hat er definitiv eine Beziehung zu G - tt.
Weiterhin heißt es in der Kabbalah sowie dem Chassisdimus, dass wir Menschen eine bestimmte Funktion in unserer Selle haben, die uns mit G - tt verbindet. Das Erschaffene mit dem Erschaffer.
Im chassidischen Buch TANYA der Gruppe Chabad lesen wir, dass der Alter Rebbe (Rabbi Schneur Zalman von Liadi) einen speziellen Funken G - ttes in der jüdischen Neschama (Seele) sah. Juden haben demnach eine "Neschama Elokit", eine Seele, die auf besondere Weise mit G - tt verbunden ist und die uns unserer besonderer Aufgabe in dieser Welt, nämlich der Einhaltung der Thora, bewußt werden läßt. Anhand der Thora sollen wir den anderen Nationen als Beispiel dienen.
Viele, genauso wie ich, haben deswegen mit dem Rambam einige Probleme. Nicht seiner anderen Inhalte wegen, aber dieser eine Inhalt der übermäßigen Intelligenz erscheint kaum gerechtfertigt. Ein nachfolgender jüdischer Philosoph namens Chasdai Cresces kam zu der Überzeugung, dass der Rambam an dieser Stelle irrte, weil er sich zu sehr auf die Philosophie des Aristoteles konzentrierte. Und dies viel zu unvorbehalten.
Dienstag, Juli 22, 2008
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