B"H
Vorherige Definierung:
"Off – the – derech"
"Off – the – derech" sein bedeutet, sich vom jüdisch – relig. Leben etwas entfernt zu haben. Zuvor lebte jemand absolut religiös und war entweder nationalrelig. oder haredisch (ultra – orthod.).
Wörtlich übersetzt heißt "off – the – derech" – "vom Wege abgekommen", wobei DERECH das hebräische Wort für WEG ist.
Nehmen wir einmal an, Du bist ein wenig "off – the – derech", aber vorher warst Du Haredi (Ultra – Orthod.); Haredi mit so richtig allem Drum und Dran – fromm (frum), Yeshiva (relig. Schule für Jungen), Seminaren (relig. Schule für Frauen) und allem anderen. Jetzt bist Du, etwas mehr oder weniger, "off – the – derech", aber nichtsdestotrotz glücklich mit Deinem Leben. Und weiter nehme ich einmal an, dass ausgerechnet ein Problem Dir großes Kopfzerbrechen bereitet. "Ich bin "off – the – derech", doch vielleicht nicht "zu – sehr".
Die meisten Leute, die das relig. Leben für eine Weile in den Hintergrund stellen, müssen einen neuen Weg finden, wie sie die Zukunft meistern wollen. Inwieweit sollte ich in der Religion involviert sein und inwieweit nicht ? Falls ja involviert, welche Thoramitzwot sollte ich einhalten und was ist mir persönlich wirklich wichtig ? Ist es mir wichtiger glücklich und gleichzeitig religiös zu sein oder ist es mir wichtiger, immerhin religiös, aber nicht unbedingt happy dabei zu sein ?
Vielmals bedeutet die Variation "religiös und happy" für einen "off – the – derech – Fall" das Eingehen von Kompromissen. Nicht, dass jemand mit voller Absicht die Thoramitzwot mißachtet, aber nennen wir es "die Thoramitzwot etwas leichter zu nehmen". Toleranter und offener mit sich selbst sein, anstatt depressiv, launisch und verbissen durch die Gegend zu laufen. Alles etwas leichter nehmen veranlasst meistens die Leute die Religion mit ganz anderen Augen zu betrachten. Mit mehr Energie, neuem Elan und mehr Lust auf G – tt und allem Drumherum.
Keineswegs sage ich hier, dass jemand die Thoramitzwot völlig mißachten soll, nur um mehr Energie und Lust auf G – tt zu bekommen. Dennoch, toleranter und offener gegenüber sich selbst zu sein gibt einem neue Energien und man verfällt nicht in irgendeinen Selbsthaß aus lauter Frust darüber, wieder einmal nicht in der Lage gewesen zu sein, ein richtig relig. Leben geführt zu haben.
Der schlimmste Kampf spielt sich immer in einem selbst ab und nicht mit Rabbinern oder der relig. Umwelt. Schuldgefühle und die Unsicherheit, was und wie man alles in der Zukunft handhaben soll.
"Wie religiös sollte ich sein oder wie religiös sollte ich sein ?" Habe ich nicht in Yeshivot bzw. Seminaren gelernt ? Hat man uns dort nicht gelehrt, dass je mehr Halachot wir kennen, desto mehr wir einzuhalten haben ? Und wenn wir soviel wissen und es nicht einhalten, werden wir dann nicht von G – tt bestraft ? Wenn ich erst einmal viel gelernt habe, dann muß ich es auch einhalten. Ein Am HaAretz (Ignorant oder ein Jude, der sich in der Reliion nicht auskennt) hingegen erfährt diese Bestrafung nicht, denn er kannte ja all die Halachot gar nicht.
Sollte ich also "off – the – derech",
aber immer noch "on – the – derech" sein,
nur um auch "on – the – derech" zu bleiben ?
Ich bin der Meinung, dass man vorrangig einen Weg für ein gewisses Gleichgewicht ausarbeiten sollte. Niemals sollte das relig. Leben voll und ganz aufgegeben werden und niemals sollte die Verbindung zu den Haredim einschlafen. Persönlich haben mir gerade die Ratschläge vieler Haredim weitergeholfen. Haredim, die absolut nichts vom säkuleren Leben wußten, geschweige denn irgendwelche "off – the – derech – Probleme" hatten. Es mag sich seltsam anhören, doch gerade deren Ratschläge waren für mich überaus hilfreich.
Die zweite Seite des Gleichgewichtes ist, eine gewisse Distanz aufzubauen und einfach einmal rauszugehen und alles für einige Stunden hinter sich zu lassen. Die Natur geniessen, ins Kino zu gehen, spazieren zu gehen und dergleichen. Oft sind wir dermassen in uns selbst gekehrt, dass wir gar nichts Anderes auf der Welt mehr sehen außer uns. Wenn Du das richtige Gleichgewicht für dieses Leben, das manchmal sogar in zwei unterschiedlichen Welten leben, erfolgreich herausfindest, dann besteht die Möglichkeit wieder "on – the – derech" zu kommen. Und dieses Mal vielleicht ohne innere Zwänge, ohne Frust und dem fanatischen Streben nach der bekannten 100%igen Perfektion, aber dafür umso zufriedener und glücklicher mit Dir selbst.
Links:
Meine persönliche "off - the - derech - Erfahrung"
Donnerstag, Juli 03, 2008
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