B"H
Die Vielfalt des Judentums überrascht mich selbst immer wieder aufs Neue. Da meint man einmal, ein Thema fast abgeschlossen oder annähernd verstanden zu haben, und schwupps, taucht schon die nächste Problematik auf. Entweder wurde diese zuvor übersehen oder man hielt sie einfach nicht für relevant genug. Das Judentum scheint endlos. Einmal auf der Suche nach einer Antwort, eröffnen sich gleichzeitig neue Fragen. Genau im richtigen Leben.
Wer sich entscheidet, mit dem Basiswissen zu beginnen, der bemerkt zu Beginn die unendliche Vielfältigkeit noch gar nicht. Zuerst verläuft alles brav nach Stundenplan, denn dies ist bei einem Anfänger (egal, ob in einem Konversionskurs oder bei einem gebürtigen Juden) besonders wichtig. Es ist immer gut, ein oder zwei Jahre lang ein Basiswissen zu erlangen, um danach bei professionellen Kursen bzw. Vorträgen weitere Fortschritte zu machen. Nach 4 – 5 Jahren intensiven Lernens baut sich jeder einen gewissen persönlichen Rahmen auf. A la "Was interessiert einen besonders, was weniger" ? Diese persönliche aufgebaute Prioritätenliste bedeutet jedoch keinesfalls, dass von jetzt an nur noch das gelernt wird, was mich brennend interessiert. Selbst die noch so einfachsten Themen stellen sich fast immer als kompliziertes Gebilde heraus. Ein Gebilde, zu dem mehr an Wissen gehört als nur meine Lieblingsthemen. Plötzlich stellt sich heraus, dass ich mich, um eine Lösung oder Struktur aufzubauen, mit Themen beschäftigen muß, an die mir zuvor völlig unbekannt waren. So ergeht es mir fast täglich bei der Vorbereitung meiner Vorträge in Beit Shemesh und Tel Aviv. Hinzu kommen die Fragen des Publikums.
Eine Patentlösung für all das Chaos habe ich noch nicht finden können. Meine Notizenliste ist bis in die Unendlichkeit angewachsen, sowohl als auch mein Bewußtsein, dass ich wahrscheinlich niemals alles erlernen werde.
Wie also könnte eine annähernde Lösung aussehen ?
Alles einfach im Schelldurchlauf erlernen, ohne sich auf Details zu versteifen ? Ein Bekannter von mir entschied sich dafür und hält dementsprechend seine Vorträge. Wikipedia im Sekundentakt.
Ich liebe Komplikationen und entschied mich deshalb für eine intensive Methode. Ein Thema wird gründlich ausgearbeitet, egal was kommt. Meine Empfehlung an alle, die mit dem Lernen zu beginnen beabsichtigen:
Lieber sich ein Thema vornehmen und es bis zum Erbrechen auszuarbeiten als sich schnell wahllos durch den Dschungel des Judentums zu hangeln. Ein einziges Thema ist wie ein Baum mit vielen in alle Richtungen ausströmenden Ästen. Und im Nachhinein kann sich herausstellen, dass alles miteinander verknüpft ist. Somit lernt man im Endeffekt nicht nur sein eigenes Thema, sondern es eröffnen sich einem ganz andere Erkenntnisse, an die man zu Beginn gar nicht dachte.
Freitag, Juli 18, 2008
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