B"H
In einem deutsch - jüdischen Forum gibt / gab es eine Diskussion um eine Angelegenheit, welche mir in deutsch - jüdischen Landen auch schon wiederfahren ist. Nein, ich will hier keineswegs genauestens auf die in besagtem Forum stattfindende Diskussion eingehen a la "wer", "wann", "warum", etc. Vielmehr möchte ich allgemein auf dieses Thema aufmerksam machen.
Es geht darum, dass es Juden aus dem Ausland durchaus passieren kann, den Eintritt in eine deutsche Synagoge verweigert zu bekommen.
Warum ?
Von deutsch - jüdischer Seite heißt es dazu offiziell, dass sich ein Besucher gefälligst anzumelden hat. Taucht er unerwartet auf, so muß er ggf. an der Eingangstüre seine Jüdischkeit beweisen. Kann er dies nicht oder ist er anderweitig verdächtig oder wie immer man dies auch nennen will, kann ihm der Eintritt verweigert werden. Außerdem könne es sich ja theoretisch um ein Sicherheitsrisiko handeln, denn man weiß ja nie, ob da ein getarnter Neonazi oder arab. Terrorist vor einem steht.
Ich war in meinem Leben schon in unzähligen Synagogen; bei den Satmarer Chassidim, den extremen Toldot Aharon, der Chassidut Avraham Yitzchak, der Chassidut Belz, Karlin - Stolin, Shomrei Emunim, litvischen, anderen chassidischen sowie nationalrelig. Synagogen, doch so ein Krampf wie in Deutschland ist mir nirgendwo anders wiederfahren. In Deutschland muß man sich anmelden, was allein schon einem Krampf nahekommt. Ich kann verstehen, dass Nichtjuden sich anmelden sollten, aber Juden …
Ein Jude im deutschen Ausland entdeckt eine Synagoge und will hineingehen, um am Schabbatg - ttesdienst teilzunehmen und es wird ihm ggf. untersagt ? Laut Halacha ist dies ein "Chillul HaShem - eine Beleidigung G - ttes".
Natürlich gibt es heutzutage gewisse Sicherheitsrisiken, doch diese allein sind kein Grund, jemandem den Eintritt zu verweigern. Haben wir in Jerusalem keine Terroristen, die nicht davor zurückschrecken, Synagogen in die Luft zu sprengen ? Ich erinnere hier nur an das Bombenattentat auf die haredische Buslinie Nr. 2, wo sich ein paläst. Terrorist als Haredi (Ultra - Orthod.) verkleidet hatte und den Bus in die Luft jagdte.
Wenn man vor deutschen Synagogen schon auf Sicherheit machen will, dann sollte man Personal engagieren, welches Unbekannte eventuell professionell befragen kann. Mir passierte es zum Beispiel einmal, dass ich von russ. Sicherheitspersonal befragt wurde, was ich denn gefälligst in der Synagoge wolle. Als ich auf Hebräisch antwortete, um mich irgendwie zu identifizieren, kam nur ein Unverständnis auf. Hebräisch ? Davon hatten die Russen vor der deutschen Synagoge noch nie gehört.
Zu einer anderen Gemeinde kam ich am Erev Schabbat (Freitag abend) und ich war angemeldet. Dennoch glaubte man mir nicht und sobald ich eintrat ließ man eine Israelin auf mich los, die meine Aussagen samt Hebrä. testen sollte. Nach zwei Sätzen waren wir uns einig und ich wurde eingelassen.
In der Gemeinde, in welcher ich zwei Jahre ansäßig war, ohne offizielles Mitglied zu sein, wurden mir die Pessachmazzot verweigert. Außerdem durfte ich als Nichtmitglied NICHT an der Pessach - Seder teilnehmen. Das reichte mir schnell und ich fuhr zu Chabad nach Brüssel. Bis heute bin ich dem dortigen Chabad - Rabbiner Menachem Hadad sehr dankbar für seine rasche Zusage ohne nervige Hintergedanken. Ich betrat sein Haus und wurde sofort aufgenommen. Ohne jegliche Probleme und Bemerkungen.
Von vielen ausländischen Juden hörte ich in Israel, dass sie vor deutschen Synagogen Probleme mit dem Einlaß hatten. Wenn deutsch - jüdische Gemeinden sich schon damit rühmen wollen, so toll international zu sein, dann sollten sie entweder geschultes Personal postieren oder von vornherein ihre Tore für Nichtmitglieder schliessen. Große Lust auf Bettelei hätte ich jedenfalls nicht mehr und würde mich lieber gleich über den Schabbat nach Antwerpen begeben.
Im Januar 1999 weilte ich eine Woche lang in London und auch dort ging ich ohne Probleme am Schabbat in eine Synagoge im Stadtteil Golders Green. Vom einem Ehepaar der Chassidut Satmar wurde ich hinterher sogar zum Essen eingeladen. Keiner fragte nach und bei unseren Gesprächen war meine Identität eh schnell offensichtlich.
Nirgendwo auf der Welt gibt es einen so offenen jüdischen Platz wie Jerusalem. Alle Juden können kommen und keinem wird irgendetwas verweigert. Es sei denn, man ist in haredischen Gebieten einmal nicht allzu "anständig" angezogen. Und wie ich eingangs schon sagte, bei uns ist das Sicherheitsrisiko weitaus höher als anderswo. Aber so dumme Anmachen wie vor oder in deutschen Synagogen sind mir noch nie zuvor und auch nicht mehr hinterher wiederfahren, und ich kann mir denken, dass andere ausländische Juden darauf genervt bzw. verärgert reagieren.
Dienstag, Juli 08, 2008
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"Ein Jude im deutschen Ausland entdeckt eine Synagoge und will hineingehen, um am Schabbatg - ttesdienst teilzunehmen und es wird ihm ggf. untersagt ?"
AntwortenLöschenSorry, aber um den Schabbat ging es in diesem Fall überhaupt nicht, sondern um einen Wochentag an dem die Kölner Synagoge geschlossen ist.
Am Schabbat kann selbstverständlich jeder in eine Synagoge, anders habe ich das nie erlebt und anders wird das nicht gehandhabt.
"In der Gemeinde, in welcher ich zwei Jahre ansäßig war, ohne offizielles Mitglied zu sein, wurden mir die Pessachmazzot verweigert. Außerdem durfte ich als Nichtmitglied NICHT an der Pessach - Seder teilnehmen."
Auch das habe ich nie erlebt, weder in Hamburg noch in Berlin, wir hatten und haben immer wieder Gäste aus dem Ausland oder aus anderen Gemeinden und nie habe ich erlebt, dass diese nicht am Gemeindeseder teilnehmen durften.
Yael
B"H
AntwortenLöschenIch sprach in meinem Beitrag die Zustaende allgemein an und nicht nur den Schabbat.
Leider habe ich es in der Fuerther Gemeinde erlebt, dass dort Mazzot nur an Mitglieder ausgegeben werden sowie nur Mitglieder zu der Seder eingeladen sind. Es sei denn, der oertliche Pfarrer kommt zu Besuch, dann wird schon einmal eine Ausnahme gemacht.
Koscheres Essen verteilt die Gemeinde Nuernberg ausschliesslich an ihre Mitglieder.
Und in zwei anderen Gemeinden gab es Probleme mit der Security, die gar nicht wusste, wie man Juden jetzt eigentlich deutet.
Ich habe viele Beschwerden ueber deutsche Gemeinde gehoert. Weniger ueber die Chabad - Gemeinden als ueber andere oertliche orthod. Gemeinde. Davon ausgeschlossen sind Frankfurt oder teilweise Berlin. Ich sage "teilweise", da ich ueber die Gemeinde des Rabbi Ehrenberg auch schon Negatives von Auslaendern hoerte. Von wegen "keine Zeit" und so.....
"Leider habe ich es in der Fuerther Gemeinde erlebt, dass dort Mazzot nur an Mitglieder ausgegeben werden sowie nur Mitglieder zu der Seder eingeladen sind."
AntwortenLöschenDas ist auf jeden Fall nicht in Ordnung, aber hoffentlich eine Ausnahme. In Hamburg hatten wir immer sehr viele Gäste beispielsweise aus den USA, Israel usw. Probleme gab es da nie.
"Ich sage "teilweise", da ich ueber die Gemeinde des Rabbi Ehrenberg auch schon Negatives von Auslaendern hoerte."
Das hat wohl eher was mit einem Termin bei Ehrenberg zu tun, denn in die Synagoge kann jeder, auch während der Woche, da wir immer Mincha und Maariw beten. In Berlin gibt es eine Sicherheitsschleuse, so dass man, ohne sich vorher anzumelden, reinkommt.
Die Sederkarten wiederum verkauft die Gemeinde, da hat Ehrenberg nichts mit zu tun.
Ich habe nur bei Chabad einmal erlebt, dass mich ein junger Mann (am Schabbes) wohl nicht so weiteres hereinlassen wollte, ich natürlich am Schabbes keinen Ausweis dabei hatte und er mich daher fragte, wie der Rabbiner hier heiße. Dabei kann man den Namen auch sonstwo her haben und dass heißt ja nicht, dass man jüdisch ist, wenn man den Namen Teichtal zufällig kennt. War aber nicht weiter schlimm, ich habe mich eher darüber amüsiert.
Yael
B"H
AntwortenLöschenDas "sich vorher anmelden" ist fuer Auslaender so ziemlich unverstaendlich.
In London oder in Israel habe ich es nie erlebt, dass man sich anmeldet. Auch nicht bei den Rabbinern, wenn es sich nicht um ganz spezielle handelt.
Nach dem Namen Teichtal zu fragen zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum.:-))))