B"H
Zur Einweihung der neuen Jerusalemer Brücke sahen wir es wieder einmal so richtig schön "live". Die Haredim (Ultra - Orthod.) protestierten schon im Vorfeld gegen die ihrer Meinung nach "unanständige" Kleidung der Tänzerinnen, welche an der Einweihungsshow mitwirken sollten. Nein, so könne keine Frau herumtanzen und da der haredische Bürgermeister Uri Lupolianski keinen Ärger mit seiner eigenen Riege (die ihn allerdings nicht als Haredi anerkennt) haben wollte, gab er rasch nach. Die Tänzerinnen der Einweihungsshow trugen Anstand.
Der haredische Protest hatte eines mit der neuen Brücke gemeinsam: Beides ist / war überflüssig.
Da hatte die antizionistische Dachorganisation "Edah HaCharedit" auf großen Postern (Fakshivilim) ihre eigene Mitgliederschaft vor einer Teilnahme an der Einweihungsgfeier gewarnt. Nicht wegen der gegebenen Unanständigkeit, sondern weil es eben eine zionistische Feier ist und ein anständiger Haredi sich nicht in solch sündenvolle Gesellschaft begibt. Wer weiß, auf welche Gedanken er da kommen kann.
Trotz der Edah - Ankündigungen erspähte ich viele Satmarer Chassidim und ein anderer Chassid gab mir seinen Kommentar, dass die Satmarer immer überall hinrennen, um rumzuschnüffeln und sich hinterher aufzuregen. Nur das Schlechte suchen sie, um später loszukeifen. Der Chassid regte sich gewaltig bei mir darüber auf.
Warum aber das ganze Anstandsgehabe um die Jerusalemer Brücke ? Was steckt dahinter ?
Ein fortwährender interner Konkurrenzkampf natürlich. Ein Kampf, den man als gänzlich Unbeteiligter kaum wahrnimmt.
Seit vielen Jahren wollen chassidische Gruppen in Bnei Brak (bei Tel Aviv) eindrucksvoll beweisen, dass sie viel ernsthafter bei der Sache sind als ihr Gegenpart Mea Shearim in Jerusalem. Mea Shearim hingegen will es Bnei Brak einmal so richtig zeigen, wer hier der Herr im Hause ist. Und somit zeigen beide Stadtteile soviel Protest wie nur möglich. Was sie dabei für einen Eindruck bei der säkuleren bzw. nationalrelig. Bevölkerungen erwecken, ist ihnen vollkommen egal. Je absurder die haredischen Forderungen, desto besser steht ein Rebbe da, wenn es den erwarteten Erfolg gibt. Die Stadtverwaltungen geben nach; nicht nur aufgrund von Konfliktvermeidungen, sondern hier geht es auch um die lokale Wirtschaft. Zeige sich die Stadtverwaltung stur, rufen die Haredim Boykotte aus und dann steht die heimische Wirtschaft dumm da.
Den meisten chassidischen Gruppe geht es heute weniger um die Inhalte des Baal Shem Tov als um den Machtausbau ihrer eigenen Position. Wer kennt denn heutzutage noch die wahren Inhalte der einstigen chassidischen Lehre ? Und wer redet überhaupt noch von G - tt ?
Für mich ist der Chassidismus die optimale Lebensform. Doch der wahre Chassidismus und kein egoistisches Machtgerangel.
Mittwoch, Juli 09, 2008
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