B"H
G - tt im Judentum bedeutet ein Wesen, welches wir absolut nicht in der Lage sind zu erfassen oder zu begreifen. G - tt hat weder Körper, Materie noch Form. Er ist unendlich - existierte schon immer und wird dies auch ewiglich tun.
Wie aber kann ich als irdisches sterbliches Wesen eine Verbindung zu G - tt aufbauen ? Braucht Er mich und die Welt überhaupt ? Die Antwort lautet NEIN, denn G - tt ist von niemandem, eingeschlossen uns selbst, anhängig. Wir brauchen Ihn, doch Er uns nicht. Und eine Begründung zu suchen, warum Er uns und die Welt denn dann überhaupt erschuf, basiert einzig und allein auf Spekulationen. G - tt hat uns bisher noch keine persönliche Antwort darauf zukommen lassen. "Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken", so heißt es in den Propheten.
Der Chassidismus hat seine eigene Auffassung darüber, wie ich einem unendlichen Wesen wie G - tt näher kommen kann. Wie ich als Mensch mit Ihm als G - tt eine Beziehung aufbauen kann. Nicht die Auffassung des unendlichen G - ttes spielt im Chassidismus die bestimmende Rolle, sondern eine individuelle Beziehung zu G - tt.
Schon der Baal Shem Tov (ca. 1700 - 1760) stellte die chassidische Theorie in den Raum, dass G - tt in allem ist. In allem auf Erden, selbst in den schlimmsten chaotischsten Tiefen bzw. allem Bösen. Seine Idee basierte auf den Schriften des Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria (1534 - 1572), welcher metaphorisch die Erschaffung der Welt darstellte und so der Kabbalah neue Symbole gab. Rabbi Luria sprach vom Zimzum. Vor der Erschaffung füllte G - tt alles aus, wobei nicht das Universum gemeint ist, sondern ein absolutes Nichts. G - tt füllte dieses NICHTS aus und als Er die Welt erschuf, zog Er sich innerhalb von sich selbst zurück, um so Platz für die Erschaffung zu machen. Wohlgemerkt, hierbei handelt es sich um eine Metapher und keine bildlich materielle Darstellung !!!
Wenn G - tt sich also in sich selbst zurückzog und Platz machte, dann kann alles in der Erschaffung nur G - tt sein, so der Besht (Baal Shem Tov). G - tt limitierte sich selbst, ist aber überall nach wie vor vorhanden. Demnach ist G - tt in ALLEM. Die Folge davon ist, dass G - tt immer und zu jeder Zeit anwesend ist und man braucht Ihn nicht lange zu suchen.
Hierzu erzählte der Baal Shem Tov die folgende Parabel:
Ein weiser großer König lud einmal seine Untertanen in sein Schloß ein. Die Untertanen sollte bei dem Besuch soviel Schätze wie nur möglich mitnehmen dürfen. Das Schloß selbst war von hohen Mauern und Türmen umringt und es gab unendlich viele Tore und Zimmer. Die Mauern und Türme waren jedoch nur zum Schein dort und eine einzige optische Täuschung.
Die meisten Leute traten durch eines der Tore, nahmen ein paar herumliegende Schätze an sich, gaben sich damit zufrieden und gingen nach Hause. Ein Einziger jedoch machte sich die Mühe, den König zu finden, anstatt wahllos die Schätze aufzusammeln. Und je mehr er sucht, desto mehr verschwanden die optischen Täuschungen, sprich die Barrieren wie Mauern und Zimmer.
Bedeutung:
G - tt ist überall, doch wir sehen aufgrund der optischen Täuschung nichts. Erst dann, wenn wir eingehend suchen, werden wir uns der Täuschungen bewußt.
Außerdem haben wir im Judentum das Konzept, dass die gesamte Erschaffung aus dem Nichts erschaffen wurde. Es gab keinerlei Form oder Material und G - tt erschuf das Universum und den Menschen aufgrund seiner Gedanken. In der Philosophie zeigten sich hier Widersprüche mit Aristoteles auf, der behauptet, dass die Welt aus vorhandener Materie entstand. Und hierbei kam es auch zum ersten Bruch zwischen dem Rambam (Maimonides) und Aristoteles. War Rabbi Avraham ibn Da'ud (der "Ravad") noch sanft und diskret über das Thema hinweggeglitten, so ergriff der Rambam Partei und bewies, dass das Universum aus dem Nichts erschaffen worden ist. Wider seiner Liebe zu Aristoteles.
Aber zurück zur Beziehung mit G - tt, welche wir gemäß des Chassidismus schon allein durch unsere Speisen aufbauen können, denn wenn wir einen Segen über das Essen sagen, bewegen wir einen Tikun Olam - eine Reparatur der eigenen Seele und somit der ganzen Welt. Des Weiteren erlösen wir damit gewisse reinkarnierte Seelen, welche sich im Essen befinden könnten. Das Thema "Reinkarnation" ist im Judentum breit gefächert und mit Vorsicht zu geniessen.
Rabbi Yitzchak Luria beschreibt die Reinkarnationen im "Shaar HaGilgulim" und unter anderem heißt es dort, dass Seelen zur Strafe in allem Möglichen reinkarniert werden können (in Steinen, Tieren, Nahrungsmitteln, Pflanzen, etc.). Allerdings immer nur für eine begrenzte Zeit und niemals endlos.
Eine weitere Idee des Baal Shem Tov war es, seine eigenen individuellen negativen Versuchungen zu überkommen, stattdessen sich auf G - ttes Willen zu besinnen und Ihm so nahezukommen.
Was tun wir heute ?
Im Wesentlichen das Gleiche, doch sind auch Gebete und die Erfüllung von Thoramitzwot ein Weg, G - tt nahezukommen und mit Ihm eine Verbindung einzugehen. Insgesamt jedoch kann einem der Chassidismus beim Beziehungsaufbau weitreichend behilflich sein.
Dienstag, Juli 08, 2008
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Ich würde da erstmal mit nem Zitat vom Dalai Lama selbst antworten:
AntwortenLöschen"Es ist besser, wenn jeder Mensch seiner eigenen Tradition folgt. Sie im Westen haben einen jüdischen bzw. christlichen Hintergrund, es ist besser, wenn Sie bei Ihren Wurzeln bleiben." - Auf die Frage, wie der Dalai Lama die hohe Popularität des tibetischen Buddhismus im Westen bewertet, Der Spiegel Nr. 13/2007, S. 122
B"H
AntwortenLöschenIch las einmal, ich glaub es war im SPIEGEL, dass der Dalai Lama sich vor mehreren Hundert deutschen Konvertiten zum Buddhismus negativ ueber deren Konversion ausliess. Der Dalai Lama sah diese Art der "Massenkonversion" als eine Modeerscheinung und er selber wolle eigentlich nur ernsthafte Konversionen. Und nicht, weil es gerade eben mal so IN ist.
"Es ist besser, wenn jeder Mensch seiner eigenen Tradition folgt. Sie im Westen haben einen jüdischen bzw. christlichen Hintergrund, es ist besser, wenn Sie bei Ihren Wurzeln bleiben."
Damit gebe ich ihm sehr recht !!!!