Mittwoch, Juli 02, 2008

Juden und die täglichen Opferungen

B"H

Wer von uns heute kann sich überhaupt noch vorstellen, dass es einmal zwei Tempel zu Jerusalem gab, in denen, u.a., auch die täglich in der Thora festgelegten Tieropferungen (und auch Mehl sowie Gewürze) gebracht wurden ? Damals gehörten die Opferungen zum Alltag; heute hingegen rümpft so manch einer die Nase.
Opferungen ? Sei das nicht primitiv und ausserdem Tierquälerei ?

Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels (70 nach Beginn der Zeitrechnung) bringen Juden keine Opferungen mehr dar. Der Zweite Tempel stand 420 Jahre lang bis er von den Römern zerstört wurde, und erst nach dem Bau des Dritten Tempels durch den Meschiach wird der Opferdienst wieder eingeführt. Bis dahin müssen wir uns damit begnügen, statt des Opferservices bestimmte zusätzliche Gebete zu sprechen, welche die Opferungen ersetzen. So zum Beispiel das Mussaf - Gebet (nach dem eigentlichen Schacharit - Morgengebet) am Schabbat.

Warum gaben / geben Juden Opfer an G - tt ? Gleicht dies nicht zu sehr dem Götzendienst der anderer antiker Völker ?

Zuerst einmal geben Juden grundsätzlich NUR Tieropfer und keine Menschenopfer. Letzteres ist seitens G - tt absolut verboten und andere Religionen verweisen die Juden an dieser Stelle immer nur zugerne auf die Opferung des Yitzchak (Akeidat Yitzchak) durch dessen Vater Avraham. Nun, die Akeidah war ein Test für Avraham und sollte niemals in einer richtigen Opferung des Sohnes (Yitzchak war zum Zeitpunkt der Opferung 37 Jahre alt) enden. Von daher fand hier kein Menschenopfer statt, sondern ein Test inwieweit Avraham G - tt folgt.

Im Judentum ist G - tt ein unendlicher ewiger G - tt, den wir Menschen mit unserem begrenzten Fassungsvermögen nicht erklären können. Wie aber nähere ich mich als normaler Sterblicher solch einem unendlichen Wesen ? Wie kann ich eine Beziehung zu etwas Perfektem absolut Unendlichem aufbauen ? Einem Wesen ohne Materie, Körper und Gestalt ?

Indem ich bete, die Thoramitzwot erfülle und Opferungen darbringe. Kurz gesagt, indem ich G - ttes Willen, die Thora, ausführe. Dies ist fast die einzige Möglichkeit, die ich habe, eine Verbindung zu G - tt aufzubauen.

Und wie das Wort "Opfer - Korban - קורבן" schon andeutet, steckt in der Wurzel der Buchstaben des Wortes das Verb "Lehitkarev - näherkommen - להתקרב". Durch eine Opferung komme ich demnach G - tt näher - קרב.
Wie das ?

Indem ich meine negativen Taten bereue, ein Opfer gebe und Besserung gelobe. Dies ist eine einfache Form G - tt näherzukommen und seinem Willen zu folgen. Allzu gerne verfallen viele Religionen imme wieder in die falsche Theorie, dass G - tt menschlich sei bzw. eine Reinkarnation in einem Menschen war. Dieser Gedanke ist völlig absurd. Insbesondere dann, wenn wir uns versuchen klarzumachen, wer G - tt eigentlich ist. Sprich, uns so weit wie eben möglich Seiner Perfektion und Größe bewußt werden.

Die Thora gab uns die Mitzwah, bestimmte Opferungen zu unterschiedlichen Zeiten darzubringen. Vielmals aber fehlt die genaue Anleitung dazu und daher nehmen wir den Talmud zu Hilfe, in welchem die genauen Instruktionen gegeben werden. Vor allem im Traktat Zevachim oder Chullin finden wir spezielle Anleitungen.

Hat jemand schon einmal ernsthaft darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn wieder Opferungen stattfinden ? Ich jedenfalls schiebe den Gedanken weit weg, denn diese Vorstellung liegt ausserhalb meines Fassungsvermögens.

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