Dienstag, Juli 29, 2008

Gedanken zum Tammuz und Av

B"H

Wer dieser Tage in jüdisch – religiösen Kreisen verkehrt, der stellt schnell fest, dass es weder Musik noch Hochzeiten gibt.
Der Grund ist einfach erklärt: Wir befindet uns gerade in den drei Wochen vor dem Tisha Be' Av; den sogenannten "Bejn HaMizrim". Die Bejn HaMizrim sind eine Trauerperiode vom 17. Tammuz bis hin zum Tisha Be'Av in knapp zwei Wochen. Kurz gesagt geht es in dieser Zeit um die Trauer beider Tempelzerstörungen und daher werden bestimmte Trauerrituale eingehalten. Darunter auch, dass bis zum 9. Av (Tisha Be' Av) keine Hochzeiten stattfinden oder keine Musik gehört wird, denn diese sind ein Zeichen übermäßiger Freude.

Den 17. des jüdischen Monat Tammuz begingen wir vor etwas mehr als einer Woche als Halbfastentag. Der Talmud Traktat Taanit 26a listet die Ereignisse des 17. Tammuz auf, welche die Juden befielen:
1. Moshe kam vom Berg Sinai, sah die Juden um das Goldene Kalb tanzen und zerbrach aus Ärger das erste Paar der Bundestafeln (Luchot).

2. Vor der Zerstörung des Zweiten Tempels durchbrachen an dem Tag die Römer die Jerusalemer Stadtmauer.

3. Apostumos, ein griechischer General, verbrannte die Thora, welche im Zweiten Tempel in der Azarah (Tempelhof um das Allerheiligste – Kodesh HaKedoshim) aufbewahrt wurde. Die einzigartige Thorarolle war vom Propheten Ezra geschrieben worden und seither dazu benutzt, etwaige Schreibfehler in anderen Thorarollen zu korrigieren.

4. Des Weiteren plazierte eben jener Apostumos während der griechischen Besatzung eine Götzenstatue in den Zweiten Tempel.

Der 9. Av (Tisha Be'Av) ist nicht nur der Tag, an dem beide Tempel zerstört wurden, sondern gerade dieser Tag hat im Judentum eine alte Tradition für negative Ereignisse. Und so war es jener Tag, an dem die von Moshe entsandten Spione aus Israel zurückkamen und negativ über das Heilige Land berichteten. Diese überflüssige Ablehnung der Besiedlung Israels sowie das Weinen der Israeliten, nahm G – tt als Anlaß den Juden zu zeigen, was wirkliche Tragödien bedeuten, bei denen es zu weinen gilt.

Viele Fragen kommen hierzu auf genauso wie viele Fragen überhaupt zum Thema "Tempel". War das Vergehen der Spione tatsächlich so furchtbar schwerwiegend, dass G – tt dadurch veranlaßt wurde, beide Tempel zerstören zu lassen ? Wieso wurden sie dann erst gebaut und was hat deren Zerstörung heute noch mit uns zu tun ?
Kommentatoren sagen, dass die Spione zwar die Wahrheit sagten als die den Israeliten berichteten, was sie im Lande Canaan gesehen hatten. Das Vergehen jedoch bestand darin, dass sie in ihren Berichten immer etwas Negatives hinzufügten, ohne bei den eigentlichen Tatsachen zu bleiben. Viele Zuhörer verloren dadurch ihr Vertrauen in G – tt und begannen zu klagen.

Es gibt kaum etwas, was wir anhand der Einhaltung von Thoramitzwot bzw. all unseren Taten nicht beeinflussen. Hätten sich unsere Vorfahren zu Tempelzeiten darauf besonnen, eben solch ein Leben zu führen, wäre es vielleicht nicht zu den Zerstörungen gekommen. Auf der anderen Seite gehört so manches zum Lauf der Zeit. Als der Prophet Yechezkel seine Vision erhielt, war der Erste Tempel schon zerstört worden. Wie wir jedoch aus dem Buch Yechezkel erfahren, wird es einen neuen Tempel geben, dessen Äußeres sogar beschrieben wird. Und dieses Äußere trifft nicht auf den Zweiten Tempel zu. Von daher war es klar, dass es einen Dritten endgültigen Tempel geben wird und somit war offensichtlich, dass der Zweite Tempel zerstört werden mußte.

Trotzdem begehen wir die Trauerperioden um die Tempel. Erstens, weil wir aus den Fehlern unserer Vorfahren lernen sollen und zweitens weil wir aufgrund der Zerstörungen die Anwesenheit G – ttes (Schechinah) in unserer materiellen Welt verloren. Nicht ganz verloren, doch immerhin um einiges in die Ferne gerückt und nicht mehr so ganz offensichtlich wie es einmal war bzw. in der Zukunft sein wird. Deswegen halten wir in den drei Wochen vor und am Tisha Be'Av selbst Mitzwot ein, die ansonsten nur für einen Trauernden gelten.

Aber im Judentum wird auch immer die Hoffnung groß gehalten und hierzu ist zu sagen, dass sich der Tisha Be'Av nach der Ankunft des Meschiach in einen Freudentag verwandeln wird. Keine Trauer und kein Fasten mehr, sondern ein neuer Dritter Tempel, in dem dieselben Gesetze wieder eingeführt werden. Heißt Tieropferungen, Cohanim (Tempelpriester) und Levi'im (Leviten). Weiterhin betrachten viele Gelehrte den Tisha Be' Av als jenen Tag, an dem der Meschiach geboren wird. Hoffen wir, dass dieser noch vor dem diesjährigen Tisha Be' Av kommt, denn dann brauchen wir nicht mehr zu fasten.

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