Dienstag, Juni 23, 2009

Spannungen

B"H

Das israelische Online Magazin YNET berichtet von neuen Drohungen gegenüber Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat.

http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3735669,00.html



Zum säkuleren Barkat gibt es viel zu sagen; unter anderem, dass er im letzten November nur zum Bürgermeister gekrönt wurde, weil Israels größte chassidische Gruppe, die Gerrer (Gur) Chassidim, sich gegen den haredischen Gegenkandidaten Porush aussprachen und aus Trotz Nir Barkat wählten. Nicht nur Gur, sondern ebenso befahl der Belzer Rebbe seinen Chassidim für Barkat zu stimmen. Im gegenseitigen Einvernehmen mit Gur.
Kurz gesagt, es lief einen Gerre Fehde gegen den ultra - orthodoxen Gegenkandidaten Me'ir Porush, denn diesen betrachtet der Gerrer Rebbe als persönlichen Feind.

So kam ein säkulerer Bürgermeister nach dem relig. Uri Lupolianski und Gur erhoffte sich folglich einigen Einfluss. Schließlich war ja Barkat nun irgendwie verpflichtet. Doch Pustekuchen ! Nir Barkat macht, was er will und die antizionistische Dachorganisation "Edah HaCharedit" aus Mea Shearim lacht sich über Gur und Belz ins Fäustchen.

Immer noch ziehen die Demos um Barkats Freigabe des städtischen Parkhauses am Schabbat ihre Kreise und an diesem Schabbat wird es, allem Anschein nach, wieder knallen (zwischen der Edah und der "zionistischen" Polizei). Die Gay Parade steht am Donnerstag an und auch da werden Ausschreitungen auf haredischer Seite erwartet.

Und nun steht Nir Barkat auch schon neuer Ärger ins Haus. Erneut mit Gur, Belz und weiteren Mitgliedergruppen der in der Knesset vertretenen haredischen Partei "Yahadut HaTorah".

Worum geht es jetzt wieder ?

Am Sonntag gab Nir Barkat von sich, dass er sich einen ZIONISTISCHEN Oberrabbiner für Jerusalem wünsche. Im Klartext: Einen nationalrelig. Rabbiner und keinen haredischen !
Daraufhin drohten Mitglieder der Yahadut Hatorah dem Bürgermeister. Sollte es einen zionistischen Oberrabbiner Jerusalems geben, werden die Haredim folglich dessen halachische Beschlüsse boykottieren. Auch wird das Kaschrutzertifikat (Hechscher) eines solchen Rabbis nicht anerkannt werden.

All diese Forderungen und Themen haben eine unendlich lange Vorgeschichte und es ist keineswegs einfach, dies an dieser Stelle alles darzulegen. Deswegen sollte jeder, der weitere Fragen hat, diese stellen !

Bisher war mir absolut unbekannt, dass ein "städtisches Rabbinat" den Jerusalemer Oberrabbiner zu ernennen plant und nicht das allgemeine Oberrabbinat, welches mehrheitlich im Besitz der Haredim ist. Demnach besitzt Nir Barkat Entscheidungsgewalt.
Zweitens sei zu beachten, dass hier die "Yahadut HaTorah" droht und keineswegs jene chassidischen sowie litvishe - haredischen Gruppen, welche sich zu den Mitgliedern der Edah HaCharedit zählen. Haredi bedeutet nicht immer gleich Haredi und es ist bestimmt nicht leicht, alle Unterschiede auf einmal zu erfassen !

Die Mitgliedergruppen der Edah HaCharedit aus Mea Shearim (Satmar, Toldot Aharon, Dushinsky, Toldot Avraham Yitzchak, Teile Breslov, diverse litvish - haredische Gruppierungen, Chassidut Spinka und weitere) betrachten die Yahadut HaTorah mit Gur, Belz, Vishnitz sowie litvishen Haredim als "zionistisch" denn sie sind in der "zionistischen" Knesset des "Zionistenstaates" vertreten. Andererseits sind weder Gur noch Belz noch Vishnitz noch etc. zionistisch !!!

Wie das ?

Die Gruppierungen der Yahadut HaTorah sind keine Zionisten, doch glauben sie daran, den weltlichen Staat Israel in einem positiven relig. Sinne zu beeinflussen. Deswegen sitzen sie in der Knesset (mit 5 Sitzen).

Die Edah hingegen erkannte noch nie etwas an und stellte schon im Jahre 1921 ihre ersten eigenen Oberrabbiner, Rabbi Yosef Chaim Sonnenfeld, auf. Im Gegensatz zum damaligen Oberrabbinats des Britischen Mandats (Palästina), Rabbi Avraham Yitzchak haCohen Kook (ausgesprochen: Kuk). Bis heute erkennt die Edah die Kaschrut (Koscherzertifikate) des Oberrabbinates nicht an. Man ißt auch nichts von Belz, was wiederum einschlägige politische Gründe hat. Aus Rache ißt Belz auch nichts von der Edah !


Die Edah arbeitet nur auf einem Gebiet mit dem "zionistischen" Rabbanut (Oberrabbinat) zusammen und das ist im Bereich der Ausstellung von Geburts - sowie Heiratsurkunden. Hier kommt die Edah nicht um eine Zusammenarbeit herum, denn das Rabbanut besitzt die gesetzliche Oberhohheit.

Und nun kommt Nir Barkat mit seinem eigenen städtischen Rabbinat ins Spiel. Die Yahadut HaTorah droht halachische Beschlüsse eines eventuellen zionistischen Oberrabbiners zu boykottieren. Die Edah kümmert das alles nicht, denn sie leben eh ihr eigenes Leben.

Mir drängt sich allerdings die Frage auf, wieso Jerusalem einen Oberrabbiner braucht. Ohne ihn sind doch bisher alle gut gefahren. Wozu also das Geplänkel ? Und die Haredim halten sich sowie nicht an einen haredischen Oberrabbiner, da sie ja ihren eigenen Rebben haben. Und die Edah zieht ihr eigenes Ding ab.

Können die Leser noch folgen oder sind sie im Wust der Politlandschaft bzw. der Intrigen untergegangen ? Falls jemand nicht mehr nachkommt - keine Sorge, denn die wenigstens Israelis sind in der Lage, durch das Chaos noch durchzusteigen.

2 Kommentare:

  1. Anonym11:03 AM

    das ist doch ganz einfach: wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte! Versucht es doch mal mit einem Spiel a la "Ich kann Kanzler" ... ich hab gehört, dass der Messias von ALLEN akzeptiert werden wird, also "Ich kann Messias!" Wie wäre das?

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  2. B"H

    Okay, ich bin der Messias !

    Ich gebe es wenigstens zu.:-))))))

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