Donnerstag, Januar 07, 2010

Parashat Schmot





B"H


Die Thoralesung für diesen Schabbat

An diesem Schabbat beginnen wir mit der Thoralesung im "Sefer Schmot (Exodus)". Im Hebräischen wird das 2. Buch Mose "Schmot - Namen" genannt, denn es beginnt mit einer Auflistung jener 70 Personen (NAMEN), welche mit Yaakov nach Ägypten hinuntergezogen waren.

Niemals geschieht in unserem Leben etwas ohne Grund ! Wir mögen diesen Grund zwar nicht immer gleich erkennen; besonders dann nicht, wenn uns etwas Negatives wiederfährt, doch wenn wir einen Rückblick in die Vergangenheit starten, sehen wir nicht selten, dass dieses oder jenes, was uns wiederfuhr, eigentlich besser war als wir annahmen und wenn es schlecht war, ergab sich daraus vielleicht eine neue Möglichkeit im Leben.

Warum also mussten die Israeliten ins ägyptische Exil ziehen ? Konnten sie nicht in Israel (Canaan) bleiben und da die Thora erhalten ? 
Wieso Ägypten, all die Skalverei und der Auszug ?

Die Kabbalah hält hier weitreichende tiefe Erklärungen breit; von Seelenreinkarnationen ist da die Rede, welche Moshe aus Ägypten führen wollte (sollte). Die Generation, die durch die Wüste wanderte, bestand aus einer Wiedergeburt der Seelen der Generation des Noach und der Flut, aus den Seelen des Turmes von Bavel (Babylon) sowie aus den Seelen von Sodom und Gomorrha. Jedesmal waren die Seelen neu reinkarniert worden, damit die jeweilige Person / Generation einen Tikun (Seelenreparatur durch besseres Verhalten) herbeiführe; doch nichts war geschehen und somit wurden die Seelen von G - tt stets wieder aufs Neue reinkarniert.

Nun also mussten die Israeliten nach Ägypten, um ihre für sie vorgesehene Aufgabe zu erledigen. Die Sklaverei mitzuerleben, Moshe sollte sie hinausführen, dann gab es die Thora und das Land Israel konnte wiederbesiedelt werden. Kurz gesagt, es sollte ein völliger Tikun Olam (Reparatur der Welt) erfolgen. Die Thora sollte es geben und danach stiegen die Israeliten zu ungewohnten Leveln auf, welche wegen des Vergehens mit dem Goldenen Kalb zunichte gemacht worden sind.

Die Israeliten in Ägypten zeigen uns zweierlei an:

1. Befinden sich auch heutzutage viele Juden nach wie vor in der Diaspora (Galut).

2. Besteht eine Diaspora nicht immer nur aus der örtlichen Distanz zu Israel, sondern genauso, wenn nicht noch schlimmer, aus einer spirituellen Distanz.

Zum Punkt 2 kommentierte der Baal Shem Tov (Rabbi Israel Baal Shem Tov, ca. 1700 - 1760): "Bevor jemand für die Zeit der Erlösung (mit Meschiach, etc.) Ge'ula betet, sollte er lieber erst einmal für seine private spirituelle Ge'ulah beten".

Der Chassidismus entdeckt in den ersten Sätzen der Parashat Schmot verdeckte Hinweise auf gerade diesen Kommentar.
"Und es kam eine neuer König …"
Zu Lebzeiten des Yosef lief alles perfekt für die Israeliten in Ägypten. Man besann sich auf seine jüdischen Werte. Heißt: Es wurde zu einem G - tt gebetet und untereinander zusammengehalten. Man bewahrte Traditionen und blieb unter sich.
Mit dem Tode Yosefs änderte sich alles. Nun kam auch noch ein neuer König (Pharao) auf und kann der Wortlaut aus der Thora nicht gleichzeitig darauf hinweisen, dass innerhalb der Israeliten eine neue "Yetzer HaRah - die schlechte Seite in jedem Menschen" aufkam ?
Immer mehr Israeliten wollten sich assimilieren und so sein, wie die Ägypter. Andere wiederum zogen sich immer mehr in ihren Kreis zurück. Ganz besonders stark, nachdem die Sklaverei begann. Die Israeliten erlegten sich eine eigene Sklavenmentalität auf. Immer schön das machen, was der Boss sagt, nicht aufmucken und nichts mehr selber entscheiden. Man bekommt alles gesagt und befohlen.

Dies stellte den ersten Schritt in die spirituelle Diaspora dar. Ich vergesse G - tt oder stelle Ihn zumindest in den Hintergrund und lebe mein Leben halt so. Ohne Religion oder richtige jüdische Identität. Selbst nach dem Auszug aus Ägypten kostete es die Israeliten noch eine Menge Zeit, sich von der Diasporamentalität (der spirituellen Diaspoar) zu befreien. Zu sehr klebte man an den fremden Werten, die einem aber immerhin Sicherheiten versprachen. Was sollte das ? Seine Koffer packen und auf G - tt vertrauen, der einen da in ein fremdes Land Israel zu führen beabsichtigte. Wäre es nicht besser, stattdessen lieber daheim zu bleiben, den Ägyptern zu dienen und so wenigstens sein Essen und eine Unterkunft zu haben ?

Rabbi Moshe ben Nachman (der Ramban - Nachmanides), 1194 - 1270, erwähnt mit dem Verhalten G - ttes den Israeliten gegenüber ein höchst kabbalistisches Konzept: "Hester Panim - das verborgene Gesicht".

Nicht, dass G - tt ein Gesicht hätte oder überhaupt irgendwie physikalisch bzw. materieller Form sei. Die Kabbalah aber arbeitet mit einer für uns Menschen verständlichen Symbolsprache, wie sich auch in diesem Falle zeigt. Es ist durchaus nicht Ungewöhnliches, wenn G - tt Sein Gesicht von der Welt oder den Juden abwendet. Dies kann aus vielerlei Gründen heraus geschehen. Die Folge ist, dass Chaos und Gewalt auf der Erde zum Tragen kommt. G - tt verlässt uns nie ganz, ist jedoch näher bei uns, sobald Er uns Sein Gesicht zuwendet.
Hier steht das zugewandte Gesicht symbolisch für eine intensivere Nähe G - ttes. Entfernt Er sich von uns (abgewandtes Gesicht), nimmt die Welt den Lauf der Natur an und es kommt zu Katastrophen und Kriegen. Mit demselben Konzept erklärt die Kabbalah den Holocaust an den Juden während der Nazidiktatur.

Wendet sich G - tt den Juden vollkommen zu, dann verfügen die anderen Völker nicht über die Macht, dem auserwählten Volk ein Haar zu krümmen. Hoffen wir, dass dieser Zustand wieder komplett eintrifft.

Schabbat Schalom 

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