Donnerstag, November 01, 2007

Parashat Chayei Sarah

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Die ersten Worte der dieswöchigen Parasha teilen uns den Tod von Sarah, der Frau Avrahams, mit. Sarah ist die einzige Frau in der gesamten Thora, deren genaues Alter zum Todeszeitpunkt angegeben ist. Sie war eine herausragende Frau und jedes Jahr wird in Hebron zur Parashat Chayei Sarah an ihren Tod erinnert. Auch an diesem Shabbat werden sich Tausende von Menschen vor der Ma'arat HaMachpelah versammeln. Was genau die Ma'arat HaMachpelah ist, erkläre ich im Verlauf dieser Parasha.

In kabbalistischer sowie chassidischer Literatur wird die "Akeidat Yitzchak - die Opferung des Yitzchak" mehr als ausführlich diskutiert. Obwohl die Akeidah schon in der vorherigen Parashat Vayeira stattfand, hat sie doch Auswirkungen auf die jetzige Parashat Chayei Sarah. Unzählige Kommentatoren sind der Meinung, daß Sarah in dem Moment verstarb, in dem Yitzchak geopfert werden sollte. Der Ohr HaChaim kommentiert, daß die Seele Sarahs mit der ihres Sohnes Yitzchak verbunden war.

Und wieso starb Sarah dann, wenn Yitzchak im letzten Moment doch nicht geopfert worden war ?

In der Kabbalah heißt es, daß Yitzchak JA geopfert wurde, doch im selben Moment erlebte er eine Wiederauferstehung (Techiat HaMetim). Andere Meinungen wiederum lauten, daß Sarah von der Akeidah erfuhr und sie auf der Stelle vor Schock verstarb (siehe Rashi und Pirkei d'Rabbi Eliezer 32).

Die Thora läßt uns wissen, daß Sarah in Hebron verstarb und als Avraham vom Tode seiner Frau erfuhr, dieser sofort heimkam und um sie trauerte. Wer waren Sarah und Avraham und unter welchen Umständen lebten sie ?
Hebron lag damals im Lande Canaan und dessen Bewohner stammten ursprünglich von Cham, einem der drei Söhne Noachs ab. Die Canaaniter waren bekannt für ihren ausgeprägten Götzendienst und wer sich heutzutage ins Jerusalemer Israem Museum begibt, der kann präparierte Schädel begutachten. Die Canaaniter hatten viele ekelhafte Bräuche und einer davon war es, den Schädel eines toten Verwandten zu präparieren und ihn ihm Wohnzimmer aufzustellen.

Unter solchen Menschen also lebten Sarah und Avraham, die beide eine völlig andere Lebenseinstellung hatten. Beide waren sehr auf "Chesed - Güte" bedacht und bekannt für ihre Gastfreundschaft. Von ihrer Umwelt wurden sie nicht immer nur abgelehnt, sondern auch bewundert, wie wir beim Kauf der Ma'arat HaMachpelah von den Hettitern sehen. Die Canaaniter zollten Sarah eine gehörige Portion Respekt und ihnen war bekannt, daß es sich um eine ungewöhnliche Frau handelte.
Avraham betrauerte seine Frau und es wird gesagt, daß er während dieser Zeit das Lied "Eshet Chayil", welches wir an jedem Freitag Abend vor dem Shabbatessen singen, schrieb. Die "Eshet Chayil" ist Sarah.

Wenig später kaufte Avraham die Ma'arat HaMachpelah von den Hettitern und dessen Oberhaupt Ephron. Die Hettiter waren ein Stamm der Canaaniter: Cham der Sohn Noachs gebar Canaan, Canaan gebar Zidon und letzterer gebar Chet (Hettiter) (siehe Rabbeinu Bachya).

Ephron war nicht gerade das, was man einen netten Zeitgenossen nannte, denn trotz all seiner hinterlistigen Schmeicheleien war er auf Avrahams Geld aus. 400 Shekel Silber (heutzutage ca. 1 Mio Shekel - 200.000 Euro) zahlte Avraham dann auch für die Höhle, in der er seine Frau begraben wollte.

Zu Lebzeiten war Sarah die Höhle gänzlich unbekannt gewesen, doch Avraham hatte schon lange ein Auge darauf geworfen. Er kannte die Höhle sehr gut, wie uns das kabbalistische Buch Zohar wissen läßt. "Ma'arat HaMachpelah" das bedeutet übersetzt "Die doppelte Höhle".

Wir erinnern uns an die vorherige Parashat Vayeira, in der die drei Engel zu Avraham kamen und er sie bewirten wollte. Avraham plante Fleisch zuzubereiten und dazu wollte er ein Kalb schlachten. Dieses jedoch entwischte, er rannte hinterher und so fand er die besagte Höhle. Laut Kabbalah und Midrash traf er auf Adam in der Höhle, der sich seiner Taten im Paradies (Gan Eden) wegen schämte. So wurde Avraham klar, daß Adam und Chava (Eva) dort begraben waren und es sich um einen bedeutenden spirituellen Ort in unserer Welt handeln muß; um den Eingang zum Paradies.

In der Gemara des Talmud Traktates Eruvin 53a führen die beiden Rabbiner Rav und Shmuel einen Disput über die genaue Architektur der Ma'arat HaMachpelah. Einer war der Meinung, daß es sich um einen unteren und oberen Raum handelt und der zweite sagte, daß die Höhle aus zwei nebeneinanderliegenden Räumen besteht.

Die Trauer um Sarah sowohl als auch ihr Begräbnis liefen still und ohne große öffentliche Gefühlsausbrüche ab. Im Judentum bauen wir keine Mausoleen oder Schreine für unsere Verstorbenen. Ein einfaches Grab genügt. Andererseits ist eine Begräbnisstätte für alle Ewigkeit gedacht und daher kaufte Avraham die Höhle von den Hettitern (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Bis heute ist sie in seinem Besitz und bis auf den heutigen Tag gibt es Streit um seine Höhle. Wer nach Hebron fährt und nach einer einfachen Höhle Ausschau hält, wird diese kaum finden, denn ein riesiges Gebäude steht über den einzelnen Grabräumen von Adam und Chava (Eva), Sarah und Avraham, Rivka (Rebekka) und Yitzchak sowie Lea und Yaakov.

Die Machpelah ist ein politischer Brennpunkt, denn auch die Moslems betrachten Avraham (Ibrahim) als deren Vater. Sie gehen sogar noch weiter und behaupten, daß Ishmael (der Sohn von Avraham und der Bediensteten Sarahs, Hagar) ist und nicht Yitzchak. Von daher sehen sie die Machpelah als ihr Erbe.

In der letzten Parasha habe ich jedoch beschrieben, woher wir wissen, daß Yitzchak der eigentliche Erbe und Nachfolger Avrahams war (siehe den Zohar in Parashat Vayeira). Außerdem steht es so in der Thora und was dort steht, ist unumstößlich.

Der erste aschkenazische Oberrabbiner Israels, Rabbi Kook (Kuk) ist der Meinung, daß es für Avraham und Sarah äußerst wichtig war, sich von den götzenanbetenden Canaanitern zu distanzieren. Dies sehen wir auch in dem Fall als Avraham eine Frau für seinen Sohn Yitzchak sucht. Eine Canaaniterin kam gar nicht in Frage und stattdessen sandte er seinen Sklaven Eliezer zu seiner Familie aus, um dort die passende Frau zu suchen. Avraham hatte noch zwei weitere Brüder: Haran, der in dem Feuer in Haran (siehe Parashat Lech Lecha) umkam und sein Bruder Nachor. Nachor und seine Frau Milka gebaren Kinder, von denen ein Sohn Bethuel hiess. Bethuel wiederum gebar Lavan und Rebekka (Rivka).

Zur damaligen Zeit war es üblich, seine Kinder innerhalb der eigenen Verwandtschaft zu verheiraten, denn da wußte man, was man hat. Die Thora wurde den Juden erst später gegeben und aufgrunddessen waren solche verwandtschaftlichen Vermählungen noch legal.

Hätte Yitzchak eine der Canaaniterinnen geheiratet, dann wäre sie mit höchster Wahrscheinlichkeit weiter ihrem gewohnten Götzendienst treugeblieben. Avraham wußte jedoch, daß es in seiner eigenen Verwandtschaft immer ein paar G - ttgläubige gerechte Menschen gab und er zog daher Rivka vor.

Hat sich in unserer heutigen so hochmodernen Zeit soviel verändert ? Laut Rabbi Kook müssen Juden auch weiterhin jede Art der totalen Assimilierung vermeiden und die Gesetze ihrer Thora einhalten. Dem einen oder anderen mag das eher unrealistisch erscheinen, läuft man doch oftmals in der Diaspora der Gefahr aus, von seinen Mitmenschen verlacht oder verhöhnt zu werden. Andere Juden wiederum sind der Meinung, daß heute alles ganz anders sei und man sich der neuen Zeit fügen müsse. Sarah und Avraham waren die einzigen Menschen in Canaan, die ein moralisches Beispiel waren und sie schämten sich nicht gegenüber ihren Mitmenschen. Wir alle sollten uns diese beiden Vorfahren einmal als grosses Beispiel nehmen.

Aber ich will dieses Verhalten der "Separation" nicht nur auf Juden beziehen. In der heutigen Gesellschaft sehen sich nur allzu viele gezwungen, den gesellschaftlichen Zwängen zu folgen. Jeder schaut auf den anderen und wer nicht mithält, der wird ausgesondert oder komisch angeschaut. Aber müssen wir immer das tun, was die Mehrheit gerade im Sinn hat ? Bestes Beispiel hierfür ist die Mode.

Für Juden wiederum gilt, daß die Thora unumstößlich ist und ich nicht alles einfach so über den Haufen werfen kann, weil es mir gerade eben einmal unangenehm ist. Ein kleines Beispiel hierzu hörte ich von Rabbi Mordechai Machlis:

Der Rabbi erhielt eines abends einen Anruf von einem Freund aus New York. Der Freund erzähle, daß er demnächst eine Aufnahmeprüfung an einer bedeutenden New Yorker Anwaltsakademie hätte und er frage sich, ob die ihn wohl aufnehmen, wenn er in seinem Outfit als relig. Jude erscheint. Kurz gesagt, er fragte Rabbi Machlis, ob er nicht eigens für diesen Zweck seine Kipa vom Kopf nehmen könne. Rabbi Machlis sagte "nein" und versuchte den Freund zu überreden, die Kipa nicht abzusetzen. Ohne Erfolg.

Nach ein paar Tagen rief der Freund erneut an und teilte dem Rabbi folgendes Ergebnis mit:

Er habe seine Kipa nicht abgesetzt, doch hätte er die Farbe der Kipa seiner Haarfarbe angepasst, sodaß sie kaum auffiel.

Als der zuständige Professor den Vorlesungssaal betrat, traute der Freund seinen Augen nicht und schämte sich in Grund und Boden für sein Verhalten, denn der Professor war ein chassidischer Jude und in seinem vollen Outfit erschienen.

Shabbat Shalom

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