Freitag, November 09, 2007

Trauer auf Kommando ?

B"H

Wer kann auf Kommando trauern ?
Der Kalender zeigt ein bestimmtes Datum an und schon muessen wir trauernd strammstehen. Dass dies in Israel nicht klappt, ist uns spaetestens seit den Ereignissen in dieser Woche bewusst geworden. Bei einem Fussballspiel zwischen Beitar Yerushalaim und Maccabi Haifa buhten Beitar - Fans waehrend der Gedenkminute an der ermordeten Premier Yitzchak Rabin. Wir haben es satt, uns die Trauer vorschreiben zu lassen, so die Meinung vieler buhender Beitar - Fans. Kommando auf Trauer sei doch nur etwas fuer Aschkenazim.

Um den schrecklichen Ereignissen innerhalb der juedischen Geschichte zu gedenken, benoetigt es keines Datums. Holocaust - Ueberlebende erinnern sich nicht nur am 9. November oder am 27. Januar; sie durchleben taeglich die grausame Vergangenheit. Und sei es nur, dass sie auf der Strasse eine froehliche Mutter mit ihrer Tochter sehen und sie sich daran zurueckerinnern, dass ihre eigene Familie umkam.

Orthodoxe Juden vermitteln selbst dem "Durchschnittsisrael" manchmal den Eindruck, dass in ihrer Gesellschaft keine Trauer existiert. Auch nicht ueber den Holocaust. Falsch.
Orthodoxe Juden zeigen gewoehnlich eine andere Art zu trauern als vielleicht die weniger relig. Juden. Nichts wird an die grosse Glocke gehaengt, sondern man setzt sich ruhig hin und sagt Tehillim (Psalmen). Diese Art Trauer zu zeigen ist nicht geringer als die von denen, welche laut um sich schreien oder grosse Reden schwingen. Vielleicht sind die Psalmen eher eine stille eindringlichere Trauer, aber ich will niemanden verurteilen. Jeder hat das Recht auf seine persoenliche Trauer und jeder geht individuell damit um.

Gedenkveranstaltungen an einem Freitag sind immer unangenehm, denn der Shabbat steht vor der Tuer. Alles muss Hopplahopp gehen und der eigentliche Sinn geht schnell verloren. Hat der Shabbat erst einmal begonnen, ist es sogar halachisch verboten, zu trauern.

Die Veranstaltungen zur Reichskristallnacht waeren am Sonntag sicher besser aufgehoben. Schon aus Respekt der juedischen Religion gegenueber.

Mehr zu diesem Thema hier:
http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2007/11/pogromerinnerung.html

2 Kommentare:

  1. Anonym2:59 PM

    Die Kinder von charedischen Juden tragen die Namen von Verwandten, welche in der Shoah ermordet wurden.
    Die Erinnerung an sie ist immer präsent.

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  2. B"H

    Das ist ein weiterer wichtiger Punkt. Danke fuer die Info.

    Chodesh Tov

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