Sonntag, Dezember 30, 2007

Die Illusion der Marmorsteine

B"H

Anhand der berühmten Gemara aus dem Talmud Traktat Chagigah 14b wird deutlich, wie sehr man sich verwirren lassen kann, wenn man der Metaphersprache im Judentum unwissend gegenübersteht und alles Geschriebene wörtlich nimmt.

Das Lernen der Metaphern in der Thora, dem Talmud, der Aggadah (Legenden), der Midrash sowie der Kabbalah erfordert unendlich viel Lernaufwand. Wer dies aber alles auf sich nehmen will, wird hinterher mit sehr viel Verstehen und Wissen belohnt.

Die Gemara (Diskussionen) im Talmud Chagigah 14b lehrt folgendes:

Vier traten in das Paradies (Gan Eden, Pardes) ein:

Bei dem Paradies (Pardes) handelt es sich an dieser Stelle um einen spirituellen Ort oder Level, an dem sich die Seelen der Gerechten (Zaddikim) befinden und welcher sehr nahe an G – tt liegt (Rabbeinu Chananel).

Ben Azzai, Ben Zoma, Acher und Rabbi Akiva.

Laut dem Kommentator Rashi traten die Vier durch die Benutzung der Namen G – ttes in das Paradies ein. Die Tosafot machen darauf aufmerksam, dass die Vier nicht körperlich in das Paradies traten, sondern nur ihr Bewusstsein bzw. ihre Gedanken. Den Vieren dagegen erschien es als seien sie wirklich körperlich dort anwesend.

Diese Art des Eintritt in das Paradies kann nur aufgrund gewisser meditativer Aktivitäten stattfinden. In solch einem Fall wird versucht, seine Gedanken von jeglichem Einfluß von außerhalb zu isolieren und den Kopf völlig frei zu bekommen (Rabbi Hai Gaon).

Heutzutage ist diese Art der Meditation (an G – ttes Namen) nur denjenigen erlaubt, die sich auf einem absolute hohen Level befinden. Da wir in unserer Zeit über keine Asche der Roten Kuh mehr verfügen um uns zu reinigen, befinden wir uns in einem kontanten Zustand der Unreinheit und deswegen sind solcherlei Arten von Meditation verboten. Wenn es dennoch jemand tut, bringt er sich selbst in Gefahr (Rabbi Yitzchak Luria in Shaar Ruach HaKodesh, S. 41a).

Die Person, die in der Gemara "Acher" genannt wird, ist eigentlich Elisha ben Avuyah. Nachdem er das Paradies verlies, wurde er sekulär und somit zu einer anderen Person. Acher heisst übersetzt: Anders.

Bevor sie das Paradies betraten, warnte Rabbi Akiva:

Wenn Ihr die reinen Marmorsteinen erreicht, sagt nicht: Hier ist Wasser ! Hier ist Wasser ! Wie sollen wir nun weiterkommen ?

Dies ist verboten zu sagen, denn ein Lügner kann G – tt nicht nahe kommen.


Ben Azzai schaute auf die g – ttliche Anwesenheit und starb. Ben Zoma schaute und wurde geisteskrank. Acher zerstörte seinen hohen Level kurz bevor er meditativ das Paradies betrat. Rabbi Akiva kam unbeschadet zurück.

Viele Kommentatoren lassen sich zu dem Thema aus:

Rabbeinu Chananel erklärt, dass es sich bei den Marmorsteinen um die Wände der himmlischen Kammern handelt.

Was sind himmlische Kammern ?

Der Begriff "Himmlische Kammern" ist nicht wörtlich zu nehmen, denn vielmehr handelt es sich bei ihnen um einen äußerst hohen Bewusstseinslevel der Meditation.

Rabbi Hai Gaon beschreibt, dass es durchaus so ausschauen kann als ob Wasser fließe, doch dieses nur eine Irreführung innerhalb der Meditation sei. Wer sich irreführen läßt, der zerstört seinen meditativen Weg zu weiteren höheren Leveln. In Wahrheit nämlich befindet sich dort kein einziger Tropfen Wasser. Das menschliche Bewusstsein muß generell in der Lage sein, abstrakte Ideen anhand von Metaphern zu begreifen. Niemals sollte davon ausgegangen werden, dass die spirituellen Welten aus etwas Materiellem bestehen (z.B. Wasser).

Ben Azzai schaute in das Licht der Anwesenheit G – ttes und sofort zog dieses Licht seine Seele aus dem Körper und er verstarb.
Wenn unsere Seele bei der Geburt in unseren Körper gesandt wird, dann weigert sich die Seele in die materielle (unsere) Welt zu gehen. Ihr eigentliches Ziel ist es immer, an ihren Ursprungsort zurückzukehren, was die Seele Ben Azzais sofort tat. Sie sah das g – ttliche Licht und es gab kein Halten mehr für sie (Rabbeinu Chananel).

Ben Zoma war auf keinem so perfekten Level wie Ben Azzai. Sobald er in das Licht schaute, gerieten seine Gedanken außer Kontrolle und er sah Dinge, die er nicht mehr deuten konnte. Die Folge war, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und geisteskrank wurde.

Ben Zoma war einer DER großen Gelehrten der Zeit und die Mishna im Talmud Traktat Sotah 49b lehrt, dass nach seinem Tod keiner mehr in der Lage war, die Halacha und bestimmte Verse so zu deuten wie er.

Acher wurde sekulär und die Frage ist, was genau geschah mit ihm als er meditativ in das Paradies gelangte.

Die Gemara in Chagigah 15a lehrt, dass Acher einen bestimmten Engel sah und fälschlicherweise meinte, es gebe G – tt zweimal. Elisha ben Avuyah (Acher) strapazierte sein Bewusstsein soweit, dass er in ein Gebiet geriet, in dem sein menschliches Fassungsvermögen außer Kontrolle geriet und er alles durcheinander brachte. Er war außerstande, das Gesehene logisch zu verarbeiten und daher zog er seine eigenen verwirrten Schlußfolgerungen. Von nun an glaubte Acher, zwei G – tter vor sich zu haben.

Den Engel, welchen Acher sah, war der Engel Metatron.
Zum Thema Engel gibt es viele Auslegungen und eine davon erscheint im Talmud Sanhedrin 38b, wo steht, dass einer der Namen G – ttes auch Metatron sei. Rashi kommentiert, dass die Gematria (Nummern der Buchstaben im Hebräischen) von Metatron die gleiche ist wie die des Namen G – ttes Sha " ddai. Daher handelt G – tt in der Welt als Metatron bzw. Sha "ddai. Die Namen der Engel sind nichts weiter als bestimmte limitierte Aktionen von G – tt selbst. Er (G – tt) handelt hier in verschiedenen Formen, welche von Engeln ausgedrückt werden.

Nur Rabbi Akiva verlies das Paradies unbeschadet. Er allein verstand die himmlische Weisheit soweit zu deuten, wie es einem menschlichen Verstand eben möglich ist. Sobald Rabbi Akiva zu einem Level gelangte, den er nicht imstande war, zu begreifen, quälte er sich nicht mühsam ab, dies zu tun, sondern gab zu, dass es Dinge gibt, die über sein Fassungsvermögen hinausgehen. Mit anderen Worten: Er kannte seine irdischen Grenzen.

Was können wir aus dieser Gemara in Chagigah lernen ?

Zuerst einmal, das wir alle nur menschlich sind und es Dinge gibt, die über unser Fassungsvermögen hinausgehen. Niemals sollten wir uns zwingen, etwas zu verstehen, denn die Schlußfolgerungen stellen sich hinterher als völlig falsch heraus. Jeder von uns sollte wissen wo sein Platz ist und nicht über unser Limit hinausschielen.

Bevor sich jemand auf so hohe Level wie die Meditation a la Rabbi Akiva darstellt, sollte er sich lieber vorher dem ausführlichem Thorastudium widmen. In einem Kommentar heisst es, dass nur Narren sich ohne Vorbereitung, sprich Thorastudium, auf die hohe Esotherik stürzen, aber zugleich hungrig nach der Thora bleiben. Stattdessen verschwenden sie alle Zeit und Energien für höhere Ziele, die sie niemals erreichen werden.

Der Rambam (Maimonides) gibt hierzu ein ideales Beispiel in seinem Buch "The Guide of the Perplexed - Führer der Unschlüssigen (1:32)".

Wer um sich schaut, dessen Sichtweise ist begrenzt. Sobald aber jemand versucht, über seine Augensichtweite hinaus etwas zu blicken, misslingt ihm dies.

Genauso ist es mit der Intelligenz. Jeder sollte seine Grenzen erkennen und zugeben. Falls die nicht geschieht und es aufgrunddessen zu falschen Schlussfolgerungen kommt, wird derjenige niemals eine Perfektheit erreichen, sondern sich nur selbst schaden.

Samstag, Dezember 29, 2007

Kretchnif - Der fast unbekannte chassidische Tisch

B"H

Toldot Aharon, Karlin - Stolin, Toldot Avraham Yitzchak, Belz oder Gur; dies sind die Namen der relativ grossen chassidischen Tisch in Jerusalem. Vielleicht gehören die Slonim noch dazu, aber wer kennt schon die kleine chassidische Gruppe "Kretchnif" ?

Seit Juni gehe ich regelmäßig fast jeden Freitag Abend (Erev Shabbat) zu verschiedenen chassidischen Tischen und nach der Zeit entwickelt ein jeder Tischbesucher so seine Vorlieben. Unsere Favorit sind ganz klar Toldot Aharon sowie deren Abspaltung Avraham Yitzchak. Alles andere erledigten wir sozusagen nebenbei. Vor allem die Slonim und Kretchnif.

Nun ist es einmal wieder der Fall, dass die Rebbes von Toldot Aharon und Avraham Yitzchak auf Auslandsbesuch weilen und so mussten wir auch gestern Abend einmal wieder mehr umdisponieren. Als Rabbi Mordechai Machlis sein Shabbat - Dinner beendete, war es schon recht spät und wir hatten glatt vergessen, auf die Uhr zu schauen und eventuell eher zu gehen. Viel blieb dann nicht mehr übrig und wir gingen erst einmal zur Chassidut Dushinsky. Dort jedoch war es ziemlich ruhig und bevor wir groß herumsuchen und dann doch keinen Tisch vorfinden, machten wir uns durch die Yoel - Street auf nach Mea Shearim.

Eine Abzweigung von der Yoel ist die Avinoam Street, gleich gegenüber von Karlin und der Beit Midrash der Satmarer Chassidim. Spontan schauten wir bei der kleinen Chassidut Kretchnif vorbei. Zum letzten Mal waren wir dort an Sukkot (Laubhüttenfest) im Oktober und soweit sahen wir Kretchnif immer nur als Auswegsloesung, weil nichts anderes los war. Seit gestern nun sehen wir das anders.

Die Synagoge der Kretchifer Chassidim ist ein recht grosses Gebäude und der Fraueneingang befindet sich auf der Rückseite. Nach dem ganzen Machlis - Essen die drei Stockwerke hinaufzutraben, war allerdings katastrophal. Oben angekommen wird man jedoch belohnt, denn die Aussicht über Jerusalem ist überwältigend.

Auf der kleinen Frauenempore waren nur ganz wenige Kretchifer Frauen und da die Chassidut sehr klein ist, ist man auch nicht unbedingt Aussenstehende weibliche Gäste gewohnt. Bei den Männer unten ist dies anders, denn dort ist die Hälfte der Tischgaeste des Rebben nicht von Kretchnif. Auch gestern waren alle möglichen männlichen Chassidim versammelt: Toldot Aharon, Shomrei Emunim, Satmar, Slonim, Belz, Gur und drei junge litvishe Haredim.

Betritt man dagegen als Aussenstehender die Frauenempore, wird man beäugt und man muss schon aufdringlich nachfragen, um eine Antwort zu bekommen. Gestern aber sahen wir zum ersten Mal die Kretchnifer Rebbitzen, die über einen extra Stuhl, eine Art Thron, verfügt. Sie machte einen sehr freundlichen offenen Eindruck, im Gegensatz zu ihrem Frauenclan um sie herum. Die Frauen waren mir recht egal und ich konzentrierte mich lieber auf die Chassidim.

Da wir erst gegen 23.30 Uhr Uhr eintrudelten, hatte der Rebbe schon sein Mahl beendet und begann mit den Chassidim zu singen. Der Kretchifer Rebbe war bester Laune und wedelte mit seinen Armen, um die umherstehenden Chassidim zum Singen zu bewegen. Dann wurden die Tisch beiseite gerückt und alle anwesenden Chassidim tanzten in einem grossen Kreis um den Rebben herum. Der stimmte dann auch noch mit ein und legte erst richtig los. Ehrlich gesagt bewegte er sich schneller und euphorischer als alle anderen, was den Tanzkreis zum Kollaps führte. Der Rebbe war zu schnell.
Hinterher tanzte er allein auf und ab, was ich bisher nur von Videos kannte. Es war toll anzusehen, das muss ich zugeben. Zwischendurch wurden immer wieder weitere kleinere Leckereien aufgetischt und dann kamen zwei riesige noch dampfende Kuchen hereingerollt. Der Duft stieg uns bis oben in die Nase. Ein Karottenkuchen und ein Topfkuchen. Die Chassidim stellten sich vor dem Rebben auf und dieser verteilte ausser Kuchen auch noch Früchte.

Ueberraschenderweise bekamen die Frauen auch Kuchen ab, worauf meine Freundin und ich aber verzichteten. Anstatt uns mit an den Damentisch zu setzen, hoerte ich der Rede des Rebben zu. Viel war nicht zu verstehen, denn er spricht nicht gerade laut und deutlich. Selbst die Chassidim mussten ganz nahe an ihn heranrücken, um ihn zu verstehen. Er sprach in Yiddish und das, was ich verstand war, dass er ueber den Auszug der Israeliten aus Aegypten sprach. Sie haetten von G - tt den Shabbat als Mitzwah bekommen und jeder einzelne richtig gefeierte Shabbat gibt uns neue innere Kraft.

Ich war mitten beim Zuhoeren als die Frauen beim Kuchenklatsch (Kaffee gab es keinen) in Plauderlaune gerieten und ich von der Rede des Rebben nichts mehr mitbekam. Wieso müssen Frauen immer nur über den Haushalt und die Kinder reden ? Koennen sie nicht einmal die Klappe halten ?

Nach der Rede wurde wieder getanzt bis sich der Kretchnifer Rebbe schliesslich um 1.15 Uhr frueh zurückzog.
Uns hat der gestrige Tisch sehr gut gefallen und wir wollen oefters einmal bei dem etwas verkannten Kretschnif - Tisch vorbeischauen.

Hier ein Link zu einem Video mit dem Jerusalemer Kretchnifer Rebben beim Tanz mit seiner jüngsten Tochter. Die Tochter hat ein Tuch vor ihrem Gesicht, da sie sich auf der Männerseite befindet und ihr Gesicht ausgerechnet dort zu zeigen als unanständig gilt.

http://video.google.com/videoplay?docid=8053135343788864700


Und hier ein kurzes Video vom Tisch:

http://video.google.com/videoplay?docid=7495712384584720227&q=kretshnif+tish&total=4&start=0&num=10&so=0&type=search&plindex=0

Freitag, Dezember 28, 2007

Was gibt es Neues bei Chassidut Gur ?

B"H

Eigentlich planten wir für den heutigen Erev Shabbat einen Besuch in der riesigen Synagoge der Chassidut Gur (Yiddish: Ger). Gur ist die grösste und reichste chassidische Gruppe Israels mit ca. 10.000 Mitgliedern im Land. Der Rebbe, Rabbi Yaakov Aryeh Alter, lebt in der Stadt Bnei Brak (bei Tel Aviv) und bei Gur propagandiert man sich gerne selbst. Den Rebben zu sehen gilt fast als das Allergrösste.

Die Synagoge in Jerusalem ist fuer mehrere Tausend Gerer Chassidim gebaut. Nach eigenen Angaben von Gur sollen nach der Renovierung 10.000 Chassidim darin Platz finden, was als Konkurrenz zu Belz gesehen wird. Belz hätte "nur" 7000 Plätze, sagte mir ein Gerer Chassid sarkastisch.

Konkurrenz hin oder her, unser geplanter Abendgebet - Besuch heute fällt aus, denn der Rebbe bleibt für mindestens zwei weitere Wochen daheim in Bnei Brak. Und Gur betet nur in der riesigen Synagoge, wenn der Rebbe anwesend ist. Dieses wurde mir gerade von ein paar Gerer Chassidim berichtet.

Wen es interessiert und wer einen Besuch plante:

1. Für die kommenden zwei Wochen werden die Synagogeng - ttesdienste nur in der Beit Midrash von Gur in Ge'ulah stattfinden.

2. Ausserdem gibt es für die Zeit keinen Tisch in Jerusalem.


Der Rebbe der Chassidut Gur: Rabbi Yaakov Aryeh Alter



Also werden wir in die Synagoge gehen, wenn der Rebbe anwesend ist. Leicht wird es nicht, denn die Mechitzah (Trennwand zur Männerseite) soll recht undurchsichtig sein. Aber trotz allem fällt unser Shabbat deswegen nicht ins Wasser und wir werden uns in andere Synagoge bzw. zu chassidischen Tischen aufraffen.

Shabbat Shalom an alle Leser.

Neuer Ausschuss beim Oberrabbinat

B"H

Die horrende Zahl weist auf nichts Gutes hin. In Israel fanden in diesem Jahren 30.000 Abtreibungen statt und nun will das Oberrabbinat (Rabbanut) Jerusalem eingreifen. Es wurde beschlossen, einen extra Ausschuss bezüglich der massenhaften Abtreibungen einzurichten.

Unter anderem beschuldigt das Rabbanut das Gesundheitsministerium bei jeder Antragstellering sofort eine Abtreibung zu genehmigen. Das Ministerium hält dagegen, das sehr wohl alles mit rechten Dingen zugehe. Man prüfe die gesetzlichen Bestimmungen sehr genau, nach denen einer Frau eine Abtreibung bewilligt wird.

Die gesetzlichen Bestimmungen für eine Abtreibungsbewilligung:

1. Wenn ein akuter Fall der Verarmung der Familie vorliegt.

2. Bei Vergewaltigung.

3. Bei Krankheit oder Medikamenteneinnahme.

Aber nicht nur in sekulären Kreisen wird abgetrieben; die Welle hat auch die haredische (ultra - orthod.) Welt erreicht. Die Armut nimmt überall zu und es ist anzunehmen, dass finanzielle Notsituationen bzw. Arbeitslosigkeit die Hauptgründe sind.

Donnerstag, Dezember 27, 2007

Wie dumm sollte eine Frau sein ?

B"H

Die aktuelle Ausgabe der "Jewish Press" spricht ein Thema an, was mich seit Dienstag wieder einmal mehr beschäftigt.
Eine engl. Dame, die meistens zu einem der Shiurim (Vorträge) des Rabbi Machlis kommt, hat sich jetzt im Alter von 44 Jahren das erste Mal verlobt. Die Hochzeit soll noch vor Pessach (vor April) stattfinden. Ihren Verlobten traf sie bisher insgesamt erst zehn Mal.

Aber ich will hier nicht ihren Fall darstellen, sondern die jüdisch - relig. Praktik des "Schidduch".
In der relig. Welt trifft man nicht so einfach jemanden, startet eine Bezieuhung und heiratet dann irgendwann. Alles geht gesittet zu und Freunde, Bekannte oder ein Heiratsvermittler bringen einen mit Gleichgesinnten zusammen, die auch gerade einen Ehepartner suchen.

Jede einzelne relig. Gruppe im Judentum hat da ihre eigenen Verfahrensweisen. Nationalrelig. sind wesentlich offener als die Haredim (Ultra - Orthod.) und die Chassidim sind wieder verschlossener als die Litvishen. Jeder halt nach seiner Einstellung. Das Thema gebe genügend für ganze Romane her.

In einem aber sind sich die jüdisch - relig. sowie unzählige andere Männer auch auf der Welt einig: Die Frau sollte nicht allzu intelligent sein.

Natürlich soll das jetzt keine Verallgemeinerung sein, aber dennoch gibt es viele Herren der Schöpfung, die ein "Dummchen" bevorzugen. In der jüdisch - religiösen Welt wird das "Dummchen" etwas anders definiert als vielleicht in anderen Religionen.
Wichtig ist vielen Männern, dass die Frau in erster Linie die jüdischen Traditionen aufrechterhält. Heisst, den Haushalt versorgt und die Kinder erzieht.

Was oftmals nicht gerne gesehen wird ist, wenn die Frau anfängt, sich für höhere jüdische Studien zu interessieren. Besonders das Talmud - Studium der Frau lehnen viele relig. Männern von vornherein ab. Davon in erster Linie sephardische Männer genauso wie Teile der aschkenazischen ultra - orthod. Gesellschaft.

Die "Jewish Press" stellte die sakastische Frage, wie dumm denn eine Frau sein muß, um den idealen Schidduch zu finden. Und wenn sie zu den Treffen mit dem eventuellen Zukünftigen geht und es doch tatsächlich wagt, intelligent zu ist, sei es da nicht vorteilhafter sich einfach erst einmal dumm zu stellen, um den Bewerber nicht gleich zu schocken ?

Die erstaunliche Erkenntnis lautete, dass tatsächlich viele orthod. Frauen dieses Spiel mitspielen. Sie wollen zuerst einmal sehen, wer da so kommt und inwieweit sich der Mann als tolerant zeigt. Man muß ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und von kabbalistischen Studien erzählen.

Wie immer habe ich mir da so meine eigenen Gedanken gemacht, die da lauten, dass ich diese Art der Partnersuche namens Schidduch eh ablehne. Jeder kann machen, was er will, aber für mich wäre soetwas nichts. Ich habe dafür vielerlei Gründe, akzeptiere aber, wenn jemand auf diese Weise eine Ehe eingeht.

Was ich ebenso nicht begreife ist, warum Frauen sich so kooperativ der Männerwelt gegenüber zeigen. Besonders bei sephardischen Frauen ist mir das aufgefallen. "Na, dann lernen wir halt keinen Talmud. Ist ja eh nichts für uns", kriegte ich unendliche Male zu hören.

Die Frage ist nicht unbedingt, was die Frau lernen will oder nicht, sondern vielmehr die mittelalterliche Einstellung der Männer, dass die Frau halt nun einmal bestimmte Themen nicht begreift. Dazu sei sie nicht imstande und folglich müsse sie sich den Themen zuwenden, welche sie geistig in der Lage ist, zu verstehen. Den Haushalt zum Beispiel. Nebenbei kann sie dann ein paar Psalmen sagen und damit hat es sich. Reicht doch, oder etwa nicht ?

Ein Rabbiner erzählte irgendwo auf einem Vortrag, dass als er seine Frau durch den Heiratsvermittler zum ersten Mal anrief, diese ihm sagte, sie lerne gerade Talmud und ob er später noch einmal anrufen könne. Der Rabbiner, ein litvisher Haredi, trug es mit Fassung und fragte sie hinterher, ob das ein Test gewesen sei.

Mit diesem Beispiel will ich zeigen, dass es wirklich auch anders geht und es Männer gibt, die eine gebildete Frau vorziehen. Auch das Talmud - Studium sei akzeptabel.

Anscheinend beziehen sich die ablehnenden Aspekte zur intelligenten Frau auf jene Männer, die einfach nicht in der Lage sind, solch eine Frau akzeptieren zu können. Wahrscheinlich fände die dann schnell heraus, dass der Herr Gemahl gar nicht so toll intelligent drauf ist, wie er immer behauptete.

Wer mit etwas Verstand durchs Leben geht, der weiß, dass eine intelligente Frau nicht unbedingt einen etwas minderbemittelten Gatten sucht, sondern jemanden Gleichwertiges. Anders herum mag das anders sein.

Dass sich aber die Frau beim ersten Treffen unbedingt auf Dumm stellen will, finde ich schrecklich. Man sollte keine Beziehung mit einer Lüge beginnen und gleich von Beginn mit offenen Karten spielen. So sieht man zumindest, ob man zueinander passt.

Wenn Chabad die chassidische Welt erklärt …..

..... dann klingt alles immer nur viel zu sehr nach Chabad und alles andere kommt zu kurz oder ist gar nicht existent.

"Wieviele Antworten gibt es im jüdischen Gesetz", so lautet der Mittwochs - Shiur (Vortrag) zu dem ich regelmässig gehe. Jeder ist eingeladen, sich aktiv an den Gesprächen zu beteiligen und der vortragende Rabbi, in dem Falle Rabbi Chaim Eisen, legt talmudische bzw. halachische Probleme dar und erklärt deren Lösungen anhand der ehemaligen rabbinischen Richter im Sanhedrin. Wir gehen dabei durch sämtliche Halachot, vom Jerusalemer Talmud (Talmud Yerushalmi) bis hin zum Ramban oder dem Sefer HaChinuch. Alles ist dabei.

Aber ich will nicht vom Unterricht reden, sondern von einem denkwürdigen Ereignis, welches sich vor dem gestrigen Vortrag abspielte. Ich war die erste aus dem Kurs, die sich im Vortragsraum des Jerusalemer Israel - Centers einfand und stieß unerwartet auf eine kleine israel. Frauengruppe, die es sich in unserem Raum gemütlich gemacht hatte. Später zogen sie in andere Räumlichkeiten weiter, doch die Zeit reichte, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Sie erzählten mir, dass sie an einem Vortrag über "die Beziehungen in der Chassidut" teilnehmen. Hierbei ging es um eheliche Beziehungen innerhalb chassidischer Gruppen.

"Oh, sagte ich, das klingt interessant. Von welchen Gruppen wird denn berichtet ?"

"Nun, eigentlich nur von Chabad und manchmal auch von Breslov, denn unsere Referentin ist von Chabad", gab eine Frau zurück.

Was nur von Chabad und Breslov, fragte ich, dass sei ja dann nicht viel und genauso wenig repräsentativ. Denn bei Chabad genauso wie bei Breslov herrschen relativ "offene" Beziehungsregeln und jedes Mitglied vertritt so seine privaten Ansichten.
Naja, meinten die wartenden Frauen, es sei ja da alles wirklich recht offen und über andere Gruppen wolle man halt nicht soviel wissen. Die seien ja unzugänglich.

Allerdings stellte ich in Frage, wie denn dann das Thema "Beziehungen in der Chassidut" lauten könne. Chabad stehe keinesfalls für die gesamte chassidische Bewegung. Ein Denkfehler, der leider nur allzu oft begangen wird.
Weiter fragte ich, ob die Kursteilnehmer nicht einmal an chassidischen Tischen anderer Gruppen teilnehmen und mit den dortigen chassidischen Frauen sprechen wollen. Und siehe da, das Interesse schlug um. Man war interessiert.

Ich hätte hinterher gerne das Gesicht der Chabad - Referentin gesehen als die Gruppe ihr Satmar oder Vishnitz vorschlug.

Es wird höchste Zeit, dass die Leute einmal lernen, dass der Chassidismus nicht nur aus Chabad besteht.

Parashat Schemot (Exodus)

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Kaum jemand dürfte Probleme haben, sich mit der Paraschat Schemot (Exodus) etwas zu identifizieren. Zumindest weiß fast jeder, worum es eigentlich geht. Moshe betritt die Bühne. Die Tochter Pharaos fischt ihn samt Körbchen aus dem Nil, Moshe wächst im Hause Pharaos auf, erschlägt im Alter von 18 Jahren einen ägyptischen Aufseher, muß fliegen, heiratet Zippora, die Tochter Yitros, sieht den Brennenden Busch und kommt auf G - ttes Geheiß wieder zurück nach Ägypten, um die Israeliten heim ins Gelobte Land zu führen.

Mit der Thoralesung von Schemot - Exodus beginnen wir also das zweite Buch Moses. Seltsamerweise wird dieses Buch in anderen Sprachen "Exodus - Auszug" genannt. Im hebräischen Original jedoch heißt das Buch sowie die dieswöchige Parasha "Schemot - Namen". Namen deshalb, weil gleich zu Beginn die Namen jener 70 Israeliten genannt werden, welche mit Yaakov nach Ägypten kamen. Alle seine Familienmitglieder.

Das erste Buch Genesis (Bereshit) berichtete uns über die Welterschaffung durch G - tt sowie über die Geburt des jüdischen Volkes. Die Geschichte unserer Vorväter ist von immenser Wichtigkeit für uns und das gesamte Buch Genesis gilt als Fundament für das jüdische Volk (Ramban). Das nächsten Buch Exodus beschreibt die Geschichte der Israeliten als Volk (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Bei einem Vortrag hörte ich neulich, dass der derzeitige Papst einen Kommentar zum Buch Genesis schrieb und man wunderte sich gewaltig über dessen komplette Fehlinterpretation des gesamten Buches Genesis. Da sah der Papst Genesis einzig und allein verbunden mit dem Vergehen Adam und Evas (Chava) im Paradies (Gan Eden). Dies verdeutlicht, dass man heutzutage wirklich alles verkaufen kann, auch wenn völlig falsche Zusammenhänge veröffentlicht werden. In Genesis geht es um die Geburt des jüdischen Volkes und im Buch Exodus kommt es mit der Vergabe der Thora zum Höhepunkt. Die Juden und die Thora gehen gemeinsam Hand in Hand und beide sind auf ewig miteinander verbunden.

Über die Parashat Schemot zu schreiben ist alles andere als einfach, denn zuviele Themen stehen zur Auswahl. Ich will mich daher auf drei kleine Punkte beschränken und all das, was ich darüber schreibe, ist nur ein kleiner Bruchteil von dem, was es an weiteren Informationen, Kommentaren, Büchern und dergleichen gibt.
Die Punkte sind die 70 Familienangehörigen Yaakovs, die nach Ägypten kamen, ein "neuer Pharao" und der "Brennende Busch".

Der mittelalterliche Kabbalist aus dem nordisraelischen Safed, Rabbi Moshe Alshich, stellt in seinem Thorakommentar "Torat Moshe" die Frage, warum die Thora uns zu Beginn dieser Parasha nochmals die Namen der 70 Familienmitglieder auflistet. Seine Antwort ist, wie zu erwarten, höchst kabbalistisch. Rabbi Alshich nämlich berichtet von bestimmten Kräften in einer jeden jüdischen Seele (Neshama), welche von Generation zu Generation weitervererbt werden. Als die Familienmitglieder Yaakovs nach Ägypten kamen, gaben diese eben jene Kräfte an ihre Nachfahren weiter. Daher kam es, dass die Mehrheit der Israeliten sich bis zum Schluß ihres Aufenthaltes in Ägypten niemals assimilierte. Sie behielten ihre Sprache, Namen und ihren Kleidungsstil bei und schämten sich dessen nicht.

Aber nichtsdestotrotz wurden gewissen ägyptische Riten im Lebensstil unternommen und insbesondere in der Chassidut heißt es, dass wenn G - tt sie nicht nach den 210 Jahren der Diaspora aus Ägypten herausgeführt hätte, die Israeliten komplett in der Versenkung verschwunden wären.

Was aber macht diese bestimmte Kraft in der Seele aus, fragt Rabbi Moshe Alshich weiter.
G - tt hatte den Vorvätern angekündigt, dass in jedem Exil der Israeliten, Er selbst (G - tt) mit ihnen ziehen wird. Als die Israeliten mit Yaakov nach Ägypten zogen, zog die Schechinah (Anwesenheit G - ttes) automatisch mit ihnen mit.
Egal, wo sich ein Jude befindet, die Schechinah wird immer mit ihm in seiner Seele sein und diese ist es, welche die Seelenkraft ausmacht.

Zum Thema "Diaspora" kommentierte der Baal Shem Tov:
Es gibt zweierlei Arten der Diaspora; die Physische und die Spirituelle. Bei der Physischen wollen sich die Juden unbedingt den anderen Völkern anpassen, bei der Spirituellen aber vergessen sie auch noch ihre Thora. Von daher wiegt die spirituelle Diaspora umso schwerer, was wir in den kommenden Parashot der Thora sehen. Selbst nach vielen Jahren in der Wüste kam in vielen Israeliten immer wieder die spirituelle Diaspora auf und ließ sie an Ägypten denken.

130 Jahre nach der Ankunft der Israeliten in Ägypten wurde Moshe geboren. Kurz zuvor hieß es in der Thora, dass ein neuer König aufkam, der Yosef nicht mehr kannt.

Dieser Satz gibt vielen Kommentatoren Stoff zum Nachdenken. Im Talmud Traktat Sotah 11a vertreten die Rabbiner Rav und Shmuel zwei unterschiedliche Meinungen. Einer von ihnen war der Meinung, dass ein gänzlich neuer König regierte und der andere vertrat die Meinung, dass nur die Erlasse neue Gestalt annahmen.
Bei der letzteren Stellungnahme sollte nicht davon ausgegangen werden, dass immer noch der gleiche König wie zu Yosefs Zeiten herrschte. Zeitlich wäre dies unmöglich. Vielmehr herrsche dessen Sohn oder Enkel und interessiere sich nicht mehr für Yosef und seine Nachfahren (der Maharal von Prag).

Gehen wir jedoch in die damalige Geschichte des Landes, dann fällt uns etwas ganz Gravierende aus. Genau zu der Zeit herrschten in Ägypten nicht die Ägypter selbst, sondern ein semitischer Stamm namens HYKSOS. Viele Jahre zuvor hatten die Hyksos das Land überrannt und ihrer Herrschaft unterworfen. So war es möglich, dass Yosef überhaupt erst Vizekanzler werden konnte. Gebürtige Ägypter hätten einen jüdischen Vizekanzler niemals zugelassen, da sie alles aus dem Lande Kanaan abgrundtief hassten und auf dessen Bewohner mit Abscheu herabschauten.
Jahre später besiegten die Ägypter die Hyksos und die Zeit der relig. Toleranz war wieder vorbei. Ein neuer Pharao übernahm das Zepter und somit begann die Zeit der Peinigung.

Jahre danach fand sich Moshe vor einem Brennenden Busch wieder. G - tt hatte die Aufschreie der Israeliten unter der ägyptischen Herrschaft erhört und wollte sie aus dem Lande herausführen.
Eine Stelle in der Thora sorgt immer wieder für neue Verwirrung. Nämlich das ein Engel G - ttes dem Moshe in dem Brennenden Busch erschien. Wieso ein Engel und nicht G - tt selbst, wenn dieser eh mit Moshe reden will ?

Den Verlauf der folgenden Handlungen in Kürze zu beschreiben, ist fast unmöglich. Moshe stand keinesfalls physisch vor einem Brennenden Busch, sondern vielmehr handelt es sich hier um eine Vision, die sich in seinem Kopf abspielte. Moshe war der größte Prophet, den wir jemals hatten und seine Art zu prophezeihen bzw. mit G - tt zu kommunizieren, war einzigartig. Niemand war und ist auf so einem hohen Level wie Moshe. Die Vorväter erhielten ihre Visionen überwiegend in Träumen, nachfolgende Propheten sahen Visionen nur durch einen Vorhang und niemals so klar und deutlich. "Vorhang" ist an dieser Stelle metaphorisch zu betrachten und bedeutet, dass die Prophezeihungen manchmal nur "verschwommen" wahrgenommen wurden. Moshe dagegen sprach zu jeder Zeit mit G - tt von Angesicht zu Angesicht.

Die "Namen G - ttes" sind ein weiteres Thema, was man kaum in wenigen Worten abhandeln kann. Auf meinem Kabbalah - Blog werde ich demnächst mehr darüber berichten, doch an dieser Stelle sei nur kurz erwähnt, dass wir erst in dem Moment die Namen G - ttes benötigen, in dem wir mit Ihm eine aktive Verbindung eingehen wollen. Anhand Seiner Namen erfahren wir, was er von uns will und dieses Wissen läßt uns die Mitzwot (Gebote) erfüllen und so eine Verbindung herstellen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). G - tt nennt Moshe einige Seiner Namen, wobei diese selbstverständlich nicht Seine wahren Namen sind, sondern nur eine Angabe, die es uns ermöglicht, mit einem ansonsten unzugänglichen und für uns unbegreifbaren Wesen wie G - tt eine Verbindung aufzunehmen.

Zusätzlich deuten Seine Namen auf die Vergangenheit, die Gegenwart sowie die Zukunft hin und der erste Oberrabbiner Israels, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook, kommentiert hierzu, dass dies eine Andeutung auf die Gültigkeit der Thora mit sich bringt. Die Thora war, ist und wird immer Gültigkeit haben, genauso wie G - tt Seine Vorgehensweisen niemals ändern wird. Und der Engel ist nichts weiter als G - tt selber, denn allgemein gilt, dass die Engel diverse Kräfte von G - tt verkörpern.

Was wir aus dieser Parasha lernen sollen, ist nur allzu offensichtlich. Selbst wenn wir in der Diaspora leben, sollen wir niemals Israel die jüdische Identität aus den Augen verlieren. Gerade die ägyptische Diaspora macht uns klar, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Erst geht es den Juden gut und plötzlich finden Pogrome statt und die Bürgerrechte werden drastisch eingeschränkt. Das damalige Ägypten ist ein bis heute aktuelles Beispiel des Antisemitismus.

Shabbat Shalom

Dienstag, Dezember 25, 2007

Warum guten Menschen Negatives wiederfährt (Teil 2)

B"H

Schon in einem vorherigen Artikel hatte ich die Problematik angesprochen, warum guten Menschen Böses / Ungerechtes wiederfährt. Das Judentum hat vielerlei Erklärungen bereit. Unter anderem auch, dass jede Problematik in meinem Leben, und seien es selbst Krankheiten, das Ziel verfolgen, mich zu einer Umkehr zu G - tt zu bewegen. Und wenn nicht gerade das, dann sollte ich zumindest beginnen, über den bisherigen Verlauf meines Lebens ernsthaft nachzudenken, ob ich es ggf. zum Positiven ändern sollte.

In meinem Kabbalah - Blog beschreibe ich zur Zeit die Welterschaffung.
Vor dem Erschaffungsprozeß war G - tt der Übermächtige ohne jeglichen Namen und jeglichem menschlichem Fassungsvermögen. Nach dem Erschaffungsprozeß hat sich daran nichts geändert, doch können wir seitdem mit G - tt eine Verbindung eingehen und Er mit uns.

Damit ein absolut perfektes Wesen wie Er eine imperfekte Welt erschaffen konnte, mußte Er Seine Vollkommenheit einschränken. Dieses Konzept des Zimzum ist metaphorisch zu betrachten und demnächst gibt es eine ausführliche Erklärung im Kabbalah - Blog zu lesen.

Nur durch Seine eingeschränkte Vorgehensweise konnte G - tt Menschen erschaffen, welche mit einem freien Willen zwischen Gut und Böse ausgestattet sind. Damit diese freie Wahl aber erst ermöglicht werden kann, muß es folglich auch Negatives in unserer Welt geben. Und damit die Menschen überhaupt erst zwischen Gut und Böse unterscheiden können, müssen sie beides erst kennen lernen. Demnach geschieht natürlich auch Negatives auf unserer Welt. Besonders dann, wenn sich Menschen für negative Taten entscheiden.

Wieso greift G - tt dann nicht ein ?

Die Antwort lautet, dass G - tt sich nicht immer in die Natur einmischt und etwas verändert. Viele Male läßt Er der Natur freien Lauf, obwohl Er sie ganz klar ändern könnte. Nach dem Zimzum (Seiner inneren Einschränkung) ist Er verborgen und kaum ersichtlich. Je verborgener Er ist, desto unabhängiger die Welt und desto mehr Negatives gibt es zu vermelden.

Da sich G - tt nicht immer in die Natur einmischt und ihr freien Lauf gibt, entstehen selbstverständlich auch Krankheiten. Krankheiten von denen wir Menschen oft meinen, sie seien unfair bzw. befallen Menschen, die es nicht verdient haben.

Hierbei jedoch sollten wir zwei Dinge bedenken:

Es liegt völlig außerhalb unserer Fassungskraft, warum solche Situationen entstehen. Alles ist allein G - ttes Wille, der schließlich alles zum Guten bewegt. Nicht, dass die Krankheit plötzlich verschwindet, sondern diese Aussage betrifft die Zeit des Meschiach. Im Endeffekt wird sich alles Positiv erweisen.

Der zweite Punkt ist, wirklich einmal darüber nachzudenken, warum uns dieses oder jenes passiert sein kann und wie ich in Zukunft mein Leben handhaben will.

Alles tolle Worte, aber eine direkte richtige Erklärung ist das nicht. Wie auch, denn ich bin nicht G - tt und verfüge auch nur über spekulative Deutungen, was dem einen hilft, dem anderen wieder nicht.

Vor fast fünf Jahren hatte ich einen ziemlich schweren Unfall. Aufgrund starker Schneefälle rutschte ich aus und fiel teilweise eine öffentliche Treppe herunter, wobei ich mir gleichzeitig meinen Arm fast abschnitt. Die scharfen Kanten der Stufen leisteten ganze Arbeit. Im Krankenhaus angekommen mußte ich mehr als eine Stunde auf den OP warten, da auch andere von Schneeunfällen befallen waren. Während der Wartezeit fragte ich mich, was ich jetzt tun solle; beten oder mich fragen, warum mir das passiert ist. In dem Moment jedoch war ich zu solchen weiterführenden Gedanken gar nicht fähig, sondern dachte nur an meinen Arm, der nicht mehr ganz an seiner Stelle war. Ein Rabbiner sagte mir später, dass ich Tehillim (Psalmen) hätte sagen sollen. Aber auch dazu war ich unfähig.

Bis heute frage ich mich, warum mir das passiert ist. Vielleicht um Kranke besser verstehen zu können. Eine perfekte Antwort habe ich auch für meinen Fall nicht.

Montag, Dezember 24, 2007

Bessere Themenverteilung

B"H

Damit "Hamantaschen" nicht vor all den Themen auseinanderplatzt, verteile ich verschiedene Themen auf unterschiedliche Sites. Ich denke, dass dadurch die Übersicht nicht verloren geht und ein jeder kann sich so besser dem Thema zuwenden, für das er sich interessiert.

Von daher werde ich Stories und News aus der haredischen Gesellschaft (incl. Chassidim) auf meinem Blog

http://chassidicstories.blogspot.com einstellen.

Berichte über chassidische Tische und Allgemeines werden auf Hamantaschen bleiben.

Die Kabbalah gibt es auf http://tsafedkabbalah.blogspot.com.

Alles andere bleibt wie gehabt.

Sonntag, Dezember 23, 2007

Seltenes Photo - Mishkenot HaRoim

B"H

Das einzige existierende Photo der Gruppe "Mishkenot HaRoim":



In der Mitte: Rabbi Avraham Yitzchak Ullmann von der Edah HaCharedit (Chassidut Dushinsky). Links davon: Der Rebbe der Mishkenot HaRoim, Rabbi Chaim Rabinovitz.

Die Mishkenot HaRoim sind eine extrem geheime Gruppe im ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim.

Wie weiter ohne Tempel ?

B"H

Im heutigen Ausland herrschen oft seltsame Vorstellungen darüber, wie das Judentum nach den Tempelzerstörungen auszusehen hat. Aber was sage ich "Ausland" ? Eher sollte ich von den sekulären Juden außerhalb Israels sprechen, denn die relig. betrifft es weniger.

Vor ein paar Monaten schrieb der Berliner Gemeindevorsitzende Andreas Nechama (oder wurde er schon abgewählt ? ich bin nicht mehr auf dem laufenden), dass es ja offensichtlich sei, dass sich das Judentum dem Fortschritt nicht entziehen kann. Immerhin hätten die Rabbiner von Yafne nach der Zweiten Tempelzerstörung das Judentum in die Moderne umprogrammiert.

Eine solche Fehlinterpretation talmudischer und jüdischer Geschichte kommt einem nicht allzu häufig unter und Andreas Nechama sollte sich zumindest vorher informieren, bevor er historische Details verdreht.

Die Rabbiner von Yafne bezweckten das genaue Gegenteil von dem, was Nechama meint; nämlich die Erhaltung des Judentums nach der Tempelzerstörung durch die Römer. Um die Thora und Halachot nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde alles niedergeschrieben und interpretiert. So entstand die schriftliche Version des Talmuds. Außerdem mußte das für das Judentum so wichtige eigene Kalendersystem aufrecht erhalten werden und die Rabbiner von Yafne kümmerten sich ausgiebig darum.

Ohne Tempel werden keine Opfer mehr dargebracht und es mußte umdisponiert werden. In der Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Taanit 27b kommt seitens Avraham die Frage auf, was denn nach der Tempelzerstörung aus dem Opferservice wird.
Avraham war die weiterführende jüd. Geschichte bekannt und er wollte G - tt dazu bewegen, die Juden bei eventuellen Vergehen nicht zu hart zu bestrafen.

G - tt antwortet auf Avrahams Frage, dass es zwar nach der Tempelzerstörung keine Opferungen mehr geben wird, doch eben jener Service durch einen bestimmten Teil während unserer Gebete ersetzt wird. Zum Beispiel dient der Mussaf - Service eben jenem Zweck. Gebet können durchaus den Opferservice ersetzen. Jedenfalls solange, wie wir noch nicht im Besitz des Dritten Tempels sind.

Der Talmud (u.a. der Traktat Taanit 5a) und die Kabbalah messen Jerusalem ganz besondere Bedeutungen zu. Ganz zu schweigen vom Tempel, denn die Prophezeihung des Yechezkel bezieht sich auch auf den Tempel. In seiner Prophezeihung sah er den irdischen Tempel (in unserer Welt) und den himmlischen Tempel (in der oberen Welt G - ttes). Wie uns insbesonderer die Chassidut lehrt, hat jegliche Existenz in dieser Welt ihren spirituellen Gegenpart in der Oberen Welt; so auch der Tempel.

Tatsache ist, dass Juden keinen Tempel benötigen, um die Thoragesetze zu vollfüllen. Selbst die Opferungen können durch Gebete ersetzt werden. Dennoch darf niemals außer Acht gelassen werden, dass wir nach der Ankunft des Meschiach einen Dritten ewigen Tempel bekommen werden, indem der Opferservice wieder aufgenommen wird.

Neshama Yeterah - Die zusätzliche Seele am Shabbat

B"H

Einfacher Interpretation zufolge handelt es sich bei der "Neshama Yeterah" um eine zusätzliche Seele, die jeder Jude am Shabbat erhält. Manche Kommentatoren sagen, dass diese extra Seele am Freitag Abend mit Shabbatbeginn zu uns kommt, andere wiederum meinen, sie käme schon am Mittwoch in unseren Körper.

Nach Shabbatausklang am Abend entfernt sich diese zusätzliche Seele wieder.

Wie dem auch sei, die Neshama Yeterah ist keinesfalls ein einfaches Thema und die Kabbalah hat so ihre eigenen Vorstellungen darüber, worum es sich dabei wirklich handelt. Aber ich gehe einfach einmal von der ersten Beschreibung aus; nämlich jener der zusätzlichen Seele am Shabbat. Alles weitere Kabbalistische könnt Ihr auf meinem Kabbalah - Blog lesen.

In der Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Taanit 27b kommt eine äußerst interessante Diskussion auf. Und zwar geht es dort um die frühen Nazarener, die Juden waren und überwiegend in Nordisrael, in Galiäa lebten. Der Historie zufolge gab es in Galiäa schon immer weitaus höhere Tendenzen einen Meschiach herbeizusehnen als anderswo im Land Israel. Kein Wunder also, dass vor allem der Norden anfällig für die Lehren des herumpredigenden J. war. Ohne weitläufige Kenntnisse über das Judentum glaubte die damalige Landbevölkerung fast jedem Prediger, der ihnen etwas versprach. Bei den gelehrten Rabbinern und anderen in Jerusalem sah es dagegen schon ganz anders aus.

Nach dem Tode J.'s waren seine Anhänger, die Nazarener, weiterhin gläubige Juden, die nach den Thoragesetzen lebten. Unter anderem hielten sie Shabbat und aßen koscher. Der einzige Unterschied zu den anderen Juden war, dass sie J. als Meschiach sahen.
Die Aufgabe der Halachot (Gesetze) standen nicht zur Debatte und hätte ihnen jemand erzählt, dass dies irgendwann einmal durch einen Fanatiker namens Paulus aufgehoben wird, dann hätten die ursprünglichen frühen Anhänger J.'s beide Hände über dem Kopf zusammen geschlagen.

Und so diskutiert dann auch der Talmud Taanit 27b ein höchst interessantes Thema. Eigentlich wird an jener Stelle das Thema "Fasten" diskutiert, doch nebenbei wird ein wichtiger Punkt erwähnt. Nämlich vom bekannten talmudischen Rabbiner Reish Lakish. Diesem ist es absolut schleierhaft, wir die späteren Anhänger des J. den Ruhetag (Shabbat) auf einen Sonntag verlegen konnten.

Die zusätzliche Seele (Neshama Yeterah) für den Shabbat erhält ein Jude spätestens am Freitag Abend mit Shabbatbeginn. Wie also können demnach die späteren Nazarener den Shabbat auf einen Sonntag verlegen ? Eine vollkommene Absurdität. Vor allem deshalb, weil sich am Shabbatausklang diese Seele wieder entfernt.
Seltsame Denkvorgänge, die nicht auf ein hohes talmudisches Wissen seitens der Nazarener hindeuten.

Übrigens nennt der Talmud Sofrim 17:5 die Nazarener nicht mehr bei diesem Namen, sondern nennt sie ganz einfach Christen.
Zu bestimmten Zeiten mußten Wörter im Talmud geändert werden, da besonders im Mittelalter die Kirche rigoros gegen Juden vorging. Talmudverbrennungen und Morde an Juden waren damals an der Tagesordnung. Um die Kirche nicht unnötig negativ zu stimmen, wurden verschiedene Paragraphen aus dem Talmud genommen und in den extra eingerichteten Haschmatot untergebracht. Wer die wirklichen Talmudoriginale lernen möchte, der muß schon in die aramäischen / hebräischen Originaltexte gehen.

Die Missionspolitik von Chabad

B"H

Am letzten Erev Shabbat (Freitag Abend) hatte ich ein recht interessantes Gespräch mit einem Chabadnik. Unter anderem diskutierten wir darüber, dass einer der Gründe, warum die Satmarer Chassidim Chabad komplett ablehnen, die Missionspolitik der Lubawitscher ist.

Angemerkt sei hier, dass die chassidische Gruppe Chabad ausschliesslich NUR Juden missioniert. Heisst, Juden dazu bewegen zu will, ein jüdisch - relig. Leben nach der Thora zu führen. Andersgläubige werden nicht missioniert, auch wenn dies christliche Missionare immer wieder gerne fälschlicherweise behaupten.

Seitens Chabad gibt man die Mission zu, doch unterstreicht derlei Aktivitäten mit einem wichtigen und einleuchtenden Slogan.
Jede jüdische Seele (Neshama) beinhaltet einen g - ttlichen Funken, der nur geweckt werden muß. So kann dies u.a. durch die Mission geschehen. Der Funke wird erweckt und springt sofort auf diverse Thorakonzepte an.

In der Kabbalah ist dies eine weit verbreitete Meinung und der Alter Rebbe (der Chabad - Begründer Rabbi Shneur Zalman von Liadi) erklärte das Konzept weitreichend in seinem Buch TANYA. Jede jüd. Seele beinhaltet einen g - ttlichen Funken und ist somit in der Lage, eine direkte Verbindung mit G - tt einzugehen. Wobei nicht außer Acht gelassen werden darf, dass die Thora und die Juden untrennbar miteinander verbunden sind und jedes noch so kleine Thorakonzept zur Wiederbelebung des Funken führen kann. Genau darin sieht Chabad seine Aufgabe.

Samstag, Dezember 22, 2007

Shabbat - Marathon in Mea Shearim

B"H

Das Wetter war optimal; zwar kalt, aber kein Regen. Ideal zum herumlaufen am Erev Shabbat (Freitag Abend, Shabbatbeginn).

Schon beim Shabbat - Dinner bei Rabbi Mordechai Machlis ging es hoch her. Die Machlises war die erste halbe Stunde busy, all die gekommenen Gäste im Wohnzimmer unterzubringen. Es waren garantiert fast 100 Leute gekommen und zur Vorsicht hatte die Familie schon einmal drei Tische draußen auf der Veranda aufgestellt.

Normalerweise sitze ich jedesmal mit einigen Freunden zusammen und wir hatten gestern Abend Glück, einen Tisch für uns allein gefunden zu haben. Gleich neben der Eingangstür. Auch ein Chabad - Ehepaar ? (ich bin mir nicht sicher, ob die beiden verheiratet oder sonst irgendwie miteinander verwandt waren) ließ sich neben uns nieder. Die Frau sprach Deutsch und erzählte mir sofort von einigen Chabad - Aktivitäten in Deutschland. Mit dem Mann dagegen diskutierte ich die Chabad Chassidut und chassidische Aspekte an sich. Eigentlich wollten wir das Paar später noch zum chassidischen Tisch mitnehmen, doch beide verschwanden ganz plötzlich.

Relativ spät machten wir uns auf zu den bekannten chassidischen Tischen im ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim. Geplant war ein anderer Ablauf als die zig Male zuvor. Begannen tat der späte Abend dann auch mit einigen positiven Überraschungen. Zuerst landeten wir nur zehn Minuten entfernt vom Machlis - Haus. Nämlich bei der chassidischen Gruppe Dushinsky. Nur ein einziges Mal hatten wir bisher Glück gehabt, an deren Tisch mit dem Rebben teilnehmen zu können. Und gestern dann klappte es. Ganz wieder Erwarten. Ein Tisch bei Dushinsky und wir waren begeistert.

Wer sich als Frau für einen Tischbesuch bei Dushinsky entscheidet, hat es nicht leicht. In chassidischen Synagogen ist die die absolute Regel, dass es zwei getrennte Eingänge gibt; einen nur für die Männer und einen für die Frauen.
Bei Dushinksy muss man als Frau ganz um das Gebäude herumlaufen, um zum Fraueneingang zu gelangen. Danach folgen die Treppen bis in den dritten Stock hinauf.

Die Frauenempore ist relativ klein. Dushinsky hat im Untergeschoss zwei Säle. Einmal den grossen Raum, wo der Rebbe fuer seinen Chassidim den Tisch gibt und ein weiterer neugebauter Raum beinhaltet die Synagoge. Wer eine tolle Synagoge sehen will, der sollte Dushinsky nicht auslassen. Es gibt einen beeindruckenden Aron HaKodesh (Thoraschrein) zu sehen. Links davon befinden sich zwei extra verzierte Holzstühle: eine für den Rebben selbst und der andere für den zweiten Mann bei Dushinsky, Rabbi Avraham Yitzchak Ullmann. Rabbi Ullmann ist ein wichtiger Rabbi in der anti - zionistischen Dachorganisation Edah HaCharedit. Jemand von Dushinsky liest diesen Blog und wäre in der Lage, mir ein Gespräch mit Rabbi Ullmann zu vermitteln. Leider aber spricht der Rabbi NUR mit Männer, außer seiner Ehefrau und den Töchtern.

Dushinksky beindruckt mit tollen Lieder beim Tisch. Die Melodien werden sogar im Kanon gesungen. Insgesamt aber wollten wir schnell weiter, denn wir hatten noch einiges vor uns.

Der derzeitige Rebbe der Chassidut Dushinsky: Rabbi Yosef Zvi Dushinsky (mit Gebetbuch in der Hand)



Weiter ging es die Yoel - Street hinauf nach Mea Shearim hinein. Unser Ziel waren die "geheimen" Mischkenot HaRoim. Eine kleine Gruppe aus der Edah HaCharedit, von der eigentlich niemand so recht etwas weiss. Zugegeben, wir erwarteten nichts Gutes und liefen erst einmal an dem Gebäude vorbei. Eine Gruppe junger litvisher Haredim hatten den gleichen Gedanken wie wir und wollte in die Synagoge treten. Links im Gebäude befindet sich der Männereingang und rechts davon offensichtlich der Fraueneingang. Beide Türen standen weit offen.
Ein Chassid trat hinaus und wies die Litvishen ab; sie können hier nicht rein.
Wir sahen das und dachten, dass dies dann wohl auch auf uns zutreffe und wir gingen weiter. Nach etwa 100 Metern jedoch meinte meine Freundin, dass wir uns in den Fraueneingang schleichen sollen. Wenn man uns ertappt, können wir so tun als ob wir jüdische amerik. Seminarleute von der Yeshiva seinen und von nichts wüssten.

Ich rate keinem einzigen das zu tun, was wir dann taten. Als erstes trafen wir auf einen Chassid, der aus dem Männereingang kam. Ich sprach ihn einfach an und fragte, ob die zweite offene Tür der Fraueneingang sei. Er schaute mich an und sagte, dass es hier keinen chassidischen Tisch gebe. Dies sagte er freundlich, ohne auf uns loszugehen. Er sagte es und verschwand. Wir nahmen all unseren Mut zusammen und stiegen die Treppe hinauf. Kurz gesagt, niemand ertappte uns, aber wir waren beim Hinaufstieg nicht sicher, ob das Gebäude wirklich für Frauen gedacht ist. Im Hausflur sahen wir Männerkleidung und Hüte hängen und so gingen wir zurück zum Ausgang.

Auf alle Fälle werden wir zu den Mischkenot HaRoim zurückkehren und mehr in Erfahrung bringen. Allerdings offensichtlich und nicht durch ein Schleichen im Gebaeude. Ausserdem bin ich mir nicht sicher, ob Frauen dort überhaupt teilnehmen und es nicht nur eine Art Männerriege ist. Eines aber sahen wir; nämlich dass sämtliche Chassidim der Edah (egal, welcher Gruppe) dort ein uns ausgehen.

Die chassidischen Gruppen Toldot Avraham Yitzchak sowie Toldot Aharon gaben gestern keine Tische. Wir hoerten, dass der Rebbe der Avraham Yitzchak, Rabbi Shmuel Yaakov Kahn, auf einige Monate wieder im Ausland weilt. Angeblich in Mexico.

Ich frage mich jedesmal, wie ausgerechnet ein Rebbe einer kleinen Chassidut seine Chassidim solange alleine laesst, um ewig in der Welt herumzukutschieren. Wäre ich dort Mitglied, wuerde ich gehen und mir eine andere Gruppe suchen. Als Rebbe hat jemand Verantwortung und sollte sich um seine Gruppe / Leute kümmern. Andere Rebben wie die von Belz, Slonim und Kretchnif Jerusalem oder Gur sind auch nicht ständig unterwegs.

Spontan entschlossen wir uns um Mitternacht zu einigen Synagogenbesuchen bei den chassidischen Gruppen Sadigora, Kaliv und Tschernobyl. Leider hatten wir Pech, denn überall waren die Fraueneingaenge abgesperrt. Ueberhaupt war gestern Abend kaum etwas los in den Gebieten Mea Shearim und an der Bar Ilan - Street. Total tote Hose und alles schien frueh ins Bett gegangen zu sein. Bei Tschernobyl herrschte Trubel, aber leider nur im Männereingang.

Also müssen wir am Tage zurückkehren, um in die Synagogen zu gelangen. Allerdings heisst es, dass wer die Anstrengung unternimmt, zu einem Tisch zu kommen, der dann nicht stattfindet oder wer in eine Synagoge gehen will, die sich dann als abgesperrt herausstellt, diese Art der Mitzwah angerechnet bekommt. Vertane Zeit ist es nie und für uns war es dies gestern gewiss nicht. Wir genossen jede Minute, auch wenn wir total müde waren, weil wir ewig lange herumliefen. Bergauf, bergab, wie das in Jerusalem nun einmal so ist.

Diesen kommenden Freitag Abend gehen wir vor dem Shabbat - Essen in eine Synagoge, in der wir auch noch nicht waren. Sie wird offen sein und es werden dort mehrere Tausend Chassidim beten. Die Synagoge der Chassidut GUR.


Wer kommt, der muss anstaendig angezogen sein.

Freitag, Dezember 21, 2007

Die Lurianische Kabbalah

B"H

Vielfach missverstanden und missinterpretiert.

Kabbalah bedeutet nicht die esotherische Loesung der Probleme saemtlicher Mitmenschen, sondern ein intensives Thorastudium.

Wer interessiert ist, kann hier mehr erfahren. Das Lernen beginnt mit den einfachsten Ausdruecken und Prinzipien der Kabbalah.

http://tsafedkabbalah.blogspot.com/

Wohin heute ?

B"H

Das Wetter ist grauenhaft, aber ich bin guter Hoffnung, dass es zumindest heute einmal nicht regnet. Regen bedeutet immer Einschränkungen am Shabbat, denn ein Schirm ist uns halachisch verboten.

An diesem Shabbat plane ich einen heiklen Synagogenbesuch. Die anti - zionistische Dachorganisation Edah HaCharedit im ultra - orthod. Mea Shearim beinhaltet eine Gruppe, die sich streng geheim gibt: die Mishkenot HaRoim. Und genau jener Gruppe will ich einen Synagogenbesuch abstatten, wobei ich nicht weiss, ob mir das erlaubt wird. Aber ich propiere es einfach einmal.

Auf meinem englischen Shearim - Blog warten schon viele sehnsüchtig auf einen Bericht über die Mishkenot HaRoim. Kaum zu glauben, dass mir Haredim (Ultra - Orthod.) aus New York und Israel schreiben, weil sie mehr über jene Gruppe wissen möchten.

In Mea Shearim machten die Mishkenot HaRoim vor einigen Monaten Schlagzeilen als sie eine Yahrzeit (Erinnerungsgedenken an einen Verstorbenen) für den in den 70iger Jahren verstorbenen Neturei Karta - Vorsitzenden, Rabbi Amram Blau (Yiddish: Bloi), veranstalteten. Eigentlich wollte ich damals schon daran teilnehmen, doch hiess es seitens der Gruppe, dass ein "Gedenklernen" aus dem Talmud stattfindet und somit war klar, dass die Teilnahme für Frauen gestrichen ist.

Einen Tisch werden die Mishkenot HaRoim kaum haben, denn sie sind in dem Sinne keine chassidische Gruppe, obwohl sie eine eigene Synagoge besitzen.
Aber heute Abend werden genügend weitere chassidische Tische anstehen. Außerdem will ich die Synagogen der chassidischen Gruppen Tschernobyl, Munkatsch sowie Sadigora besuchen.

In Jerusalem haben wir weniger chassidische "Action" als die New Yorker, aber wir kommen zurecht.

Shabbat Shalom !!!



Bilder aus dem ultra - orthodoxen Mea Shearim / Jerusalem




Donnerstag, Dezember 20, 2007

"Die verpaßte Gelegenheit" oder "Brauchen wir Jerusalem ?"

B"H

Heute ist der 10. des jüdischen Monat Tevet.

Schon vor ein paar Tagen gab ich einige wesentliche Details zum 10. Tevet, doch vor einem Jahr nahm ich an einem Schiur (Unterricht) der Jerusalemer Orthodox Union (Israel – Center) teil, bei dem wir Zuhörer zusätzliche Einzelheiten zu diesem Tag lernten. Der Vortrag wurde von Rabbi Chaim Eisen gegeben, der bemerkenswerter Weise in sämtliche talmudische Details ging.


Am 10. des jüdischen Monat Tevet begannen die Babylonier mit der Belagerung Jerusalems. Einige Zeit später nahmen sie die Stadt ein und zerstörten den Ersten Tempel (586 vor der Zeitrechnung).

Wieso wurde der Erste Tempel schließlich zerstört ? Hatte nicht G – tt die Juden schon mehrere Male gerettet und somit vor dem Feind verschont ? Zur Zeit König Chizkiyahu als Sennacheriv Jerusalem belagerte und dessen Armee wie durch ein Wunder des nachts umkam. Oder später die Juden in Babylonien als Haman plante, alle Juden umzubringen und sie durch Esther und Mordechai gerettet wurden.

Sobald schlechte Zeiten für das Jüdische Volk beginnen, ist es jedesmal wieder an der Zeit zur kollektiven Umkehr zu G – tt. So geschah es zu Zeiten Chizkiyahus als alle Juden beteten und somit das negative G – ttesurteil abwendeten. Aber auch die Umkehr der Juden Babylons zur Zeit Esthers bewirkte das gleiche.

In der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Rosh HaShana 18a wird darüber diskutiert, ob wir in der Lage sind, ein von G – tt ausgesprochenes negatives Urteil über uns, abzuwenden. Rabbi Akiva ist der Ansicht, dass eine einzelne Person dies nicht vermag, eine ganze jüd. Gemeinde dagegen schon. Rabbi Yochanan hingegen war der Ansicht, dass ein einzelner sehr wohl in der Lage ist, sein vorbestimmtes Schicksal zum Positiven zu verändern (genauso dachten Rabbi Yitzchak und Rabbi Me'ir).

Viele talmudische Rabbiner sind jedoch der Meinung, dass jeder einzelne anhand von tiefen inneren Gebeten sein Schicksal zu ändern vermag. Ein ernsthaftes Gebet kann aus jemandem einen neuen Menschen machen und aufgrunddessen werden die negativen G – ttesurteile hinfällig.

Die Babylonier begannen am 10. Tevet die Belagerung Jerusalems, aber wieso fasten wir am 10. Tevet ? Der Tempel wurde erst viel später zerstört. Wegen einer Belagerung allein braucht man nicht gleich zu fasten. Und woher wissen wir überhaupt, dass wir am 10. Tevet fasten müssen ?

Das genaue Datum berichtet uns der Prophet Yechezkel (24:1 – 2). Diesem trug G – tt höchstpersönlich dieses Datum auf.

Die Belagerung allein ist kein Grund zu fasten, doch worum genau trauern wir am 10. Tevet ?
Allgemein werden ganz andere Gründe für den 10. Tevet genannt. Der große Prophet Ezra, der mehrere Tausend Juden aus dem 70 – jährigen Babylonischen Exil zurück nach Israel führte, verstarb am 9. Tevet.
Aber nicht nur, dass Ezra für die Rückkehr der Juden sorgte; die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 21b nennt ihn würdig, den damaligen Juden die Thora wieder zurückgegeben zu haben.
Die Gemara läßt uns weiterhin wissen, dass die Thora zu einer gewissen Zeit im Babylonischen Exil vergessen worden war. Genau gesagt, viele Mitzwot (Gesetze) gerieten in Vergessenheit. Dies geschah unter anderem auch, da die Sprache und Schrift der Thora verändert wurde, aber dieses Thema bietet genügend Stoff für einen eigenen Artikel.

Der Tod Ezras war eine nationale Tragödie für das Jüdische Volk. Als der Babylonische Herrscher den Juden die Rückkehr nach Israel und den Bau eines neuen Tempels erlaubte, war Ezra der Meinung, dass nun alle Juden freudig aufschreien und sofort loslaufen. Tragischerweise war genau das Gegenteil der Fall. Die Juden hatten es sich im Babylonischen Exil zu bequem gemacht; sie errichteten florierende Unternehmen, es ging ihnen gut und sie waren wohlhabend. Wozu also in ein zerstörtes Israel zurückkehren, in dem sie ggf. dem Hunger und der Armut ausgesetzt waren ?

Ezra schrieb an alle Gemeinden und erhielt größtenteils Absagen. Die Juden hatten die Diaspora akzeptiert. Genauso geschah es mit den damaligen deutschen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz. Diese Gemeinden waren die ersten in Deutschland und existierten schon zu Zeiten Ezras. Und genau jene deutschen Gemeinden schrieben ihm, dass auch sie lieber in ihren deutschen Städten verweilen wollen.
Laut vieler Meinungen bestrafte G – tt diese drei deutschen Gemeinden für diese Absage. Zur Zeit des ersten Kreuzzuges im Jahre 1096 ermordeten die Kreuzritter mehr als 100.000 Juden bei ihrem Durchmarsch durch die Gegend dieser Städte.

Aus dem damaligen Babylonischen Exil kehrten nur 42.360 Juden zurück nach Israel. Millionen weiter blieben in Babylon. Aufgrund dieser Tatsache unterschied sich der Zweite Tempel in wesentlicher Form vom Ersten.

Im Ersten Tempel war G – ttes Gegenwart, die Schechinah, immer und zu jeder Zeit gegenwärtig. Im Allerheiligsten befand die die Bundeslade, der Hohepriester besaß das Urim ve'Turim, ein Pergament mit den Namen G – ttes, es gab Propheten, etc. All das ging zur Zeit des Zweiten Tempels verloren.
Ursprünglich hatte G – tt eine komplette Wiedereinrichtung vorgesehen, aber dadurch, dass die Mehrheit der Juden das Leben in der Diaspora vorzog, änderte G – tt seine Meinung. Hätten die Juden Ezra nicht abgesagt und zu ihrer nationalen Einheit zurückgefunden, wäre die Geschichte mit Sicherheit anders verlaufen.

Am 10. Tevet betrauern wir nicht den Beginn der Belagerung Jerusalems, sondern die Zeit der verpaßten Gelegenheiten. Hätten die Juden anders gehandelt, dann sehe es heute anders aus. Die Frage bleibt, ob es heutzutage unter den Juden soviel besser ausschaut. Wer von jenen, die in der Diaspora leben, denkt überhaupt an Israel, an Jerusalem oder an einen Dritten Tempel ? Außer am Shabbatgebet wird doch gar nicht mehr an Jerusalem und dessen Wichtigkeit im Judentum gedacht. Auch heute geht es den Juden in der Diaspora doch gut und wer will schon in das unbequeme krisengeschüttelte Israel zurückkehren ? Auf Besuch kommen alle gerne und danach sind sie schnell wieder weg.

Es ist dieses Verhalten, was wir am 10. Tevet betrauern und darum fasten wir. Wer es sich in der Diaspora zu bequem macht und sich zu wohl fühlt, der handelt gegen G – ttes Willen.

Parashat Vayechi

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

In dieser Parasha sterben zwei unserer Vorväter und aus dem Grund möchte ich näher auf das Thema "Tod und dessen Bedeutung im Judentum" eingehen.

Es ist eine Mitzwa (Gebot) am Shabbat nicht zu trauern und ich will hier niemanden in Depressionen stürzen. Dennoch will ich zu diesem wichtigen Thema einige Erklärungen geben.

Seit Yaakovs Ankunft in Ägypten sind 17 Jahre vergangen. Diese 17 Jahre werden als die Blütezeit seines Lebens gesehen. Die 17 steht laut der hebräischen Zahlenbedeutung der Buchstaben (Gematria) für das Wort TOV (gut). In den 130 Jahre zuvor hatte Yaakov alles andere als ein erfülltes Leben gehabt; die Streitereien mit Esav, das Exil bei Lavan, seine Tochter Dinah wurde vergewaltigt, seine geliebte Frau Rachel starb und schließlich der angebliche Tod Yosefs.

In den Segen die Yaakov den 12 Stämmen Israels hinterliess, wird eine messianische Botschaft gesehen. Eigentlich wollte Yaakov seinen Söhnen noch mitteilen, wann genau die Diaspora in Ägypten beendet sein wird, aber urplötzlich verlor er dieses Wissen.
Yaakob starb im Alter von 146 Jahren und Yosef im Alter von 110 Jahren. Beide wurden vor ihrer Beerdigung einbalsamiert und beide bestanden darauf, in Eretz Israel beigesetzt zu werden. Sowohl Yaakov als auch sein Sohn Yosef sahen zu keinem Zeitpunkt Ägypten als ihre Heimat an, sondern nur als zeitweiligen Wohnsitz. Ihre Herzen waren immer in Israel (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Genauso sollten auch heute alle Diasporajuden denken. Der Wohnsitz im Ausland ist nur zeitweilig, doch die wahre Heimat ist Israel.

Yaakov bat Yosef ihn in Israel in der Höhle der Machpelah in Hebron zu bestatten. Warum bat er gerade Yosef darum und nicht seine anderen Soehne ? Yosef war der Mächtigste von allen und nur er allein würde von Pharao eine Erlaubnis erhalten (Zohar).
Sobald Yaakov verstarb, begann für das Volk Israel die wahre Diaspora. Plötzlich mussten Steuern gezahlt werden und die Privilegien begannen nach und nach zu verschwinden (Rokeach).

Yosef selbst wurde in Ägypten beerdigt, liess aber seine Nachfahren schwören, seine Leiche beim Auszug aus Ägypten mitzunehmen. Sein Wunsch wurde später von Moshe (Moses) erfüllt.
Den Ägyptern war nicht unbekannt, dass eines Tages die Israeliten ausziehen würden. Abergläubisch wie sie waren dachten sie, dass solange Yosefs Leiche bei ihnen im Land ist, Ägypten reich und erfolgreich sein wird. Aus diesem Grund beerdigten sie Yosef im Nil und nicht auf dem Land. Nach einigen Generationen würde sich eh keiner mehr an die genaue Stelle im Nil erinnern und keiner könne dann seine Leiche entfernen (Rabbeinu Bachya). So glaubten sie.

Sobald jemand stirbt läuft sein gesamtes Leben nochmals vor seinen Augen ab (Zohar). Es gibt unterschiedliche Interpretationen darüber, ob die Seele fuer 12 weitere Monate im Körper bleibt (Zohar) oder gleich nach dem Tod den Körper verläßt (der Maharsha zum Talmud Traktat Berachot 17a). Allerdings ist die Seele während dieser 12 Monate immer noch mit dem Körper verbunden und sieht dessen Verfall. Auch sieht die Seele die Leiden der Angehörigen, doch schreitet nicht ein (Zohar).
In kabbalistischer sowohl als auch talmudischer Literatur gibt es Interpretationen, wie lange und ob der Verstorbene noch weiss, was um ihn herum geschieht. Überhaupt nicht, bis zu seiner Beerdigung oder eventuell noch für die 11 Monate in denen wir täglich das Kaddish - Gebet sagen. Im skelettierten Körper aber bleibt immer noch ein Teil der Seele zurück welches bei der Wiederauferstehung der Toten den Körper reaktiviert. Auch hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen, wer denn genau wiederaufersteht. Alle oder nur gerechte Leute (Zaddikim).

Die Wiederauferstehung findet nach dem Kommen des Meschiach statt. Die Gemara im Talmud Traktat Ketubot 111a lehrt hierzu:
"Nur jene, die in Eretz Israel beerdigt sind, werden wieder auferstehen. Alle anderen, so heißt es weiter, werden nach Israel "rollen": Ihre Knochen werden metaphorisch betrachtet durch Tunnel nach Israel rollen. Diese Theorie der Gemara ist allerdings metaphorisch zu verstehen und keinesfalls wörtlich zu nehmen. Tatsache ist, daß G - tt offensichtlich einen Weg bestimmen wird, die Gebeine der Toten außerhalb Israels ins Land zu bringen.
Warum dann wollten Yaakov und Yosef unbedingt in Israel beerdigt werden ? Beide befürchteten nicht würdig zu sein, durch diese Tunnel zu rollen (Yalkut Shimoni).

Rabbi Shneur Zalman von Liadi schreibt in seinem Buch Likutei Amarim, Kapitel 36: Die messianische Zeit und besonders die Zeit der Wiederauferstehung der Toten ist die Zweckerfüllung der Erschaffung der Welt.

Zum Schluss möchte ich noch eine kurze persönliche Geschichte erzählen:

Am Abend des 19. August 2003 sprengte sich ein palästinensischer Selbstmordattentäter in der Jerusalemer Buslinie 2 in die Luft und tötete dabei 22 Menschen. Am darauffolgenden Shabbat passierte ich zusammen mit Rabbi Machlis und einigen weiteren Leuten diese Stelle. Wir waren auf dem Weg zum Haus des Rabbis und es stellte sich die Frage, ob wir einfach weitergehen oder an jener Stelle Psalmen (Tehillim) sagen sollten. Eigentlich ist es am Shabbat verboten zu trauern, doch kamen Rabbi Machlis und ein weiterer Rabbiner zu dem Entschluß, daß die Seele eines Toten immer mir dem Sterbeort verbunden ist. Somit sagten wir an der Stelle Psalmen.

Dieses war die letzte Parasha aus Bereshit (Genesis). Am kommenden Shabbat beginnen wir mit dem Buch Shemot (Exodus).

Shabbat Shalom

Mittwoch, Dezember 19, 2007

Ein Stückchen Heimat

B"H

Die Problematik, die ich an dieser Stelle beschreibe, bezieht sich ausschließlich auf meine persönlichen Erfahrungen in Jerusalem und ist nicht unbedingt auf andere Orte übertragbar.

Mehrere Male zuvor schon habe ich über das Schicksal der orthodoxen Konvertiten zum Judentum berichtet. Leute aus aller Welt, die in Jerusalem oder Bnei Brak orthodox zum Judentum übertraten.

Was mir immer wieder neu auffällt ist, dass nicht wenige der "neuen Juden" eine haredische Laufbahn einschlagen. Heißt, sie entscheiden sich nach ihrem offiziellen Übertritt, einer chassidischen Gruppe oder dem litvish - haredischen Judentum beizutreten. Gemäß meiner persönlichen Beobachtung des Phänoms sind es allerdings mehr Männer als Frauen, die sich für diesen Schritt entscheiden.
Gewöhnlich zieht die chassidische Gruppe Chabad sehr viele Neuankömmlinge an. Neurelig. geborene Juden genauso wie Konvertiten. Zwischen beiden Gruppen besteht jedoch ein Unterschied, warum sie sich zum Beitritt einer chassidischen Gruppe entscheiden, aber ich will hier einmal nur auf die Konvertiten eingehen.

Ich bin keineswegs ein Psychologe, doch hatte ich gestern Abend mit jemandem aus der Szene ein recht intensives Gespräch zu dem Thema. Zumindest kommt es uns so vor als ob viele Konvertiten zum Judentum nach ihrem Giur merken, dass sie eigentlich allein dastehen. Sie leben in einem fremden Land, haben keine jüdische Familie oder Verwandten. Es ist unbestreitbar, dass sie ein orthod. Leben führen wollen, doch wie ohne Anhang oder Zuhause ?

Besonders die chassidischen Gruppe und hierbei natürlich an erster Stelle Chabad, bieten eine kleine Zuflucht, wenn nicht sogar Heimat oder Zuhause. Man kommt in einen Kreis, den man nach einiger Zeit durchaus als seine Familie betrachten könnte und bestimmten Traditionen, die einem eigentlich fehlen, kann man auch als seine eigenen ansehen und ihnen folgen. Der Rebbe als "Vaterfigur" sozusagen. Wobei ich an dieser Stelle nicht nur den Lubawitscher Rebben meine.

Aber nicht nur Chabad wird sich gerne angeschlossen, sondern ebenso "extremeren" Gruppen, welche auch Neuankömmlinge aufnehmen. Chabad gibt sich allem gegenüber offen und aufgeschlossen, doch wer sich ihnen anschliesst, der gerät schnell an seine Grenzen. Genauso verhält es sich natürlich mit anderen Gruppen.
Was genau den Neuankömmlingen in den einzelnen Gruppen wiederfährt und welche Erfahrungen sie machen, wäre garantiert ein interessantes Studienthema.

Ein wichtiger Schritt sich zu intergrieren ist bestimmt eine Hochzeit und die Gründung einer Familie. Zumindest ist man dann am Shabbat nicht immer auf die Einladungen anderer Gruppenmitglieder angewiesen. Diese Einladungen sind ein wichtiger wenn auch lästiger Bestandteil, denn man will ja am Shabbat nicht alleine daheim herumhängen. Meinen Beobachtungen zufolge war es so manch einer Familie lästig, immer jemanden einladen zu müssen, weil dieser geradezu darum bettelte.

Ist man erst einmal verheiratet und bekommt Kinder, fällt die Integration etwas leichter, wobei aber wieder zu beachten sei, dass die Familie samt Nachwuchs der ständigen Beobachtung anderer Gruppenmitgliedern unterliegen. Jeder schaut auf jeden und auf die Neuen ganz besonders. Nicht unbedingt bei Chabad, doch bei Vishnitz, Satmar, Belz oder Toldot Aharon schon.

In der Regel werden die Konvertiten mit anderen Konvertiten oder Neuankömmlingen verheiratet. Ganz selten gibt es einmal Ausnahmen, bei denen ein gebürtiger Chassid einen Neuzugang heiratet. Im ultra - orthod. Mea Shearim wird hierbei immer gerne auf den Fall "Amram Blau" verwiesen. Rabbi Amram Blau, der in den 70iger Jahren verstorbene Neturei Karta - Führer, heiratete eine franz. Konvertitin. Rabbi Blau tat dies gegen die Entscheidung führender Rabbiner und mußte zur Strafe ein Jahr lang im Bnei Braker Exil leben.

Kürzlich hörte ich von einem Konvertitenpaar, welches sich den Satmarer Chassidim anschloß und nun in einem der Hinterhöfe von Satmar und der Neturei Karta lebt. Beide Partner sind Polen mit deutscher Vergangenheit und fügten sich nach Aussagen eines Freundes sehr schnell ein. Sogar der Yiddishen Sprache sind sie schnell mächtig geworden.

Im Judentum ist es eine Mitzwah, einem Konvertiten zu helfen. Die heutige Realität dagegen schaut etwas anders aus und das nicht nur, weil sich viele Scheinkonvertiten einschleichen. Insbesondere die haredische Welt will nicht jeden dabei haben und reagiert erst einmal vorsichtig.

Was genau einen Konvertiten dazu veranlaßt, sein Leben so radikal zu verändern, ist mir schleierhaft. Nicht nur, dass man eben mal so seine Kleidung wechselt oder in einen neuen Stadtteil zieht, nein, auch der alte Freundeskreis wird radikal aufgegeben. In manchen Fällen sogar die Eltern und Geschwister.
Es ist gerade so als wolle sich der Konvertit von seiner Vergangenheit befreien und sich mit aller Macht eine neue schaffen. Wenn nicht immer für die Umwelt, dann zumindest für sich selbst.

Dienstag, Dezember 18, 2007

Der Fastentag Asarah Be ' Tevet (10. Tevet)

B"H

Der 10. des jüdischen Monats Tevet ist ein rabbinisch festgelegter Fastentag. Oftmals als weniger relevant angesehen, hat dieser Fastentag doch eine immense historische Bedeutung. Hier ein paar Details zum 10. Tevet, der dieses Jahr auf den morgigen Mittwoch (19.12) fällt.

Historisch betrachtet begann an diesem Tag im Jahre 589 vor Beginn der Zeitrechnung die Belagerung Jerusalems durch die Babylonier. Drei Jahre später überrannten sie die Stadt und zerstörten den Ersten Tempel, den Tempel König Salomons.

Der 10. Tevet steht für Leid und Zerstörung. Während der dreijährigen Belagerung litt die eingeschlossene Bevölkerung unter einer Hungersnot. Nach 410 Jahren zerstörte Nebuchadnezzar am 9. des Monat Av (ca. im August) den Tempel und trieb die Juden in ein 70 - jähriges Exil nach Babylon.

Allgemein werden beide Tempelzerstörungen (die Zweite fand im Jahre 70 nach Beginn der Zeitrechnung) durch die Römer statt) als Strafe G-ttes gesehen. Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 9b lehrt, dass die Gründe für diese Strafe der Götzendienst, sexuelle Perversionen und Mord waren. So hatten die Juden zuvor begonnen, Kinder zu opfern. Dafür gab es ausserhalb der Stadt einen speziellen Ort, der Tofet genannt wurde (heute nahe dem Kino Cinematheq). Einen positiven Aspekt gab es dennoch in der damaligen Bevölkerung; trotz allem glaubten sie an G-tt, aber sie verstanden die Opferungen falsch.

Die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahre 586 vor der Zeitrechnung hatte noch andere weitreichendere Folgen. Die Bundeslade verschwand. Wohin, das weiss bis heute niemand. Propheten gibt es auch keine mehr, sondern nur noch eine BAT KOL, die das Echo einer himmlischen Stimme ist (Talmud Traktate Yoma 9b und Eruvin 13b). Die Schechina, die Anwesenheit G-ttes, ist nicht mehr das, was sie zu sein pflegte und auch das Shemen HaMishcha (das Salbungsöl) verschwand (Jerusalemer Talmud Yoma 1:1).

Jetzt fragen sich vielleicht einige "Was hat das heute alles mit mir zu tun ? Vor mehr als 2000 Jahren wurde der Erste Tempel zerstoert, so what ?"

Der 10. Tevet steht für Leid und daher ernannten ihn die Rabbiner kurz nach der Gründung des Staates Israel zum Holocaust - Gedenktag. An diesem Tag wird das Kaddish - Gebet für all jene gesagt, deren Todestag oder Todesort unbekannt sind. Die Religiösen behalten das Andenken bis heute bei und dies ist auch einer der Gründe, warum viele Haredim (Ultra – Orthod.) den offiziellen staatlichen Holocaust - Gedenktag im April nicht als solchen anerkennen.

Im Talmud Traktat Taanit 30b steht: "Wer um Jerusalem trauert, der wird später die "Wiederaufstehung" Jerusalems sehen".
Heisst, die Ankunft des Meschiach.

In Jerusalem beginnt der Fastentag morgen früh (Mittwoch) um 5.16 Uhr und endet am gleichen Abend um 17.08 Uhr.

Der 10. Tevet ist ein Tag der Umkehr und soll unsere Herzen dazu verleiten, aus den Fehlern unserer Vorväter zu lernen. Jeder sollte verstehen, dass das gesamte Universum für ihn erschaffen wurde (Talmud Traktat Sanhedrin 37a) und somit ist jeder einzelne für seine Taten verantwortlich. Jeder Jude hat seine bestimmte Aufgabe innerhalb des jüdischen Volkes und wer diese erfüllt, der beeinflusst nicht nur seine Generation, sondern ebenso die zukünftigen Generationen bis zur Ankunft des Meschiach.

ZOM KAL - Ein leichtes Fasten

Montag, Dezember 17, 2007

Zedakah - Eine kleine Einführung in das Thema "Spenden" im Judentum

B"H

Spenden (Zedakah) aller Art haben eine immense Bedeutung im Judentum. Schon unser Vorvater Avraham stand für die Güte (Chesed) und lud seine Mitmenschen zu sich ins Zelt zu einem Mahl ein. Hierbei legte er keinen Wert darauf, welcher Religion der Gast angehörte; was er jedoch tat war, dem Gast nach dem Essen ein Gebet an den alleinigen Erschaffer unserer Welt, sprich G - tt, abzuringen.

Bis heute besitzen vor allem Juden den inneren Drang der Chesed. Niemand spendet soviel wie wir. Seien die Bedürftigen auch noch so widersprüchlich in ihren Forderungen oder gehen uns auf die Nerven, nicht selten willigen wir letztendlich doch ein und spenden eine Kleinigkeit. Erinnert sei noch an den ehemaligen israelischen Radiomoderator Yossi Sayass, der mit seiner nächtlichen Sendung alle Herzen brach. Jeder konnte bei ihm anrufen und seine Probleme kundtun. Ob finanzieller oder mentaler Art, Hunderte Helfer boten hinterher direkte sofortige Hilfe an.

Natürlich werden die Spenden vielseits ausgenutzt und in Jerusalem befindet sich fast an jeder Ecke der Innenstadt ein Bettler. Irgendwo kommt immer jemand auf einen zu und bittet um Hilfe. Manchmal geht einem das auf den Geist und man fragt sich, ob die Leute wirklich so bedürftig sind und warum sie sich nicht an staatl. Institutionen wenden.

Ich lernte einmal von Rabbi Mordechai Machlis, dass wir alle nach unserem Tode von G - tt gefragt werden, warum wir diese oder jene Spende nicht gegeben haben. Sollten wir im realen Leben jedoch Zweifel an der Aufrichtigkeit des Bedürftigen haben, so können wir seine Bitte ablehnen und dies auch vor G - tt so darlegen.

Zedakah, das Geben von Spenden, findet sogar seine eigenen Gesetze im Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) im Traktat Yoreh Deah 247 ff. Aber auch die Kabbalah beschäftigt sich mit dem Geben von Zedakah und die offizielle Meinung ist, dass Zedakah mit absoluter Kavanah (Konzentration) gegeben werden muß. Im Talmud Bava Batra 9b heißt es, dass demjenigen der Zedakah gibt, Gutes wiederfährt. Dennoch sollte niemand seine Belohnung im Sinn haben, sondern aus Freude heraus geben. Ferner muss eine Spende mit der rechten Hand überreicht werden. In der Kabbalah repräsentiert die rechte Seite Güte (Chesed) und die linke Seite steht für Gericht (Din, Gevurah). Und wir geben aus der Güte heraus und nicht, weil wir den Bettler richten.

In der Einleitung zum Thema "Zedakah" heißt es im Schulchan Aruch Yoreh Deah 247:3, dass jeder, der Erbarmen mit einem Bedürftigen hat, seinerseits das Erbarmen G – ttes erfährt. Weiter heißt es, dass wir anhand von Spenden etwaige negative G – ttesurteile über uns selbst in positive Urteile ändern können. Die letztere Meinung wird ebenfalls im Talmud diskutiert.

Jeder einzelne von uns hofft, dass G – tt seine Gebete erhört und ihm bei eventuellen Schwierigkeiten im Leben hilfreich zur Seite steht. Der Schulchan Aruch (YD 247:3) deutet an, dass sich dies genauso im Verhältnis des Spenders zum Bettler wiederspiegelt;
auch der Bettler hofft, dass seine Stimme erhört und ihm geholfen wird. Wenn wir dies tun, dann erweist sich G – tt uns ebenso als gnädig.

Im Talmud Traktat Bava Batra 10a kommt die Frage auf, warum denn G – tt den Bedürftigen nicht selbst hilft, wenn Er sie doch so liebt. Darauf antwortet Rabbi Me'ir: "G – tt läßt die Armen nicht leiden, weil sie schlechte Menschen sind. Stattdessen erschuf er auch die Armen, damit WIR eine Chance bekommen, Gutes zu tun, indem wir den Bedürftigen helfen. Anhand unserer Hilfe können wir negative G – ttesurteile eventuelle in positive umwandeln und zusätzlich bekommen wir einen Platz in der Kommenden Welt (Olam HaBah)".
Nicht nur der Talmud ist dieser Meinung, sondern auch der Schulchan Aruch (YD 247:4).

Im Talmud Shabbat 151b kommt die Frage auf, ob nicht jegliche Armut nach dem Eintreffen des Meschiach automatisch Null und Nichtig wird. Eine klare Antwort hat die Gemara (rabbinische Diskussionen) nicht. Vielmehr gibt es, wie immer, gegensätzliche Meinungen. Einige sagen, dass mit dem Meschiach alle Armut abgeschafft wird und andere wiederum sind der Ansicht, dass arme Menschen auch weiterhin existieren werden, denn die Naturgesetzte werden sich auch mit dem Eintreffen des Meschiach nicht ändern.

Des Weiteren führt der Schulchan Aruch (YD 248:1) einen interessanten Punkt auf:
Demnach ist JEDER verpflichtet, Zedakah zu geben. Selbst der Bettler, denn dieser muß genauso einen kleinen Betrag seines "Einkommens" an einen weiteren Bedürftigen abführen.

Natürlich sollen nur diejenigen Zedakah geben, die auch etwas zu geben haben. Und sei der Betrag auch noch so winzig. Es ist keine Mitzwah (Gebot) mehr in dem Moment, indem ich meinen letzten Cent hergebe und ich selber nichts mehr habe. Die größte Mitzwah überhaupt ist dem Bedürftigen Essen oder einen Job zu geben. Nicht immer erledigt das Geld allein alle Probleme.
Oft ist es mir schon passiert, dass ich Essen anbot, weil ich gerade vom Einkaufen kam und im dem Moment rastete der Bettler aus und scheuchte mich davon. So groß kann also der Hunger nicht gewesen sein, wenn nur Cash zählt.

In vielen Städten auf unserer Welt, so auch in Jerusalem, gibt es dermassen viele Bettler, dass kaum jemand in der Lage ist, jedem einzelnen etwas zu geben. Von daher empfiehlt es sich, kleine Geldbeträge in der Tasche zu haben. Hier ein paar Cent oder dort, so kommen mehr Mitzwot zusammen. Alles einem einzigen Bettler zu geben, ist etwas ungeschickt. Wie oben erwähnt, sollten die Spenden immer mit der rechten Hand gegeben werden; gleichfalls jedoch mit Freude und einem offenen Herzen.

Eine ganz berühmte talmudische Story zu dem Thema finden wir im Talmud Traktat Taanit 21a. Dort ist von dem bekannten Rabbiner Nachum Isch Gamzu (der Lehrer Rabbi Akivas) die Rede.
"Gamzu" heisst übersetzt: "Auch das", und Rabbi Nachum Isch Gamzu wurde "Gamzu" genannt, weil er bei jedem Vorfall in seinem Leben sagte: "Auch das ist nur zum Besten".
Es spielte keine Rolle, ob ihm etwas Negatives oder Positives wiederfuhr, Rabbi Nachum sah alles so, als sei es nur zum Besten. Selbst die allerschlimmsten Ereignisse, denn wie wir wissen, wird alles Negative dieser Welt letztendlich in Positives umgewandelt und Rabbi Nachum Isch Gamzu hatte volles G – ttvertrauen.

Einmal geschah es, dass der Rabbi seinen Esel entlud als ein Bettler vorbeikam. Der Bettler war so hungrig und sagte, dass er mehrere Tage nichts mehr gegessen habe. Rabbi Nachum Isch Gamzu wollte allerdings erst den Esel entladen und dann dem Hungrigen etwas zu Essen geben. Eine Minute später starb der Mann fast auf der Stelle vor Hunger. Hieraus lernen wir, dass wir niemals einen Hungrigen warten lassen dürfen. Rabbi Nachum bereute seinen Fehler ein Leben lang.

Selbstverständlich ist es immer relativ; jeder möge oftmals für sich entscheiden, wieviel er geben kann und niemand ist verpflichtet, sich zu übernehmen. Häufig passiert es mir, dass ich ein schlechtes Gefühl habe, wenn mich einige Leute um Zedakah bitten und ich denke mir, dass es sich bestimmt um irgendeine Lüge handelt und derjenige nur auf das Geld aus ist. Wie ich bereits erwähnte, kann in dem Fall die Spende verweigert werden. Rabbi Mordechai Machlis andererseits meinte, dass er lieber einem Lügner die Spende gebe als jemals einen wirklichen Bedürftigen auszulassen. Schliesslich können wir nie mit Gewissheit sagen, was in den Menschen vorgeht und ob jemand wirklich eine Spende benötigt oder nicht.

Die Halacha (Gesetz) in solchen Fällen lautet, dass der "falsche" Bettler dann die Verantwortung vor G – tt trägt und sich für sein falsches Handeln bei Diesem rechtfertigen muß und nicht wir.

Sonntag, Dezember 16, 2007

Die Sprache der Thora

B"H

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Yevamot 71a und Bava Metziah 31b lehrt, dass die Thora von G - tt in der Sprache der Menschen verfasst wurde.

Seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, ist es geradezu alltäglich, dass Zusammenhänge und Aussagen der Thora wörtlich genommen werden und auf diesem Wege falsche Interpretationen sowie Mißverständnisse aufkommen. Im Judentum gibt es unzählige Thora - Kommentatoren sowie die Kabbalah (Geheimnisse der Thora) oder den Chassidismus. Alle verfolgen das eine Ziel, nämlich die Thora besser zu verstehen, um somit die Mitzwot (Gesetze) besser ausführen zu können. Überhaupt stellt sich die Frage, was uns G - tt hier genau mitteilen wollte und warum Er die Thora so verfasste, wie sie uns vorliegt. Warum nicht anders ? Und warum erwähnte Er diese Ereignisse und nicht jene ? Wie wir wissen, beinhaltet die Thora kein einziges überflüssiges Wort und alles Geschriebene will uns etwas mitteilen. Unsere Aufgabe besteht darin, den wahren Sinn und die Botschaft herauszufinden.

Seitdem die Thora in allerlei Sprachen übersetzt wurde, besteht ein Chaos der Mißinterpretationen. Jeder bildet sich seine eigene Meinung und der Originalinhalt geht absolut verloren. Aber nicht nur aufgrund der falschen Übersetzungen kommt es zu gravierenden Fehlinterpretationen. Viele Menschen lesen, was sie lesen wollen und so türmen sich auch noch individuelle Fehlinterpretationen auf. Des Weiteren bestehen Kirchendogmen, die vorgeben, was uns die Thora sagen will. Wer die Originalinhalte mit derlei Dogmen vergleicht, der wird schnell bemerken, dass die Dogmen sich nicht um die Thorainhalte kümmern, sondern vielmehr darum, den christlichen Glauben mit aller Macht aufrecht zu erhalten. Für diese Macht und aufgrund gelenkter Thorafehlinterpretationen musste das Judentum in der Vergangenheit einen hohen Preis zahlen.

Aber nicht nur die Kirchen mißinterpretieren die Thora. Seit mehr als Tausend Jahren tun dies auch die Moslems, indem sie Juden beschuldigen, den Namen "Muhammad" absichtlich aus der Thora entfernt zu haben. Aufgrunddessen kam es im Spanien zur Zeit des Rambams (12. Jahrhundert) zu Repressalien seitens der Almohad (Al – Muwahhidun). Die Almohad waren fundamentalistische Moslems (zu vergleichen mit der heutigen Al Khaida), die von Nordafrika aus Spanien eroberten. Bisher hatte das spanische Judentum keine Repressalien seitens der moslemischen Herrscher zu befürchten, was sich jedoch aufgrund der neuen Machthaber, den Almohad, schlagartig änderte. Der Rambam selbst geht auf dieses Thema sehr ausführlich in seiner "Epistle of Martyrdom" ein.

Seit mehr als zehn Jahren glauben immer mehr Menschen, den wahren Thora – Code knacken zu können. Einer der Hintergründe dieses Codes ist die hebräische Gematria, wonach jeder Buchstabe des hebr. Alphabetes einer Zahl zuzuordnen ist. So steht Aleph für die Eins, Beth für die Zwei, Gimmel für die Drei und so weiter.
Wenn ich also die Zahlengematria verschiedener Wörter herausfinde, kann ich die Wörter mit anderen, welche den gleichen Zahlenwert haben, verbinden. Zum Beispiel haben die Wörter AHAVA (Liebe) und ECHAD (Eins) die gleiche Gematria der Zahl 13. Somit wird zwischen dem Wort Liebe und Eins ein Zusammenhang gesehen. Liebe bedeutet die Liebe zu G – tt und Eins bedeutet EIN allumfassender G – tt. Es gibt niemand anderen neben Ihm. Insbesondere der jüdische Thorakommentator Baal HaTurim ist sehr bekannt für seine Kommentare zur Gematria in der Thora.

Die zweite Art des Thoracodes wird anhand des jeweiligen Thoratextes ermittelt. Hierbei wird eine bestimmte Buchstabenreihenfolge ermittelt, anhand derer der Text neu gelesen werden kann. Bei diesen Methoden ist äußerste Vorsicht geboten, denn nicht wenige Scharlatane treiben sich auf dem Gebiet herum, um ihren zweifelhaften Theorien an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Thora besteht aus etwas mehr als 300.000 hebr. Buchstaben und theoretisch kann sich hier jeder bedienen und alles drehen, wie es ihm beliebt.

Der Baal Shem Tov sagte, dass jede Seele des Menschen ihren Ursprung in den Buchstaben der Thora hat und so kam er durch bestimmte Buchstabendrehungen auf den Namen seiner Tochter Udel.

Wer mehr zu den Codes wissen möchte, der kann sich an die Jerusalemer Yeshiva AISH HATORAH wenden, die nach wie vor das prägnanteste Wissen zu diesem Thema besitzt. Besonders empfehlenswert ist das fast wöchentlich stattfindende "Discovery – Programm" in der Yeshiva, in dem Einzelheiten zum Thema vermittelt werden.

Hier eine brilliante Analyse dazu in engl. Sprache:
http://aish.com/seminars/discovery/Codes/Primer/primer1.htm

Außer den geläufigen jüdischen Thorakommentatoren war der Rambam (Maimonides) darauf bedacht, dem eigenen Jüdischem Volk die Metaphern der Thora näherzubringen. In seinem berühmten Buch "Moreh Nevuchim – Führer der Unschlüssigen" gelingt ihm dies auf eindrucksvolle Weise.
Auf den ersten Blick erscheint der "Führer der Unschlüssigen" ein recht konfuses Werk ohne jegliche Ordnung bzw. Reihenfolge. Das Buch enthält immer zweierlei Botschaften: eine öffentliche und eine verborgene.

Um seine geheimen Botschaften besser zu verbergen, bedient sich der Rambam dreier unterschiedlicher Wege:
1. Gewöhnlich sind die Leute ungeduldig und lesen die Inhalte nur oberflächlich durch. 2. Er widerspricht sich selbst und verwirrt so den Leser. 3. Seine Lehren sind über das ganze Buch verteilt und in keiner bestimmten angelegten Reihenfolge.

Der Rambam widmete das gesamte erste Kapitel des "Moreh Nevuchim" der Entschlüsselung unterschiedlicher Thoraausdrücke. In den weiteren zwei Kapiteln des "Führer der Unschlüssigen" versucht er die Entschlüsselungen zu verbinden und erklärt anhanddessen den EINEN G – tt und Seine Erschaffung.

Allgemein gilt, ohne die großen Thorakommentatoren wie Rashi oder an dieser Stelle den Rambam mit seine Dechiffrierung, wüßten wir nicht viel. Leider ist nach der Zerstörung des Zweiten Tempels nur allzu viel Wissen verloren gegangen. Nicht nur Wissen, sondern viele der damaligen Feiertage sind uns heute vollkommen unbekannt.

Ebenso ist die Thora von weiteren Geheimnisse bzw. Verborgenem umschattet. Einer Tatsache, die in Übersetzungen total verloren geht und daher viele Außenstehende gar nichts von der Existenz wissen. Eine Existenz, deren Bedeutung uns bis heute nicht immer klar erscheint. Die Rede ist von den Zeichen, welche die Thorabuchstaben umgeben. Eine Art von Zeichen, die Ta'anim, kann NUR auf einer original Thorarolle eingesehen werden, denn es handelt sich um Zeichen, die eine bestimmte Melodie angeben. Des Weiteren gibt es die Nekudot, kleine Punkte in und um die Buchstaben herum. Die Tagin sind die berühmten kleinen kronenähnliche Striche auf den Buchstaben und zu guter Letzt die Buchstaben selbst.

Wie ich schon in einem früheren Artikel schrieb, lehrt uns der kabbalistische Zohar, dass die Thora nicht nur aus den schwarzen gedruckten Buchstaben besteht, sondern genauso aus den weissen Buchstaben.

Weisse Buchstaben ?

Jene weissen Stellen, welche die Buchstaben umgeben. Auch diese haben eine Bedeutung, die nur von Kabbalisten zu deuten ist. Wenn überhaupt.

Die kleinen Kronen auf den Thorabuchstaben (Tagin) haben keinerlei rationale, aber dennoch eine verborgene Bedeutung. Die Ta'amim (Melodie – Zeichen) dagegen zeigen den allerhöchsten Level überhaupt an. Es heisst, dass die wahre "Süße" der Thora, die Ta'amim, erst vom Meschiach erklärt werden können.

Jedesmal wenn ich einen Abschnitt aus der Thora lerne, und sei dies "nur" die wöchentliche Thoralesung, ergeht es mir so, dass ich etwas Neues entdecke und lerne. Zu jedem Thoraabschnitt lese ich ca. zwanzig Kommentare und es kann Stunden dauern, bis ich mich von einem Satz zum nächsten bewege. Plötzlich tun sich Widersprüche in den hebr. Originalworten auf. Hier weist ein Wort auf eine ganz besondere Tat oder Emotion, die an anderer Stelle ähnlich abläuft. Seitdem ich begonnen habe, die Thora professioneller und intensiver zu lernen, bemerke ich erst, wie schwierig es ist, Inhalte zu verstehen und sie nicht mißzudeuten. Kein Wunder, dass die Thora Stoff für ein ganzes Leben liefert.

Samstag, Dezember 15, 2007

Kabbalah - Studium

B"H

Mehr als vier Jahre bevor ich im Oktober 2006 mit diesem Blog begann, lernte ich fast ausschließlich Talmud und Kabbalah. Natürlich lassen verschiedene Quellen verlauten, dass jemand erst mit dem Kabbalah - Studium beginnen sollte, wenn er sozusagen den Talmud und andere jüdische Schriften vor und rückwaerts aufsagen kann. Bei mir war es jedoch so, dass ich beschloss, ein Buch über ein ganz bestimmtes Thema zu schreiben und daher war ich auch zwangsläufig gezwungen, mich eingehend mit verschiedenen Themen der Kabbalah zu beschäftigen. Allmählich lernte ich recht viel und kam mit sehr vielen Spezialisten in Kontakt. Darunter Uniprofessoren sowie Rabbiner. Alle waren übrigens sehr behilflich und empfahlen mir immer mehr Bücher.

Seitdem ich meine Blogs schreibe und ich mich immer mehr auf die Chassidut (Chassidismus) konzentriere, litt mein Kabbalah - Studium immens. Vor wenigen Wochen kam ein befreundeter Rabbi auf mich zu und fragte entsetzt, warum ich denn nicht bei einem der Gershom Scholem Treffen zur Kabbalah anwesend war. Dort hätte es überragende Vorträge auf allerhoechstem Niveau gegeben.
Am letzten Donnerstag dann ging ich zum Vortrag von David Salomon, der sich mit der jüdischen Geschichte befasst. Er und ich haben uns übrigens über die Kabbalah vor einigen Jahren kennen gelernt. Während des Vortrages, bei dem er auch berühmte Kabbalisten sowie deren Theorien, erwähnte, wurde mir bewusst, wie sehr ich die Kabbalah eigentlich vermisste und beschloss, mir etwas mehr Zeit für mein ursprüngliches Thema zu nehmen.

Wer wirklich an der Kabbalah interessiert ist, kann gerne einmal ab und zu in meinem Kabbalah - Blog vorbeischauen. Dort will ich mein altes Wissen schnellstens wieder aufpolieren und andere können vielleicht davon profitieren. Allerdings ist das gesamte Thema nur für Interessierte und nicht für all jene, die auf schnelles Wissen und Esotherik aus sind. Ein Kabbalah - Studium erfordert, wie ich dort auch schrieb, Fleiß und Geduld.

Von daher springt die Mehrheit immer sehr schnell ab und ich gehe einmal fast davon aus, in dem Blog mit mir selbst zu reden. Dies aber hält mich nicht davon ab, insbesondere die Lurianische Kabbalah leicht zu erklären. Aber nicht nur sie, sondern ebenso frühere Kabbalisten wir Rabbi Abulafia oder Rabbi Gikatilla.
Ansonsten konzentriere ich mich auf die Kabbalah aus der nordisraeli. Stadt Tsafed (Safed), da gerade die dortigen Kabbalisten wie Rabbi Yitzchak Luria immense Neuerungen in die eigentliche Kabbalah einbrachten.

Die Chassidut kommt dabei auch nicht zu kurz, denn diese beruht auf kabbalistischen Lehren.

Ich jedenfalls freue mich, auch wieder die Gelegenheit nutzen zu können, um zur Kabbalah zurückzukommen.

http://tsafedkabbalah.blogspot.com