Sonntag, Juni 22, 2008

Alle Jahre wieder …

B"H

Und alle Jahre wieder die gleiche Überschrift.

Alle Jahre wieder findet in Tel Aviv und in Jerusalem die "Gay Parade" statt.

So mancher mag die Homosexualität heutzutage als "normal" ansehen, dennoch fragen sich nicht wenige Leute (und nicht nur orthod. Juden), was aus unserer Gesellschaft geworden ist bzw. wird.

Religiöse Juden werden mich für meine Ansicht kritisieren, aber mir ist es egal, was jemand in seinem Schlafzimmer treibt. Ich betone hier "Schlafzimmer", was "privat" bedeutet. Und privat sollte privat bleiben … nämlich den eigenen vier Wänden. Warum müssen Homosexuelle ihre Veranlagung zur Schau stellen ? Heterosexuelle Paare laufen ja auch nicht demonstrierend herum und zeigen ihre Veranlagung. Genau dies ist auch die Ansicht vieler Israelis, mit denen ich in der letzten Zeit zum Thema sprach. Und bei den Befragten handelte es sich größtenteils nicht unbedingt religiöse Leute.

An diesem Donnerstag nachmittag findet in Jerusalem die alljährliche Gay Parade statt und alljährlich kommt es zu wilden haredischen (ultra - orthod.) Demos und Widerstand. In haredischen Wohnvierteln kam es letztes Jahr teilweise zu Straßenschlachten mit der Polizei und wir warteten schon auf weitere in diesem Juni. Aber nichts geschah. Bis auf eine kleine Demo in Mea Shearim in der vergangenen Woche, an welcher nur einige wenige Haredim teilnahmen, geschah nichts. Haben alle irgendwie aufgegeben und sich damit abgefunden, dass die Gays herumlaufen ?

Keineswegs, aber offiziell begründet die antizionistische Dachorganisation "Edah HaCharedit" ihre Entscheidung zur Ruhe nicht und es darf spekuliert werden. Wurden sie vielleicht aufgekauft ? Wurden Versprechungen gemacht, um die Haredim zum Schweigen zu bringen ? Oder ist es ganz einfach nur die Tatsache, dass die Parade in diesem Jahr eine andere Route läuft ?
Begonnen wird im Unabhängigkeitspark in der Agron. Am amerikanischen Konsulat vorbei bis hin zum Rathaus am Safra Square. Ganz bescheiden und weit weg von der Öffentlichkeit und der Fußgängerzone.

Amerikanische Haredim kritisierten ihre israel. "Kollegen" aufs Schärfste, aber offiziell herrscht allgemeines Stillschweigen. Ganz so still es es denn wieder auch nicht, denn in Mea Shearim wurden neue Mitteilungsposter "Fakshivilim" aufgehängt, in denen die Gay Parade und alle Teilnehmer für "trefe - unrein" erklärt werden.

Das Verbot der männlichen Homosexualität ist ein Verbot "Deoraita" - also ein biblisches Verbot und daher sehr schwerwiegend. Falls mich nun jemand fragt, was halachisch mit Lesben ist …. hierauf habe ich noch keine eindeutige Antwort finden können. Dieses sollte dennoch keinen Grund zur Rechtfertigung darstellen. Rabbiner weisen darauf hin, dass der Idealfall im Judentum eine Familie ist und diese besteht aus einem Mann und einer Frau und ist nicht gleichgeschlechtlich.

Wie ich eingangs anmerkte, es ist mir egal, was die Leute privat machen. Eine Gay Parade allerdings gehört NICHT nach Jerusalem. In Tel Aviv, okay, wer will….. Aber Jerusalem hat einen anderen Status und das Einzige, was die Gays hier machen, ist G - tt verhöhnen. Ihnen geht es darum zu zeigen, dass sie auch Rechte haben und "wer sind". Das, was die Mehrheit der Jerusalemer aber stört, ist der "Davka - Effekt" - die Absicht. Gerade weil es Jerusalem und die Stadt G - ttes ist, will man einen Punkt machen und demonstrieren. Dass man sich jedoch mehr der Lächerlichkeit preisgibt und die Parade die Bewohner nicht unbedingt zum Zuschauen anregt, ist dabei völlig nebensächlich. Hauptsache ich habe es G - tt einmal wieder so richtig gezeigt und kann ruhig schlafen.
Mann, wie bin ich toll.

Jerusalem ist nicht Tel Aviv und wird es nie sein. Und vielleicht würden sich die Gays mehr Anerkennung erlangen, wenn sie anderen gegenüber mehr Respekt zeigen und auf maßlose Punkte verzichten.

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