Sonntag, Juni 15, 2008

Nur über meine Leiche

B"H

Die Tageszeitung MAARIV veröffentlichte in ihrer letzten Wochenendausgabe einen längeren Bericht über das teilweise "skandalöse" Vorgehen der haredischen Institution "ZAKA – Zihui Korbanot Ason – Identifizierung von Katastrophenopfern". Der Name mag etwas zu sehr nach Katastrophen klingen, ist doch ZAKA ebenso bei Unfalltoten im Einsatz. Überall dort, wo es jüdische Opfer gibt. Auch wenn jüdische Israelis im Ausland betroffen sind.

Gegründet wurde ZAKA unter anderem von Yehuda Meshi Zahav, einem Schüler des einstmaligen Neturei Karta Oberhauptes in Jerusalem, Rabbi Amram Blau (Bloi). Noch immer ist Yehuda Meshi Zahav mit der Neturei Karta in Mea Shearim verwachsen, gibt sich aber oft weltmännisch. Oder besser gesagt staatsmännisch bezüglich der eigenen ZAKA – Staatsangelegenheiten.

Vielseits wird ZAKA hochgelobt, denn wer will schon gerne freiwillig die Aufgabe übernehmen, jüdische Leichenreste zu suchen. Zum Beispiel steigen die Mitglieder von ZAKA, allesamt männliche Haredim (Ultra – Orthod.), nach Bombenattentaten auf Dächer, um jeden noch so winzigen Hautfetzen zu finden und mit in das Grab zu beförden. Für die Haredim, die alle ehrenamtlich fungieren, ist dies eine absolute Mitzwah, denn wenn der Meschiach kommt und mit ihm die Aufertsehung der Toten, dann darf bei einer Leiche nichts fehlen. Für diese Gewissenhaftigkeit ist ZAKA hoch zu loben.

Im Judentum ist eine Feuerbestattung halachisch absolut verboten. Es darf sich niemand verbrennen lassen, sondern jede Leiche wird nach dem Tode rituell gewaschen und beerdigt.

Allerdings scheint es seit einigen Jahren auch bei Israelis in Mode zu kommen, sich dennoch einäschern lassen zu wollen. Insbesondere ist eine große Nachfrage bei den Einwanderern aus den GUS – Staaten zu verzeichnen. Und obwohl die Mehrheit dieser Einwanderer keine halachischen Juden sind bzw. überhaupt keine jüdischen Wurzeln besitzen, gibt es dennoch ein paar wenige halachische Juden unter ihnen. Und auch Letztere hegen immer mehr eine Feuerbestattung als letzten Wunsch . Wenn, dann geht dieses sehr diskret von statten. Die Leichen werden gegen viel Geld von Privatfirmen eingeäschert und danach steht die Urne bereit zu Abholung.

In immer mehr Fällen jedoch benachrichtigen aufgebrachte Verwandte die ZAKA – Organisation, und diese verhindert dann eine Freigabe der Leiche aus dem Leichenschauhaus an die Einäscherungsfirma. Die Leiche bleibt solange im Kühlfach, bis die Verwandten einer ordentlichen halachischen Beerdigung zustimmen. Und zwar schriftlich.

Viele Russen behaupten, von ZAKA Anrufe erhalten zu haben und wenn sie sich nicht bereit zeigten, einer halachischen Beerdigung zuzustimmen, wurde auch schonmal gedroht. ZAKA wolle dann das Sozialamt informieren und denen mitteilen, dass die Tochter bzw. der Sohn ja anscheinend genügend Geld habe, die Mutter teuer einäschern zu lassen. Verhelfe dies nicht dem gewünschten Erfolg, dann bleibt die Leiche halt im Kühlfach.

Auf diese Beschuldigungen angesprochen erklärte Yehuda Meshi Zahav, dass dem wirklich so sei. Man wende auch schon einmal Drohungen an. Ein halachischer Jude könne halt nicht eingeäschert werden, selbst wenn dies sein Wunsch ist. Nicht jeder kann sich seine Halacha selber aussuchen und zurechtlegen. Es gilt das Thorarecht und hier sind Feuerbestattungen verboten. Basta.
Man erledige hier seine halachische Pflicht, mehr nicht.
Vor einiger Zeit wurde sogar ein Feuerbestattungsinstitut abgefackelt, aber ob die Täter jemals gefasst wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Persönlich konnte ich Feuerbestattungen noch nie etwas abgewinnen und wenn da eine Urne herumgeschleppt wird und es heißt, dass da "Onkel August" drin sei, dann hört sich das einfach widerlich an. Man hat sein Leben verwirkt und befindet sich nun als Asche in einer Schachtel. Eine grausige Vorstellung und ich kann mir nicht vorstellen, was die Betroffenen dazu bewogen hat. Klar, kann man genauso sagen, dass nach einer regulären Beerdigung auch nicht mehr viel übrig bleibt. Soll man sich da etwa von den Würmern zerfressen lassen ? Da lieber gleich verbrannt und weg.

Dennoch ist es absolut menschenverachtend und gerade Juden sollte der Gedanke daran zuwider sein, denn wieviele fanden sich unfreiwillig in den Krematorien der Vernichtungslager wieder ?

Links:

Zaka - Homepage auf Englisch

Jerusalem Post - Artikel zum Thema

4 Kommentare:

  1. Anonym9:08 PM

    Hast du einen Beweis für deine Behauptung, GUS-Juden wären mehrheitlich keine halachischen Juden?

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  2. Hallo Miriam!

    Was passiert mit einem Juden, der z.b. bei einem Unfall verbrennt?
    Wie wird die Bestattung dann gehandhabt?

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  3. B"H

    Offiziell heisst es, dass 70% der nach Israel eingewanderten Russen keine Juden sind. Inoffiziell veroeffentlichte das ehemalige Religionsministerium noch weitaus hoehere Zahlen, welche die Jewish Agency bestaetigte. Ausserdem gab die Jewish Agency zu, dass es ein Fehler war, auch die absolut nichtjued. Russen ins Land zu holen, was ausschliesslich aus polit. Gruenden geschehen war.

    Man schaue sich ausserdem nur einmal die Anzahl derjenigen Russen an, die daheim Madonnenstatuen aufstellen, in Kirchen rennen und vor Weihnachtsbaum ihren Christbaum gar nicht schnell genug aufstellen koennen. Und das trotz der vielen Giur (Konversions) Kurs. Allein die Einrichtung der Konversionskurse fuer Russen zeigt schon allein, wen man hier hat Aliyah machen lassen. Positiv ist, dass die Anzahl der russ. Einwanderer nach Israel drastisch zurueckgegangen ist.

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  4. B"H

    @Bine

    Ich bin kein Bestattungsexperte, aber ich denke einmal, dass derjenige in dem Fall ganz normal beerdigt wird. Jedenfalls solange seine Identitaet eindeutig feststeht. Falls nicht, kommt es zu einem DNA - Test.

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